Radio
Moin,
für das getrennte Führen von Flugzeugen und Flugzeugverbänden über Bodenstellen innerhalb dichtbesiedelter Gebiete wie etwa Deutschland bietet der Einsatz möglichst kurzwelliger Frequenzen mehr Vorteile als Nachteile. Diese Erkenntnis wurde bereits bei der großdeutschen Luftwaffe zur Jägerführung mittels UKW-Sprechfunk umgesetzt. So wie der UKW-Rundfunk in Deutschland die regionale Versorgung mehrerer räumlich und reichweitenmäßig getrennter Gebiete mit der gleichen Sendefrequenz gesstattet, lassen sich unter normalen Verhältnissen auch Flugzeuge in räumlich getrennten Zonen von verschiedenen Leitstellen auf der gleichen Frequenz ohne gegenseitige Störung führen.
Für Weitverkehrsverbindungen bei Langstreckenflügen werden dagegen längerwellige Frequenzen im Kurzwellenbereich genutzt, von der Frühzeit der Fliegerei bis in die 60er Jahre bei Transatlantikflügen vermittels Bordfunker per Morsetaste, daneben mehr und mehr auch über Sprechfunk.
Sabre, Starfighter und Gina waren aufgrund ihrer eher kurzen Reichweite und des üblichen Einsatzprofils dagegen nur mit VHF/UHF-Funkgeräten ausgerüstet. Um die Piloten von der umständlichen, manuellen Frequenzwahl zu entlasten, wurde auch feste Kanäle für bestimmte Bereiche festgelegt, die dann über Kanalwähler selektiert werden konnten. Sollte ein Flugzeug z.B. aus dem Norden in den Süden zu einem anderen Verband verlegen, mußten vorher die wichtigsten Kanäle für den Überflug neu gerastet werden, d.h.Stellung für Stellung der 13 Positionen des Kanalwählers für den 100er, 10er, 1er, 0,1er und 0,01er Frequenzbereich vermittels eines kleinen Raststiftes und noch viel kleinerer Rastkontakte korrekt gerastet werden - eine Ausdauerübung für die Elos auf der Line! Meist hatte man dann am Ende eine Stellung aus Versehen ausgelassen oder übersprungen, dann durfte man von vorne anfangen.
Die Frequenzwahl im F104-Standardfunkgerät AN/ARC 552 hatte auch was für sich: Über eine Relaislogik wurden aus einer Doppel-Revolvertrommel von 60 Quarzen zwei verschiedene per Stellmotor ausgewählt, die dann durch Addition und Subtraktion der beiden Frequenzen bzw. ihrer diversen Oberwellen schließlich die Sendefrequenz bildeten. Gleichzeit wurden passend dazu über Zahnräder die ZF-Stufen abgestimmt. Wer nur noch 1-Chip-PLL-Empfänger kennt, wird das nicht glauben, was er da sieht:
http://www.int.uni-karlsruhe.de/seiten/bilder/int-seminar-2001-kappeln/0925_019.html. Das ganze natürlich auf UHF und VHF, vor 50 Jahren schon.
Mit dem Aufkommen des Multi Role Combat Klappdrachens und seiner Fähigkeiten, "unter dem Zaun durch" tief ins Feindesland einzudringen, mußten auch entsprechende Kommunikationseinrichtungen her. Man schrieb damals Anfang der 70er, Tastfunk war gerade dabei, aus der Mode zu kommen und die paar Satelliten konnte man noch an den Fingern abzählen, an Satkom dachte noch keiner und so verpaßte man dem Tornado ein ordentliches Kurzwellenfunkgerät mit 2 kW Sendeleistung. Antenne war die gesamte Zelle.
Die ersten Ausfälle waren noch dem Spieltrieb der Elos auf der Flight geschuldet, die eingesteckte Erdungsstrippen vermittels Sendetaste zum Leuchten brachten. Dann gab es einen Zwischenfallbericht, weil ein TOR im Takt der gesendeten Sprache durch die Lüfte hüpfte. Die HF hatte sich auf dem Flugregelgedrähte vergnügt und das CSAS verwirrt. Von Stund an war das Geräte stillgelegt, der "Abschuß" eines weiteren Tornis durch den Sender Holzkirchen, bei dem die Besatzung ums Leben kam, sorgte für ein längeres Aus der Anlage. Jetzt war erstmal Schluß mit dem Musikhören während der Störbehebung, es sollte über 2 Jahre dauern, bis alle Geräte mit deutlich weniger Sendeleistung und weiteren Modifikationen umgerüstet waren und die roten Krägen um diverse Sicherungen wieder verschwanden.
Inzwischen dürften wohl moderne Kommunikationsgeräte ins Flugzeug eingezogen sein, aber da muß ich mal meine heutigen Kollegen um Fortführung bitten. Schließlich ist in einem aktuellen Handy mehr Funktion, Logik und Rechenpower als in dem ganzen Bugavionikträger versammelt!
So long