Sojus 3
Am 26.10.1968 startete Georgi Beregovoi an Bord von Sojus 3 ins All, um an die Tags zuvor gestartete, unbemannte Sojus 2 anzudocken. Das Kopplungsmanöver mislang aber, weil Beregovoi offenbar versucht hatte, sein Raumschiff in einer falschen Lage (um 180 Grad verdreht, also sozusagen "auf dem Kopf") anzudocken. Sojus 2 hatte vier Positionslampen: zwei konstant leuchtende auf der oberen Seite, zwei blinkende unten. Obwohl häufig Beregovoi die Schuld gegeben wird, er habe dies verwechselt, scheint es nicht so ganz festzustehen, ob nicht vielleicht doch die Beleuchtung falsch war.
Sojus 3 war der erste bemannte Testflug einer Sojus nachdem am 24.04.1967 Vladimir Komarov ums Leben kam, als seine Sojus 1 bei der Landung abstürzte, weil sich der Fallschirm nicht geöffnet hatte.
Am Ende des Wiedereintritts hatte sich der Brems- und Stabilisierungsschirm normal entfaltet, der Hauptschirm wurde jedoch nicht ausgestossen und geöffnet. Komarov versuchte daraufhin den Reserveschirm auszulösen, dieser verfing sich jedoch im Bremsschirm und konnte sich nicht voll entfalten. Beim Aufprall wurde Sojus 1 komplett zerstört.
Sojus 1 war einen Tag zuvor gestartet und war von Anfang an mit grossen Problemen konfrontiert: Nach dem Start hatte sich eines der beiden Solarzellenpanel nicht entfaltet. Dies hatte natürlich zur Folge, dass nur die halbe elektische Leistung zur Verfügung stand. Ausserdem verdeckte das Panel auch einige Sensoren, die für die Lageregelung wichtig sind.
Eigentlich war für diese Mission eine Kopplung mit Sojus 2 geplant, die einen Tag später mit 3 Kosmonauten an Bord hätte starten sollen. Zwei der drei Kosmonauten hätten dann mittels EVA in die Sojus 1 umsteigen sollen.
Aufgrund von Komarovs Problemen wurde der Start von Sojus 2 aber abgesagt und der Flug von Sojus 1 abgebrochen.
Hartnäckig halten sich Gerüchte von amerikanischen Horchposten, aber auch Funkamateuren, die mitgehört haben wollen, wie Komarov im Orbit laut diejenigen verfluchte, die ihn mit einem unausgereiften Raumschiff ins All geschickt hatten.
Sojus 1 war tatsächlich noch nicht ausgereift und die Probleme im Orbit und das katastrophale Ende von Sojus 1 verwundern nicht, wenn man die Umstände anschaut. Dies war ja der erste bemannte Testflug einer Sojus. Doch das Politbüro unter Breschnev übte massivsten Druck aus, daraus eine Mission mit spektakulären Erstleistungen zu machen. So hätten zum ersten Mal zwei bemannte Raumschiffe im Orbit docken und zwei Kosmonauten umsteigen sollen. Einmal mehr wollte man unbedingt die Amerikaner übertrumpfen, die zum einen noch unter der Tragödie von Apollo 1 litten, zum anderen aber mit Apollo 8 die erste bemannte Mondumrundung geplant hatten.
Ein solch ehrgeiziges Unternehmen mit einem bemannt noch nie getesteten Raumschiff musste fast zwangsläufig in eine Katastrophe führen, wenn man bedenkt, dass alle drei vorangegangen unbemannten Test mehr oder weniger grosse Fehlschläge waren, bei denen nicht einmal ein sicherer Wiedereintritt mit Landung gelang:
Beim ersten Testflug (Kosmos 133) gab es Probleme mit der Lagekontrolle und das Raumschiff konnte vor dem Wiedereintritt nicht korrekt ausgerichtet werden, so dass es vom Kurs abkam, in China zu landen drohte und deshalb gesprengt werden musste. (Trotzdem hielten sich jahrelang Gerüchte, die Chinesen hätten eine intakte Sojus in ihren Händen.)
Der zweite Testflug (ohne Bezeichnung) hob gar nie ab, da beim Start nur die Zentralstufe der Rakete zündete, nicht aber die Booster. Die Triebwerke wurden wieder abgestellt und man begann mit Untersuchungen und Arbeiten an der Rakete. Nach rund 27 Minuten zündeten jedoch die Triebwerke des Rettungssystems auf der Spitze der Rakete und zogen das Raumschiff von der Rakete weg. Durch die Flammen und die heissen Abgase wurde der Treibstoff in der 3. Stufe aber so stark erhitzt, dass sich eine katastrophale Explosion ereignete, bei der es mindestens einen Toten und mehrere Verletzte gab.
Beim dritten Testflug (Kosmos 140) gab es bei der Abtrennung des Servicemoduls einen Druckabfall im Wiedereintrittsmodul und während des Wiedereintritts brannte sich ein rund 30 cm grosses Loch in den Hitzeschild. Eine Besatzung hätte eine solche Rückkehr nicht überlebt. Die Fallschirme öffneten sich jedoch normal und Kosmos 140 landete auf dem zugefrorenen Aralsee wo sie schliesslich versank. Sie konnte aber später geborgen werden.
Sojus war also noch kaum bereit für eine bemannte Mission, schon gar nicht eine so komplizierte.
Das Wiedereintrittsmodul von Sojus 3:
Die grosse Luke ist die Abdeckung des Behälters für den Reserveschirm. Links davon ist der Behälter für den Hauptschirm (hier abgedeckt mit einer Art "Plastikdeckel", der wohl für's Museum angebracht wurde). An der rechten Seite kann man ein Bullauge erkennen.