Wie kommt die Tu-144 auf den Trichter?

Diskutiere Wie kommt die Tu-144 auf den Trichter? im Jets Forum im Bereich Luftfahrzeuge; naja, die Kegel sind auch nicht die Düse, sondern nur ein Teil davon... das Heißgaß strömt durch den Außenring, nicht durch die Mitte... durch...
Markus_P

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Henning Tikwe schrieb:
Naja, ich glaube noch immer nicht daran, das diese Verkehrskegel Schubdüsen sind.
naja, die Kegel sind auch nicht die Düse, sondern nur ein Teil davon... das Heißgaß strömt durch den Außenring, nicht durch die Mitte... durch verschieben des Konus kann die Geometrie der Düse variiert werden
 
EDGE-Henning

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Nun, aber der Abstand dieses Kegels zur Aussenhülle ist sehr Gering, etwa 15-20 Cm, und der Kegel lässt sich im Umfang ja nicht verkleinern, wo also dann damit. Übrigens hat die Sinsheimer keine Triebwerke mehr drin.
 
Flugi

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Flugi rudert zurück.
Ein paar Grundlagen, die ich mir erst wieder erarbeiten musste.

So verwunderlich es auch ist, der Schub ist eigentlich ein Abfallprodukt der Druckerzeugung im Triebwerk, da man sich nicht vorstellen darf, dass das Flugzeug etwa auf seinen Strahl „reitet“. Vielmehr ist die mit einer bestimmten Geschwindigkeit aufgeworfene Luftmasse entscheidend für den notwendigen Druck auf das Triebwerk. Infolge der Energiezuführung ist aber die Geschwindigkeit des Schubstrahls immer größer als die Fluggeschwindigkeit. Der Düsenquerschnitt der Abgasanlage eines STW´s bestimmt die notwendige Geschwindigkeit des Strahls und den Luftmassendurchsatzes. Um überhaupt eine Überschallströmung zu erhalten, muss der Querschnitt die Form einer Lavalschen Düse aufweisen.
Im Düsenschnitt A erreicht der Schubstrahl Schallgeschwindigkeit bei gleichzeitig sehr hohen Druck der Strömung. Zwischen den Querschnitten A und B steigt die Geschwindigkeit bei gleichzeitigen Abbau des Druckes. Im Schnitt B muss der Druck im Schubstrahl den Umgebungsdruck am Flugzeug, also den atmosphärischen Druck erreicht haben. Ein bestehender Druckunterschied beeinflußt nicht nur nachteilig den Verdichter, sondern erhöht auch den aerodynamischen Widerstand des Triebwerkes. Demzufolge müssten beide Querschnitte A und B verstellbar sein. Während im Unterschallbereich das Druckgefälle im Abgastrakt das zwei- bis dreifache des atmosphärischen Drucks beträgt, erhöht sich dieser Wert im Überschalltriebwerk auf das 25 bis 30 fache. Der hohe Druck hinter der Turbine muss in Geschwindigkeit des Schubstrahls umgewandelt werden, damit es am TW- Ausgang nicht zu explosionsartigen Vorgängen kommt. Die Ausdehnung des Schubstrahls darf aber auch nicht zum Absinken unter den atmosphärischen Druck führen, damit keine Schubverluste eintreten. Ein unveränderlicher Querschnitt B hätte zur Folge, dass nur bei einer ganz bestimmten Machzahl ein optimales TW- Regime geflogen werden kann.

Konstruktive Lösungen für die Regulierung des kritischen Querschnittes gibt es einige. Sie spielen vor allem da eine entscheidende Rolle, wo Flugzeuge, wie Tu 144 mit stark veränderlichen Einsatzbedingungen rechnen müssen. Die Regulierung des Querschnittes am Schubdüsenaustritt hat zum Ziel, die dem Massendurchsatz und der Strahlgeschwindigkeit entsprechende Fläche einzustellen. Dies lässt sich am einfachsten mit den bekannten Schubdüdensegmenten ermöglichen.
Eine andere Methode ist die Regulierung der Schubdüse mit einer Art Strömungskörper, der in der Längsrichtung beweglich angebracht sein muss.
Durch die Ejektierung einer zusätzlichen Luftmasse, wird nicht nur das Kühlproblem gelöst, auch energetisch kann diese Maßnahme einen positiven Effekt haben. Also ist es durchaus vorstellbar, das die Tu-144 eine vom Prinzip her funktionierende Schubdüse wie auf meiner Skizze Nr.5, hat.

Noch etwas zum Vergleich mit der Schubdüse der Su-25. Beide lassen sich nicht vergleichen, da die Su kein Nachbrenner TW hat und der Trichter ausschließlich zur Abgaskühlung Verwendung findet.
 
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Airboss

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So, jetzt habe ich beide Prinzipien verstanden, trotdem finde ich dieses kleine Loch im Su-25-TW bzw. den schmalen Rand außen herum doch ziemlich unterdimensioniert, wenn man sich die anderen Düsen so anschaut. Sieht aber auch zu komisch aus...
 
neo

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Hi,

moment mal, jetzt habt ihr mich aber echt ins Grübeln gebracht.
Warum soll die Geschwindigkeit des austretenden Gases bei einer Querschnittsvergrößerung (B gegenüber A) zunehmen?
 
