EADS droht peinlicher Auftritt in Le Bourget

Diskutiere EADS droht peinlicher Auftritt in Le Bourget im Verkehrsflugzeuge Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Konzern erscheint wohl führungslos auf der weltgrößten Luftfahrtmesse - Konkurrent Boeing gewinnt an Fahrt von Wolfgang Ehrensberger...
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Konzern erscheint wohl führungslos auf der weltgrößten Luftfahrtmesse - Konkurrent Boeing gewinnt an Fahrt

von Wolfgang Ehrensberger

München - Auch am Wochenende vor dem Luft- und Raumfahrtsalon in Le Bourget bei Paris (13. bis 19. Juni) zeichnet sich entgegen allen Hoffnungen kein Ende der Führungskrise im EADS-Konzern ab. Zwar sind der Franzose Noël Forgeard und der Deutsche Thomas Enders als Führungsduo praktisch gesetzt. Und mit Gustav Humbert dürfte künftig wohl erstmals ein Deutscher den Flugzeugbauer Airbus führen.

Doch noch immer rangeln die Eigentümer - Daimler-Chrysler, der Lagardère-Konzern und der französische Staat - um Machtbefugnisse und um die Besetzung von Nebenpositionen. Mehr noch: Die Auseinandersetzung hat seit der Quasi-Nominierung von Humbert als Airbus-Chef an Schärfe zugenommen. Frankreich fürchtet um seinen Einfluß in dem multinationalen Gebilde, nachdem der Daimler-Chrysler-Konzern sich zuletzt ungewohnt deutlich dem Machtstreben des französischen Managements entgegengesetzt hat.

Möglicherweise wird die EADS wegen der ungelösten Führungsfrage auch die für Dienstag geplante Pressekonferenz absagen - es wäre der Gipfel der Peinlichkeit. "Ohne legitimierte Führung können wir doch nicht vor die Presse treten", lautet das Argument.

Dabei wäre gerade jetzt ein starker Auftritt des europäischen Branchenführers gefordert. So sollen für das Prestigeobjekt, den Großraum-Airbus A380, weitere Kunden gewonnen werden. Zuletzt sorgte der Riesenvogel jedoch für Negativ-Schlagzeilen, nachdem EADS Lieferverzögerungen von bis zu sechs Monaten einräumen mußte und die Kundschaft Vertragsstrafen einfordert.

Zudem droht der Subventionsstreit mit Wettbewerber Boeing neu aufzuflammen. Im direkten Konkurrenzkampf zwischen den beiden neuen Langstrecken-Flugzeugen Boeing 787 und Airbus A350 hat Boeing mit 266 Bestellungen die Nase vorn. Bei Airbus ist noch nicht einmal die Finanzierung geklärt.

Zudem hatte Finanzchef Hans-Peter Ring erst in der vergangenen Woche eingeräumt, daß der US-Konkurrent Boeing den europäischen Flugzeugbauer bei der Zahl der Flugzeugbestellungen in diesem Jahr erstmals seit fünf Jahren wieder überflügeln könnte.

Etwas positiver ist die Situation im EADS-Rüstungsgeschäft, das künftig deutlich ausgebaut werden soll. Doch auch hier droht man im direkten Konkurrenzkampf um Rüstungsaufträge in den USA gegenüber der amerikanischen Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten.

Insgesamt präsentieren in Le Bourget 1800 Aussteller aus 44 Ländern ihre Produkte, darunter mehr als 200 verschiedene Fluggeräte sowie Raketen und Satelliten. Vertreten ist unter anderem auch der ukrainische Flugzeughersteller Antonow. Aus Deutschland haben sich zu dem Branchentreffen mehr als 80 Unternehmen angesagt, 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten davon präsentieren sich auf dem Gemeinschaftsstand des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI). Einzelne Firmen wie MTU, Liebherr Aerospace oder EADS sind mit eigenen Ständen vertreten.

Nach Einschätzung von BDLI-Geschäftsführer Hans-Joachim Gante ist die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie eine der wenigen nachhaltig wachsenden Branchen in Deutschland. Der Branchenumsatz lag 2004 bei 16 Mrd. Euro. Rund 70 000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Auch der EADS-Konzern präsentierte zuletzt gute Zahlen. So nahm der Umsatz im ersten Quartal 2005 um 16 Prozent auf sieben Mrd. Euro zu. Das Betriebsergebnis verdreifachte sich auf 657 Mio. Euro und übertraf die Analystenerwartungen. Doch während der Aktienkurs des Konkurrenten Boeing seit Jahresbeginn um 25 Prozent zulegte, verharrte das EADS-Papier auf dem Ausgangsniveau.

