Tigerfan
inaktiv
Der Bundesrat hat diese Woche drei Interpellationen zum TTE beantwortet. Da es jedoch neue und sehr interessante Infos zur Luftwaffe enthält, habe ich mich entschlossen, einen neuen Thread zu eröffnen. Es soll eine Art FAQ zum Nachschlagen sein. Ich werde auch andere Quellen wie z.B die Factsheets des VBS nehmen. Auch damit es im fast 700 seitigen NKF-Thread (der vermutlich kaum mehr richtig beachtet wird) nicht untergeht.;)
Wie hoch ist die Flottenverfügbarkeit der F-18?
Unter der Annahme, dass der BR bis 2015 einen Entscheid fällt. Wie lange würde es dauern, bis die Flugzeuge einsatzbereit wären?
Wie hoch ist der Umfang der Gegengeschäfte?
Welche alternativen Beschaffungs-und Finanziermodelle hat das VBS geprüft und warum wurden sie abgelehnt? Bis wann soll die Finanzierung des TTE sichergestellt sein
Wie hoch ist die Flottenverfügbarkeit der F-18?
Wie lange kann mit dieser Flotte den Luftraum der Schweiz geschützt werden?1. Die durchschnittliche Flottenverfügbarkeit betrug rund 50%. Diese Zahl variiert in Abhängigkeit der Flugstundenproduktion. Durch eine zielgerichtete Nutzungssteuerung kann die Verfügbarkeit im Vorfeld einer geplanten Operation wesentlich erhöht werden. Wenn die durchschnittlich drei F/A-18 in der technischen Ausbildung der Miliz-Bodenorganisation dazu gezählt werden, ergäben sich durchschnittlich knapp 60% Flottenverfügbarkeit. Acht weitere F/A-18 waren bei der RUAG in der geplanten Instandhaltung resp. im Struktur-Upgrade, die restlichen bei der Luftwaffe in der Instandsetzung.
Wie viel kostet der Betrieb der F-5 und wie setzt er sich zusammen?Die Durchhaltefähigkeit hängt im Wesentlichen davon ab, ob sich aufgrund der Bedrohungsanalyse tatsächlich eine bestimmte Anzahl F/A-18 in der Luft aufhalten muss oder ob eine Startbereitschaft am Boden genügt. Wenn ein Höchstmass an Sicherheit verlangt wird, wie beispielweise zum Schutz einer internationalen Konferenz, werden für die Kontrolle und Durchsetzung von Überflugverboten Flugzeuge ab Warteräumen in der Luft eingesetzt, da es wegen der geringen Grösse des Schweizer Luftraumes selbst bei Alarmstart-Bereitschaft am Boden in der Regel zeitlich nicht ausreichen würde, zu starten und ein Abfangen zeitgerecht durchzuführen. Es werden dafür mindestens zwei mal zwei Flugzeuge (zwei Kampfflugzeuge bilden je ein Element) permanent in der Luft gehalten, um den Luftraum lückenlos zu überwachen und sofort gegen unidentifizierte oder unkooperative Flugobjekte vorgehen zu können. Bei solch besonderem Anlass ist aufgrund von Modellrechnungen zu erwarten, dass die F/A-18 Flotte mit jeweils vier Flugzeugen, die während 24 Stunden in der Luft sind, für zwei bis drei Wochen eine angemessene Sicherheit gewährleisten kann; bei einem Einsatz nur tagesüber wird gerechnet, dass die Luftwaffe während zwölf Stunden pro Tag den Schutz für fünf bis sechs Wochen sicherstellen kann.
Welche Lücken ergeben sich aus dem Entscheid, den TTE-Ersatz zu verschieben?Wenn die Kosten der Miliz-Bodenorganisation ausgeblendet wird und man davon ausgeht, dass die Infrastruktur im Wesentlichen dem F/A-18 angerechnet wird, belaufen sich die Betriebskosten auf Basis des aktuellen Flugstundenverbrauchs auf rund 45 Millionen Franken pro Jahr (Basis 2009). Diese Kosten setzen sich aus den nachfolgenden Positionen zusammen:
- Betrieb und Bereitstellung der Flugzeuge, Instandsetzungs- und kleinere Instandhaltungsarbeiten durch Personal der Luftwaffe (rund 10% der Kosten);
- Treibstoffaufwendungen für die Flugzeuge (rund 25% der Kosten);
- Industrielle Instandhaltung und komplexe Reparaturen (rund 65% der Kosten).
Wird die F-5 Flotte nach 2015 mit gleichbleibenden Flugstunden weiterbetrieben, ist mit zusätzlichen finanziellen Aufwendungen für die Instandhaltung der Struktur, der Flugzeuggeräte und des Triebwerks zu rechnen. Die Frage, wie mit den verbleibenden 54 F-5-Tiger weiter verfahren werden soll, ist noch nicht entschieden und muss im Rahmen der Weiterentwicklung der Armee abgeklärt werden.
QuelleDie Durchhaltefähigkeit zum Schutz des Luftraumes (Luftpolizeidienst) bleibt limitiert und wäre im Fall der Luftverteidigung erheblich beeinträchtigt. Die bisherigen Fähigkeitslücken bei der operativen Aufklärung und der direkten und indirekten Feuerunterstützung des Heeres aus der Luft bleiben weiterhin bestehen; ohne TTE kann die dazu notwendige Kompetenz nicht aufgebaut und damit auch der Aufwuchs für die Verteidigungsfähigkeit nicht sichergestellt werden. Mit der Verschiebung der Kampfflugzeugbeschaffung werden diese Fähigkeitslücken kurzfristig in Kauf genommen; mittelfristig sollen diese Lücken aber geschlossen werden.
