FAQ zur heutigen und zukünftigen Leistungsfähigkeit der CH-LW

Diskutiere FAQ zur heutigen und zukünftigen Leistungsfähigkeit der CH-LW im Schweizer Luftwaffe Forum im Bereich Einsatz bei; Der Bundesrat hat diese Woche drei Interpellationen zum TTE beantwortet. Da es jedoch neue und sehr interessante Infos zur Luftwaffe enthält...

Tigerfan

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Der Bundesrat hat diese Woche drei Interpellationen zum TTE beantwortet. Da es jedoch neue und sehr interessante Infos zur Luftwaffe enthält, habe ich mich entschlossen, einen neuen Thread zu eröffnen. Es soll eine Art FAQ zum Nachschlagen sein. Ich werde auch andere Quellen wie z.B die Factsheets des VBS nehmen. Auch damit es im fast 700 seitigen NKF-Thread (der vermutlich kaum mehr richtig beachtet wird) nicht untergeht.;)

Wie hoch ist die Flottenverfügbarkeit der F-18?
1. Die durchschnittliche Flottenverfügbarkeit betrug rund 50%. Diese Zahl variiert in Abhängigkeit der Flugstundenproduktion. Durch eine zielgerichtete Nutzungssteuerung kann die Verfügbarkeit im Vorfeld einer geplanten Operation wesentlich erhöht werden. Wenn die durchschnittlich drei F/A-18 in der technischen Ausbildung der Miliz-Bodenorganisation dazu gezählt werden, ergäben sich durchschnittlich knapp 60% Flottenverfügbarkeit. Acht weitere F/A-18 waren bei der RUAG in der geplanten Instandhaltung resp. im Struktur-Upgrade, die restlichen bei der Luftwaffe in der Instandsetzung.
Wie lange kann mit dieser Flotte den Luftraum der Schweiz geschützt werden?
Die Durchhaltefähigkeit hängt im Wesentlichen davon ab, ob sich aufgrund der Bedrohungsanalyse tatsächlich eine bestimmte Anzahl F/A-18 in der Luft aufhalten muss oder ob eine Startbereitschaft am Boden genügt. Wenn ein Höchstmass an Sicherheit verlangt wird, wie beispielweise zum Schutz einer internationalen Konferenz, werden für die Kontrolle und Durchsetzung von Überflugverboten Flugzeuge ab Warteräumen in der Luft eingesetzt, da es wegen der geringen Grösse des Schweizer Luftraumes selbst bei Alarmstart-Bereitschaft am Boden in der Regel zeitlich nicht ausreichen würde, zu starten und ein Abfangen zeitgerecht durchzuführen. Es werden dafür mindestens zwei mal zwei Flugzeuge (zwei Kampfflugzeuge bilden je ein Element) permanent in der Luft gehalten, um den Luftraum lückenlos zu überwachen und sofort gegen unidentifizierte oder unkooperative Flugobjekte vorgehen zu können. Bei solch besonderem Anlass ist aufgrund von Modellrechnungen zu erwarten, dass die F/A-18 Flotte mit jeweils vier Flugzeugen, die während 24 Stunden in der Luft sind, für zwei bis drei Wochen eine angemessene Sicherheit gewährleisten kann; bei einem Einsatz nur tagesüber wird gerechnet, dass die Luftwaffe während zwölf Stunden pro Tag den Schutz für fünf bis sechs Wochen sicherstellen kann.
Wie viel kostet der Betrieb der F-5 und wie setzt er sich zusammen?
Wenn die Kosten der Miliz-Bodenorganisation ausgeblendet wird und man davon ausgeht, dass die Infrastruktur im Wesentlichen dem F/A-18 angerechnet wird, belaufen sich die Betriebskosten auf Basis des aktuellen Flugstundenverbrauchs auf rund 45 Millionen Franken pro Jahr (Basis 2009). Diese Kosten setzen sich aus den nachfolgenden Positionen zusammen:

- Betrieb und Bereitstellung der Flugzeuge, Instandsetzungs- und kleinere Instandhaltungsarbeiten durch Personal der Luftwaffe (rund 10% der Kosten);

- Treibstoffaufwendungen für die Flugzeuge (rund 25% der Kosten);

- Industrielle Instandhaltung und komplexe Reparaturen (rund 65% der Kosten).