Artikel erschienen am Sa, 11. Juni 2005
http://www.welt.de/data/2005/06/11/730521.html
 
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Airbus verzögert Start des neuen A350

Der europäische Flugzeughersteller Airbus zögert die endgültige Entscheidung über den Bau seines neuen Langstreckenmodells A350 um fast vier Monate hinaus. Der Start des Milliardenprojekts wird nicht, wie in der Branche erwartet worden war, auf der am Montag beginnenden weltgrößten Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris bekanntgegeben.

Wie die Airbus-Muttergesellschaft EADS am Mittwoch mitteilte, soll der Programmstart jetzt bis Ende September erfolgen. Bis dahin sollen die industriellen Strukturen optimiert werden. Wie ein EADS-Sprecher sagte, "wollen wir vor dem Programmstart noch alle Hausaufgaben machen". Der zweistrahlige A350 ist in zwei Versionen für 245 und 285 Passagiere geplant und das Konkurrenzprodukt zur neuen Boeing-Flugzeugfamilie 787 Dreamliner. Mit dem zeitlichen Abbremsen des A350-Projekts wird deutlich, dass Airbus bei der Bewältigung der bereits gestarteten Großprojekte an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen ist. Derzeit werden der Riesen-Airbus A380, dessen Frachterversion sowie der Militär-Airbus A400M entwickelt. Gleichzeitig wird die Produktion deutlich ausgeweitet. Airbus hatte jüngst einräumen müssen, dass sich die Auslieferung des A380 um bis zu sechs Monate verzögert. Dies führte bei den Erstkunden zu großer Verärgerung. Einige Fluggesellschaften drohten Schadensersatzforderungen an. Eine solche Blamage will Airbus beim A350 verhindern. Zudem gibt es bei Airbus und dem EADS-Mutterkonzern eine Reihe ungelöster Fragen über die künftige Besetzung des Managements. Zwischen den USA und Europa ist zudem umstritten, wie viel staatliche Förderung dem A350 gewährt werden darf.
Schleppende Verkaufskampagne

Branchenkenner verweisen auch darauf, dass die seit Anfang Dezember laufende Verkaufskampagne für das A350-Modell schleppend verlief. Bislang wurden erst zehn Maschinen bestellt. Auf der Luftfahrtmesse sollen Marktgerüchten zufolge zwar Aufträge für weitere rund 100 Maschinen bekannt gegeben werden, darunter 50 Maschinen für die Fluggesellschaft Emirates. Dennoch stoße die Maschine nicht auf die erhoffte Resonanz, heißt es. So konnte Boeing in diesem Jahr alle Verkaufskampagnen zwischen dem A350 und der 787 für sich entscheiden. Der US-Konzern geht davon aus, dass er 2005 erstmals seit 2000 wieder mehr Aufträge gewinnt als der europäische Rivale. In den ersten fünf Monaten lieferte Airbus 153 Maschinen aus, 26 mehr als Boeing. Bei den Neuaufträgen liegt aber Boeing mit 255 Maschinen vor Airbus. Bei dem Wettbewerb der A350 gegen das US-Modell 787 kämpfen die Europäer zudem mit einem technischen Handikap: Die Boeing-Flugzeugfamilie 787 Dreamliner ist eine komplette Neuentwicklung, für die insgesamt Aufträge und Absichtserklärungen für 266 Maschinen vorliegen. Das Airbus-Modell A350 stellt hingegen eine modernisierte Version der Mitte des 1998 erstmals ausgelieferten A330-200 dar. Geplant sind ein neuer Flügel, neue Triebwerke und ein leichterer Rumpf. Die Entwicklungskosten werden bislang auf rund 4 Mrd. Euro geschätzt.
Boeing zeitlich voraus

