Abschüsse über der DDR

Diskutiere Abschüsse über der DDR im NVA-LSK Forum im Bereich Einsatz bei; Den Artikel habe ich übersetzt. Ich habe das Original nicht geschrieben, fühle aber doch eine gewisse Verantwortung, wenn ich den Inhalt hier mit...
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Den Artikel habe ich übersetzt. Ich habe das Original nicht geschrieben, fühle aber doch eine gewisse Verantwortung, wenn ich den Inhalt hier mit meinen Worten wiedergebe. Darum möchte ich mit einem kleinen Kommentar als Vorwort beginnen:

I. I. Pstygo wurde am 10.04.1918 geboren. Im 2. Weltkrieg war er bei den Bombenfliegern und er beendete den Krieg als Geschwaderkommandeur. 1960 bis 1967 befehligte er die 16. Luftarmee der GSSD. Danach folgten verschiedene Dienststellungen bei den WWS und im Ministerium. Marschall der Flieger wurde er 1975, Held der Sowjetunion 1978.

Der Artikel selbst ist in recht marzialisch-patriotischem Ton geschrieben, mit typisch sowjetischen Redewendungen – was wohl im Wesentlichen am Selbstverständnis des Autors liegt (Spekulation). Möglich auch, dass die Passagen einem Buch entnommen sind, das Pstygo vor einigen Jahren zu seiner Arbeit bei der 16. LA geschrieben hat (habe mich bisher vergeblich bemüht, es zu bekommen). Literarisch war er recht aktiv, es gibt 3 Bücher mit seinen Erinnerungen.
Einige der genannten Fakten empfinde ich als zweifelhaft, schon in der Überschrift wird von einem Abschuss über Berlin gesprochen – na ja bei der damaligen Größe der Sowjetunion liegt Gardelegen schon „bei Berlin“. Auch verwirrt mich der Hinweis auf Führungspunkte der 16. LA und der GSSD 30 bis 40km östlich von Berlin.
Andere Details finde ich interessant, wie das Heranleiten der MiG-19 aus der Sperrflugzone über den Manövertruppen.

Bei allen interessanten Details wird dieser Artikel aber, fürchte ich, für mehr Diskussion als Klarheit sorgen, auch wenn sich hier eine Person mit „Blick hinter die Kulissen“ zu Wort meldet.




Nun, dann jetzt der Artikel:

„Das Flugzeug abgeschossen, die Besatzung in Gefangenschaft!“

Es geschah im Frühjahr 1964. Über Berlin wurde ein Luftraumverletzer abgeschossen. Gemacht haben das Piloten der 16. (24.) Luftarmee, die zu dem Zeitpunkt von General I. Pstygo kommandiert wurde. Der Held der Sowjetunion, Marschall der Flieger Iwan Iwanowitsch Pstygo berichtet über diese Ereignisse.

