EDGE-Henning
Astronaut
Terror: Sprengstoff und Tschetscheninnen an Bord
© rUFO
St. Petersburg. In der abgestürzten Tu-154 wurden Sprengstoffspuren gefunden, auch der FSB spricht nun von einem Terrorakt. Weitere Indizien: In jeder der beiden Tupolews saß je eine Tschetschenin. Ihre Leichen wurden zerfetzt, auch wurden sie nicht von Angehörigen vermisst. Und eine islamistiche Terrorgruppe aus dem Al-Kaida-Netzwerk übernahm die Verantwortung für die Abstürze.
Ein Sprecher des für die Terrorabwehr zuständigen russischen Inlandsgeheimdienstes FSB erklärte heute, dass in den Trümmern der im Gebiet Rostow abgestürzten Tu-154 Sprengstoffspuren gefunden worden seien. Nach ersten vorläufigen Analysen handele es sich um Hexogen.
Darüber hinaus gibt es auch Indizien, wer die Bombe an Bord gebracht und gezündet haben könnte: Eine Insassin steht mit dem Namen S. Dshebirchanowa (ohne Vor- und Vatersnamen) in der Passagierliste. Der Familienname klingt tschetschenisch.
Was die Behörden aber noch misstrauischer machte, war der Umstand, dass diese Frau das einzige Opfer des Unglücks blieb, für die sich keinerlei Angehörige oder Bekannte interessierten. Die Leiche dieser Passagierin ist nur in Fragmenten aufgefunden worden. Die Sucharbeiten an der Absturzstelle wurden inzwischen eingestellt, teilte ein Sprecher des Katastrophenschutzes mit.
Wurde der Anschlag kurzfristig vorverlegt?
Wie der „Kommersant“ heute unter Berufung auf Informationen der Fluggesellschaft Sibir berichtet, hatte Dshebirchanowa zunächst ein Flugticket für den Morgen des 25. August gekauft. Um 9.20 Uhr fliegt eine üblicherweise voll besetzte Il-86 mit etwa 300 Passagieren an Bord nach Sotschi. Doch am Abend vorher sei die Frau an einer Ticketkasse in Domodedowo erschienen. Sie ließ sich ihren Flugschein gegen eine Aufzahlung von 500 Rubel in den kurz darauf startenden, nur zu einem Drittel ausgelasteten Nachtflug mit der kleineren Tu-154 umschreiben.
Im Wrack der im Gebiet Tula verunglückten Tu-134 mit Ziel Wolgograd wurde bislang kein Sprengstoff gefunden, so der FSB. Aber auch hier gibt es eine Tatverdächtige: Nachdem am Donnerstag Angehörige alle geborgenen Leichen identifiziert hatten, stellte sich heraus, dass von den 44 Opfern des Unglücks eines doch noch nicht gefunden worden ist: Es handelt sich um eine gewisse Amanta Nagajewa aus Grosny. Sollte gerade sie – etwa versteckt auf einer der Bordtoiletten – einen Sprengsatz zusammengesetzt und gezündet haben, was erklären könnte, dass ihr Körper völlig zerfetzt und als erster aus dem Flugzeug geschleudert wurde?
Nagajewa hat nach Informationen des FSB in Tula ihr Flugticket erst eine Stunde vor Abflug gekauft. Und am Flughafen in Wolgograd wurde sie von niemanden erwartet – jedenfalls meldete sich dort keine Bezugsperson, als bekannt wurde, dass die Maschine abgestürzt ist. Unter normalen Umständen wäre die erst 1977 geborene Tschetschenin vonihrer Familie sicher kaum nach Ankunft mitten in der Nacht allein auf dem Flughafen gelassen worden.
Kamikaze auf der Bordtoilette?
Laut verschiedenen Medienberichten spricht die Verteilung der Wrackteile in beiden Fällen dafür, dass bei beiden Maschinen faktisch das Heck abgerissen wurde – was durch eine Explosion in einer der dort befindlichen Toiletten erklärbar wäre. Auch sollen die Aufzeichnungen der Flugschreiber unvermittelt abbrechen. Dies ist, so Luftfahrtexperten, eigentlich nur bei einem Totalausfall der gesamten Bordelektrik von einem Moment auf den anderen denkbar.
Sollten sich diese Indizien bestätigen, entspricht das Täter- und Ablaufprofil des Terroraktes in etwa den letztjährigen Anschlägen durch sogenannte „Schwarze Witwen“ in Moskau: Auch damals sprengten sich zwei Tschetscheninnen in einer koordiniertes Aktion am Eingang eines Rockfestivals in die Luft. Eine weitere Attentäterin wurde einige Tage später mit einer Rucksackbombe mitten in der Moskauer Innenstadt gefasst. Später kam es zu einem weiteren Anschlag unweit des Kremls und der Staatsduma durch eine Selbstmordattentäterin.
Am Freitag übernahm eine radikalislamische Untergrundorganisation namens „Islambuli-Brigaden“ die Verantwortung für die Flugzeugabstürze. In einer im Internet auf einer einschlägigen Islamisten-Seite platzierten Erklärung heißt es, dies sei die Rache an Russland für die Ermordung von Moslems in Tschetschenien. In beiden Flugzeugen seien jeweils fünf Attentäter gewesen. Die Flugzeuge seien entführt worden und trotz „anfänglich auftretender Probleme“ wäre die Aktion „zu einem erfolgreichen Ende gebracht“ worden.
Die Gruppierung hat sich den Namen von Khalid Islambuli gegeben, dem Anführer einer Gruppe von Militärs, die 1981 das Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat organisierte.
In diesem Jahr bekannte sie sich zu einem Mordanschlag auf den pakistanischen Premierminister Shaukat Aziz, trat aber ansonsten nicht weiter in Erscheinung.