Boeing ist im Wettbewerb mit dem Airbus-Modell zeitlich im Vorteil, weil die ersten 787-Maschinen bereits 2008 an die Kunden ausgeliefert werden. Die ersten A350-Flugzeuge sollen den bisherigen Ankündigungen zufolge erst 2010 in Dienst gestellt werden. "Bisher liegt keine Änderung für diese Zeitplanung vor", sagte ein Airbus-Sprecher am Mittwoch. Den Gesamtmarkt der zweistrahligen Langstreckenjets veranschlagt Airbus auf rund 3500 Flugzeuge in den nächsten 20 Jahren. Dabei kann es je nach Konjunkturentwicklung noch Änderungen geben. So legte Boeing am Mittwoch eine neue Langfristprognose für den Flugzeugmarkt vor. Binnen 20 Jahren erwartet der US-Konzern jetzt eine Nachfrage über 25.700 Maschinen für 2100 Mrd. $. Damit erhöhte der Konzern seine vor einem Jahr erstellte Prognose leicht um 700 Maschinen oder 100 Mrd. $. Durchschnittlich werde die Zahl der Passagiere pro Jahr um 4,8 Prozent steigen. Boeing geht davon aus, dass vor allem kleinere Flugzeuge mit einem Mittelgang den stärksten Zuwachs verzeichnen. Der US-Konzern geht davon aus, dass es künftig mehr Punkt-zu-Punkt-Flugverbindungen gibt, und sieht die Absatzchancen für sehr große Maschinen weniger optimistisch als Airbus. Bei der Partnersuche des europäische Flugzeugbauers für eine US-Fertigung von Airbus-Tankerflugzeugen zeichnet sich jetzt immer deutlicher eine Entscheidung zu Gunsten des US-Konzerns Northrop Grumman ab. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" soll es Vorverträge geben. Ein EADS-Sprecher wollte dies nicht kommentieren.

Alle Rechte vorbehalten. © FTD

http://www.boerse-online.de/ftd/artikel.html?artikel_id=741766
 
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Nur um mal die negative Wellen etwas zu dämpfen:

- Die Marktprognosen von Airbus und Boeing sind seit längerem relativ konstant und die unterschiedliche Bewertung großer Flugzeuge ist wohl auch auf die angebotenen Produkte zurückzuführen. Das Boeing ist seiner Marktstudie kein Bedarf für Flugzeuge sieht, die es selber nicht anbietet, ist klar. Ich möchte weder Boeing noch Airbus Lügerei unterstellen, aber Prognosen sind stets schwierig, speziell wenn sie die Zukunft betreffen.

- Das Boeing Airbus mit Bestellungen überholt ist interessant aber immer nur auf Bestellungen zu glotzen halte ich für Unsinn. Ich habe kein Fass aufgemacht, als Airbus mehr als Boeing hatte und umgekehrt auch jetzt keine Träne vergossen. Der Sachverhalt war ja schon länger absehbar.

- Der Business-Case A-350 ist ein besonders schwieriger. Das da nicht sofort Nägel mit Köpfen gemacht werden ist auch nicht überraschend. Die zeitweise Kakophonie darüber ist störend. Man sollte einfach mal gelassen abwarten. Die Leute von Airbus machen schon keinen Mist.

- Schlussendlich: Der Führungsstreit ist sehr ärgerlich. Aber hier werden Kämpfe ausgetragen, die eigentlich schon seit längerem schwelen. Das die Franzosen am liebsten EADS und Airbus "französischer" machen würden ist ja nun bekannt. DaimlerChrylser muss gelobt werden, dass sie der Sache nun einen leichten Riegel vorschieben. Hoffen wir auf Kompromissfähigkeit und Vernunft beiderseits des Rheins.

Also, alles nicht so wild. Und wenn die Sonne scheint in Paris sind eh alle gut gelaunt.
 

strikebreaker

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Ich stimme Schorsch da zu, es mag ja sein das Boeing wieder aufhohlt was Bestellungen und neue Flugzeuge angeht aber ich denke das war wohl auch zu erwarten, schließlich haben die Jungs genug Erfahrung. Man wird einfach abwarten müssen was die Zukunft bringt (speziell für den A380). Diese Prognosen die Boeing und Airbus da rausbringen sind wirklich nur bedingt glaubwürdig. "Trau keiner Statistik/Prognose die du nicht selber gefäscht hast", das triffts auf den Punkt.

mfg strike

PS: Vielleicht sollten sich die Franzosen mal klar machen das EADS/Airbus ein europäisches Projekt ist und kein französisches.
 

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Ob Boeing dieses Airbus mit den Bestellungen überholt kann man späterstens nach der Paris Air Show sagen und sicher erst am Endes Jahres. Bis dahin kann man nur gut raten.