Im Frühjahr 1964 führt der Oberkommandierende der GSSD Armeegeneral (später Marschall der Sowjetunion) I. Jakubowskij ein großes Manöver zur Überprüfung der Gefechtsbereitschaft von Truppenteilen und Verbänden durch. Zu diesem Manöver kam auch eine große Gruppe führender Militärs mit dem Stellvertreter des Verteidigungsministers Marschall der Sowjetunion A. Gretschko und dem Chef der Luftstreitkräfte Hauptmarschall der Flieger K. Werschinin an der Spitze.
Die Manöverhandlungen fanden auf dem größten Truppenübungsplatz in der DDR bei Magdeburg statt. Von beiden Seiten wurden in großem Masse Fliegerkräfte eingesetzt.
Der Führungspunkt der Luftarmee befand sich 30km östlich von Berlin, noch 6 bis 8km weiter lag der Führungspunkt der Streitkräfte. Auf dem ersten befand sich, entsprechend dem Plan des Manövers, mein Stellvertreter General Modjajew, auf dem zweiten alle leitenden Personen, darunter war auch ich.
Als es bis zum Beginn der „Kampfhandlungen“ buchstäblich nur noch Minuten waren, erreichte mich eine Meldung von General Modjajew:
- Wir haben einen Luftraumverletzer, Geschwindigkeit 850 bis 900km/h, Höhe 8.000m, der Kurs führt aus Westen kommend in Richtung des Übungsgebietes.
Das hörte der neben mir stehende Oberkommandierende der GSSD Iwan Ignatjew Jakubowskij:
- übermittle Deinen Piloten, sie sollen das präzisieren, wenn es wirklich ein gegenerisches Flugzeug ist, angreifen
Von unseren Flugzeugen konnte nur die Il-28 mit dieser Geschwindigkeit und in dieser Höhe fliegen, ich hatte davon eine ganze Menge, eine Bombenfliegerdivision und ein Aufklärungsgeschwader, die befanden sich zu dem Zeitpunkt aber alle am Boden. Transportflugzeuge schieden aus, bei dieser Geschwindigkeit. Das Wichtigste war der Kurs von Westen, der Führungspunkt hatte das Ziel natürlich aufgefaßt und begleitete es, die Meldung von Modjajew kam im letzten Moment, länger hätte er nicht warten könne.
- Ich habe Sie verstanden Genosse Oberkommandierender! Antwortete ich. An Modjajew übermittelte ich den Befehl: Den Luftraumverletzer abschießen!
Die Dynamik der Ereignisse erfuhr ich einige Zeit späte. Alles lief so ab, wie es sich gehörte. Modjajew schickte ein Paar MiG-19, die über unseren Truppen in der Sperrflugzone kreisten, dem Eindringling entgegen. Die erfüllten de Befehl!
Modjajew meldete:
- das Flugzeug wird angegriffen, jetzt ist ein Fallschirm zu sehen, ein zweiter, jetzt ein dritter...
Iwan Ignatjew Jakubowskij sprang von seinem Stuhl auf:
- Was, habt ihr ein Transportflugzeug abgeschossen? Ach ihr...
Die Aufregung des Oberkommandierenden war verständlich, gerade erst war ein 4-seitiges Abkommen (USA, GB, Frankreich, UdSSR) über den ungehinderten Flug von Transport- und Passagierflugzeugen über das Territorium der DDR unterschrieben worden. Über zeitweise Einschränkungen hatten die Beteiligten rechtzeitig zu informieren. In diesem Fall hatten wir das getan und über ein Flugverbot für die Zeit des Manövers informiert, aber was war nicht alles möglich...
Dann folgte die Nachricht vom Führungspunkt der Luftarmee:
- Das Flugzeug ist im Gebiet unserer Truppen abgestürzt, der Bereich ist abgeriegelt, die Besatzung wurde gefangen genommen, Modjajew ist auf dem Weg zum Ort der Ereignisse.
Der umsichtig handelnde Modjajew untersuchte die Trümmer und brachte ein großes Stück mit dem Kennzeichen der amerikanischen RB-66 per Hubschrauber zu uns auf den Führungspunkt. Das erregte die Aufmerksamkeit der Anwesenden.
- Nun, was habt ihr da? Fragte Marschall Gretschko, der gerade das Zeichen zum Beginn der Schlacht geben wollte.
Jakubowskij meldete:
- Genosse Marschall der Sowjetunion, unsere Piloten haben einen Luftraumverletzer über dem Territorium der DDR abgeschossen. Die Besatzung aus 4 Mann...
- Wie, vier Mann? Unterbrach ihn Gretschko. Ein Transportflugzeug habt ihr abgeschossen, ach ihr Helden!
Ich trat vor und stand meinem Kommandeur bei:
- Nein, kein Transportflugzeug, das abgeschossene Flugzeug war eine RB-66, der übliche Aufklärer der USA. Hier ein Trümmerstück, das General Modjajew vom Ort der Ereignisse mitgebracht hat.
- Nun, das ist eine andere Geschichte, antwortet der inzwischen beruhigte Gretschko. Was ist mit der Besatzung?
- 2 wurden gefangen genommen, einer befindet sich verletzt im Krankenhaus, der vierte ist ums Leben gekommen, sein Fallschirm hat sich nicht geöffnet.
Gretschko richtet sich zu voller Größe auf und sagte:
- Prachtkerle! Das Manöver beginnt mit einem realen Gefechtseinsatz. Danke!

