Flugi
Alien
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Zum Thema Historie
Fliegende Landwirte
Agrarflug in der DDR
Auf 23 Seiten wird ein Thematik abgehandelt, die selbst einer allgemeinen Ostdeutschen Leserschaft zu Zeiten der DDR, verschlossen war.
Allgemein gesprochen, findet man hier einen sehr kompakten Überblick über ein Stück ostdeutscher Luftfahrtgeschichte.
Ein Zahlenvergleich macht den Stellenwert der damaligen Agrarfliegerei in der DDR deutlich. Setzt man die von Luftfahrzeugen bearbeitete Fläche ins Verhältnis zur landwirtschaftlichen Gesamtfläche der jeweiligen Staaten, so waren das in der DDR 63%, in der BRD 3% und in der Schweiz 2%.
Die Entwicklung, die dazu führte wird historisch belegt detailliert ausgearbeitet. Einige sehr gute Bilder aus den Anfangsjahren und die persönlichen Berichte einzelner Beteiligter geben die Probleme der damaligen Jahre gut wieder. Es wird die Organisationsstruktur aufgezeigt, die eingesetzten Flugzeugtypen beschrieben, die Ausbildung des Personals erklärt, die Einsatzarten und viele Randthemen angeschnitten. Auch die Probleme der Luftfahrzeugentwicklung im RGW, die Beschaffung, die technischen Probleme mit Aplikationsanlagen und Triebwerken, alles wird mit Name und Hausnummer benannt. Dabei schneiden unsere Luftfahrttechnischen, polnischen Nachbarn nicht sonderlich gut ab. Es wird weiterhin auf Flugunfälle und Vorkommnisse, auf die Erprobung neuer Technologien und Flugbetriebsvorschriften eingegangen.
Trotzdem liest sich für mich das gesamte Kapitel etwas zu glatt und man sollte sich vor allem vor dem Gedanken hüten, tolle Firma, klasse Job, das hätte ich auch gern gemacht.
Dies mag zwar vordergründig stimmen, weil es auch schöne Erlebnisse in den vielen Jahren gab, nur leider werden viele Fasetten des täglichen Agrarflugbetriebes und die übers Jahr gehenden Probleme nicht angesprochen. Nun möchte ich dem Autorenkollektiv nichts unterstellen und ihm zu Gute halten, die haben es nicht besser gewusst oder man wollte bewusst nicht weiter ins Detail gehen, nur vor einer Problematik sollte und kann man nicht die Augen verschließen.
Neben zig anderen Dingen die unausgesprochen bleiben, möchte ich dabei nur auf einen Punkt eingehen.
Die absolute Hauptarbeit wurde dabei weitestgehend selbständig, von einem Mini- Kollektiv geleistet, der Einsatzbesatzung. Sie bestand aus einem Flugzeugführer und einem Mechaniker.
Diese Selbständigkeit, dieses Anvertrauen eines Luftfahrzeuges an nur zwei Leute, führte zwangsläufig zu einen allgemeinen Mißtrauen, das man schon als paranoid bezeichnen konnte, ja bezeichnen muss.
Nun kann man die Frage stellen, war das nicht ein allgemein gesellschaftliches Problem und der Lage zum „Westen“ geschuldet?
Ja, sicher.
Die Kehrseite der Medaille war aber, das von drei Kollegen, zwei Kollegen Informelle Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit waren und regelmäßig ihre Berichte über andere Kollegen an „ihre“ vorgesetzte Dienststelle ablieferten. Beschäftigt man sich mit dem Thema richtig, kommt man zu dem Schluß, das es keinen anderen Betrieb in der DDR, außer die Stasi selber gab, der einen solchen Durchdringungsgrad aufzuweisen hatte, wie der Betrieb Agrarflug. Dies führte oft zu einem Arbeitsklima unter den Kollegen, das von Vorsicht und Mißtrauen geprägt war und kaum eine offene Atmosphäre aufkommen lies.
Dies ist leider ein Fakt, der der unvoreingenommenen Leserschaft vorenthalten wird.
FR extra sollte sich davor hüten, Luftfahrtgeschichte aus der DDR nur „schön zu reden“ und von den wahren und den ganz speziellen politischen und gesellschaftlichen Hintergründen abzukoppeln.
Ein Problem habe ich auch mit der „Denkmalsetzung“ bestimmter, namentlich genannter Personen in dieser Abhandlung. Bei den zweifellos anerkennenswerten Verdiensten beim Aufbau und der Entwicklung des Betriebes, sollte man doch etwas differenzierter mit diesen Persönlichkeiten umgehen. Wer sie erleben durfte, weiß warum.
Das man die Bildunterschriften nicht zu den Bildern bekommt, ständig suchen muss, daran hat man sich schon fasst gewöhnt, gefallen kann es nicht.
Sehr gut die bekannten Grafiken von Manfred Meyer.
Fazit:
Das definitive Gesamtwerk zur Aufarbeitung der Geschichte des Agrarfluges in der DDR ist noch nicht geschrieben, wenngleich damit vielleicht ein erster Anfang gemacht worden ist.