Weiß wer wie groß der Abstand der Backlogs von Airbus und Boeing Ende 2004 war? Ich glaube irgendwas um 300 oder?

@schorsch:
Das die Franzosen am liebsten EADS und Airbus "französischer" machen würden ist ja nun bekannt. DaimlerChrylser muss gelobt werden, dass sie der Sache nun einen leichten Riegel vorschieben.
Beide Seiten haben gleich viel Schuld. Sowohl Deutsche als auch Franzosen kämpfen um jedes bischen Macht
 
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Der Abstand im Backlog war Ende erstes Quartal 2005 knapp 480 Flugzeuge (Airbus hat mehr als Boeing). Dabei sind allerdings viele B-787 Bestellungen noch nicht eingepreist. Ich lese so etwas gerne, aber man sollte es nicht überbewerten. Opel verkauft auch über eine Million Fahrzeuge pro Jahr und macht trotzdem keinen Euro Gewinn.

Entscheidend ist,
- ob die Flugzeuge auch tatsächlich ausgeliefert werden (und nicht gecancelt)
- wie hoch der Preis und schlussendlich der Gewinn ist.
Eine Bestellung klingt gut. Aber gezahlt wird später. Boeings Bestellungen für die B-787 bringen ihnen frühestens Mitte/Ende 2009 Kohle, bis dahin müssen sie ihre Brötchen mit der 737/777 und ein wenig 747 zahlen.
Airbus hat derzeit mehrere Programme die Gewinne abwerfen und der A-380 wird wohl ab Ende nächsten Jahres hinzu stoßen, also lange bevor der A-350 in die teure Entwicklungsphase geht. Airbus ist trotz allen Geredes derzeit in einer guten Position.
 
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beistrich schrieb:
Ob Boeing dieses Airbus mit den Bestellungen überholt kann man späterstens nach der Paris Air Show sagen und sicher erst am Endes Jahres. Bis dahin kann man nur gut raten.

Weiß wer wie groß der Abstand der Backlogs von Airbus und Boeing Ende 2004 war? Ich glaube irgendwas um 300 oder?

@schorsch:

Beide Seiten haben gleich viel Schuld. Sowohl Deutsche als auch Franzosen kämpfen um jedes bischen Macht
Naja... Etwas beschwichtigend formuliert, um nicht zu sagen, dass es falsch ist. Deutschland resp. DC wehrt sich gegen eine noch größere Einflussnahme. Die Franzosen wollen den Ganzen Kuchen, obwohl er ihnen nur zu 30% gehört.

Kurzer Gedankensprung: Wenn dieser Chauvinismus und eingebildete Führungsanspruch auf franz. Seite Sinnbild für ein zukünftiges, geeintes Europa sein sollte, dann gute Nacht. Anscheinend haben die Franzosen das Prinzip nicht kappiert! Europa ist keine vergrößerte Spielwiese franz. Neoimperialismus´.
 
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manpower schrieb:
Die Franzosen wollen den Ganzen Kuchen, obwohl er ihnen nur zu 30% gehört.
Genau das hab ich in meinen 6 Monaten Toulouse und meiner momentanen Arbeit in Finkenwerder immer wieder zu spüren bekommen! Ich kann dieser Aussage nur zustimmen.......leider......und es kotzt mich ganz schön an. Leider sind die meisten deutschen Manager von Frankreichs gnaden....d.h. wer nach oben kommen will ist ein Oppotunist und die, die sich gegen die frz. Einflußnahme wehren, werden von den Franzosen "abgesägt". Ich kenne da Beispiele und male hier nicht schwarz. Man muß sich nur die Organigramme ansehen, dann weiß man schon bescheid.
 

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manchmal frage ich mich schon ob es richtig ist so ein "Gebilde" wie eads existieren zu lassen!

auf der anderen Seite ist doch die Doppelspitze seit Firmengründung ausgemacht!
 

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Kein Heimspiel für Airbus

Der 46. Luft- und Raumfahrtsalon in Le Bourget bei Paris ist das weltgrößte Branchentreffen. Bis kommenden Sonntag zeigen 1924 Aussteller dort Verkehrs- und Militärflugzeuge, Hubschrauber und Satelliten. 60 Maschinen sollen zu Schauflügen abheben - darunter auch der Star der Leistungsschau, der neue Airbus A380.