Blicken wir nun auf diese Episode im Zusammenhang mit den laufenden Ereignissen zu der Zeit.
In der DDR lief ein großes Manöver, zu dem leitende Militärs aus der UdSSR und en anderen Ländern des Warschauer Vertrages anwesend waren – das ist natürlich auch dem „Westen“ nicht verborgen geblieben. Von dort schickte man einen Aufklärer mit der modernsten Foto- und Filmausrüstung, Funk- und Funkmessaufklärungsgeräten, die alles aufnehmen sollten, was bei dem Manöver geschah. Die RB-66 flog mit maximaler Besatzung, die zur Bedienung der Anlagen nötig war. Offensichtlich rechnete man damit, die Aufgabe vor dem Hintergrund der vielen Flugbewegungen des Manövers unbemerkt erledigen zu können.
Für unsere Truppen, die angetreten waren ihr Können und ihre Erfahrungen bei Kampfhandlungen unter realitätsnahen, aber doch Übungsbedingungen unter Beweis zustelle, war das Auftauchen derRB-66 als realer Gegner eine zusätzliche Stimulierung. Die Kommandeure und Politarbeiter nutzten das intensiv bei der militär-patriotischen Ausbildung. Das ungeplante Ereignis half so, noch bessere Ergebnisse im Manöver zu erreichen.
Der Jagdflieger Hauptmann Sinowjew, der den Eindringling abgeschossen hatte, wurde mit dem Rotbannerorden ausgezeichnet, eine Auszeichnung erhielt auch sein Geführter. Aber auch alle anderen Piloten der Luftarmee fühlten sich besonders geehrt.
Am Ende sei noch bemerkt, dass der verletzte Amerikaner (er war mit dem Leitwerk seiner Maschine zusammengestoßen und hatte sich an der Wirbelsäule verletzt) in unserem Lazarett operiert wurde. Er wurde wieder gesund. Als eine Delegation erschien, um ihn in die Heimat zurück zu holen (aus der Gefangenschaft), waren auch Verwandte dabei, die sich herzlich bei unseren Ärzten bedankten.
 

ColdWar

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Ehre dem Übersetzer radist!
Zum Text: "Wahrheit" war noch nie die Stärke sowjetischen Führungspersonals. Derartige Texte kommen also heraus, wenn man jahrelang in leitender Position war und u.a. die 16. (24.) Luftarmee kommandiert hatte. Ich muss unterstellen: Entweder er ist (war?) ein Propagandist oder er weiß (wusste) es nicht besser. Scheint mir unverständlich, dass sowjetisches Führungspersonal derart schlecht informiert war (wurde)! Es gibt genügend derartige Texte aus der früheren Sowjetunion. Schade, dass alles hilft uns nicht unbedingt weiter, aber der Tag wird kommen...:!:
 
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Vielen, vielen, vielen Dank!:TOP:

Gruß
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Volker31

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Ehre dem Übersetzer radist!
Zum Text: "Wahrheit" war noch nie die Stärke sowjetischen Führungspersonals.
läßt sich das erläutern?

Im Zweifelsfall bleibt uns ja immer noch die wahrheitsgemäße US-Variante :FFTeufel:

Volker
 
radist

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@ ColdWar
@Volker31

Das hatte ich befürchtet:FFCry:

Also der Artikel ist sicherlich stark propagandistisch (mit diesem Ziel ist er wohl auch für die russische Öffentlichkeit publiziert worden) und Pstygo benutzt die Stereotype der ehemaligen Sowjetpropaganda - als Chef einer Luftarmee war er natürlich auch ein Propagandist. Rein sachliche Informationen, als Zahlen, Daten, Fakten sind von so einem Artikel eher nicht zu erwarten.
Ich denke schon, dass Pstygo durch seine Position über klare Informationen verfügt, man muss die Kleinigkeiten als Info aus so einem Artikel ziehen - er ist wie gesagt mit einem anderen Ziel geschrieben worden.
Generelle Tendenz zur "Unwahrheit" will ich hier nicht unterstellen - es ist eben eine eigene Sicht der Dinge und gleiche Fakten werden auch oft gegensätzlich interprätiert.

