Vielleicht noch ein paar Fakten:
Der Esci-Kit ist nicht der Revell-Kit, es sind nicht die selben Formen. Irgendwann Ende der 1960er hatte eine japanische Firma ohne Genehmigung eine Reihe von Revell-72er-WWI-Kits schlicht kopiert. Der Unterschied, an den man diese Kits sofort erkennt, ist das Cockpit. Die japanische Version ist immer ein L-förmiger, geschlossener Kasten. Bei Revell meist gar nix, manchmal aber ein in luftleeren Raum hängender Pilot, manchmal ein Sitz.
Die japanischen Formen machten eine Rundreise um den Globus, sie erschienen als 'Sunny', 'Entex', 'Nichimo'-Kits, bis sie mal auch bei Esci herauskamen. Zumindest zwei davon, die Camel und die SPAD XIII gibts immer noch bei Academy. Wobei nicht auszuschliessen ist, dass da auch mal eine Kopie der Kopie dabei ist.
Zum Tarnstoff. Lozenge ist die anglo-amerikanische Bezeichnung für 'Tarnstoff', wie es auch damals bei den Luftfahrtruppen hiess.
Der Gag daran war, dass es sich eben NICHT um eine Lackierung handelte, sondern der Bespannstoff gleich farbig bedruckt wurde und dann auf die Maschinen aufgebracht wurden. Die notwendigen Druckfarben konnten als 'körperlose', sprich pigmentlose Farben künstlich hergestellt werden, im Gegensatz zu Lacken, die ja auch Bindemittel, zB Leinöl brauchen. Die Entscheidung hatte kriegswirtschaftliche Gründe, man sparte Rohstoffe.
Diese Tarnstoffe, es gab unterschiedliche, wurden nur mit Spannlack behandelt und dann die Maschinen so ausgeliefert. Fokker D VII wurden zum Beispiel meist mit 4-Farb-Tarnstoff in einer dunkleren oberen Version und helleren unteren Version ausgeliefert, alle Metallteile, also Motorhaube , Streben etc. waren in einem grün-grau lackiert. ( Anmerkung: Es gibt da natürlich wieder Ausnahmen, je nach Bauzeit und konkreten Hersteller!).
Der Tarnstoff war also überall, am Rumpf sowie an den Flächen.
Die Jastas wiederum hatten das System der Jasta-Farbe, ggf. Jagdgeschwader-Farbe sowie der persönlichen Kennung. Es war keineswegs so, dass nach Lust und Laune wild bunt da rum gestrichen wurde. Das ist nur in Roger-Corman-WWI-Filmen so.
Bertholds Jasta 18 bzw 15-Staffelbemalung war Rote Schnauze und preussisch-blaue Rümpfe, als Vorbild diente die preussische Sommer-Vorkriegsuniform ( Blau mit roten Aufschlägen). Das persönliche Kennzeichen des Piloten war dann zB das geflügelte Schwert in Bertholds Fall. Der blaue Rumof wurde nach Übernahme des JG 2 durch Berthold zudem die Geschwaderfarbe, also strichen die Jastas 12, 13 und 19 auch die Rümpfe in blau, behielten aber ihre 'Nasen'-Staffelfarben.
Komplett gestrichene Maschinen, also zusätzlich lackierte Flächen sind sehr selten. Es kostete Farbe, die Maschine wurde zudem schwerer. Ausnahme war die Jasta 18, die erbarmungslos alles komplett in Rot-weiss umlackierte, sogar Beutemaschinen. Aber selbst bei den 'komplett' nachlackierten Maschinen wurden die Flächenunterseiten so gut wie nie lackiert, die blieben immer in Tarnstoff. Wie gesagt, bevor hier jetzt jemand mit Richthofen ( Manfred), Göring oder Kirschstein kommt, es gibt immer Ausnahmen von der Regel, im Einzelfall.
Insoweit zeigt die Berthold-Maschine gut die Jasta-Farbe, die Geschwader-Farbe, das persönliche Symbol und weils die Kommandeurs-Maschine war, auch den komplett lackierten Flügel.
Allerdings stimmt die Revell-Version, die in etwa einen späten bei Fokker gebauten D VII zeigt, nicht mit der Original-Maschine überein. Die einzige D VII, die Berthold direkt zugewiesen werden kann, war eine frühe D VII, die eine andere Motorhaube und Auspuffführung hatte. In den sog. 'Expertenkreisen' wird zudem diskutiert, und zwar durchaus begründet, dass nicht der komplette Rumpf in blau lackiert war, sondern nur bis ungefähr Mitte Cockpit, der Bereich davor bis zur metallenen Motorhaube dagegen noch 'gestromt' war ( grüne Streifentarnung auf Leinenfarbe, wie Fok. DrI).
http://www.wwi-models.org/Images/Flake1/Fokker/FokDVII-2/Berthold01.JPG
und natürlich ganz besonders der schon gesetzte Link:
http://www.flugzeugforum.de/forum/showthread.php?t=8364
Grüße
Hans
P.S: Ich hab mir jetzt lange überlegt, ob ich zur Geschichte Bertholds noch einen Kommentar abgebe. Der Bericht der Kripo Harburg liest sich jedenfalls etwas anders als die heldenverehrende Ausgabe von 1938 (!). Bertholds Truppe wollte eigentlich die Unruhen im Rheinland(! Im Nachgang zum Kapp-Putsch) ausnutzen und eigentlich lange nach Ende der 1919er Unruhen wieder Bürgerkrieg spielen. Der 'Mob'. von dem in der 1938er-Version die Rede ist, waren nicht etwa irgendwelche Spartakisten, sondern normale Einwohner, auch Mütter, die ihre Kinder von der Strasse holen wollten. Und auf diese Einwohner schoss das 'Freikorps'...es waren keine bewaffneten Kommunisten oder ähnliche paramilitärischen Verbände...
H.