Fliegende Landwirte
Agrarflug in der DDR
Auf 23 Seiten wird ein Thematik abgehandelt, die selbst einer allgemeinen Ostdeutschen Leserschaft zu Zeiten der DDR, verschlossen war.
Allgemein gesprochen, findet man hier einen sehr kompakten Überblick über ein Stück ostdeutscher Luftfahrtgeschichte.
Ein Zahlenvergleich macht den Stellenwert der damaligen Agrarfliegerei in der DDR deutlich. Setzt man die von Luftfahrzeugen bearbeitete Fläche ins Verhältnis zur landwirtschaftlichen Gesamtfläche der jeweiligen Staaten, so waren das in der DDR 63%, in der BRD 3% und in der Schweiz 2%.
Die Entwicklung, die dazu führte wird historisch belegt detailliert ausgearbeitet. Einige sehr gute Bilder aus den Anfangsjahren und die persönlichen Berichte einzelner Beteiligter geben die Probleme der damaligen Jahre gut wieder. Es wird die Organisationsstruktur aufgezeigt, die eingesetzten Flugzeugtypen beschrieben, die Ausbildung des Personals erklärt, die Einsatzarten und viele Randthemen angeschnitten. Auch die Probleme der Luftfahrzeugentwicklung im RGW, die Beschaffung, die technischen Probleme mit Aplikationsanlagen und Triebwerken, alles wird mit Name und Hausnummer benannt. Dabei schneiden unsere Luftfahrttechnischen, polnischen Nachbarn nicht sonderlich gut ab. Es wird weiterhin auf Flugunfälle und Vorkommnisse, auf die Erprobung neuer Technologien und Flugbetriebsvorschriften eingegangen.
Trotzdem liest sich für mich das gesamte Kapitel etwas zu glatt und man sollte sich vor allem vor dem Gedanken hüten, tolle Firma, klasse Job, das hätte ich auch gern gemacht.
Dies mag zwar vordergründig stimmen, weil es auch schöne Erlebnisse in den vielen Jahren gab, nur leider werden viele Fasetten des täglichen Agrarflugbetriebes und die übers Jahr gehenden Probleme nicht angesprochen. Nun möchte ich dem Autorenkollektiv nichts unterstellen und ihm zu Gute halten, die haben es nicht besser gewusst oder man wollte bewusst nicht weiter ins Detail gehen, nur vor einer Problematik sollte und kann man nicht die Augen verschließen.
Neben zig anderen Dingen die unausgesprochen bleiben, möchte ich dabei nur auf einen Punkt eingehen.
Die absolute Hauptarbeit wurde dabei weitestgehend selbständig, von einem Mini- Kollektiv geleistet, der Einsatzbesatzung. Sie bestand aus einem Flugzeugführer und einem Mechaniker.
Diese Selbständigkeit, dieses Anvertrauen eines Luftfahrzeuges an nur zwei Leute, führte zwangsläufig zu einen allgemeinen Mißtrauen, das man schon als paranoid bezeichnen konnte, ja bezeichnen muss.
Nun kann man die Frage stellen, war das nicht ein allgemein gesellschaftliches Problem und der Lage zum „Westen“ geschuldet?
Ja, sicher.
Die Kehrseite der Medaille war aber, das von drei Kollegen, zwei Kollegen Informelle Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit waren und regelmäßig ihre Berichte über andere Kollegen an „ihre“ vorgesetzte Dienststelle ablieferten. Beschäftigt man sich mit dem Thema richtig, kommt man zu dem Schluß, das es keinen anderen Betrieb in der DDR, außer die Stasi selber gab, der einen solchen Durchdringungsgrad aufzuweisen hatte, wie der Betrieb Agrarflug. Dies führte oft zu einem Arbeitsklima unter den Kollegen, das von Vorsicht und Mißtrauen geprägt war und kaum eine offene Atmosphäre aufkommen lies.
Dies ist leider ein Fakt, der der unvoreingenommenen Leserschaft vorenthalten wird.
FR extra sollte sich davor hüten, Luftfahrtgeschichte aus der DDR nur „schön zu reden“ und von den wahren und den ganz speziellen politischen und gesellschaftlichen Hintergründen abzukoppeln.
Ein Problem habe ich auch mit der „Denkmalsetzung“ bestimmter, namentlich genannter Personen in dieser Abhandlung. Bei den zweifellos anerkennenswerten Verdiensten beim Aufbau und der Entwicklung des Betriebes, sollte man doch etwas differenzierter mit diesen Persönlichkeiten umgehen. Wer sie erleben durfte, weiß warum.
Das man die Bildunterschriften nicht zu den Bildern bekommt, ständig suchen muss, daran hat man sich schon fasst gewöhnt, gefallen kann es nicht.
Sehr gut die bekannten Grafiken von Manfred Meyer.
Fazit:
Das definitive Gesamtwerk zur Aufarbeitung der Geschichte des Agrarfluges in der DDR ist noch nicht geschrieben, wenngleich damit vielleicht ein erster Anfang gemacht worden ist.