Im Airbus-Mutterkonzern EADS herrscht derzeit allerdings alles andere als Feierstimmung. Zum einen holt der zuletzt abgeschlagene Hauptkonkurrent Boeing wieder kräftig auf. Zum anderen zerreibt sich der Konzern in einer internen Führungskrise. Zu Messebeginn sagte EADS seine für Dienstag geplante Pressekonferenz ersatzlos ab. Der Schritt gilt als peinliches Eingeständnis einer strategischen Blockade beim europäischen Vorzeigeunternehmen.

Von Barbara Schulte, ARD-Hörfunkstudio Paris

Wachleute kontrollieren den Einstieg des A380 in Le Bourget (Foto: REUTERS) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Bewacht wie der Eingang zur VIP-Lounge im angesagten Nachtclub: In den A380 kommt nicht jeder.]
Für die europäische Luftfahrtindustrie sollte die internationale Messe von Le Bourget bei Paris eigentlich ein Heimspiel sein. Stattdessen reißen die schlechten Nachrichten um den Flugzeugbauer Airbus vor dem Branchentreffen nicht ab. Bevor die Ausstellung richtig begonnen hat, weiß man schon, dass sich Airbus nicht in bester Form präsentieren wird.

Anders als Hauptkonkurrent Boeing, der sich wieder gefangen hat und der den europäischen Mitbewerber bei Bestellungen erneut überholen konnte. Während die Auftragsbücher bei Boeing gut gefüllt sind, muss Airbus zusehen, wie seine Marktanteile schrumpfen. 2004 konnte der europäische Flugzeugbauer zu diesem Zeitpunkt 370 Bestellungen vorweisen - in diesem Jahr sind es gerade 145.
Durststrecke auf der Langstrecke

Nirgends ist das besser zu beobachten, als im Kampf um den Markt für Langstreckenflugzeuge. Mit dem Modell A350 wollte Airbus schon in Le Bourget seine neue Maschine für diesen Bereich vorstellen. Stattdessen musste die Einführung für September verschoben werden. Die Produktionslinie sei noch verbesserungswürdig, heißt es.

Schlimmer aber wiegt, dass Airbus bis jetzt nur einen Kunden für den A350 hat. Dagegen kann Boeing bei der Luftfahrtschau sein Langstreckenmodell, den 787 Dreamliner als Erfolg präsentieren. Der US-Konstrukteur hat bereits 266 Aufträge für das neue Flugzeug vorliegen. Das Anfang 2004 gestartete Programm ist damit so erfolgreich wie keines zuvor in diesem Stadium.
Interne Probleme und Konkurrenz im Kleinen

Auch der A380, der bei seinem ersten Testflug am 27. April die Menschen zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte, gerät zum Problem. Das europäische Unternehmen wird den Riesenflieger nicht rechtzeitig liefern können. Diese Verspätung von bis zu sechs Monaten zieht Konventionalstrafen in zweistelliger Millionenhöhe nach sich, die Airbus an seine Kunden bezahlen muss. Doch nicht nur das: Die Entwicklungskosten des A380 werden viel höher ausfallen, als zunächst kalkuliert - statt 10,7 Milliarden Euro werden es wohl an die 15 Milliarden sein.

Zudem muss Airbus neue Konkurrenz fürchten. Diesmal für die lukrativen kleinen Modelle A318 und A319, die in Hamburg montiert werden. Der kanadische Flugzeugbauer Bombardier will mit der CS-Serie in die Produktion von Maschinen mit 110 bis 135 Sitzen einsteigen. Auch der brasilianische Konstrukteur Embraer wird in Le Bourget sein neues Flugzeug E-195 für 108 bis 118 Passagiere zeigen. Die britische Fluggesellschaft FlyBE hat schon vor der Vorstellung 14 Stück dieses Kleinflugzeuges bestellt.
Persönliche und nationale Querelen

Airbus’ derzeitiges Malheur ist selbstverschuldet. Statt sich mit einer optimalen Produktion zu befassen, sind die deutsch-französischen Airbus-Granden mit persönlichen und nationalen Querelen beschäftigt. Noch vor kurzem war das Airbus Mutterunternehmen EADS als Vorbild deutsch-französischer, ja europäischer, Zusammenarbeit gelobt worden. Davon kann allerdings beim bestem Willen nicht die Rede sein.

