Der Rover Opportunity steuert nun auf die nächste, möglicherweise aber auch letzte Einsatzphase zu: Den Abstieg in den Victoria-Krater.
Der Victoria Krater hat einen Durchmesser von etwa 800 Metern und geht auf einen schon mehrere Millionen Jahre zurückliegenden Einschlag zurück. Die Geologen versprechen sich von der riskanten Mission genauere Aufschlüsse über die Zusammensetzung des Marsbodens. Bei einem Einschlag wird Boden bis zu jener Tiefe, in der der Meteorite stecken bleibt, aufgeschleudert. Im Inneren eines Krater besteht also die außerordentliche Chance auf geleogisches Material aus größerer Tiefe zu untersuchen.
Alle bei den zuständigen Stellen von NASA und angeschlossenen Forschungsinstituten sind sich des Risikos bewußt, dass der Rover beim Abstieg beschädigt oder gar verloren gehen könnte und selbst bei einem gelungnen Abstieg möglicherweise nicht mehr aus dem Krater heraus kommt. Zwar hat man die Ein- und Abstiegsstelle, die sog. Entenbucht (Duck Bay), so gewählt, dass auch ein Verlassen des Rovers wieder möglich sein sollte, aber sicher kann man sich dessen nicht sein. Zumal dies das geringste Übel sein dürfte, denn für die Untersuchung des Endurance-Kraters, der nur ein Fünftel der Größe des Victoria-Kraters hat, hat der Rover 2004 schon ganze sechs Monate benötigt. Die Wissenschaftler sind sich also einig, dass man es riskieren könne den Rover für den Rest seiner Einsatzzeit im Kraterinneren einzusetzen.
Der Ausstieg aus dem Krater wäre eine eher (fahr)technische Herausforderung, der sich die NASA auch dann gerne stellen würde, sollten die wissenschaftlichen Instrumente im Laufe der restlichen Mission langsam ihre Funktion aufgeben und kein weiteren wissenschaftlichen Forschungen mehr betrieben werden können. Vorausssetzung für einen Ausstieg aus dem Karter wäre die volle Funktionsweise aller sechs Räder des Rovers. Beim Abstieg könnte eines der Räder durch einen stein beschädigt werden, wenn der Rover mal ins Rutschen geraten sollte, oder es könnten einfach mechanische Fehler auftreten, die beim anderen Rover Spirit. Ohne alle sechs Räder würde es sehr schwierig den Rover größere Strecken klettern zu lassen, wobei man sich den Krater nun nicht wie den in Arizona vorstellen darf, mit fast senkrecht abfallenden Wänden, dagegen ist der Victoria-Krater eher eine Bodendelle. Den Einstieg kann man am besten in dieser NASA-Simulation sehen.
http://www.nasa.gov/multimedia/nasatv/on_demand_video.html?param=http://www.nasa.gov/mov/181134main_Opportunity_6-25x320.mov Hier kann man sehr gut sehen, dass der Überwurf-Kraterrand an der Einstiegsstelle fehlt und sich dem Rover eine zwar nicht ganz ebene Schräge bietet, aber es der beste Weg in den Krater ist.
Und auch ein weiterer Punkt spricht dafür, dieses Risiko einzugehen, nämlich dass es in näherer Umgebung für den Rover keine wissenschaftlich interessanten Ziele mehr gibt. Es gibt zwar noch allerlei Gesteinsbrocken, die man untersuchen könnte, aber nichts, was man nicht schon untersucht hätte.
Dies alles, zusammen mit dem Umstand, dass der Rover nun seine eigentliche Einsatzzeit von 90 Tagen schon ums 12fache überschritten hat, läßt die kommende Abstiegsphase als ein vertretbares Risko erscheinen, welches sich entweder durch einen weiteren Erfolg auszahlt oder eine sehr erfolgreiche Mission beendet, im Versuch noch mehr wissenschaftliche Daten zu sammeln.
Den Der Rover hat einen weiten Weg hierhin zurückgelegt, und damit sich nicht nur die gut 6 Kilometer gemeint, die der Rover von seiner Landestelle hierhin zurückgelegt hat (tatsächlich von weit mehr), sondern auch die Vorstellung einen der Rover in einen größeren Krater hinzufahren, ist weit von dem entfernt, was man bei Beginn der Mission erträumt bzw. für möglich gehalten hat.
Die gelbe Linie zeigt die Fahrstrecke des Rovers um den Krater herum. Er hat den Krater nicht vollständig umrundet, sondern nur zu etwa 110°, was schon gut zehn Monate gedauert hat.