Ja das ist alles schön erklärt, aber furchtbar praxisfremd.
Als Viertanker ist auch die F-104G ein lahmer Kannenschlepper, limitiert auf 500 Knoten, an den man zudem nichts mehr anhängen kann, um einen wirksamen, konventionellen Waffeneinsatz durchzuführen. Hier kann man nur noch mit nuklearer Bewaffnung einen passenden Wirkungsgrad erzielen, am besten noch im Erstschlagseinsatz.
Jetzt wollen wir fair sein: diese Limitierung gilt für alle Flugzeuge.
Im "normalen" Erstschlagseinsatz fliegen die ersten Tanks sowieso nach 100nm spätestens in den Dreck. Wie Toryu schon richtig sagte, sind die Tip Tanks der F-104 eine relative "preiswerte" Optionen der Treibstoffmitführung.
Thema Jagdflugzeug: ein Einsatzprofil zum Abfangen eines gegnerischen Flugzeugs sieht eh meist keine Reichweite überhalb von 100nm vor. Kurvenkampf ist eh nicht vorgesehen. Man schaue sich mal unsere ost-elbischen Kollegen an, da waren die Missionen noch enger definiert. Die MiG machte genau einen Anflug auf das Ziel, danach waren Sprit & Mun alle.
Wir sind leider alle etwas durch die Moderne versaut, wo man meint, ein Jagdflugzeug müsse 8 Raketen wuchten. Eigentlich ist es besser (nicht unbedingt billiger), wenn ich 4 Flieger mit je zwei habe. Ist auch robuster.
Toryu schrieb:
Aber nur, weil die grenzdebile LW die TA für die Sidewinderschienen unter den Flügeln nicht durchgeführt hat.
Bei der konventionellen Kriegsführung hat die LW sowieso stets auf die Heeresartillerie gesetzt. Man hat ja nicht mal die Unterrumpfträger für den Tornado angeschafft, so dass der in der konventionellen Rolle dramatische 4 500lbs Bomben lasten konnte (ohne Tanks fliegt man keinen Tornado, und ECM würde ich auch nicht gerade daheim lassen).
DrSeltsam schrieb:
Selbst als Jagdflugzeug ist der Einsatz ohne Zusatztanks nicht möglich, was die sowieso schon schlechten Kurvenkampfeigenschaften noch weiter einschränkt. Und von BVR-Luftkampf kann man mit AIM-9 und M61-Bewaffnung auch im Rückblick nicht wirklich sprechen.
Wie sah denn damals Luftkampf aus? Der Einsatz von MR-AAM ohne visuelle Identifikation wäre selbst in den 80ern nicht drin gewesen. Die BEschränkung der AIM-9B auf die hintere Halbsphäre war eine dramatische Einschränkung, aber damals Stand der Technik. Groß Kurven drehen ... gegen wen? Eine MiG-21 oder eine Suchoi 17 wären da auch nicht so viel besser gewesen. Der gefährlichste Gegner eines F-104G ist die MiG-17, wenn der Pilot sich auf die Sache einlässt. Ansonsten ist eine normal geflogene F-104G in der <10000ft Arena stets in der Lage, den Kampf bei Bedarf zu verlassen. In der Höhe fliegt keine SR-AAM mehr als 2-3nm, und einem mit Mach 1+ fliehenden Ziel eine hinterher zu schießen ist an sich Verschwendung. Und Beschleunigen kann der Starfighter.
Weiterhin von Vorteil ist seine kleine visuelle Signatur. Dann noch grün angemalt, da will ich den MiG-23 Piloten sehen, der aus seinem U-Boot schauend den visuell erfasst halten kann.
Dass der Starfighter der LW nie Luftkämpfe gemacht hat ist wohl im Trainingsschwerpunkt zu begründen. Dass eine F-104G besondere Aufmerksamkeit erfordert ist klar. Taktisch anspruchsvoll und tückisch wenn man die Grenzen überschreitet. Konsequenz? Die F-16, welche man fliegen kann wie man will, die nicht murrt und dabei noch Kreise um alle anderen dreht. Zwischen den beiden liegen nur 20 Jahre. Erstaunlich irgendwo.
Noch was allgemeines:
die Abwehr da im Osten beruhte Anfang der 1960er auf SAMs, AAA und mit Hilfe der Jägerleitstelle geführten MiGs. Tatsächlich konnte ein auf 200ft AGL kommender Angreifer nicht zuverlässig abgefangen werden. Fliegt er mit 500 KIAS daher, wird es selbst für eine MiG-21 schwer, einen von hinten kommend einzuholen (geht schon, nur Sprit ist halt schnell alle wenn man low level über M1 geht).