Ein Besuch im Raumfahrtmuseum von RKK Energia in Korolev City bei Moskau

Diskutiere Ein Besuch im Raumfahrtmuseum von RKK Energia in Korolev City bei Moskau im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Auch wenn ich mich wiederhole: Tolle Bilder, gute Texte! :HOT Wenn man bei diesen Bildern bedenkt, wie sich das manche Leute im Film...
radist

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Auch wenn ich mich wiederhole: Tolle Bilder, gute Texte! :HOT

Wenn man bei diesen Bildern bedenkt, wie sich das manche Leute im Film vorstellen :p

Zum Thema Ausstieg nur der Hinweis auf die extremen Schwierigkeiten, die Leonow hatte, als er wieder zurück in's Raumschiff wollte - er passte fast nicht mehr durch die Schleuse. Hat nach eigenen Angaben ganz schön geschwitzt bis er wieder drin war.

radist
 

AM72

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radist schrieb:
Auch wenn ich mich wiederhole: Tolle Bilder, gute Texte! :HOT

Wenn man bei diesen Bildern bedenkt, wie sich das manche Leute im Film vorstellen :p

Zum Thema Ausstieg nur der Hinweis auf die extremen Schwierigkeiten, die Leonow hatte, als er wieder zurück in's Raumschiff wollte - er passte fast nicht mehr durch die Schleuse. Hat nach eigenen Angaben ganz schön geschwitzt bis er wieder drin war.

radist
Richtig. Lag daran, das sein Anzug mehr und mehr aufgeblasen wurde und somit mehr Volumen hatte. Er hat dann mit einem Luftdruckventil Luft ablassen können. Muss mulmig gewesen sein : Im freien All - Überdruck und Angst nicht mehr da reinzukommen ...
Er war wohl insgesamt um die 24min. draussen.
 
gero

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Alien
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Neues Thema zu Gagarin und Fallschirm und so ....

Airtoair schrieb:
Eigentlich geht es in dem Thread hier ja um das Museum. Mich interessiert die Kontroverse über Gagarins Fallschirmlandung aber sehr, und irgendwie gehört das ja auch hierher. Deshalb hoffe ich, dass Ihr mir verzeiht, wenn ich nochmal nachfrage. Mit dem Bericht vom Museum geht's dann auch bald weiter.;)
Ich verweise mal auf
http://www.flugzeugforum.de/forum/showthread.php?t=30167

gero
 
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Voschod 2 - Ausstieg in den Weltraum

Am 18.03.65 flogen dann also Beliajev und Leonov ins All. Sobald sie im Orbit waren, begannen sie mit den Vorbereitungen für Leonovs EVA. Beide Kosmonauten trugen übrigens einen Anzug vom Typ "Berkut" der speziell für diese Mission entwickelt worden war. Beliajev half Leonov einen Rucksack mit den Lebenserhaltungssystemen anzulegen und bediente die Schleuse. Als sich die innere Luke öffnete, schwebte Leonov kopfvoran in die Schleuse. Nachdem die innere Luke wieder geschlossen und die Luft abgelassen worden war, öffnete sich die äussere Luke. Leonov schien wohl ungeduldig gewesen zu sein, da er von Beliajev ermahnt werden musste, sich an den vorgesehenen Ablauf zu halten. Schliesslich verliess Leonov die Schleuse um sich als erster Mensch im freien Raum zu bewegen. Er wurde jedoch durch den Anzug stark in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, da dieser unter Druck ziemlich steif war und über keine Gelenke verfügte. Auf seiner Brust war eine Kamera montiert, deren Auslöser auf Leonovs Oberschenkel angebracht war. Er kam jedoch nicht an den Auslöser ran und konnte deswegen auch nicht wie geplant Aussenaufnahmen vom Raumschiff machen.
 
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Voschod 2 - Dramatische Rückkehr Leonovs

@gero: Danke, schaue ich mir an und diskutiere gerne dort noch ein wenig weiter über dieses interessante Thema.