Wird die F-5 Flotte nach 2015 mit gleichbleibenden Flugstunden weiterbetrieben, ist mit zusätzlichen finanziellen Aufwendungen für die Instandhaltung der Struktur, der Flugzeuggeräte und des Triebwerks zu rechnen. Die Frage, wie mit den verbleibenden 54 F-5-Tiger weiter verfahren werden soll, ist noch nicht entschieden und muss im Rahmen der Weiterentwicklung der Armee abgeklärt werden.
Welche Lücken ergeben sich aus dem Entscheid, den TTE-Ersatz zu verschieben?
Die Durchhaltefähigkeit zum Schutz des Luftraumes (Luftpolizeidienst) bleibt limitiert und wäre im Fall der Luftverteidigung erheblich beeinträchtigt. Die bisherigen Fähigkeitslücken bei der operativen Aufklärung und der direkten und indirekten Feuerunterstützung des Heeres aus der Luft bleiben weiterhin bestehen; ohne TTE kann die dazu notwendige Kompetenz nicht aufgebaut und damit auch der Aufwuchs für die Verteidigungsfähigkeit nicht sichergestellt werden. Mit der Verschiebung der Kampfflugzeugbeschaffung werden diese Fähigkeitslücken kurzfristig in Kauf genommen; mittelfristig sollen diese Lücken aber geschlossen werden.
Quelle

Unter der Annahme, dass der BR bis 2015 einen Entscheid fällt. Wie lange würde es dauern, bis die Flugzeuge einsatzbereit wären?
Wenn der Bundesrat bis 2015 die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges beschliesst, ist - unter Annahme der bei solchen Geschäften üblichen Prozeduren und Wartefristen - davon auszugehen, dass die ersten Flugzeuge im Zeitraum 2018/2019 in der Schweiz einträfen. Diese Flugzeuge wären ab diesem Zeitpunkt einsatzfähig. Weil aber nicht alle bestellten Flugzeuge gleichzeitig ausgeliefert würden, sondern gestaffelt der Schweiz übergeben würden, könnte die volle Einsatzfähigkeit der neuen Flotte erst später erreicht werden. Im Regelfall zieht sich eine Beschaffung dieser Art über ein bis zwei Jahre hin. Es ist also davon auszugehen, dass die gesamte Flotte der neuen Kampfflugzeuge etwa ab dem Jahr 2020/21 in der Schweiz einsatzbereit wäre.
Wird es bei einem positiven Entscheid zum TTE eine neue Evaluation geben?
Der Bundesrat wird vorgängig zur Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges wiederum eine Evaluation durchführen. Allerdings geht er - in Anbetracht der relativ kurzen Zwischenzeit - davon aus, dass er teilweise auf die Resultate der zurückliegenden Evaluation zurückgreifen kann und nicht ein vollständig neues Verfahren durchführen muss. In welchem Umfang die gemachte Evaluation wieder genutzt werden kann, hängt vor allem vom technologischen Fortschritt und der Weiterentwicklung der einzelnen Flugzeugtypen ab. Eine präzise Aussage dazu ist zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich.
Die Lebensdauer der F-18 endet 2030. Was will der Bundesrat tun, um den Erneuerungsstau der Luftwaffe (TTE- und F18 Nachfolger) zu vermeiden?
Der Bundesrat geht davon aus, dass der Ersatz für die Tiger-Flotte bis Ende dieses Jahrzehnts realisiert wird und damit die Leistungsfähigkeit der Luftwaffe nicht nur gewahrt, sondern gesteigert werden kann. Der Bundesrat rechnet deshalb auch nicht mit einem "Erneuerungsstau" im Jahr 2030. In vorausschauender Planung wird es für diesen Zeitraum aber darum gehen, eine möglichst reibungslose Ablösung der F/A-18-Flotte sicherzustellen, damit die Luftwaffe auch nachher über die notwendigen Kampfflugzeuge in genügend grosser Anzahl verfügt, um ihre Aufgaben erfüllen zu können.
Welchen Auftrag und welche Leistung soll die Luftwaffe in Zukunft (nach der Erneuerung) erbringen?
Bei der Weiterentwicklung der Luftwaffe geht es um die Erhöhung der Durchhaltefähigkeit für die Wahrung der Lufthoheit und für die Luftverteidigung. Zudem sollen mehrere derzeit bestehende Fähigkeitslücken zumindest teilweise geschlossen werden, wie die Feuerunterstützung Luft-Boden und die operative Aufklärung mit luftgestützten Sensoren. Die Luftwaffe wird die gleichen Aufgaben wie heute haben: Luftraumüberwachung, Luftpolizeidienst, Luftverteidigung, operative Aufklärung mit Kampfflugzeugen und Unterstützung des Heeres (Luft-Boden), wobei es bei den letzten beiden Aufgaben vor allem darum gehen wird, das Know-how wieder zu erwerben und weiterzuentwickeln.
Quelle

