Praetorian schrieb:
Schönes Schlagwort.
Nur haben bisherige "echte Stealth-Entwürfe" für mich primär zwei generelle Schwachpunkte:
- enorm hohe Entwicklungs- und Beschaffungskosten, selbst bei umfangreichen Exporterfolgen und auf die einzelne Maschine umgelegt
- bedingt durch die Notwendigkeit einer "sauberen" Auslegung und die damit verbundene Notwendigkeit der Nutzung von Waffenschächten reduzieren die Waffenlast, die Anzahl der verfügbaren Waffenstationen, die Vielfalt der nutzbaren Waffensysteme - und erhöhen gleichzeitig die technische Komplexität und damit die Fehleranfälligkeit des Waffensystems
Wie ich bereits anzuspielen versuchte, es ist ein klassischer Zweikampf von Ortungstechnik gegen Maßnahmen zur Signaturreduzierung, was sich im Geiste übertragen lässt auf Feuerkraft gegen Schutz. Und bisher hat die Feuerkraft soweit obsiegt, daß vollständiger Schutz nur mit zahlreichen Nachteilen erkauft werden kann. Die wichtigsten Nachteile in diesem Zusammenhang sind für mich die genannten Punkte - Kosten und Waffensysteme.
Man mag mich dafür als konservativ brandmarken, aber ich halte nicht viel davon, alles auf eine Karte zu setzen. Wird durch einen Fortschritt bei der Ortungstechnik "Stealth" in seiner heutigen Form kompensiert, so hat man einen Haufen teuren Kram, der seine Vorteile nicht mehr ausspielen kann, dafür gegenüber etwas konservativeren Entwürfen auch noch Kompromisse eingehen musste. Das bitte ich nicht falsch zu verstehen - ein rationeller Einsatz von Maßnahmen zur Signaturreduzierung ist nicht verkehrt, im Gegenteil sogar anstrebenswert. Mir behagt die Vorstellung der notwendigen Kompromisse aber nicht, die nötig wären, um dieses Feld auf die Spitze zu treiben - mit anderen Worten, ich würde für mein Geld eher drei (angepasste) Eurofighter statt zwei Raptoren kaufen.
Da es im "Krieg" keine Medaillen für Platzierungen gibt und auch keine zweiten Sieger, sind die Kosten nur noch bedingt ein Argument. Bezogen auf die MiG-31 stellt ja auch niemand die Frage nach den realen Kosten dieses Waffensystems und seiner Wirksamkeit!
Wenn man sämtliche Entwicklungskosten für eine neue Technologie auf eine begrenzte Anzahl von Muster umlegt, dann kommt man natürlich auf astronomische Summen. Die Fertigungskosten für eine F-22 liegen bei ~100 Mio. $. Viele Technologien, Systeme und Fertigungsmethoden die für die F-22 entwickelt wurden fliessen in die F-35 ein. Nur so ist es möglich diese Kampfflugzeuge neuester Technologie in grösserer Anzahl zu produzieren.
Im Gegensatz zu Dir würde ich auf die EF verzichten, wenn mein Opponent über F-22 oder F-35 verfügen würde. Ginge es nur gegen Su-27/30 könnte Deine Rechnung aufgehen. Verfügt der Opponent jedoch noch über ein Netzwerk moderner Luftabwehrraketen, dann wäre Deine "Billiglösung" deutlich im Nachteil. Da inzwischen fast nur noch teure Präzisionswaffen eingesetzt werden geht auch dort die Tendenz in die Richtung von 'Miniwaffen'. In zukünftigen Luftkriegen, würde der Opponent dadurch gelähmt, dass seine Schüsseleinrichtungen 'ausgeschaltet werden.
Mit einer Staffel Raptoren könnte man die gesamte BRD kampfunfähig machen.
24 F-22 mit jeweils 2 Präzisionswaffen könnten 48 Umspannstationen zerstören. Das hieße in der BRD "gingen die Lichter aus", ohne dass unser Militär dies verhindern könnte. Selbst wenn einige Raptoren ihre Ziele nicht erreichten, wäre das Ergebnis verheerend. Die Raptoren könnten diese Art der Angriffe fortsetzen ohne das es dagegen zur Zeit eine echte Abwehrchance gibt. Wie lange brauchen 24 Raptoren um unsere 180 EF vom Himmel zu holen und unsere Raketenabwehrstellungen zu zerstören?
Würde man Deiner Argumentation überspitzt folgen, wäre es noch immer "sinnvoll" mit B-17/24 Geschwadern Flächenziele anzugreifen.
Bei den Amerikanern setzt sich gerade die Erkenntnis durch, dass selbst im letzten Irakkrieg ein Vielzahl von "Zielen" überflüssigerweise angegriffen worden sind, weil man noch zu sehr in den alten Verhaltensmustern verhaftet war.
Die Anzahl der einsatzbereiten B-1B wird bewußt reduziert, um über eine kleinere Anzahl, aber dafür auf den modernsten Standard gebrachtes Kampfflugzeug zu verfügen.
In einer asymmetrischen Auseinandersetzung ist sowas natürchlich auch eine Art von 'Overkill' und "rechnet" sich nicht, aber das trifft auch auf fast alle modernen Waffensysteme zu.