@radist und Arne: Geduld, Leute,:D zur dramatischen Rückkehr Leonovs ins Raumschiff habe ich natürlich auch noch etwas zu erzählen:;)

Wie man heute auch weiss, hatte Leonov grösste Schwierigkeiten, wieder in die Schleuse zurückzukehren und es ereigneten sich einige dramatische Augenblicke:
Nach rund 10 Minuten wollte sich Leonov auf die Rückkehr vorbereiten. Sein Anzug hatte sich jedoch sehr stark aufgebläht. Wie er später erzählte, waren dadurch seine Füsse aus den Stiefeln und die Finger aus den Handschuhen gerutscht, was es ihm sehr erschwerte, seine Bewegungen zu kontrollieren und sich festzuhalten. Um sich etwas freier bewegen zu können, musste er den Druck in seinem Anzug zu senken, was die Gefahr eines Dekompressionsunfalls heraufbeschwor ("Taucherkrankheit"). Er war auch gezwungen, mit dem Kopf voran in die Schleuse zurückzukehren, statt wie vorgesehen mit den Füssen. Er musste jedoch mit den Füssen zuerst ins Raumschiff schweben, um wieder in seinem Sitz Platz nehmen zu können. Also musste er sich in der Schleuse drin drehen. Auch dies war schwierig, da die Schleuse nicht dafür gebaut war, dass ein Kosmonaut im Anzug darin einen halben Ueberschlag machen konnte.
Als Leonov schliesslich wieder in seinem Sitz lag, war er schweissgebadet. (Nach eigenen Angaben war er "bis zu den Knien" im Schweiss.) Seine Körpertemperatur war auf über 38 Grad gestiegen und zeitweise hatten die Aerzte gar einen Kreislaufkollaps wegen Ueberanstrengung befürchtet, als Leonovs Puls bei über 140 Schlägen pro Minute lag und die Atemfrequenz mehr als doppelt so hoch war wie normal.
Die Gesamtdauer, in der Leonov dem Vakuum ausgesetzt war betrug 23 Minuten und 41 Sekunden, davon gut 12 Minuten ausserhalb der Schleuse.

Hier noch ein Bild vom Inneren von Voschod 2: Im Vordergrund, unten links, ist Beliajevs Sitz, dahinter Leonovs Sitz. Im Hintergrund ist deutlich die Luke zur Schleuse zu sehen, direkt neben einem Handgriff, den Leonov benutzte um sich vom Raumschiff in die Schleuse und umgekehrt zu bewegen. Oben befindet sich das Bedienpanel für die Schleuse.
 
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AM72

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Klasse Darstellung - ich hätte mich mal wirklich zurückhalten sollen !:engel:
... man, der Thread hier ist ja wohl total Spitze !!!:TOP:
 
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Kosmos 110 - Die letzte Voschod Mission

@Arne: Passt scho! solange es Spass macht...:D

Wie bereits gesagt, wurde das Voschod Programm vorwiegend deshalb ins Leben gerufen, um den Amerikanern bei verschiedenen Erstleistungen zuvorzukommen. Dazu gehörte auch die erste Langzeitmission von mind. zwei Wochen Dauer. Wegen Problemen mit der Zuverlässigkeit von diversen Systemen musste dieses Vorhaben immer wieder verschoben werden, bis schliesslich im Dezember 1965 doch die Amerikaner, mit dem 14 Tage dauernden Flug von Gemini 7, dieses Ziel als Erste erreichten. Daraufhin planten die Sowjets für Voschod 3 eine Flugdauer von 15 bis 20 Tagen.
Zuvor wollte man jedoch die Systeme des Raumschiffs in einem unbemannten Langzeitflug mit Tieren testen.
So startete am 22.02.1966 Kosmos 110 mit den Hunden Igolka und Veterka an Bord ins All, übrigens mit dem Raumschiff, das ursprünglich für die bemannte Voschod 3 vorgesehen war. Die Mission verlief erfolgreich und Kosmos 110 landete nach 21 Tagen wieder auf der Erde. Alles schien bereit für Voschod 3. Doch nur zwei Wochen vor dem geplanten Start wurde das Unternehmen abgeblasen, weil die Regierung unter Breschnew keine Notwendigkeit mehr sah. Die Begründung war, dass der Fortschritt gegenüber den Amerikanern zu gering war, um die Welt wirklich beeindrucken zu können.
Voschod 3 wurde offiziell aber nie wirklich definitv gestrichen, sie verschwand einfach von der Bildfläche.
Aufgrund von Problemen bei Voschod 2 und wegen dem Tod Korolevs im Januar 1966 wurden die weiteren geplanten Missionen gestrichen.
Somit war Kosmos 110 tatsächlich die letzte Mission des Voschod Programms.
 