Nehmt den Artikel also einfach mal als eine Facette eines großen Gebildes. Ich finde ihn interessant, aber nicht sooo wichtig, dass man über ihn heftig streiten müsste.
 

Rhönlerche

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Danke für die Übersetzung.
Erschreckend ist, dass sofort geschossen und dann erst gefragt wird. Einen Eindringling kann man ja auch zur Landung zwingen.
 

ColdWar

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läßt sich das erläutern?

Im Zweifelsfall bleibt uns ja immer noch die wahrheitsgemäße US-Variante :FFTeufel:

Volker
Niemand hat je behauptet, dass die US-Variante (die es übrigens gar nicht gibt, sondern nur eine Vielzahl dieser!) die "richtige" ist. Das müssen wir jetzt nicht wirklich schon wieder durchkauen. Volker31 bevorzugt also den russ. (ja, sowjetischen) Text? Wenn ja, warum? Weil dieser Herr in ach so hoher Stellung war? An seinem Text lese ich, dass er nicht wirklich viel mitbekommen hat.:red:
 

ColdWar

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Danke für die Übersetzung.
Erschreckend ist, dass sofort geschossen und dann erst gefragt wird. Einen Eindringling kann man ja auch zur Landung zwingen.
Abfangen und zur Landung zwingen - das hätte wohl in diesem Fall schiefgehen können. Es ist immer noch nicht beantwortet: Warum wurde die RB-66 nicht auf der Gard-Frequenz von der westl. Luftverteidigung gewarnt?:red:
 

ColdWar

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@Volker31

Das hatte ich befürchtet:FFCry:

Also der Artikel ist sicherlich stark propagandistisch (mit diesem Ziel ist er wohl auch für die russische Öffentlichkeit publiziert worden) und Pstygo benutzt die Stereotype der ehemaligen Sowjetpropaganda - als Chef einer Luftarmee war er natürlich auch ein Propagandist. Rein sachliche Informationen, als Zahlen, Daten, Fakten sind von so einem Artikel eher nicht zu erwarten.
Ich denke schon, dass Pstygo durch seine Position über klare Informationen verfügt, man muss die Kleinigkeiten als Info aus so einem Artikel ziehen - er ist wie gesagt mit einem anderen Ziel geschrieben worden.
Generelle Tendenz zur "Unwahrheit" will ich hier nicht unterstellen - es ist eben eine eigene Sicht der Dinge und gleiche Fakten werden auch oft gegensätzlich interprätiert.

Nehmt den Artikel also einfach mal als eine Facette eines großen Gebildes. Ich finde ihn interessant, aber nicht sooo wichtig, dass man über ihn heftig streiten müsste.
Der Text ist nicht wichtig, jedenfalls bringt er uns nicht viel näher. Erschreckend ist, warum in russischen Medien heutzutage derartige Texte unkommentiert erscheinen. Ich dachte doch, dass die dort eine Zensur haben. Die Zensoren haben also nicht den Blödsinn beachtet und nun ist ihnen dieser Text durchgerutscht. Diese Art der Zensoren geben das heutige Russland der Lächerlichkeit preis. Dokumente aus dem Archiv die Herren in Russland bitte! Washington übernehmen wir!
 
radist

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Der Text ist nicht wichtig, jedenfalls bringt er uns nicht viel näher. Erschreckend ist, warum in russischen Medien heutzutage derartige Texte unkommentiert erscheinen. Ich dachte doch, dass die dort eine Zensur haben. Die Zensoren haben also nicht den Blödsinn beachtet und nun ist ihnen dieser Text durchgerutscht. Diese Art der Zensoren geben das heutige Russland der Lächerlichkeit preis. Dokumente aus dem Archiv die Herren in Russland bitte! Washington übernehmen wir!
Ohne das Thema Zensur stressen zu wollen (deren Wirksamkeit meistens überschätzt wird!), ich glaube nicht, dass hier was "durchgerutscht" ist. Der Text sollte so, in diesem kämpferischen Geiste erscheinen um seine poropagandistische Wirkung zu tun. Der Artikel ist schließlich nicht für Leute geschrieben worden, die wirklche Fakten und Hintergründe des beschriebenen Ereignisses ergründen wollen - sondern für den russischen Normalbürger, dessen Selbstwertgefühl gesteigert werden soll.

