Die Frage bezog sich auch mehr darauf, wie man bei einem eventuellen Verlust des Vögelchens die letzte Zeit davor hätte rekonstruieren wollen. Lag die Susi dann auf dem Kreuz, hätte es wohl nicht immer die Luke mit dem Anschluß dahinter gegeben, um den Handwagen anzuschließen
Axel
Wie schon gesagt gab es da den Block "M2T-3" den eigentlichen Magnetbandspeicher. Dieser konnte nach einem Crash auch extern ausgewertet werden, wie z.B. nach dem Absturz der Su-22M-4 "673" geschehen. Die Aufzeichnung erfolgte auf einem Stahlband (Länge 75 m; Breite 25,4 mm; Dicke 0,015 mm). Die Aufzeichnungsdauer betrug maximal 3 Stunden (Bandgeschwindigkeit 1,2 bis 1,6 cm/s), danach wurden bereits vorhandene Daten wieder überschrieben. Das Überspielen vom Flugzeug auf die Kassetten (Metallgehäuse mit Magnetband; Größe wie übliche Videokassetten) dauerte je nach Flugdauer maximal 25 Minuten (Bandgeschwindigkeit 12 bis 40 cm/s). Die übliche Auswertung im Auswertezentrum "Ljutsch". Die Daten wurden dort getrennt nach technischen und fliegerischen Daten ausgewertet und per Thermotransferdrucker auf Papierstreifen ausgedruckt. Für die Auswertung standen für jedes Flugzeug kalibrierte Schablonen zur Verfügung.
Die Arbeitsdauer des Systems Tester U3L betrug maximal 24 Stunden. Das Gesamtsystem wiegt 13,5 kg. Der Magnetbandspeicher kann Schläge/Stöße bis 1000 g (Überbelastung) bei einer Einwirkzeit < 1/10 s aushalten. Bis zu 15 Minuten kann er 1000°C standhalten und er widersteht Meerwasser bis zu 5 Tagen und Kraftstoff/Schmierstoff bis zu 2 Tagen.
Die Su-22M-4 und MIG-29A hatten das System Tester U3L. Die Schulmaschinen Su-22UM-3K hatten ein leicht abgewandeltes Tester-System mit manuellem Einschaltzähler. Dadurch wurde es dem Überspieler erleichtert den jeweiligen Flug auf dem Magnetbandspeicher zu finden. Die Flüge der Schulmaschinen waren kürzer und häufiger und es konnte daher sein, daß mehrere komplette Flüge auf dem Speicher vorhanden waren, bei den Kampfmaschinen war das eher selten der Fall. Dieser manuelle Einschaltzähler musste dann nach erfolgtem Überspielen weiter gestellt werden. Abweichend zu den Kampfmaschinen befand sich auch der Steckeranschluss für das Überspielen auf der linken Seite des Seitenleitwerks in der Nähe des Einbauortes der restlichen Tester-Blöcke. Der Stecker für das Überspielkabel war auch ein vom Durchmesser her kleinerer als bei den Kampfmaschinen, wo sich der Überspielanschluß oben in der hinteren linken Triebwerksluke befand. Die Kampfmaschinen hatten einen automatischen Einschaltzähler "3IM", der sich automatisch weiter stellte. Die Flugnummer (Ziffer) war daher mehr oder minder zufällig und hatte keinen Bezug. Falls es Probleme beim Überspielen gegeben haben sollte, war es daher bei einer Schulmaschine schneller möglich den Magnetspeicher auf den richtigen Flug zurückzuspulen und den Überspielvorgang zu wiederholen. Der Überspieler des "Tester" brauchte bei der Su-22 keine Leiter, bei den Kampfmaschinen sowieso nicht, bei den Schulmaschinen erfolgte meist der Aufstieg direkt nach dem Abstellen des Triebwerks über die linke Tragfläche. Dann mit dem Schraubenzieher die Luke öffnen Überspielkabel anstecken, über den linken Stabi wieder runter und Überspielvorgang durchführen. Dann wieder über die Tragfläche hoch, Einschaltzähler weiterstellen, Kabel ab, Luke zu und wieder runter. Zusätzlich zum Schraubendreher hatte jeder Tester-Überspieler einen Folienstift und einen Lappen zum Reinigen des Beschriftungsfeldes der Kassetten mit Alkohol in der Tasche. Die Piloten haben normalerweise nicht bis zum Ende des Überspielen gewartet. Die Kassette wurde mit der takt. Nummer und dem Namen des Piloten versehen und von den Überspielern zum Auswertezentrum gebracht. Von dort nahm man sich dann gleich bereits fertig ausgewertete, d.h. "leere", Kassetten mit zurück an die VSL. Vom Auswertezentrum kamen die Papierschriebe dann zur Auswertung in den IKP, wo der Auswerteoffizier mit den Schablonen saß. Dieser gab dann die entsprechenden Informationen an die entsprechenden technischen bzw. fliegerischen Stellen weiter.
Der Tester der Su-22 zeichnete 34 analoge (z.B. Höhe, Geschwindigkeit, Winkel, Drücke) und 32 binäre Signale (z.B. Kraftstoffrest 600kg, Feuer, Systeme ein/aus, Ausfallanzeigen an/aus) auf, die nach Bedarf ausgewertet werden konnten. Weitere Blöcke des Systems "Tester U3L" waren der Elektronikblock "1IM" (Empfang und Umsetzung der Signale) und der Aufnahme- und Wiedergabeverstärker "5IM".
Für besondere Flugaufgaben wurde im Rumpftunnel auf der rechten Seite zeitweilig ein Flugdatenschreiber "MLP" eingebaut, wie er auch in zivilen Maschinen verwendet wurde. Dafür wurden für diese Zeit die Täschkörperwerfer "KDS-23" ausgebaut und deren Öffnung mit Blenden verschraubt. Soweit mir bekannt ist wurden auf dem "MLP" Daten des Systems "PrNK-54" (Waffenrechner) geschrieben.
Tester