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Space Cadet
US-Luftwaffe will umweltfreundlicher kämpfen
Die US Air Force kämpft nicht nur gegen feindliche Armeen und Terroristen, sondern auch gegen Ölkosten und Treibhausgase. Die Umstellung der Jets auf grüne Treibstoffe ist schon im Gang.
Als ein Jumbojet der Air New Zealand Ende des letzten Jahres mit umweltfreundlichem Biotreibstoff flog, sprach die Gesellschaft korrekt vom «weltweit ersten Testflug der zivilen Luftfahrt» mit diesem Treibstoff. Die militärische Luftfahrt ist in diesem Bereich nämlich weit voraus. Insbesondere die US Air Force, die seit Jahren grosse Anstrengungen unternimmt, neue Treibstoffe zu entwickeln.
Die Neuheiten werden nicht geheim gehalten: Ein riesiger Langstreckentransporter des Typs C-17 Globemaster flog schon im Oktober 2007 mit einer Fifty-fifty-Mischung von konventionellem Kerosin und synthetischem Treibstoff. Es folgten Tests mit verschiedenen Flugzeugtypen. Ein B-1B-Bomber erreichte mit alternativem Treibstoff im Tank sogar Überschallgeschwindigkeit.
Der Befehl heisst: Sparen! Umweltfreundlich über den Wolken: F-22 testet alternativen Treibstoff
Auch nicht geheim sind die Pläne des amerikanischen Verteidigungsministeriums, Energie zu sparen, Ende 2008 wurden Richtlinien dafür erlassen. Laut dem Ministerium hat die US-Luftwaffe 2007 für fast 7 Milliarden Dollar Energie beschafft, 5,6 Milliarden Dollar (mehr als 6 Milliarden Franken) kostete allein der Treibstoff für die Flugzeuge. Die Air Force muss Kosten sparen, soll unabhängiger von Ölimporten werden und hat – wie alle staatlichen Institutionen der USA – den Auftrag, die Abfälle und den Ausstoss von Treibhausgasen zu verringern.
Die Energiestrategie der Air Force hat drei militärisch knapp formulierte Pfeiler: Verbrauch verringern, Versorgung verbessern, Verhalten verändern. Zur Verbrauchsreduktion gehört, dass bis 2015 der Treibstoffverbrauch pro Flugstunde um 10 Prozent (gegenüber 2005) verringert werden soll. Bei der Versorgung gilt unter anderem das Ziel, im Jahr 2016 mindestens die Hälfte des in den USA benötigten Flugtreibstoffs aus alternativen Quellen zu decken, die «grüner sind, als die Treibstoffe aus konventionellem Erdöl». Und zwar «zu konkurrenzfähigen Preisen».
Zur Verhaltensänderung gehören Ausbildungs-, Führungs- und Informationsmassnahmen, die das Energiebewusstsein stärken sollen. Die Piloten sollen lernen, den Treibstoff möglichst effizient zu nutzen. Auf Trainingsflüge für Aufgaben, die gar nicht mehr gefragt sind, soll verzichtet werden. Bei den Landfahrzeugen der Bodenorganisation soll auf alternative Treibstoffe oder auf Hybridantriebe umgestellt werden. Selbst die Drohnen sollen künftig mit Alternativenergie betrieben werden.
Mit Kohle oder Kokosnuss
Bereits im Jahr 2011 soll die gesamte Flugzeugflotte dafür zertifiziert sein, Treibstoffe mit einem 50-Prozent-Anteil von synthetischem Öl zu verwenden. Solches kann mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren aus organischen Materialien aller Art gewonnen werden, z. B. aus Holz oder Stroh, aber auch aus Erdgas oder Kohle.
In Amerika ist vor allem Kohle sehr reichlich vorhanden, alternativer Treibstoff aus der Kohleverflüssigung erfüllt zwar nicht unbedingt die Anforderungen an den Klimaschutz, aber den politisch ebenso dringenden Wunsch nach Energie aus dem eigenen Land. Der Flugbetrieb mit 100 Prozent synthetischem Treibstoff und mit reinen Biotreibstoffen soll ebenfalls erprobt werden.
Sowohl auf militärischer wie auf ziviler Seite wird fleissig geforscht und getestet, welche alternativen Treibstoffe für die Fliegerei möglich sind. Beteiligt sind neben den Luftwaffen verschiedener Länder Fluggesellschaften, Flugzeug- und Triebwerkhersteller, Raffinerien und Öllieferanten.
Air New Zealand rühmt sich, die umweltfreundlichste Variante erprobt zu haben: Ihr Jumbo flog mit einem Treibstoff aus Jatrophaöl (wobei allerdings nur eines der vier Triebwerke zu 50 Prozent mit dem Biotreibstoff lief). Der Anbau der Jatrophanuss konkurrenziere keine Rohstoffe für die Lebensmittelproduktion, betonte die Fluggesellschaft. Die Bemerkung war auf Richard Bransons Virgin Atlantic gemünzt: Die flog schon im Februar 2008 mit einem 20-Prozent-Biotreibstoffmix, aber das Ausgangsmaterial dafür war unter anderem Kokosnussöl.
Die US Airline Continental bot Anfang des Jahres ebenfalls eine Premiere: Erstmals tankte ein zweimotoriger Passagierjet, eine Boeing 737, Biotreibstoff. Eines der beiden Triebwerke wurde zu 50 Prozent mit einem Produkt aus Jatropha und aus Algen betrieben. Wie bei allen derartigen Testflügen waren keine Fluggäste an Bord.
