Weltraum-Schrott und sein Wiedereintritt

Diskutiere Weltraum-Schrott und sein Wiedereintritt im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Heute konnte man erstmals mit Hilfe der Australischen Station in Perth Telemetrie empfangen werden...
mcnoch

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Alien
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Man hat einen ersten Teil-Satz an Telemetriedaten empfangen, nachdem es gelungen war der Sonde die Aktivierung ihres im Erdorbit eigentlich deaktivierten Funksystems zu befehlen. Das Kommunikationsfenster über Perth liegt bei 5-10 Minuten pro Erdumlauf. Die Position des Satelliten ist schwierig zu bestimmen, da der Orbit nicht regulär verläuft, sondern noch unerklärten Abweichungen unterliegt.

Die ESA konnte zum Inhalt der empfangenen Daten nichts sagen, da sie die verwendeten Datenformate nicht kennt.
 

rosbi

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Ich habe die ganze Sache gar nicht wirklich verfolgt und auch gar nicht mit bekommen, finde aber eure Beiträge dazu sehr interessant. Ich glaube ich möchte mich da etwas näher damit beschäftigen. Es scheint ja wieder im Bereich des Möglichen zu sein die Mission nicht aufzugeben, das finde ich gut. Ich bin gespannt wie das weiter gehen wird.
 
jockey

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Wie kommt es eigentlich das die ESA Kontakt zur Sonde aufnehmen kann,nicht aber die Russen :confused:
 
mcnoch

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Technisch müssten die Russen genauso in der Lage sein mit dem Satelliten zu kommunizieren wie die ESA, die verendeten Transport-Protokolle sind gleich, nur die mit ihren transportierten Datenformate unterscheiden sich. In diesem Falle ist entscheidend, dass der Satellit durch den Sende/Empfangsbereich einer deiner Antennen fliegt. Es kommt also darauf an, ob der Satellit so über eine deiner Antennen fliegt, dass du ihn lang genug tracken kannst, um so für einige Minuten eine Kommunikation aufzubauen.
 
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Zwar ist von Perth aus erneut die Kommunikation mit dem Satelliten gelungen, aber die russische Weltraumagentur teilte mit, dass die Daten aus der ersten Kommunikation "unleserlich" sein. Die Hoffnungen mehr über den Zustand der Sonde zu erfahren stützen sich nun also auf den zweiten Datenblock, den die ESA beim ersten von fünf Überflügen empfangen hat. Da mittlerweile der Orbit des Satelliten besser bekannt ist, konnte man die Antenne besser ausrichten und so ein sehr starkes Signal empfangen.
 
Gabi

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Eine Mission zum Mars ist immer noch mit beträchtlichen Risiken belastet und alles andere als Alltag.
Mittlerweile hat auch eine russische Bodenstation Telemetriedaten von der Sonde aufgefangen.
Man arbeitet aber immer noch an der Dekodierung. Es gibt zwar ein internationales Protokoll für den Datenaustausch, aber die Konstrukteure haben sich wohl nur bei den Systemen daran gehalten, in denen sie mit einer Zusammenarbeit gerechnet haben. Bei den anderen Systemen nutzt man ein anderes Format, so dass es schlicht an Inkompatibilitäten liegen könnte, dass die von der ESA aufgefangenen Daten nicht gelesen werden können. Man arbeitet daran. Sollen aber auch die von der russischen Station aufgefangenen Daten nicht lesbar sein, könnte es Auswirkung eines Problems des Bordcomputers sein.

Und leider - wie so oft wenn in Russland was schief geht - frönt man an verschiedenen Stellen dem Hobby aus Zeiten den Kalten Krieges, nicht eigene Fehler sein an der Fehlfunktion schuld, sondern die Amerikaner. Deren Ionosphären-Forschungsstation in Alaska solle - so der früher für das russische NORAD zuständig General-Lieutenant Nikolay Rodionov mit ihrer starken Sendeleistung das Stuerungssystem gestört haben. Allgemein glaubt man in Russland (und andernorts) gerne, dass die USA dort eine geheime Superwaffe entwickeln, die schon jetzt für Erdbeben, Wetterkatastrophen und der Umkehrung der Erdpole verantwortlich ist. Der Tatverdacht gegen High Frequency Active Auroral Research Program (HAARP) ist wie immer in solchen Fällen ziemlicher Blödsinn. Die Station ist so geheim wie jede andere Einrichtung, sie hat sogar öffentlich zugängliche Webkameras. Böse Zungen behaupten das einzig geheime an der Anlage sei, was der Koch da immer zum Mittag zusammenkoche.
 
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Die ESA hat am Freitag alle Kontaktversuche eingestellt. Es kam jenseits der drei bekannten, kurzen und wenig gewinnbringenden Kommunikationsfenstern kein weiterer Kontakt zu Stande.
Die Mission ist damit endgültig gescheitert und mittlerweile wird auch klar warum. Die Software des Bordcomputers für das Fluglage-Kontrollsystem war teilweise lückenhaft und hat keinen der Tests bestanden. Man wollte später, nach dem Start während des Anfluges auf den Mars, eine überarbeitete Version als Update hochladen. Und selbst die Verkabelung hat nicht gepasst. Man hat bis zuletzt daran gearbeitet, weil bei einigen Kabelverbindungen die Polarität nicht gestimmt hat. Für ein weiteres Verkabelungsproblem hat man dann die Software des Steuerungssystems verändert ohne dies noch einmal testen zu können.

http://www.russianspaceweb.com/phobos_grunt_2011.html#bku

Ich habe ja viel Verständnis dafür, dass bei Weltraum-Missionen, die sich meist an der Grenze zum experimentellem Flug bewegen, mal was schiefgeht, aber dies hier war ja fast schon mit Ansage.:FFEEK:
 
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Eigentlich kann man nur den Kopf schütteln und sagen Selber schuld.