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Kosmos 110 - Fallschirmabteil

Das Fallschirmabteil von Kosmos 110. Dieses war bei allen Vostok und Voschod Raumschiffen ähnlich ausgelegt.

An der Wand im Hintergrund hängt ein grosses Porträt von Sergei P. Korolev. Sein Tod am 14.01.1966 war ein sehr schwerer Schlag für die sowjetische Raumfahrt, war er doch das Genie, das hinter den grossen Erfolgen steckte. Und nicht nur das: Von seinen Entwicklungen profitiert die russische Raumfahrt bis heute, wurden doch sämtliche bemannten sowjetischen und später russischen Missionen mit direkt von seiner R-7 abstammenden Raketen gestartet. Auch die heute im Einsatz stehenden, verschiedenen Versionen der Sojus-Rakete sind direkte Weiterentwicklungen der R-7. Sogar der Betrieb der ISS wäre momentan ohne die, ebenfalls von ihm entworfenen, zuverlässigen, mittlerweile weiterentwickelten Sojus Raumschiffe gar nicht denkbar.
Korolev war aber nicht nur ein genialer und visionärer Konstrukteur, er hatte auch herausragende organisatorische Fähigkeiten und ein starkes Durchsetzungsvermögen, was auch wichtig war für den Umgang mit seinen Vorgesetzten und der Regierung. Von seinen Mitarbeitern und Untergebenen wurde er bewundert und auch gefürchtet, da er auch sehr streng sein konnte und den Zielen in der Raumfahrt alles unterordnete.
Zu Lebzeiten soll sein Name eines der bestgehüteten Staatsgeheimnisse der UdSSR gewesen sein. Die Regierung soll sogar gefürchtet haben, dass der CIA Korolev umbringen könnte, wenn die Amerikaner erfuhren, wer hinter den sowjetischen Raumfahrterfolgen steckte...
(Trotzdem soll sein Name schon 1963 in DDR-Publikationen erwähnt worden sein.)
Korolevs Name wurde erst bei seinem Tod offiziell bekannt gegeben. Er erhielt ein Staatsbegräbnis und wurde an der Kremlmauer bestattet.
Nach seinem Tod wurde die sowjetische Raumfahrt von Fehlschlägen und Katastrophen heimgesucht. Natürlich wäre es reine Spekulation, zu behaupten, das dies nicht der Fall gewesen wäre, wenn er noch gelebt hätte.
Allerdings gab es schon bald unter den Leuten, die an der Raumfahrt beteiligt waren ein geflügeltes Wort, das auch Jahre später noch die Runde gemacht haben soll. Der Satz: "Unter Korolev wäre sowas nicht passiert!" war nach Fehlschlägen häufig zu hören
 
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Kosmos 110

Ein Blick ins Innere von Kosmos 110. In der Mitte sind die beiden Behälter in denen die Hunde drin waren.
Die hintere Luke fehlt übrigens, weshalb man durchs Raumschiff hindurch sehen kann.
 
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Sojus

Sojus wurde zu Beginn der 60er Jahre von Korolev ursprünglich als Raumschiff für das bemannte Mondprogramm entworfen. Nach verschiedenen Aenderungen und auch Unterbrüchen in der Designarbeit entstand daraus eine erste Version für erdnahe Orbitalflüge und war zu Beginn für drei Kosmonauten ausgelegt.