Was die Freigabe ehemals/noch geheimer Dokumente anget - ich bin im Zwiefel, wer da bisher mehr herausgibt/gegeben hat oder zurück hält. Nur eins sollte klar sein, diese Art Informationen findet man nicht in Artikel des obigen Schlages.

Und last but not least, der Mann ist 89 Jahre alt, gewisse Anzeichen von Realtätsverlust hat er da mit anderen Vertretern seiner Generation in West und Ost mit der Bewertung von Ereignissen der genannten Jahre gemein.


Damit ist meine Sicht zu diesem Artikel ausreichend dargestellt und mein Diskussionsanteil auch erschöpft. ;)
 
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Volker31

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Volker31 bevorzugt also den russ. (ja, sowjetischen) Text? Wenn ja, warum? Weil dieser Herr in ach so hoher Stellung war? An seinem Text lese ich, dass er nicht wirklich viel mitbekommen hat.:red:
ich bevorzuge Informationen und betrete nicht das dünne Eis, eine sache von vorneherein als unwahr abzutun, nur weil mir die Herkunft des Verfassers nicht passt. Jemanden der Lüge zu zeihen kann ich doch wohl nur wenn ich selbst bessere Infos habe. Ich denke Du hast diese (jedenfalls tust Du so) und warte weiter ...

Volker
 

Volker31

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Der Artikel ist schließlich nicht für Leute geschrieben worden, die wirklche Fakten und Hintergründe des beschriebenen Ereignisses ergründen wollen ....
genauso ist es. Es ist kein extra zum Thema "Abschüsse über der DDR" verfasster Artikel. Er gehört offenbar zur einer Artikelserie zum 65. Jahrestag der 16. Luftarmee. So ist er auch im Stil gehalten - Würdigung eines Jahrestages mit Schilderung einer Episode. Aus Sicht eines Generals, mit Details, welche hier interessieren könnten hält er sich nicht auf. Eine Sache die uns permanent begnet, wenn Führungskräfte berichten. Die für uns in der Ebene befindliche Leute interessierenden Details sind nicht dabei - die wissen die da oben einfach gar nicht. Sie können aber die nicht minder interessante Sicht des allgemeinen Überblicks darstellen. Ist manchmal auch nicht unwichtig. Von einem Mann, welcher Jahrzehnte in der Sowjetarmee gedient hat erwarte ich auch keinen anderen Tonfall, das würde mich eher verwundern und stutzen lassen. Lassen wir ihm seine Sicht - wir behalten ja auch unsere. Betrachten wir dazu einfach alle zusammen selbstkritisch unsere Betrachtungsweisen wie sie in Beiträgen zum Ausdruck kommen.
So sehr Fehlerbehaftet empfinde ich auch sonst den Beitrag nicht. Das die Überschrift von einem Abschuß über Berlin berichtet - geschenkt. Wenn ich in hiesigen Medien die Überschrift mit dem tatsächlichem Inhalt vergleiche, fallen mir größere Böcke auf. Zudem ist es so wie Du schon schriebst, aus russischer Sicht ist Gardelegen "nedaleko" von Berlin. Die Kleinigkeit ob der Stab nun 30 km östlich oder südlich von Berlin lag ist verschmerzlich. Er wird es beim Schreiben aus der Erinnerung nicht überprüft haben. Denkbar das bei Fahren von Berlin den Eindruck hatte Richtung Osten gefahren zu sein. Für ihn war es wichtig das eben nicht ein Transportflugzeug, wie ihm die Vorgesetzten vorwarfen, sondern tatsächlich ein üblicherweise für Aufklärung genutztes Flugzeug abgeschossen wurde. Und das hat er berichtet.