Wie hoch ist der Umfang der Gegengeschäfte?
Je nach Typenwahl würde der gewählte Hersteller der Schweizer Industrie im Rahmen SIP zusätzliche Aufträge im Umfang von ca. 3,5 bis 5 Milliarden Franken erteilen.
Weitere Infos zu den Gegengeschäfte hier

Welche alternativen Beschaffungs-und Finanziermodelle hat das VBS geprüft und warum wurden sie abgelehnt? Bis wann soll die Finanzierung des TTE sichergestellt sein
Das VBS hat in Zusammenarbeit mit dem EFD aufgrund der vorliegenden Offerten der TTE-Anbieter sowohl alternative Beschaffungs- als auch Finanzierungsmodelle geprüft. Dabei ging es darum, Flugzeuge allenfalls gestaffelt oder nur in Teilmengen zu beschaffen. Finanzierungsvarianten sahen zudem vor, Zahlungspläne in mehreren Varianten über die Beschaffungszeit hinaus zu erstrecken. Auch mit alternativen Beschaffungs- und Finanzierungsmodellen hätte die Beschaffung von 22 Flugzeugen zu einem Mehrmittelbedarf für das VBS geführt. Aufgrund der angespannten Finanzlage des Bundehaushaltes und mit Blick auf die Mechanismen der Schuldenbremse hat der Bundesrat deshalb den Zeitpunkt der Beschaffung auf spätestens Ende 2015 verschoben. Bis Ende 2011 werden das EFD und das VBS gemeinsam ein Finanzierungskonzept für die Beschaffung erarbeiten.
Quelle
 

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FAQ zur heutigen und zukünftigen Leistungsfähigkeit der CH-LW Teil 2

Wie hoch sind die Kosten des VBS und den drei Anbietern für das Evaluationsverfahren?
Die Vollkosten der Evaluation umfassen Kosten des VBS, Kosten der drei an der Evaluation beteiligten Hersteller und ihrer Regierungsvertreter und Kosten der Schweizer Industrie im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Portfolios für das Schweizer Industrie-Beteiligungsprogramms. Eine konkrete Kostenerfassung liegt nur für folgende Elemente des VBS vor: Projektierungs-Erprobungs-Beschaffungs-Kredit, Arbeitsstunden der VBS-Mitarbeitenden und Spesen. Der Aufwand der drei an der Evaluation beteiligten Hersteller und ihrer Regierungsvertreter sowie der Schweizer Industrie sind dem VBS nicht bekannt, da sie diese selbst getragen haben. Aufgrund einer Abschätzung geht das VBS davon aus, dass die Vollkosten im Bereich von 50 bis 100 Millionen Franken liegen dürften.
Werden die F-18 in Zukunft intensiver fliegen und falls ja, wieviel wird der Unterhalt und die Nachrüstung kosten?
Das VBS plant nicht, die F/A-18 Flotte intensiver zu nutzen. Die jährlichen Flugstunden, die ein Pilot fliegt, sind so bemessen, dass er den erforderlichen Trainingsstand erreicht. Die Kapazität der industriellen Unterhaltsstelle RUAG Aerospace ist auf diese Flugstundenproduktion ausgelegt und damit entsprechend optimiert. Es gibt keinen operationellen Grund, die Anzahl Piloten oder deren jährliche Flugstunden zu erhöhen. Die Absenz eines Tiger-Teilersatzes würde sich bei länger dauernden Einsätzen zum Schutz des Luftraums auswirken, aber auch dann primär in einer geringeren Durchhaltefähigkeit und weniger in einer stärkeren Nutzung der F/A-18.
Sollen nur die F-5 ersetzt werden oder gibt es einen koordinierten Ersatz der F-5 und F-18? Mit welchen Kosten rechnet der Bund im letzteren Fall?
Aus heutiger Sicht erscheint ein Entscheid zur Ablösung der F/A-18-Flotte innerhalb der nächsten 10 Jahre nicht zwingend nötig, weil diese Flugzeuge bis mindestens 2025/2030 wirksam im Einsatz stehen können. Es ist aber naheliegend, beim Tiger-Teilersatz die Option im Auge zu behalten, den gleichen Typ später auch als Ablösung für die F/A-18 beschaffen zu können. Angesichts dieser Sachlage und des Umstandes, dass die zur Diskussion stehenden Flugzeuge sich auch im Preis stark unterscheiden, wäre es sinnlos, heute eine Preisangabe für den Ersatz der ganzen F/A-18-Flotte und des Tiger-Teilersatzes zu machen.
Quellen
 