Als einziges komplettes Sojus Raumschiff im Museum ist ein Mockup von Sojus-19 ausgestellt, die ja beim Apollo-Sojus Test Project (ASTP) zum Einsatz kam (dazu später mehr).
Sojus besteht grundsätzlich aus drei Modulen: Rechts im Bild ist das Servicemodul mit zusammengeklapptem Solarzellenpanel zu sehen. Neben der Energieversorgung beherbergt es die Lebenserhaltungssysteme, das Haupttriebwerk sowie Lageregelungssensoren und -triebwerke. In der Mitte ist das Wiedereintrittsmodul in dem sich die Kosmonauten beim Start befinden und mit dem sie auch wieder auf der Erde landen. Links ist das Orbitalmodul. Ausser dass es den verfügbaren Raum für die Kosmonauten beträchtlich erweitert und Platz für Experimente bietet, kann es an seiner Spitze (im Bild ganz links) je nach Mission unterschiedlich ausgerüstet werden. Meistens befindet sich hier ein Kopplungssystem um ein Docken mit einem anderen Raumschiff oder einer Raumstation zu ermöglichen. Bei einigen Einzelmissionen wurden stattdessen aber auch Instrumente, wie z.B. Infrarotteleskope montiert. Bei Sojus-19 war hier natürlich ein Kopplungssystem, um mit Apollo docken zukönnen.

Die drei Module werden vor dem Wiedereintritt, nach der Bremszündung mit dem Haupttriebwerk, voneinander getrennt. Während Orbital- und Servicemodul in der Atmosphäre verglühen, landet das Wiedereintrittsmodul mit den Kosmonauten an Bord an einem Fallschirm. Da die Landung ja auf festem Boden erfolgt, dämpfen Bremstriebwerke, die ca. 1,5 m über dem Boden gezündet werden, schliesslich den Aufprall.
 
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Hallo
Danke für die schönen Fotos.:TOP: Hatten die Gruppen in den 30iger Jahren nicht GRID geheissen. Es gab in Moskau und in Leningrad solch eine Gruppe. Oder ist das wieder was anders.
Ich möchte noch hinzufügen, wenn es gestattet ist, das die Raketen(forschung) von Kriegsraketen abstammen in den Jahren (In Russland) 1817-1848 wurde fleissig geprobt.


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Sojus 3

Am 26.10.1968 startete Georgi Beregovoi an Bord von Sojus 3 ins All, um an die Tags zuvor gestartete, unbemannte Sojus 2 anzudocken. Das Kopplungsmanöver mislang aber, weil Beregovoi offenbar versucht hatte, sein Raumschiff in einer falschen Lage (um 180 Grad verdreht, also sozusagen "auf dem Kopf") anzudocken. Sojus 2 hatte vier Positionslampen: zwei konstant leuchtende auf der oberen Seite, zwei blinkende unten. Obwohl häufig Beregovoi die Schuld gegeben wird, er habe dies verwechselt, scheint es nicht so ganz festzustehen, ob nicht vielleicht doch die Beleuchtung falsch war.

Sojus 3 war der erste bemannte Testflug einer Sojus nachdem am 24.04.1967 Vladimir Komarov ums Leben kam, als seine Sojus 1 bei der Landung abstürzte, weil sich der Fallschirm nicht geöffnet hatte.
Am Ende des Wiedereintritts hatte sich der Brems- und Stabilisierungsschirm normal entfaltet, der Hauptschirm wurde jedoch nicht ausgestossen und geöffnet. Komarov versuchte daraufhin den Reserveschirm auszulösen, dieser verfing sich jedoch im Bremsschirm und konnte sich nicht voll entfalten. Beim Aufprall wurde Sojus 1 komplett zerstört.
Sojus 1 war einen Tag zuvor gestartet und war von Anfang an mit grossen Problemen konfrontiert: Nach dem Start hatte sich eines der beiden Solarzellenpanel nicht entfaltet. Dies hatte natürlich zur Folge, dass nur die halbe elektische Leistung zur Verfügung stand. Ausserdem verdeckte das Panel auch einige Sensoren, die für die Lageregelung wichtig sind.
Eigentlich war für diese Mission eine Kopplung mit Sojus 2 geplant, die einen Tag später mit 3 Kosmonauten an Bord hätte starten sollen. Zwei der drei Kosmonauten hätten dann mittels EVA in die Sojus 1 umsteigen sollen.
Aufgrund von Komarovs Problemen wurde der Start von Sojus 2 aber abgesagt und der Flug von Sojus 1 abgebrochen.
Hartnäckig halten sich Gerüchte von amerikanischen Horchposten, aber auch Funkamateuren, die mitgehört haben wollen, wie Komarov im Orbit laut diejenigen verfluchte, die ihn mit einem unausgereiften Raumschiff ins All geschickt hatten.