(ld/.rufo)
© rUFO
St. Petersburg. In der abgestürzten Tu-154 wurden Sprengstoffspuren gefunden, auch der FSB spricht nun von einem Terrorakt. Weitere Indizien: In jeder der beiden Tupolews saß je eine Tschetschenin. Ihre Leichen wurden zerfetzt, auch wurden sie nicht von Angehörigen vermisst. Und eine islamistiche Terrorgruppe aus dem Al-Kaida-Netzwerk übernahm die Verantwortung für die Abstürze.
Ein Sprecher des für die Terrorabwehr zuständigen russischen Inlandsgeheimdienstes FSB erklärte heute, dass in den Trümmern der im Gebiet Rostow abgestürzten Tu-154 Sprengstoffspuren gefunden worden seien. Nach ersten vorläufigen Analysen handele es sich um Hexogen.
Darüber hinaus gibt es auch Indizien, wer die Bombe an Bord gebracht und gezündet haben könnte: Eine Insassin steht mit dem Namen S. Dshebirchanowa (ohne Vor- und Vatersnamen) in der Passagierliste. Der Familienname klingt tschetschenisch.
Was die Behörden aber noch misstrauischer machte, war der Umstand, dass diese Frau das einzige Opfer des Unglücks blieb, für die sich keinerlei Angehörige oder Bekannte interessierten. Die Leiche dieser Passagierin ist nur in Fragmenten aufgefunden worden. Die Sucharbeiten an der Absturzstelle wurden inzwischen eingestellt, teilte ein Sprecher des Katastrophenschutzes mit.
Wurde der Anschlag kurzfristig vorverlegt?
Wie der „Kommersant“ heute unter Berufung auf Informationen der Fluggesellschaft Sibir berichtet, hatte Dshebirchanowa zunächst ein Flugticket für den Morgen des 25. August gekauft. Um 9.20 Uhr fliegt eine üblicherweise voll besetzte Il-86 mit etwa 300 Passagieren an Bord nach Sotschi. Doch am Abend vorher sei die Frau an einer Ticketkasse in Domodedowo erschienen. Sie ließ sich ihren Flugschein gegen eine Aufzahlung von 500 Rubel in den kurz darauf startenden, nur zu einem Drittel ausgelasteten Nachtflug mit der kleineren Tu-154 umschreiben.
Im Wrack der im Gebiet Tula verunglückten Tu-134 mit Ziel Wolgograd wurde bislang kein Sprengstoff gefunden, so der FSB. Aber auch hier gibt es eine Tatverdächtige: Nachdem am Donnerstag Angehörige alle geborgenen Leichen identifiziert hatten, stellte sich heraus, dass von den 44 Opfern des Unglücks eines doch noch nicht gefunden worden ist: Es handelt sich um eine gewisse Amanta Nagajewa aus Grosny. Sollte gerade sie – etwa versteckt auf einer der Bordtoiletten – einen Sprengsatz zusammengesetzt und gezündet haben, was erklären könnte, dass ihr Körper völlig zerfetzt und als erster aus dem Flugzeug geschleudert wurde?
Nagajewa hat nach Informationen des FSB in Tula ihr Flugticket erst eine Stunde vor Abflug gekauft. Und am Flughafen in Wolgograd wurde sie von niemanden erwartet – jedenfalls meldete sich dort keine Bezugsperson, als bekannt wurde, dass die Maschine abgestürzt ist. Unter normalen Umständen wäre die erst 1977 geborene Tschetschenin vonihrer Familie sicher kaum nach Ankunft mitten in der Nacht allein auf dem Flughafen gelassen worden.
Kamikaze auf der Bordtoilette?
Laut verschiedenen Medienberichten spricht die Verteilung der Wrackteile in beiden Fällen dafür, dass bei beiden Maschinen faktisch das Heck abgerissen wurde – was durch eine Explosion in einer der dort befindlichen Toiletten erklärbar wäre. Auch sollen die Aufzeichnungen der Flugschreiber unvermittelt abbrechen. Dies ist, so Luftfahrtexperten, eigentlich nur bei einem Totalausfall der gesamten Bordelektrik von einem Moment auf den anderen denkbar.
Sollten sich diese Indizien bestätigen, entspricht das Täter- und Ablaufprofil des Terroraktes in etwa den letztjährigen Anschlägen durch sogenannte „Schwarze Witwen“ in Moskau: Auch damals sprengten sich zwei Tschetscheninnen in einer koordiniertes Aktion am Eingang eines Rockfestivals in die Luft. Eine weitere Attentäterin wurde einige Tage später mit einer Rucksackbombe mitten in der Moskauer Innenstadt gefasst. Später kam es zu einem weiteren Anschlag unweit des Kremls und der Staatsduma durch eine Selbstmordattentäterin.
Am Freitag übernahm eine radikalislamische Untergrundorganisation namens „Islambuli-Brigaden“ die Verantwortung für die Flugzeugabstürze. In einer im Internet auf einer einschlägigen Islamisten-Seite platzierten Erklärung heißt es, dies sei die Rache an Russland für die Ermordung von Moslems in Tschetschenien. In beiden Flugzeugen seien jeweils fünf Attentäter gewesen. Die Flugzeuge seien entführt worden und trotz „anfänglich auftretender Probleme“ wäre die Aktion „zu einem erfolgreichen Ende gebracht“ worden.
Die Gruppierung hat sich den Namen von Khalid Islambuli gegeben, dem Anführer einer Gruppe von Militärs, die 1981 das Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat organisierte.
In diesem Jahr bekannte sie sich zu einem Mordanschlag auf den pakistanischen Premierminister Shaukat Aziz, trat aber ansonsten nicht weiter in Erscheinung.
(ld/.rufo)