Heut vor 30 Jahren ...

Diskutiere Heut vor 30 Jahren ... im Bundeswehr Forum im Bereich Einsatz bei; Heute vor 30 Jahren ... kam ich nach der Grundausbildung in Budel in Wittmund an. (Eigentlich war es am 19. Dezember 1973 also vor zwei Tagen)...

Pedda

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Heute vor 30 Jahren ... kam ich nach der Grundausbildung in Budel in Wittmund an. (Eigentlich war es am 19. Dezember 1973 also vor zwei Tagen). Die nächsten vier Jahre sollte ich dort Triebwerke reparieren. Vollgepackt ging es mit der Bahn von Holland in den Norden, erst D-Zug dann zum Schluß Triebwagen. Und das Land wurde immer flacher und einsamer. Die Straßen trugen Kopfsteinpflaster und die Leute sprachen alle Platt. Moin.

Dann am nächsten Tag zum ersten mal auf den Flugplatz raus und zum ersten mal eine Phantom von nahen sehen. In der Werfthalle lief gerade noch die Umschulung. Die erste Phantom waren ja erst im Sommer in Wittmund angekommen. Der erste Eindruck war überwältigend. So groß hatte ich sie mir nicht vorgestellt. Der zweie Eindruck irritierend. Das Hochtechnologiewunder entpuppte sich als äußerst robust und recht tolerant zusammengenietet.

Das Bild zeigt mich rechts stehend, etwa 1974 oder 1975. Wir sitzen da auf einem Triebwerk, das einst eine amerikanische Phantom antrieb. Die Amerikaner meinten beweisen zu müssen, daß auch in Wittmund zwei F-4 gleichzeitig starten können. Wir haben dann die Beweisstücke eingesammelt und aus den Brennkammern dekorative Deckenlampen gebastelt.
 
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Pedda

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In laufe der nächsten Monate trudelten dann die Triebwerke ein. Eine Galerie nagelneuer J79 GE 17A Triebwerke.
 
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Im Gegensatz zu den F-104 Zeiten, durften wir auch die Heizteilsektion zerlegen. Man beachte den verrußten Nachbrenner. Wenn man an den Flaps rumschraubt, sieht man im nuh aus wie ein Schornsteinfeger. Zumindest hinterläßt man dann überall seine Spuren und ist für jeden als Triebwerker erkenntlich.
 
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Spannender als die Schrauberei im Triebwerkshop war aber der Bremsstand. Hier wird gerade die 37+43 vor und dann in die Bremshalle rangiert. Die Aufnahmen wurden 1974 gemacht.
 
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Im Laufe der Zeit machte auch ich dann auch meinen Bremsschein. Mit 18 Jahren eine Phantom laufen lassen, war schon Klasse. Am liebsten bei Nebel im Shelter. War fast wie selber fliegen, wenn die Triebwerke den Nebel fraßen.
 
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Rückwärts in die enge Halle rangieren war nur was für alte Hasen. Anfänger haben auch mal das Höhenleitwerk eingedellt.
 
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Hier ein Blick in die Bremshalle. Man erkennt die Tore mit den Konturen des Rumpfes. Vorne der kleine „Fahrstuhl“ für das Bugrad.
 
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Hier die angeschnallte 38+43. Die Phantom wird vorne etwas abgelassen, da die Triebwerke in der Phantom ja schräg hängend eingebaut sind. Dann Tore zu. Noch die Körbe vor die Einläufe. Die üblichen Kontrollen und los geht’s - mit Nachbrenner - volle Pulle.
 
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Ein Blick von ganz hinten. Quasi aus dem liegenden Schornstein des Bremsstandes.

30 Jahre ist das nun her. Leute wie die Zeit vergeht. Möglichweise ist schon die 2. Generation an Trieberwerkmechanikern am Schrauben. Wie der Vater so der Sohn. Vor einiger Zeit wurde ein Film über eine der ersten Frauen bei der Luftwaffe gedreht. Auch eine Triebwerkmechanikerin in Wittmund. Was sich seitdem geändert hat ? Nun, der Bremsstand bekam einen neuen Anstrich. Ich hätte jedenfalls nie gedacht, daß nach 30 Jahre noch immer Leute den gleichen Job machen.

Soweit für heute. Story will be continued.


:TD:
 
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Hallo Friedarrr,
so war es - in M'gladbach umgestiegen. Proppevoller Bahnsteig und dann in den Zug nach nirgendwo (war wahrscheinlich noch Vorkriegsware).
Zurück das gleiche, nicht ganz so viele Leute dafür aber dick bepackt. War die Zeit mit Fahrverbot am Wochenende. Standen dann vor der holländischden Grenze und warteten auf die Freigabe. Wie beim Formel 1 rennen.

Tja ja die psychedelischen 70er. (Doppelt belichtetes Foto Mechaniker und seine Arbeitsgegensstand.)
Was unsere Phantom schon so alles erlebt haben, Hippies, Disco, NDW, Punk, Rap und was da noch so alles kommen mag.
 