Markus_P

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neo schrieb:
Warum soll die Geschwindigkeit des austretenden Gases bei einer Querschnittsvergrößerung (B gegenüber A) zunehmen?
Weil das bei Überschallströmungen so ist, nachdem im engsten Querschnitt M=1 erreicht wurde, führt eine Erweiterung der Lavaldüse zu einer weiteren Beschleunigung der Austrittsströmung
 
EDGE-Henning

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Technisch habt Ihr sicher Recht, nur - ich glaube es nicht, das es hier Zutrifft. Ein großes, und dazu sehr schnelles Flugzeug, wie die TU-144, brauch ordentlich Schub. Der relativ kleine Spalt zwischen dem ominösen Kegel und dem Triebwerksrand erscheint mir für viel Schub zu klein. Man kann den Durchmesser des kegels auch nicht verändern, nur eventuell den Abstand zum Triebwerk hin. Das bedeutet, das die Austrittsöffnung immer die gleiche wäre.

Bisher habe ich insgesamt 5 Stunden mit Suchmaschinen nach Fotos und Text zur TU-144 gesucht. Es gab keine Bilder mit den Kegeln im Flug! AUSSER ein paar Bildern, die die CCCP-77112 im Flug zeigen - allerdings genau in der Lage, wie sie in Sinsheim steht. Das kann ich auch. In einem deutschsprachigem Fotoforum tauscht man sich auch über die guten Fakes aus.
 
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Henning Tikwe schrieb:
Technisch habt Ihr sicher Recht, nur - ich glaube es nicht, das es hier Zutrifft.
:?! wenn "wir" technisch recht haben, trifft es doch auch zu!? ;)

Ein großes, und dazu sehr schnelles Flugzeug, wie die TU-144, brauch ordentlich Schub. Der relativ kleine Spalt zwischen dem ominösen Kegel und dem Triebwerksrand erscheint mir für viel Schub zu klein.
eine große Öffnung kann auch viel Druckverlust bedeuten, mal ganz abgesehen davon: nehmen wir mal an, der engste Querschnitt einer "normalen" Laval-Düse habe den halben Durchmesser (D/2) des Düsenaustrittes (D). Stellt nun aber Außenring diesen engsten Querschnitt dar, wie groß muß dann der größte Durchmesser des Kegels sein, damit die Fläche - denn die ist entscheidend! - gleich bleibt?? --> ca. 0,86*D !! das käme auf den ersten Blick doch ganz gut hin, oder?

Man kann den Durchmesser des kegels auch nicht verändern, nur eventuell den Abstand zum Triebwerk hin. Das bedeutet, das die Austrittsöffnung immer die gleiche wäre.
Auch nicht ganz richtig: da der Außenmantel des Triebwerkes sich leicht verjüngt, kann auch diese engste Stelle etwas variiert werden (siehe Flugis Skizzen). Entscheidender ist vielmehr, daß durch Verschieben des Kegels die Erweiterungstrecke beeinflußt werden kann, damit die Düse immer auf die Betriebsverhältnisse angepaßt werden kann... die Austrittsöffnung ist die Ebene, wo der Strahl in die freie Umgebungsluft tritt, jetzt stell Dir den Kegel mal einen Meter tiefer im TW vor, ist die Austrittsfläche nicht um einiges größer??

Übrigens sind Austrittsgeometrien in gewisser Weise eine Umkehrung der Eintrittsgeometrien, von thermischen Einflüssen mal abgesehen. Und da habe ich ein gutes Beispiel für eine ähnliche Geometrie: die SR-71! Wenn durch den schmalen Spalt um die Einlaßkegel im Mach 3-Flug genug Massendurchsatz hineingeht, wird umgekehrt an "unserer" Düse wohl genug herauskommen können.
Wenn ich mich recht erinnere, ist das hier diskutierte Prinzip sogar das strömungstechnisch sauberere, allerdings stehen Fertigungs- und Wartungsaufwand in keiner Relation zum nur leicht besseren Wirkungsgrad, weshalb sich EjektorDüsen bzw konvergent/divergente Düsen, wie wir sie heute bei Hochleistungsflugzeugen gewöhnt sind, durchgesetzt haben (ich glaube, die Kegeldüsen waren auch erst im Überschallflug wirklich effektiv)
 
neo

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Ah ja, so langsam muß ich mich wohl doch mal etwas theoretischer damit befassen.

Danke Markus :)
 
EDGE-Henning

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Alle TU-144S (=Standard) hatten "normale" Düsen.
Alle TU-144D hatten Trichter und hielten Überschall-Geschwindigkeit Ohne Nachbrenner.
Alle TU-144LL, die im übrigen schon VOR dem Joint Venture entwickelt wurden, es sollten 3 Flugzeuge werden, haben keine Trichter!

TW's:

Flugzeug 044: NK-144 (Prototyp),
Flugzeug 004: NK-144A (Vorserie),
TU-144 bzw. TU-144S: NK-144A,
TU-144D: RD-36-51A (Trichter),
TU-144LL: NK-321 (TU-160)
---
Die RA-77114 mit Trichtern im Flug, offenbar vor der Umrüstung mit NK-321_
http://perso.wanadoo.es/tu144sst/pictures/ra-77114g.jpg
 
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