So geriet die für den 1. Juni geplante und bis heute noch nicht bestätigte Ernennung von Gustav Humbert zum Airbuschef zu einer Demütigung des deutschen Managers. Auch die Inthronisierung von Thomas Enders und Noel Forgeard als Vorstandchefs von EADS, die schon für den 11. Mai vorgesehen war, fand bis jetzt nicht statt. Deutsche und französische Industrielle trauen sich gegenseitig nicht über den Weg.

Dabei wäre die Luftfahrtmesse die richtige Bühne für die Demonstration guter Zusammenarbeit gewesen. Le Bourget ist die wichtigste Ausstellung der Branche in der Welt. In diesem Jahr werden 1.800 Aussteller aus 44 Ländern ihre Produkte präsentieren. Darunter 202 Fluggeräte sowie Raketen und Satelliten.
 
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Sonntag, 12. Juni 2005
Airbus unter Zugzwang
Boeing zieht mit 787 davon

Im Zeichen verschärfter Konkurrenz der Erzrivalen Airbus und Boeing beginnt an diesem Montag in Paris-Le Bourget die größte Luftfahrtmesse der Welt. Der unumstrittene Star der Leistungsschau, der Airbus A380 für 555 bis 853 Passagiere, setzte am Sonntag unter großen Sicherheitsvorkehrungen in Le Bourget auf. Er gesellte sich zu den beiden "Nebenstars", dem 75 Meter langen Zeppelin NT und Boeings Rekord-Langstreckenflugzeug 777-200LR.

Boeing zeigte sich am Vortag der Messe zuversichtlich, mit seinem neuen mittelgroßen Langstreckenmodell 787 Airbus davon zu fliegen. Man spreche mit 48 Fluggesellschaften über die Lieferung von insgesamt 693 dieser 787-Flugzeuge, sagte der Chef der Boeing-Sparte Zivilluftfahrt, Alan Mulally. 21 Fluggesellschaften hätten bis zur Messe 266 Maschinen bestellt. Mit 27 Kunden liefen Gespräche über 427 weitere Maschinen. Airbus will Ende September entscheiden, ob sein Konkurrenzmodell A350 in die industrielle Projektphase geht.

Voraussichtlich Ende des Monats dürfte seinerseits Boeing über den Programmstart einer verlängerten Version des Jumbos 747-400 entscheiden, der dem neuen Super-Airbus A380 Konkurrenz machen würde. Die 747-400 kann 416 Passagiere transportieren. Die "747 Advanced" soll die Kapazität um 50 Passagiere oder 15 Tonnen Fracht erweitern und könnte ab 2008 ausgeliefert werden.

In Le Bourget zeigen 1924 Aussteller eine Woche lang ihre Produkte von Jagdbombern über Satelliten und Hubschrauber bis zu Verkehrsflugzeugen und Drachenseglern. Für das Publikum ist die Messe vom 17. bis 19. Juni geöffnet. Es werden 300.000 Besucher erwartet.

http://www.n-tv.de/543077.html
 

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Während Airbus den A350 fast nebenbei auf die Beine stellt, muss Boeing hier alles in die 787 stecken. Damit sollte Airbus im Jahr 2012-2014 den A319/320/321 Grundlegen mit den Erfahrungen in den neuen Materialien erneuen und somit diesen Markt dann Dominieren. Noch dazu spült der A380 bis dahin das Geld in die Kassen womit das Finanziert werden kann.
Ganz sicher wird der A380 mehr geordert werden den Slots werden immer seltener aber die Fluggastzahlen stetig steigen.
 
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Die Dimension der Entwicklungsanstrengung kann man ja schon an dem Preisschild sehen. 5.5 Milliarden $ für A-350 und ich glaub 10 Milliarden $ zu B-787 (ach, das sind eh Hokuspokus-Zahlen).
Die Entwicklung eines Single-Aisle ist deutlich weniger kostenintensiv als ein Großflugzeug. Ich denke, man könnte für die A-350 auch einen neuen A-320 bekommen (würde allerdings derzeit keinen Sinn machen).
Ein nicht zu uterschätzender Faktor ist die Verfügbarkeit von Triebwerken einer neuen Generation. Wenn man die B-787/A-350 Triebwerke einfach nur dimensioniert an einen Narrowbody ranflanscht, dann könnte man bei Liebherr schonmal die Concorde bzw. B-58 in punkto hohes Fahrwerk evaluieren.
 