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Da einige von Euch gerne Geschichten hören, nun etwas vom Alltag in den 70ern, soweit ich mich noch erinnern kann. Viel gab es damals nicht zu schrauben. Zumindest nach den Berichten der alten Hasen, die noch an der 104 geschraubt hatten. War ja alles neu. Aber einige nicht unerhebliche Anfangsschwierigkeiten lösten dann doch wahre Malocherorgien aus. Davon vielleicht später mal mehr. Mich würde vor allem interessieren was sich seitdem verändert hat. Und wenn sich nichts geändert hat, auch melden.

Los ging es zwischen sieben und acht Uhr morgens, mit dem Bus zum Flugplatz. Wie so viele zivile Arbeitnehmer im ganzen Land. 17 Uhr war Feierabend. Einer wurde abgestellt zum Tee- und Kaffeekochen, der Rest schraubte, lies Triebwerke laufen oder quälte sich mit dem Papierkram rum. Lieber und öfter habe ich aber Spätschicht gemacht. Wir waren da ein eingeschworenes Team. Das erste Bild zeigt eine dieser Spätschichtcrews der Triebwerkmechaniker. Ich denke, wir waren auch gar nicht mal so schlecht. Tagsüber lungerten mir zu viele karrieregeile Offiziere und Portepeeträger herum. Das wurden im Laufe der Jahre immer mehr. Hatten keine Ahnung und waren nur auf der Suche einen irgend wie anpinkeln zu können, um zu zeigen was für tolle Kerle sie sind. Unser Staffelchef und der Boss vom Triebwerkshop waren da eher die Ausnahme. Vor der Spätschicht trafen wir uns zum gemeinsamen Essen. Ein Ritual das sehr zum besseren Klima beitrug. Für die Übergabe an die Spätschicht war nur wenig Zeit. Hat aber (fast immer) ausgereicht. Zeitweise hatten wir nicht viel zu tun, dann waren wir schon um 22Uhr zurück. Es kam aber auch mal vor, daß wir durchmachten bis die Normalschicht kam. War aber die absolute Ausnahme. Es mußten halt immer eine bestimmte Anzahl an Mühlen flugklar sein. Abends arbeiten war super. Man hat sich auf seine Arbeit konzentrieren können und dieses ganze überflüssige, formalistische, militärische Zeug war weit weg. Nach der Schicht ging es meist noch auf Tour. Da trafen wir dann die von der Normalschicht, die waren gerade auf dem Weg ins Bettchen. Wir machten die Nacht zum Tagen, konnten ja ausschlafen.
;)
 
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Also wie versprochen die Geschichte geht weiter.

Zunächst aber noch mal die 37+43. Habe das Foto noch etwas farblich aufgefrischt. Die Farben waren etwas ausgeblichen. Der Farbton dürfte jetzt in etwa hinkommen. Das Foto wurde vom Dach der Bremshalle aus gemacht.
 
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So jetzt machen wir einen Zeitsprung. Damit stimmt der Titel aber nicht mehr - egal. Ein paar Jahre später verlegte das Geschwader nach Decimomannu zum Schießen. Gleichzeitig wurde die Starbahn in Wittmund erneuert (wie so häufig). Nach meiner Erinnerung war das 1977, möglicherweise aber auch schon 1976. Bitte korrigiert mich. Ist doch schon etwas her und eine Chronik vom JG71R liegt mir nicht vor. Auf alle Fälle war es im Frühjahr, etwa im Mai und das erste mal mit der Phantom.

Geflogen wurden wir mit der Trall.....
 
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Abgeflogen sind wir von Ahlhorn.

Die Fotos wurden in Deci gemacht. Wahrscheinlich erst beim Abflug.
 
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Fein säuberlich aufgereiht.

Trotz Frühjahr war es schon sehr heiß. Zum Spiegeleier braten. Im Ernst - schwarze Teile in der Sonne sollte man da besser nicht anfassen.
 
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Gleichzeitig waren auch die Briten mit ihren Buccaneer da.
Die XX894 hatte Triebwerksprobleme und kam etwas unerwartet bei uns vorbeigerollt.

Die anderen Fotos der Buccaneer kennen ja einige schon aus der Galerie. Das Gina und 104 Foto entstand am gleichen Tag.


http://www.aircraftresourcecenter.de/details.php?image_id=803
http://www.aircraftresourcecenter.de/details.php?image_id=804
http://www.aircraftresourcecenter.de/details.php?image_id=805
http://www.aircraftresourcecenter.de/details.php?image_id=806
http://www.aircraftresourcecenter.de/details.php?image_id=807
 
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Absolut zufällig waren gerade sehr viele Feiertage als ich in Deci war. Zeit sich die Gegend anzuschauen

Gagliari zum ersten ....
 
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.....und zum zweiten.

Von Sardinien bis nach Afrika ist es nicht mehr weit.
 
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