Sojus 1 war tatsächlich noch nicht ausgereift und die Probleme im Orbit und das katastrophale Ende von Sojus 1 verwundern nicht, wenn man die Umstände anschaut. Dies war ja der erste bemannte Testflug einer Sojus. Doch das Politbüro unter Breschnev übte massivsten Druck aus, daraus eine Mission mit spektakulären Erstleistungen zu machen. So hätten zum ersten Mal zwei bemannte Raumschiffe im Orbit docken und zwei Kosmonauten umsteigen sollen. Einmal mehr wollte man unbedingt die Amerikaner übertrumpfen, die zum einen noch unter der Tragödie von Apollo 1 litten, zum anderen aber mit Apollo 8 die erste bemannte Mondumrundung geplant hatten.
Ein solch ehrgeiziges Unternehmen mit einem bemannt noch nie getesteten Raumschiff musste fast zwangsläufig in eine Katastrophe führen, wenn man bedenkt, dass alle drei vorangegangen unbemannten Test mehr oder weniger grosse Fehlschläge waren, bei denen nicht einmal ein sicherer Wiedereintritt mit Landung gelang:
Beim ersten Testflug (Kosmos 133) gab es Probleme mit der Lagekontrolle und das Raumschiff konnte vor dem Wiedereintritt nicht korrekt ausgerichtet werden, so dass es vom Kurs abkam, in China zu landen drohte und deshalb gesprengt werden musste. (Trotzdem hielten sich jahrelang Gerüchte, die Chinesen hätten eine intakte Sojus in ihren Händen.)
Der zweite Testflug (ohne Bezeichnung) hob gar nie ab, da beim Start nur die Zentralstufe der Rakete zündete, nicht aber die Booster. Die Triebwerke wurden wieder abgestellt und man begann mit Untersuchungen und Arbeiten an der Rakete. Nach rund 27 Minuten zündeten jedoch die Triebwerke des Rettungssystems auf der Spitze der Rakete und zogen das Raumschiff von der Rakete weg. Durch die Flammen und die heissen Abgase wurde der Treibstoff in der 3. Stufe aber so stark erhitzt, dass sich eine katastrophale Explosion ereignete, bei der es mindestens einen Toten und mehrere Verletzte gab.
Beim dritten Testflug (Kosmos 140) gab es bei der Abtrennung des Servicemoduls einen Druckabfall im Wiedereintrittsmodul und während des Wiedereintritts brannte sich ein rund 30 cm grosses Loch in den Hitzeschild. Eine Besatzung hätte eine solche Rückkehr nicht überlebt. Die Fallschirme öffneten sich jedoch normal und Kosmos 140 landete auf dem zugefrorenen Aralsee wo sie schliesslich versank. Sie konnte aber später geborgen werden.
Sojus war also noch kaum bereit für eine bemannte Mission, schon gar nicht eine so komplizierte.

Das Wiedereintrittsmodul von Sojus 3:
Die grosse Luke ist die Abdeckung des Behälters für den Reserveschirm. Links davon ist der Behälter für den Hauptschirm (hier abgedeckt mit einer Art "Plastikdeckel", der wohl für's Museum angebracht wurde). An der rechten Seite kann man ein Bullauge erkennen.
 