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Die folgenden Angaben sind aus der aktuellsten Ausgabe des Skynews. Die Antworten sind von mir formuliert. Wer fragen bezüglich Quellen hat, soll sich bei mir melden.

Wird die F-35 bei einer allfälligen neuen Evaluation einbezogen werden?
Ja, es ist denkbar, dass auch die F-35 evaluiert wird.
Wird die Luftaufklärung auch nach der Ausserdienststellung der ADS-95 aufrechterhalten?
Ja, die Armee hat entschieden, diese Kernkompetenz aufrechzuerhalten. Mit dem Rüstungsprogramm 2015 soll neue, leistungsfähigere Drohnen beschafft werden. Sie sollte mehr Nutzlast tragen können und auch für Einsätze wie Aufklärung, Such- und Rettungsflüge sowie Fotoflüge genutzt werden können
Wie sieht die Zukunft der Fliegerabwehr aus?
Die 35mm Kanonen leisten weiterhin einen guten Dienst, auch als letztes Mittel zum Abschuss eines Flugzeuges (z.B am WEF) Die Lenkwaffenabwehr (Rapier) soll bis 2020 ersetzt werden.
Was können die F-5 Tiger noch leisten?
Die F-5 Tiger können die F-18 entlasten. So kamen sie am letzten WEF für den normalen Luftpolizeidienst in der Westschweiz zum Einsatz, damit die F-18 den Luftraum im Umkreis der Ostschweiz überwachen konnte. Sie sind ein idealer Sparring-Partner für die Hornets. Es steht eine grosse Flotte für Übungen zur Verfügung und sie sind dank ihrer Silouette schlecht zu sehen. Ausserdem ist der Unterhalt viel günstiger als bei den Hornets.
 

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Welche Investionen sind bei der Luftwaffe bis 2019 vorgesehen? Stand Mai 2011

- 2012: Keine Investitionen
- 2013: Weitere Werterhaltung für F-18 (Gesamtvolumen des RP: 600 Mio CHF)
- 2014 Werterhaltung Florako, Neuerungen beim FIS LW (bis 300 Mio CHF)
- 2015-2020
- Aufklärungsdrohnen ( bis 500 Mio CHF)
- Ersatz TAFLIR Mobiles Radarüberwachungssystem (bis 100 Mio CHF)
- Werterhaltung TH 98 (Cougar) (bis 100 Mio CHF)

Gesamtinvestionen ohne TTE für die Luftwaffe bis 2019: mind. 1 Mrd CHF (Kosten für F-18/Florako noch unbekannt). Der TTE soll, falls an der späteren Beschaffung festgehalten wird, im Rüstungsprogramm 2019 beschafft werden. Falls eine Sonderfinanzierung des Tigerteilersatzes und anderen Investionen der Armee angestrebt wird, will die GsoA eine Referendum starten.
Quelle: Sonntagszeitung, 22. Mai 2011 (Armeestab)
 
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