Ich habe gerade festgestellt, dass ich den Text zwar am Montag geschrieben, aber aus welchem Grunde auch immer, leider nicht gepostet habe. Also hier nun die versprochene Darstellung der Ereignisse um den einzigen Verlust einer F-15E während IOF, so wie sie Steve Davis in seinem Buch „F-15C/E Eagle Units of OIF“ auf Seiten 78-82 schildert.
Am 7. April 2003 flogen der Pilot Capt Eric „Boot“ Das (30 Jahre, aus Amarillo, Texas) und sein WSO Maj William „Salty“ Watkins (37 Jahre, aus Danville, Va.) in ihrer F-15E der 335rd Fighter Squadron einen Kill box Interdiction (KI) Einsatz nördlich von Tikrit. Beide waren für den Kriegseinsatz von ihrem eigentlichen Geschwader, dem 333 FS zum 335 FS versetzt worden. Bei einem solchen Einsatz, bekommt eine 2er-Rotte eine etwa 30 Quadratmeilen große Zone zugeteilt, in der sie mehrere Stunden lang nach Bodenzielen sucht und diese ggf. angreift.
Ein WSO der 2er-Rotte, die unmittelbar vor Das und Watkins in dieser Zone agierten (sie waren von Einsatz gegen eine Roland-Batterie abgezogen worden) berichtete, dass sie selber gleich beim Eintreffen über der Zone massiv von Flak beschossen worden waren. Sie hatten mehrere Fahrzeugkonvois ausgemacht und mussten für ihre Angriff wegen des schlechten Wetters unter 12 000 Fuß Höhe gehen. Sie übergaben die Zone an die Rotte von Das und Watkins mit der üblichen Einweisung in Ziele und Gefahren.
Sie waren gegen Mitternacht mit Rufzeichen Borax 57 auf der Flügelmann-Position einer 2er-Rotte von Al Udeid AB, Katar gestartet. Zuvor hatte Das noch mit seiner Ehefrau, Capt Nikki Das, die der Aufklärungs-Offizier der 335 FS „Rocketeers“ war, zu Abend gegessen. Kurz nachdem sie gegen 2 Uhr 50 zu Bett gegangen war, wurde sie alarmiert, dass ein Flugzeug des Geschwaders abgestürzt war und dass dieses Flugzeug jenes ihres Mannes sei. Sie rief daraufhin sofort die Eltern von Das an, damit sie die schlechte Nachricht keinesfalls als erstes aus der Presse erfuhren. Diese Maßnahme erwies sich durchaus als richtig. Erste Presseberichte über einen Absturz waren aber schon sehr schnell aufgekommen.
Allerdings wurde die Familie des WSO Watkins erst nach zwölf Tagen offiziell vom Tod von William Watkins informiert. Was um so fragwürdiger erscheint, weil Watkins schwangere Ehefrau Melissa ebenfalls als Major im Aufklärungsstab des 4 FWs arbeitete.
Laut Aussage des Rottenführers, vom dem bislang nur der Rufname „Panzer“ bekannt ist, wurden sie von dem eigentlichen KI Einsatz abgezogen und sollten „ein anderes Ziel“ angreifen. Das wurde dabei beobachtet, wie er seine dritte Bombe des Abends auf das Ziel abwarf. Kurz nach deren Explosion im Zielgebiet kam es zu einer weiteren Explosion, nämlich als die von Das geflogene F-15E in den Boden einschlug. Es ist immer noch nicht klar, was genau zum Absturz führte. Wegen der schlechten Trümmerlage kann dies wohl nicht mehr genau festgestellt werden. Ein Abschuss durch Flak kann genauso wenig ausgeschlossen werden, wie ein Pilotenfehler. Bei einem aggressiven Einsatz mit Nachtsichtgeräten und einer dichten Wolkendecke kann es durchaus dazu kommen, dass ein Pilot die Orientierung verliert und die Wolkendecke und den Boden miteinander verwechselt und so versehentlich nach einem Angriff in den Boden fliegt, statt in die Wolkendecke. Die USAF hat entschieden, dass der Verlust als ein Combat Loss einzustufen ist.
Es wurde zwar eine CSAR (Combat Search and Rescue) Mission gestartet, diese wurde aber später ohne besonderen Grund wieder abgeblasen.
Das und Watkins hätten ihrerseits von einer weiteren Rotte, zu der Capt Meziere gehörte, über dem Einsatzgebiet abgelöst werden sollen. Meziere berichtete, dass man ihm kurz nach 3 Uhr morgens, als er seinen Start vorzubereiten begann, erzählt hatte, dass man ein Signal von Watkins Notfall-Sender empfangen hätte, der CO dem aber widersprach. Das Gerücht war wohl entstanden, da es aus einem dem Staffelhauptquartier übergeordnetem HQ geheißen hatte, man hätte ein Datenpaket vom Sender Watkins erhalten. Meziere traf gegen 6 Uhr in der Zone ein und verzichtete die ersten 45 Minuten auf alle Angriffe, weil es ihm Sorgen bereitete, dass er die beiden, wenn sie noch am Leben war, vielleicht versehentlich treffen könnte und forderte eine Ausdrückliche Freigabe vom AWACS an, während sein Flügelmann die ganze Zeit über Guard-Frequenz überwachte.
Erst sechs Tage später gelang es Spezialeinheiten zur Absturzstelle vorzudringen. Das Wrack war zu diesem Zeitpunkt aber bereits von den Irakern durchsucht worden. Da die US-Einheit bei ihrer Suche unter massivem Feuer lag, konnte sie nur zehn Minuten vor Ort bleiben und die wenigen zu findenden Überreste bergen. Erst nach mehr als einem Monat war man in der Lage die Absturzstelle gründlich zu untersuchen und auch die verbliebenen Leichenteile von Watkins zu bergen. Weitere Leichenteile fanden sich in einem nahe gelegenen Dorf, dessen Einwohner die Absturzstelle geplündert hatten und Leichteile weggeschleppt hatten, um die Prämie, die auf getötete US Flieger ausgelobt war, zu kassieren. Diese Überreste wurden in einem kleinen Grab in Kirkuk gefunden und zusammen mit den bei einer weiteren Suche von der US Armee gefundenen Überresten nach einem DNS-Test auf dem Arlington Friedhof beigesetzt. Beide erhielten posthum das Distinguished Flying Cross und das Purple Heart.
Keiner der beiden hat versucht mit dem Schleudersitz auszusteigen. Von der Maschine blieben nur kleine Trümmerteile übrig. Aus dem Trümmern wurde aber eine sog. Geschwader-Münze geborgen, die Watkins mit in den Einsatz genommen hatte. Diese Münzen waren immer mit anderen Crews im Einsatz und es gibt zu jeder von ihnen – wie auch zu den Flaggen, mit denen ein ähnliches Ritual durchgeführt wird – eine Art Logbuch. Die geborgene Münze und das dazugehörige Logbuch wurden der Familie von Watkins übergeben.
Ich hoffe, dass war nun allen ausführlich genug…