Volker
 
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Erst einmal besten Dank für die Übersetzung des Textes.
Wahrlich patriotisch geschrieben, jede Zeit hat so halt ihre Stile.
Aber hier wird von vier Besatzungsmitgliedern gesprochen!.
Die RB-66 war mit Captain Holland, Captain Kessler und First-Lieutenant Welch (der sich beim Absprung verletzte) besetzt.
Abgeschossen haben die Maschine die Hauptleute Sinojew und Iwannikow aus Wittstock.
Nachdem im Westen das Verschwinden der Maschine bemerkt worden war, wurde die Allierte Militärmission der USA zum Unglücksort geschickt.
Mehr Informationen dazu in dem Buch:
Spione in Uniform, Die Allierten Militärmissionen in Deutschland von Klaus Behling, Hohenheim Verlag 2004 ISBN 3-89850-121-3
Darin auch weitere Informationen zu weiteren Luftzwischenfällen in Deutschland.
So auch zum Luftmanöver vom 5. bis 11. April 1965 das im Raum Berlin stattfindet und Scheinangriffen auf die Kongresshalle, den Tiergarten und die allierten Flugplätze beinhaltet.
Teilnehmer auch Flugzeuge der NVA mit den Piloten Wolf, Fischer, Brucke, Gareis und Weinhold.
Besonders pikant.
Zu Beginn des Manövers wurden auch Fliegerkräfte aus der UdSSR zugeführt.
Am 5. April 1965 verwechselte eine Mig-21U Cottbus mit Berlin und landete unangemeldet in Berlin-Tegel.
Noch auf der Landebahn bemerkte der Pilot seinen Irrtum und startete durch, der Tanklastzug welcher die Startbahn blockieren sollte, konnte nur noch scharf bremsen.

Bekannt ist ja auch der Absturz einer Jak-28 am 6. April 1966. Die Piloten Kapustin und Janow springen nicht ab, sondern halten die Maschine so lange in der Luft bis sie in den Stößensee im britischen Sektor stürzt.
Die Amerikaner untersuchen in Absprache mit den britischen Behörden die Wrackteile, da es sich um einen taktischen Atombombenträger handelte.

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(...) Bekannt ist ja auch der Absturz einer Jak-28 am 6. April 1966. Die Piloten Kapustin und Janow springen nicht ab, sondern halten die Maschine so lange in der Luft bis sie in den Stößensee im britischen Sektor stürzt.
Die Amerikaner untersuchen in Absprache mit den britischen Behörden die Wrackteile, da es sich um einen taktischen Atombombenträger handelte.
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Ein Jak-28 Jäger ist kein taktischer Atombombenträger. 2. welcher Amerikaner behauptet das die Überreste von ihnen (mit) untersucht wurden?

(...) Es ist kein extra zum Thema "Abschüsse über der DDR" verfasster Artikel. Er gehört offenbar zur einer Artikelserie zum 65. Jahrestag der 16. Luftarmee. (...)
Wenn die anderen Teile dieser möglichen Artikelserie im selben Stil mit derartig viel Inhalt verfasst wurden dann kann ich nur noch Gute Nacht sagen :FFCry:
 
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Ein Jak-28 Jäger ist kein taktischer Atombombenträger. 2. welcher Amerikaner behauptet das die Überreste von ihnen (mit) untersucht wurden?
Colonel Paul G. Skowronek,
von Juni 1963 bis Mai 1967 Chef der USMLM (United States Military Liasion Mission), Militärmission der USA in Potsdam Neu Fahrland, Palais am Lehnitzsee.

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Volker31

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Wenn die anderen Teile dieser möglichen Artikelserie im selben Stil mit derartig viel Inhalt verfasst wurden dann kann ich nur noch Gute Nacht sagen :FFCry:
Gute Nacht :TOP:

Volker

P.S. wer Festschriften zu Jahrestagen als einzige Infoquelle benutzt ist doch selber schuld. :FFTeufel:
 
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Ein Jak-28 Jäger ist kein taktischer Atombombenträger.