Unter der Annahme, dass der BR bis 2015 einen Entscheid fällt. Wie lange würde es dauern, bis die Flugzeuge einsatzbereit wären?
Wird es bei einem positiven Entscheid zum TTE eine neue Evaluation geben?Wenn der Bundesrat bis 2015 die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges beschliesst, ist - unter Annahme der bei solchen Geschäften üblichen Prozeduren und Wartefristen - davon auszugehen, dass die ersten Flugzeuge im Zeitraum 2018/2019 in der Schweiz einträfen. Diese Flugzeuge wären ab diesem Zeitpunkt einsatzfähig. Weil aber nicht alle bestellten Flugzeuge gleichzeitig ausgeliefert würden, sondern gestaffelt der Schweiz übergeben würden, könnte die volle Einsatzfähigkeit der neuen Flotte erst später erreicht werden. Im Regelfall zieht sich eine Beschaffung dieser Art über ein bis zwei Jahre hin. Es ist also davon auszugehen, dass die gesamte Flotte der neuen Kampfflugzeuge etwa ab dem Jahr 2020/21 in der Schweiz einsatzbereit wäre.
Die Lebensdauer der F-18 endet 2030. Was will der Bundesrat tun, um den Erneuerungsstau der Luftwaffe (TTE- und F18 Nachfolger) zu vermeiden?Der Bundesrat wird vorgängig zur Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges wiederum eine Evaluation durchführen. Allerdings geht er - in Anbetracht der relativ kurzen Zwischenzeit - davon aus, dass er teilweise auf die Resultate der zurückliegenden Evaluation zurückgreifen kann und nicht ein vollständig neues Verfahren durchführen muss. In welchem Umfang die gemachte Evaluation wieder genutzt werden kann, hängt vor allem vom technologischen Fortschritt und der Weiterentwicklung der einzelnen Flugzeugtypen ab. Eine präzise Aussage dazu ist zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich.
Welchen Auftrag und welche Leistung soll die Luftwaffe in Zukunft (nach der Erneuerung) erbringen?Der Bundesrat geht davon aus, dass der Ersatz für die Tiger-Flotte bis Ende dieses Jahrzehnts realisiert wird und damit die Leistungsfähigkeit der Luftwaffe nicht nur gewahrt, sondern gesteigert werden kann. Der Bundesrat rechnet deshalb auch nicht mit einem "Erneuerungsstau" im Jahr 2030. In vorausschauender Planung wird es für diesen Zeitraum aber darum gehen, eine möglichst reibungslose Ablösung der F/A-18-Flotte sicherzustellen, damit die Luftwaffe auch nachher über die notwendigen Kampfflugzeuge in genügend grosser Anzahl verfügt, um ihre Aufgaben erfüllen zu können.
QuelleBei der Weiterentwicklung der Luftwaffe geht es um die Erhöhung der Durchhaltefähigkeit für die Wahrung der Lufthoheit und für die Luftverteidigung. Zudem sollen mehrere derzeit bestehende Fähigkeitslücken zumindest teilweise geschlossen werden, wie die Feuerunterstützung Luft-Boden und die operative Aufklärung mit luftgestützten Sensoren. Die Luftwaffe wird die gleichen Aufgaben wie heute haben: Luftraumüberwachung, Luftpolizeidienst, Luftverteidigung, operative Aufklärung mit Kampfflugzeugen und Unterstützung des Heeres (Luft-Boden), wobei es bei den letzten beiden Aufgaben vor allem darum gehen wird, das Know-how wieder zu erwerben und weiterzuentwickeln.
Wie hoch ist der Umfang der Gegengeschäfte?
Weitere Infos zu den Gegengeschäfte hierJe nach Typenwahl würde der gewählte Hersteller der Schweizer Industrie im Rahmen SIP zusätzliche Aufträge im Umfang von ca. 3,5 bis 5 Milliarden Franken erteilen.
Welche alternativen Beschaffungs-und Finanziermodelle hat das VBS geprüft und warum wurden sie abgelehnt? Bis wann soll die Finanzierung des TTE sichergestellt sein
QuelleDas VBS hat in Zusammenarbeit mit dem EFD aufgrund der vorliegenden Offerten der TTE-Anbieter sowohl alternative Beschaffungs- als auch Finanzierungsmodelle geprüft. Dabei ging es darum, Flugzeuge allenfalls gestaffelt oder nur in Teilmengen zu beschaffen. Finanzierungsvarianten sahen zudem vor, Zahlungspläne in mehreren Varianten über die Beschaffungszeit hinaus zu erstrecken. Auch mit alternativen Beschaffungs- und Finanzierungsmodellen hätte die Beschaffung von 22 Flugzeugen zu einem Mehrmittelbedarf für das VBS geführt. Aufgrund der angespannten Finanzlage des Bundehaushaltes und mit Blick auf die Mechanismen der Schuldenbremse hat der Bundesrat deshalb den Zeitpunkt der Beschaffung auf spätestens Ende 2015 verschoben. Bis Ende 2011 werden das EFD und das VBS gemeinsam ein Finanzierungskonzept für die Beschaffung erarbeiten.