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Mannerl schrieb:
manchmal frage ich mich schon ob es richtig ist so ein "Gebilde" wie eads existieren zu lassen!

auf der anderen Seite ist doch die Doppelspitze seit Firmengründung ausgemacht!
Tja,wer die letzten Monate die Wirtschaftspresse genauer gelesen hat, der konnte kaum übersehen, dass gerade von Seiten der franz. Politik ein elementares Interesse daran bestand/besteht, den Konzern nach und nach zu einem rein franz. Unternehmen umzudrehen; so z.B die Abschaffung der Doppelspitze. Ziel ist die Schaffung eines nationalen, also französischen Großkonzerns.

Bestes und warnendes Beispiel sollte Hoechst sein. Zunächst hat man Hoechst mit Rhone-Poulenc zu Aventis fusioniert. Dieser Konzern wurde dann unter Druck von Chirac/Sarkorzy mit Sanofi verschmolzen. Ziel:ein nationaler big play von Weltrang - der natürlich französisch ist, versteht sich.
Hoechst ist heute eine Unterabteilung eines globalen Großkonzern und hat nix mehr zu melden. Jetzt kann man sich auch mal überlegen, wer welches Schwergewicht in die Waagen werfen kann, wenn es z.B um den Abbau von Arbeitsplätzen geht... ich liebe ein vereintes Europa! :?!
 
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Sag mal Manpower, arbeitest Du auch bei Airbus?? Also wir sind in dieser Sache ja 100%ig einer Meinung...... :D ...na ja, der Grinsesmilie vergeht mir allerdings schon wieder, wenn ich bedenke, dass das ein sehr ernstes Thema ist. Die deutschen Ingenieure in Führungspositionen halten alle den Mund, weil jeder weiß, dass die Franzosen einen unliebsamen Mann, der mal was für den deutschen Teil tun will, eiskalt absägen! Mehr möchte ich hier dazu auch nicht sagen...ich laß das mal so stehen....
 
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@ Ghostbear
Nein, leider nicht. Ich habe aber einige gute Bekannte, die ihre Brötchen in der Luftfahrtindustrie verdienen :) . Somit verfüge ich über "sekundäres" Insiderwissen.

Mich wundert nur, dass sich die Briten und Spanier so ruhig verhalten. Speziell bei den Briten geht es ja um nicht weniger Prestige und Einfluss als auf deutscher Seite ?!
 
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Na, die Spanier wollten doch gerne ihren Anteil an EADS von 5 auf 10% erhöhen. Da haben dann die anderen bockig reagiert.
Die Engländer haben ihren Share in Airbus und sind wohl ganz froh, dass sie mit uns nichts zu tun haben müssen.
 

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natürlich verfolgt man ja die Nachrichten um eads und boeing!

mir gehts nur darum das ja "Energie" darauf verschleudert wird wenn man sich um Führungsstreitigkeiten kümmern muss. (Anscheinend nicht mal ein Richtungsstreit sondern eine personelle Entscheidung weil der von hier kommt und der von da!) Sowas ist nicht gerade förderlich für so ein komliziertes Gebilde wie EADS!
Natürlich sind immer die anderen Schuld - siehe auch EU!
 

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Die Überschrift sollte aber geändert werden. 60 Bestellungen für den A350 sind alles andere als "peinlich". :p
 
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manpower schrieb:
Mich wundert nur, dass sich die Briten und Spanier so ruhig verhalten. Speziell bei den Briten geht es ja um nicht weniger Prestige und Einfluss als auf deutscher Seite ?!
die Spanier haben von den Deutschen beim A380 die Sektion 19 bekommen.....wisst ihr, wieviele Leute in HH deswegen "gekotzt" haben.....die Spanier beschweren sich deswegen nicht, weil sie überproportional viel Anteile im Workshare haben, gemessen an ihrem Anteil an der EADS.
Die Briten haben den Vorteil, dass BAE Systems nicht zur EADS gehört.
Schaut Euch mal die A380 Bauaufteilung an......ein Ingenieur in recht hoher Position hat mal zu mir gesagt, dass der A380 Workshare ganz miserabel ausgehandelt wurde (für die Deutschen)......

.....und Leute......kommt mir nicht mit dem Center of Excellence Cabin & Cabin Systems......DAS IST IN MEINEM AUGEN KEIN RICHTIGER FLUGZEUGBAU! :FFTeufel: Ich habe schließlich nicht studiert um Galleys und Klo's zu bauen....

Tja, die Sec.19 wird jetzt auch für den A350 von den Spaniern gemacht werden...die ist weg!!
 
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