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Barnie65 schrieb:
Hatten die Gruppen in den 30iger Jahren nicht GRID geheissen. Es gab in Moskau und in Leningrad solch eine Gruppe. Oder ist das wieder was anders.
Ich möchte noch hinzufügen, wenn es gestattet ist, das die Raketen(forschung) von Kriegsraketen abstammen in den Jahren (In Russland) 1817-1848 wurde fleissig geprobt.
Du hast im Prinzip recht: Diese Gruppen hatten GIRD geheissen und tatsächlich gab es eine Abteilung in Moskau und eine in Leningrad. Daraus entstand dann zu einem grossen Teil das RNII. Da die beiden im Museum gezeigten Raketen aus RNII Zeiten stammen, habe ich nur darauf Bezug genommen.
Mit der Abstammung der Erforschung von Raketenantrieben von den Kriegsraketen hast Du recht. Allerdings verwendeten die Kriegsraketen alle sogenannte feste Treibstoffe. Für die Antriebstechnik wollte man allerdings flüssige Treibstoffe verwenden.
Die Erforschung von Antrieben mit flüssigen Treibstoffen begann dann erst Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre in den USA, in Deutschland und in Russland.
 
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Airtoair schrieb:
Die Erforschung von Antrieben mit flüssigen Treibstoffen begann dann erst Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre in den USA, in Deutschland und in Russland.
Hallo
Exakt zwischen 1931-1935 wurden in den USA, Russland, Österreich und Deutschland erfolgreich die Flüssigkeitsraketenmotoren erprobt.
GRID= Gruppa Isutschenija Reaktiwnogo Dwishenija; Gruppe zum Studium der Rückstoßbewegung. Ab 1931 in Moskau und Leningrad.
Man sollte nie den Anfang vergessen:p
Nun einige Daten zu Korolev: Geboren 1906. In den 30iger Mitglied der GRID. Zwischen 1938 und 1944 in ein Arbeitslager verschleppt wo er fast starb. 1945 Zaungast in Altenwalde wo die Briten die erbeuteten V2 starten. Und danach im RABE-Werk in Bleicherode tätig. Ab 1945 wurde sein Name gehütet wie ein Saatsgeheimnis. Er versarb am 14.1.1966.

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Airtoair schrieb:
Sojus 1 war einen Tag zuvor gestartet und war von Anfang an mit grossen Problemen konfrontiert: Nach dem Start hatte sich eines der beiden Solarzellenpanel nicht entfaltet. Dies hatte natürlich zur Folge, dass nur die halbe elektische Leistung zur Verfügung stand. Ausserdem verdeckte das Panel auch einige Sensoren, die für die Lageregelung wichtig sind.
Eigentlich war für diese Mission eine Kopplung mit Sojus 2 geplant, die einen Tag später mit 3 Kosmonauten an Bord hätte starten sollen. Zwei der drei Kosmonauten hätten dann mittels EVA in die Sojus 1 umsteigen sollen.
Aufgrund von Komarovs Problemen wurde der Start von Sojus 2 aber abgesagt und der Flug von Sojus 1 abgebrochen.
Es sei hier darauf hingewiesen, dass Sojus 2 über den gleichen konstruktiven Mangel im Fallschirmsystem verfügte. Die russischen Experten waren sich nach der Untersuchung der Reste von Sojus 1 einig, ein Start von Sojus 2 hätte den sicheren Tot auch dieser Kosmonauten bedeutet. So retteten die technischen Probleme von Sojus 1 zumindest diesen das Leben.

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Sojus - Bremstriebwerke

Barnie65 schrieb:
Exakt zwischen 1931-1935 wurden in den USA, Russland, Österreich und Deutschland erfolgreich die Flüssigkeitsraketenmotoren erprobt.
Naja, "exakt" hat Robert H. Goddard in den USA seine erste Rakete mit Flüssigkeitsmotor bereits am 16.03.1926 gestartet.;)

Aber darum geht's hier eigentlich ja gar nicht! :!: Deshalb zurück zum Museum und zu Sojus.
Hier ein Bild von den ausgestellten Bremstriebwerken für die Landung. Insgesamt vier solche Feststofftriebwerke sind im Boden des Wiedereintrittsmoduls, unter dem Hitzeschild, eingebaut. (Der Hitzeschild wird nach der Entfaltung des Hauptschirms abgesprengt.)
Die 4 Bremstriebwerke werden unmittelbar vor dem Aufprall auf dem Boden, in ca. 1,5 m Höhe gleichzeitig gezündet und verringern so die Sinkgeschwindigkeit unmittelbar beim Aufsetzen auf 2-3 Meter pro Sekunde. Ohne die Bremstriebwerke liegt sie bei 4-9 m/s.
Ab der Version Sojus-T wurden dann sogar 6 Bremstriebwerke eingebaut, und zwar in jeweils zwei solcher Dreiergruppen wie hier gezeigt.
 