Unter Putin wird's auch nicht besser werden.

Bleibt zu hoffen, dass die bemannten Flüge zur ISS mir wasserdichter Software gemacht werden.
 
Ernst Dietikon

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Irgendwie wiederholt sich die Geschichte mit Mars 96. Auch diese Sonde war zwei Jahre verspätet. Damals stellten die Kasachen manchmal die Stromversorgung von Baikonur ab. Offenbar ohne die nötigen Tests wurde dann trotzdem gestartet. Das Ergebnis ist bekannt.

Auch der USA ging schon eine Sonde verloren weil man einfach die personellen Ressourcen nicht hatte um eine erfolgreiche Mission durchzuführen.

Wenn Medwedew jetzt von der Bestrafung der Schuldigen spricht, so fragt man sich, ob die Schuldigen nicht an der Spitze des Staates zu suchen sind.

Gruss
Ernst
 

Rhönlerche

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Gibt es ein Update, wann die runterkommt?
 

flyer0852

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Das Problem sitzt zwar oben aber doch nicht so hoch, es gibt zwei Probleme meiner Ansicht nach:

1.die sehr sehr hierarchischen Struktur, wo Probleme nur sehr sehr langsam oder gar nicht kommuniziert werden, wo Vorgaben gemacht werden, sich aber dann nicht halten lassen, sich aber keiner traut das rechtzeitig nach oben kommunizieren und dann gefährliche Kompromisse gemacht werden um das Gesicht nicht zu verlieren. Deshalb funktionieren operationelle Einsätze leidlich gut, aber alles was innovativ ist geht mit hoher Wahrscheinlichkeit daneben.

2. Überalterung der Raumfahrtingenieure, weil sich nur noch Idealisten für die dürftige Bezahlung entscheiden, die in diesem staatlichen Bereich geboten wird. Das hat nicht nur personelle Engpässe sondern auch technologische Engpässe zur Folge.

Probleme eines autoritären staatlichen Systems, die überall auftreten, wenn die Strukturen verkrusten und die Ansprüche zwar hoch und innovativ sind aber die dahinterliegende "Maschine" selsbt wenn sie nach der Papierform leistungsfähig ist nie gewartet und erneuert wurde.
 
Ernst Dietikon

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... sich aber keiner traut das rechtzeitig nach oben kommunizieren und dann gefährliche Kompromisse gemacht werden um das Gesicht nicht zu verlieren. ...
Ich denke, wenn die Strukturen so falsch sind, dann liegt das Problem sehr weit oben. Wenn man allerdings das Scheitern er Mondlandepläne betrachtet, dann war der Fehler weniger in den hierarchischen Strukturen. Ich denke, diese waren in den USA sehr viel hierarchischer und das Projekt viel zentraler geführt.

Beim gescheiterten Landeapparat Beagle der ESA Sonde Mars-Express dürften die Probleme an den mangelnden zur Verfügung stehenden Mitteln und damit zu wenigen Tests gelegen haben.

Beim katastrophalen Flug der Soyus 1 war der Druck der politischen Behörden wohl die Ursache des verfrühten bemannten Einsatzes. Bei der Challenger Katastrophe waren wohl auch die unrealistischen Vorgaben mitschuld ("Wollt ihr denn erst im Sommer starten").

Wichtig ist wohl eine Kultur welche erlaubt auf Probleme hinzuweisen ohne persönliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Wusste man bei der A380 nicht schon viel länger um die Probleme und lange hat niemand etwas gesagt? Der Stadlerrail Chef Spuhler sagte einmal, wenn man jeden Mitarbeiter der einen Fehler begehe sofort bildlich gesprochen um einen Kopf kürzer mache, dann verhindere man jede Innovation. Ich denke, für eine erfolgreiche Firma braucht es eben die richtige Firmenkultur. Ob hier in Russlands Raumfahrt alles stimmt?

Gruss
Ernst
 
mcnoch

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Die russische Weltraumagentur erwartet, dass die missglückte Sonde am 9. Januar in die tieferen Schichten der Erdatmosphäre eintreten und verglühen wird. Simulationen haben ergeben, dass der Treibstoff explodieren wird und so der Anteil von Teilen, die auf die Erde gelangen könnten, sogar geringer sein wird, wie bei einem Eintritt vergleichbar großer Satelliten. Um das Verhalten des Treibstoffes gab es zunächst einige Diskussionen, da eine Reihe von Wissenschaftlern erwarteten, dass ein großer Teil des Treibstoffes gefrieren würde und bei einem relativ steilen Abstiegswinkel vielleicht sogar bis in die untersten Atmosphärenschichten gefroren bleiben würde. Tests mit dem Treibstoff am Boden zeigten aber, dass diese Überlegungen von falschen Grundannahmen ausgingen.
 

Rhönlerche

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"Es besteht die Möglichkeit, dass dieses runde Objekt, das in Namibia aufgeschlagen ist, von einem Weltraumfahrzeug stammt."
Uff. Da bin ich aber erleichtert. Also keine Außerirdischen.
 
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Alien
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Vielleicht ein Teil vom Prototypen des neuen weißrussischen Raumschiffes ??
 

Rhönlerche

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Hat der "große Nachfolger" ein Alibi?
 
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