Tiphareth schrieb:
Ein Bombeneinschlag sah irgendwie nach Phosphorbombe aus, dem weißen Rauch und den glühenden Spritzern nach zu schließen, die in alle Richtungen flogen. Waren zwar eigentlich nach der Genfer Konvention verboten, aber benutzt haben sie wohl doch alle...
...
PS.: Es waren auch Filmaufnahmen dabei in denen die Sherman-Panzer in Nierstein am Geburtshaus meiner Oma vorbeirollen. Sie hat mir auf Nachfrage heute erzählt, dass dabei das Porzellan ihrer Eltern in den Schränken kaputtging, weil die Panzer so ein Beben erzeugt haben :D
Waffen mit Phosphor waren in der Tat auf allen Seiten und in vielen Formen an der Tagesordnung. Grausige Waffe, aber in einem "Totalen Krieg" kaum noch eine Eskalation.
Jemand erzählte mir mal, dass die Weiterentwicklung "Weißer Phosphor" (WP oder auch "Willie Pete") heute noch eingesetzt wird, aber nur wenn es um die schnelle Zerstörung von eigenen Waffensystemen geht und sich keine Menschen in der Nähe aufhalten, z.B. Vernichtung eines abgestürzten Flugzeugs oder Hubschraubers (wie in "Mut zur Wahrheit"), die nicht in die Hand der Feinde fallen sollen. Aber ob dies so stimmt, kann ich nicht sicher sagen.
Je schlimmer der Zustand der Straßen auf denen ein Panzer fährt, desto schlimmer die Erschütterungen in der Umgebung. Eine große, sich schnell bewegende Panzer-Gruppe kann man schon von weitem spüren. Rumpeln die direkt an einem Haus vorbei, kann man danach alle Möbel zurechtrücken.
Bleiente schrieb:
Wenn es interessiert, dem empfehle ich Thema POW folgendes Buch.
"Der Geplante Tod - Deutsche Kriegsgefangene in amerikanischen und französischen Lagern 1945-1946" von James Bacque, Ullstein 1993
Mich hat es richtig erschrocken was da alles passiert ist und mit welcher Gleichgültigkeit auf der einen Seite und mit welcher Verbissenheit auf der anderen Seite man es tun hatte wenn es um Menschen ging.
Ja, diesen Titel kenne ich zwar nicht, aber es klingt nach einem gutenr Tip. Beim Schlagwort Kriegsgefangenschaft denken die meisten ja an die deutschen Kriegsgefangenen in Russland. Aber entgegen der sehr liberalen Praxis in den westlichen KG-Lagern während des Krieges - insbesondere in Kanada, wo z.B. sogar Orden, die erst nach der Gefangennahme verliehen worden waren, an die deutschen Gefangenen weitergereicht wurden - hat sich nach der Invasion die Umgangsweise in den KG-Lagern - fast alle kurz hinter der Front - erheblich verschlechtert. Sofern dann Truppen aus ehemals besetzten Gebieten (also z.B. Frei-Französische Truppen) noch für die Bewachung und den Betrieb zuständig waren, wurde es für die meisten Gefangenen noch schlimmer, da dann oftmals auch noch persönliche Rachebedürfnisse der Wachtruppen eine Rolle spielten. Und auch die Zivilbevölkerung hatte nicht nur was zu lachen. Dieser Teil der Geschichte ist (noch) wenig recht wenig in der Öffentlichkeit behandelt worden. Das Bild vom Schokolade verteilenden GI überlagert die manchmal schlimmen Erfahrungen. Aber angesichts dessen, was im russischen Sektor und mit den Gefangenen in Russland geschah, hatten die Menschen im Westen eindeutig das große Los gezogen und dies ist wahrscheinlich zu Recht für die Relativierung und Verdrängung der Anfangsprobleme verantwortlich. Wobei es bemerkenswerter Weise ausgerechnet die Briten waren, die - trotz allerlei Schreckensgeschichten im Norddeutschen Raum und ursprünglichen Plänen aus Deutschland eine reine Agrarnation zu machen - als erstes erkannten, dass dieses strenge Besatzungsregim keine Lösung sein konnte, wenn man diesmal eine dauerhaften Frieden und ein vitales Volk erreichen wollte. Die Briten waren es daher auch, die sehr viele der Beschränkungen wieder aufhoben und halfen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die USA sahen dies recht schnell ein und legten den legendären Marshall-Plan auf, der dann die große Wende brachte.
Auf beiden Seiten musste man sehr an sich selber arbeiten, um die Grundlagen für die deutsch-amerikanische Freundschaft zu legen und eine wirkliche Aussöhnung mit England und Frankreich zu beginnen. Wie weit dies aber schon gelungen ist, sieht man immer dann, wenn es gelegentlich doch noch mal kleinere Hürden zu überwinden gilt.
Es war eine schwere Zeit und ein Stück harter Arbeit, für alle Seiten. Die Alliierten hätten nicht gemusst, aber sie haben sich genauso auf diese gemeinsame Herausforderung eingelassen, wie die Deutschen. Neben allen wirtschaftlichen und strategischen Überlegungen, war es doch auch eine außerordentliche Leistung auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Eine Leistung, die zu einem Verhältnis geführt hat, dass nicht nur eine offene Beschäftigung mit der gemeinsamen Geschichte ermöglicht, sondern auch so stark sein sollte, dass selbst die ein oder andere Regierung sie nicht ohne weiteres zerstören kann, selbst wenn es manchmal den Anschein haben mag. Damals waren es die USA, die das Recht und die Moral auf ihrer Seite hatten und trotzdem Deutschland die Stange hielten, um aus dem selbst verursachten Schlamassel wieder raus zukommen. Da sollte Deutschland diesmal das gleiche tun, und dabei - wie damals die USA - mehr auf die Menschen, denn auf die Regierungspolitik schauen, wenn es seine Amerikapolitik ausrichtet.
Die Probleme des Einzelnen, seine eigenen Ansichten, Ängste, Lebensvorstellungen und Zukunftswünsche immer in Einklang mit den Vorstellungen seiner aktuellen Regierung zu bringen, sollte uns Deutschen besonders gut bekannt sein.
Die letzten zwei Absätze waren jetzt zwar etwas off-topic, aber da dieses Thema - beim immer noch etwas angespannten politischen Klima - leicht zum blinden Amerika-Bashing missbraucht werden könnte, wollte ich dies einfach mal gesagt haben!