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radist schrieb:
Es sei hier darauf hingewiesen, dass Sojus 2 über den gleichen konstruktiven Mangel im Fallschirmsystem verfügte. Die russischen Experten waren sich nach der Untersuchung der Reste von Sojus 1 einig, ein Start von Sojus 2 hätte den sicheren Tot auch dieser Kosmonauten bedeutet. So retteten die technischen Probleme von Sojus 1 zumindest diesen das Leben.
Das stimmt. Tests mit Sojus 2 nach dem Unfall kamen zu diesem Schluss. Allerdings wusste man dies zu dem Zeitpunkt, als man den Start von Sojus 2 abblasen lies, natürlich noch nicht. Die Absage wurde aufgrund von Komarovs technischen Problemen im Orbit gemacht. Vor allem die Probleme mit der Lageregelung liessen eine Kopplung fast aussichtslos erscheinen. Komarov hatte sämtliche Probleme aber soweit in den Griff gekriegt, dass ein normaler Wiedereintritt eingeleitet und durchgeführt werden konnte. Auch wenn die Hauptziele nicht erreicht worden sind, hätte die Mission von Sojus 1 doch noch zu einem guten Ende führen können.
 
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Barnie65 schrieb:
Hallo
... Hatten die Gruppen in den 30iger Jahren nicht GRID geheissen. Es gab in Moskau und in Leningrad solch eine Gruppe. Oder ist das wieder was anders.
Ich möchte noch hinzufügen, wenn es gestattet ist, das die Raketen(forschung) von Kriegsraketen abstammen in den Jahren (In Russland) 1817-1848 wurde fleissig geprobt.

Gerhard
Also, wenn schon "exakt" :engel: dann versuchen wir es mal so:

In Leningrad (in der Peter und Pauls Festung) gab es das GDL "Gas Dynamisches Laboratorium", hier arbeitete u. a. Gluschko von 1929 bis 1934.

In Moskau gab es die GIRD "Gruppe zur Untersuchung der reaktiven Bewegung", hier arbeitete u. a. Koroljow.

1934 wurden beide Einrichtungen zusammengelegt und in Moskau als RNII "Reaktives Wissenschaftliches Forschungsinstitut" angesiedelt. Sehr zum Leidwesen und nicht ohne Gegenwehr der Jungs aus Leningrad. Untergebracht war das RNII kurioser Weise im Gebäude eines "Forschungsinstituts für landwirtschaftlichen Maschinenbau". Der entsprechende Schriftzug am Gebäude blieb erhalten. Auch schon eine Form der Geheimhaltung?:FFTeufel:

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Sojus 2 - Wiedereintrittsmodul

Nachdem hier Sojus 2 schon erwähnt wurde, habe ich hier noch ein Bild vom Wiedereintrittsmodul von Sojus 2. Dieses steht allerdings nicht im Energia Museum, sondern im Kosmonautentrainingszentrum TsPK ("Sternenstädtchen").
Hier wurde offenbar die Abdeckung des Behälters für den Reserveschirm nach der Rückkehr entfernt.

Nur zur Klarstellung und um Verwechslungen zu vermeiden: Dies ist das Wiedereintrittsmodul der Mission mit der Bezeichnung "Sojus 2", die tatsächlich stattgefunden hat. Sie war am 25.10.1968 unbemannt gestartet und diente Georgi Beregovoi in Sojus 3 als Ziel für seine (leider erfolglosen) Kopplungsversuche. Die Landung von Sojus 2 erfolgte am 28.10.68.
Die ursprüngliche Sojus 2 war ja als bemannte Mission mit 3 Kosmonauten geplant und hätte mit Komarovs Sojus 1 koppeln sollen, wurde dann aber abgesagt.
 
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Hallo Airtoair,
das ist ein spitzenmäßiger Thread bitte weiter so.
Gruss Box29:TOP:
 
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