Die abgestürzte Jak-28 gehörte dem 207. Frontbombenfliegerregiment aus Eberswalde-Finow.
Die Jak-28 I hatte einen Bombenschacht mit einer Ladekapazität von 3 Tonnen.

Um alle Befindlichkeiten zu bedienen, siehe auch:
Kopenhagen, Sowjetische Bombenflugzeuge Berlin 1989, Seite 199:
Jakowlew Jak-28
Aus sowjetischen Quellen ist über diesen Typ lediglich bekannt, dass offiziell als erster Überschallfrontbomber der UdSSR bezeichnet wird.

Die Jungs vom USMLM werden schon gewusst haben, wonach sie schauen mussten.

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Ein Jak-28 Jäger ist kein taktischer Atombombenträger.

Die abgestürzte Jak-28 gehörte dem 207. Frontbombenfliegerregiment aus Eberswalde-Finow.
Die Jak-28 I hatte einen Bombenschacht mit einer Ladekapazität von 3 Tonnen.

Um alle Befindlichkeiten zu bedienen, siehe auch:
Kopenhagen, Sowjetische Bombenflugzeuge Berlin 1989, Seite 199:
Jakowlew Jak-28
Aus sowjetischen Quellen ist über diesen Typ lediglich bekannt, dass offiziell als erster Überschallfrontbomber der UdSSR bezeichnet wird.

Die Jungs vom USMLM werden schon gewusst haben, wonach sie schauen mussten.

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Von der Jak-28 gibt es ja unzählige Versionen.
Das sind zum einen die Bombervarianten (z.B. Jak-28I), die auch einen Bombenschacht haben und eine Glasnase.
Dann gibt es die Aufklärervarianten, diese haben auch einen Rumpfschacht, dieser ist aber mit Kameras bestückt. Auch diese Versionen haben eine Glasnase, d.h. wie die Bombervariante kein Bugradar.
Die Maschine von Finow war ein Abfangjäger. Diese Maschinen haben keinen Bombenschacht und sind somit keine A-Bombenträger. Dafür haben sie ein Orjel-Bugradar und gerade das war das Gerät, worauf die Engländer scharf waren.
 

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Ein Jak-28 Jäger ist kein taktischer Atombombenträger.

Die abgestürzte Jak-28 gehörte dem 207. Frontbombenfliegerregiment aus Eberswalde-Finow.
Die Jak-28 I hatte einen Bombenschacht mit einer Ladekapazität von 3 Tonnen.

Um alle Befindlichkeiten zu bedienen, siehe auch:
Kopenhagen, Sowjetische Bombenflugzeuge Berlin 1989, Seite 199:
Jakowlew Jak-28
Aus sowjetischen Quellen ist über diesen Typ lediglich bekannt, dass offiziell als erster Überschallfrontbomber der UdSSR bezeichnet wird.

Die Jungs vom USMLM werden schon gewusst haben, wonach sie schauen mussten.

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Hallo modelldoc,
Du gibst einen sehr weit verbreiteten Irrglauben wieder. Das Flugzeug war keines aus dem von Dir genannten Truppenteil. Die Besatzung war es. Aber ich singe es ja schon ...
 
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Die abgestürzte Jak-28 gehörte dem 207. Frontbombenfliegerregiment aus Eberswalde-Finow.


Quelle:
Freundt, Sowjetische Fliegerkräfte in Deutschland 1945 -1994 Band 2 Seite 43.
Dort auch Beschreibung des Truppenteils, dass es sich um eine Jak-28 I (Bomber) gehandelt hat.
In Band 4 (Ergänzungen) Information zum Truppenteil, dass die tödlich verunglückte Besatzung am 13. April von Finow aus in die UdSSR überführt wurde.

Letzlich bleibt es bei der Tatsache des Absturzes und sowohl für Briten als auch Amerikanern war es zweitrangig zu welchem Truppenteil die Maschine gehörte.

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