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/technik/USLuftwaffe-will-umweltfreundlicher-kaempfen/story/15370594
Die US Air Force kämpft nicht nur gegen feindliche Armeen und Terroristen, sondern auch gegen Ölkosten und Treibhausgase. Die Umstellung der Jets auf grüne Treibstoffe ist schon im Gang.
Als ein Jumbojet der Air New Zealand Ende des letzten Jahres mit umweltfreundlichem Biotreibstoff flog, sprach die Gesellschaft korrekt vom «weltweit ersten Testflug der zivilen Luftfahrt» mit diesem Treibstoff. Die militärische Luftfahrt ist in diesem Bereich nämlich weit voraus. Insbesondere die US Air Force, die seit Jahren grosse Anstrengungen unternimmt, neue Treibstoffe zu entwickeln.
Die Neuheiten werden nicht geheim gehalten: Ein riesiger Langstreckentransporter des Typs C-17 Globemaster flog schon im Oktober 2007 mit einer Fifty-fifty-Mischung von konventionellem Kerosin und synthetischem Treibstoff. Es folgten Tests mit verschiedenen Flugzeugtypen. Ein B-1B-Bomber erreichte mit alternativem Treibstoff im Tank sogar Überschallgeschwindigkeit.
Der Befehl heisst: Sparen! Umweltfreundlich über den Wolken: F-22 testet alternativen Treibstoff
Auch nicht geheim sind die Pläne des amerikanischen Verteidigungsministeriums, Energie zu sparen, Ende 2008 wurden Richtlinien dafür erlassen. Laut dem Ministerium hat die US-Luftwaffe 2007 für fast 7 Milliarden Dollar Energie beschafft, 5,6 Milliarden Dollar (mehr als 6 Milliarden Franken) kostete allein der Treibstoff für die Flugzeuge. Die Air Force muss Kosten sparen, soll unabhängiger von Ölimporten werden und hat – wie alle staatlichen Institutionen der USA – den Auftrag, die Abfälle und den Ausstoss von Treibhausgasen zu verringern.
Die Energiestrategie der Air Force hat drei militärisch knapp formulierte Pfeiler: Verbrauch verringern, Versorgung verbessern, Verhalten verändern. Zur Verbrauchsreduktion gehört, dass bis 2015 der Treibstoffverbrauch pro Flugstunde um 10 Prozent (gegenüber 2005) verringert werden soll. Bei der Versorgung gilt unter anderem das Ziel, im Jahr 2016 mindestens die Hälfte des in den USA benötigten Flugtreibstoffs aus alternativen Quellen zu decken, die «grüner sind, als die Treibstoffe aus konventionellem Erdöl». Und zwar «zu konkurrenzfähigen Preisen».
Zur Verhaltensänderung gehören Ausbildungs-, Führungs- und Informationsmassnahmen, die das Energiebewusstsein stärken sollen. Die Piloten sollen lernen, den Treibstoff möglichst effizient zu nutzen. Auf Trainingsflüge für Aufgaben, die gar nicht mehr gefragt sind, soll verzichtet werden. Bei den Landfahrzeugen der Bodenorganisation soll auf alternative Treibstoffe oder auf Hybridantriebe umgestellt werden. Selbst die Drohnen sollen künftig mit Alternativenergie betrieben werden.
Mit Kohle oder Kokosnuss
Bereits im Jahr 2011 soll die gesamte Flugzeugflotte dafür zertifiziert sein, Treibstoffe mit einem 50-Prozent-Anteil von synthetischem Öl zu verwenden. Solches kann mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren aus organischen Materialien aller Art gewonnen werden, z. B. aus Holz oder Stroh, aber auch aus Erdgas oder Kohle.
In Amerika ist vor allem Kohle sehr reichlich vorhanden, alternativer Treibstoff aus der Kohleverflüssigung erfüllt zwar nicht unbedingt die Anforderungen an den Klimaschutz, aber den politisch ebenso dringenden Wunsch nach Energie aus dem eigenen Land. Der Flugbetrieb mit 100 Prozent synthetischem Treibstoff und mit reinen Biotreibstoffen soll ebenfalls erprobt werden.
Sowohl auf militärischer wie auf ziviler Seite wird fleissig geforscht und getestet, welche alternativen Treibstoffe für die Fliegerei möglich sind. Beteiligt sind neben den Luftwaffen verschiedener Länder Fluggesellschaften, Flugzeug- und Triebwerkhersteller, Raffinerien und Öllieferanten.
Air New Zealand rühmt sich, die umweltfreundlichste Variante erprobt zu haben: Ihr Jumbo flog mit einem Treibstoff aus Jatrophaöl (wobei allerdings nur eines der vier Triebwerke zu 50 Prozent mit dem Biotreibstoff lief). Der Anbau der Jatrophanuss konkurrenziere keine Rohstoffe für die Lebensmittelproduktion, betonte die Fluggesellschaft. Die Bemerkung war auf Richard Bransons Virgin Atlantic gemünzt: Die flog schon im Februar 2008 mit einem 20-Prozent-Biotreibstoffmix, aber das Ausgangsmaterial dafür war unter anderem Kokosnussöl.
Die US Airline Continental bot Anfang des Jahres ebenfalls eine Premiere: Erstmals tankte ein zweimotoriger Passagierjet, eine Boeing 737, Biotreibstoff. Eines der beiden Triebwerke wurde zu 50 Prozent mit einem Produkt aus Jatropha und aus Algen betrieben. Wie bei allen derartigen Testflügen waren keine Fluggäste an Bord.
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/technik/USLuftwaffe-will-umweltfreundlicher-kaempfen/story/15370594