So, inzwischen ist bei mir auch ein Exemplar eingetrudelt. Tja was soll ich sagen, ich bin hin und her gerissen. Zuerstmal das Positive - die wirklich guten Bilder - bei AirDOC inzwischen ein Markenzeichen.
Eins kann ich mir natürlich nicht verkneifen: Es ist schon sehr interessant zu beobachten, wo die eigenen Bilder wieder auftauchen. ;)
Desweitern ist die Zweisprachigkeit eine gute Idee. Darunter muss freilich bei einer gesetzten Seitenzahl die Menge des Inhaltes leiden. Das ist aber nicht weiter tagisch, weil, was den NVA-Teil angeht, ist das Wichtigste gesagt. Und über die Zeit bei der WTD-61 ist wahrscheinlich ein Mehr an Information nicht zugänglich. Und damit sind wir auch schon bei dem Punkt, wo ich gehofft hatte, etwas zu erfahren. Es geht um die Evaluierung des Waffensystems Su-22 im Hinblick auf Ihre Wirksamkeit. Es werden die Programme und Ihre Inhalte beschrieben, aber keine Ergebnisse oder Schlussfolgerungen.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer habe ich trotzdem noch, im Herbst soll ja das entsprechende DHS kommen :D
Das soll aber nicht heißen, das über die Zeit bei der WTD-61 nur Unwesentliches gesagt wird. Die Beschreibung der Zusammenarbeit mit den Franzosen und den Leuten von der USAF sind wirklich sehr interessant.
Als für mich persönlich äußerst erfreulich, die vielen mir neuen Fotos von Marcus Fülber mit Maschinen der 16. LA (UdSSR).
Jetzt zu den Dingen, die nicht so gut gelungen sind. Im Wesentlichen ist es das Kapitel über die Entwicklung der Fitter-Familie. Einen guten Überblick und ein Gefühl, wie sich eine ganz offensichtlich solide Grundkonstruktion über so einen langen Zeitraum durch ständige Entwicklung im aktiven Einsatz halten konnte, wird vermittelt. Jedoch, ist bei genauerem Hinsehen einiges durcheinander geraten. Das ist umso ärgerlicher, als dieses Thema in diversen gängigen Publikationen hinreichend beschrieben ist.
Ich bleibe mal den Schwenkflüglern. Folgendes vorweg:
Su-17
Su-17 M / Export Su-20
Su-17 M2 / Export Su-22 (das ist die mit dem Radarkinn, manchmal auch als Su-22 M2)
Su-17 M3 / Export Su-22 M3 (das ist die mit dem neuen dickeren, abgesenkten Rumpfbug)
Su-17 M4 / Export Su-22 M4
..kann man so nachlesen im "4+", "Armada", "OKB SUKHOI - A History of Design Bureau and its Aircraft"
Mal ein Beispiel, was m.E. nicht hinhaut:
- Triebwerk Tumanski R-29
"Es ist um einiges kleiner als Ljulka..."
"Alle neuen Modelle der Fitter konnten mit mit dem R-29B ausgerüstet werden."
Tatsache ist: Tumanski R-29 ist nicht kleiner, sondern größer als das Al-21 (bezogen auf den Durchmesser), aus diesem Grund mußte das ganze Heck umkonstruiert werden. Das Tumanski wurde ausschließlich in folgenden Versionen eingebaut, Su-22 (Exportvar. der Su-17 M2 Radarkinn - exportiert u.a. nach Peru) und Su-22 M3 (exportiet nach z.B. Ungarn). Diese beiden Versionen gab es nicht mit Al-21. Die Begründung für den Einsatz des R-29 war ein marketingtechnischer. Das Triebwerk war bei vielen potentiellen Kunden bereits im Einsatz (in MiG-23/27).
- "Die DDR hat sich für das Ljulka Al-21 entschieden."
Ich denke eher die DDR hat sich für die modernste Exportversion der Fitter entschieden, für die Su-22 M4, und die hatte nun mal das Al-21.
Und noch eins:
Es wird beschrieben, das die Kanone (NR-30), die Kanonenbehälter SPPU-22, die Raketen S-5, S-5, S-8, S-24 und S-25 zum Bekämpfen von Luftzielen eingesetzt wurde. Das ist nun definitiv nicht richtig. Die benannten Waffen dienten primär der Bekämpfung von Erdzielen. Die entsprechenden DV sind voll von Anweisungen, die das belegen. Die einzige Waffe, die primär in der Luft-Luft-Rolle eingesetzt werden sollte, war die R-60.
Tschuldigung, aber das musste ich mal loswerden. Die Publikation ist wirklich Klasse, und dann fällt sie hier ab, das ist einfach nur Schade.
Ein paar Kleinigkeiten noch, es sind wirklich ganz kleine Kleinigkeiten:
- Die Kisten mit den Fliegern wurden in Laage mit Il-76 UND An-22 eingeflogen. Ich sage das deshalb, weil ich letztens ein Manuskript für den dritten Band DDR-Luftfahrt gelesen habe und da auch nur von Il-76 die Rede war. Das Brummen habe ich heute noch im Ohr.
- NFB-77 heißt Nachrichten-Flugsicherung-B.. nicht Sicherheit. Im Sinne einer Sicherstellung/Ermöglichung des Flugbetriebes
Und dann habe ich noch zwei Fragen:
Die Maschine mit den weißen Tragflächen:
Waren auf den Flächen Hoheitszeichen?
Waren auch die Unterseiten in Weiß?
FAZIT:
Alles in allem für mich ein MustToHave, bis auf den geschichtlichen Abriss. Die Fotos sind allererste Sahne. Wer also seinen Schwerpunkt primär auf den Einsatz der Fitter in Deutschland legt, dem sei diese Publikation wärmstens empfohlen.
Ich hänge mal noch die Titelseite als Appetitmacher dran, damit wir auch wissen, worüber wir reden.