Meine Frage dazu: Was veranlasst die Russen dazu bei einer Weltraummission eine geladene Waffe mitzunehmen?
Auch an Bord von größeren Passagiermaschinen gibt es eine Dienstpistole um im Notfall "die Ordnung auch gewaltsam wieder herstellen zu können", ist wohl aber eher eine theoretische Möglichkeit. Mal zeigen kann aber ja auch einen gewissen psychologischen Effekt haben. Bei der ISS dürfte es nicht viel anders sein.
@mcnoch: Matthias, so sehr ich Deine sachkundige und umfassende Berichterstattung hier im FF über die Shuttle Missionen und die ISS schätze, aber diese Aussage scheint mir doch sehr unüberlegt und zeugt nicht von Fachwissen. (Naja, es war ja auch schon spät, als Du dies geschrieben hast. ;) )
Die Pistole dient nicht dazu "im Notfall die Ordnung auch gewaltsam wieder herstellen zu können" und ist auch nicht als psychologisches Druckmittel gegen aufmüpfige Besatzungsmitglieder oder sonstwie als Argumentationshilfe für den ISS-Kommandanten gedacht, um lustlose Kollegen mit vorgehaltener Waffe zur weiteren Mitarbeit zu bewegen.
Wie hier bereits von einigen Usern angedeutet wurde, gehört eine Schusswaffe zur Ueberlebensausrüstung (Bezeichnung NAZ-3) jedes Sojus Raumschiffs, die in zwei dreieckigen Behältern zwischen den Sitzen im Landemodul verstaut ist. Dies ist und war auch nie ein Geheimnis, auch wenn man heute vielleicht nicht mehr so gerne darüber spricht.
Bis zum Flug von Sojus TMA-10 war es immer eine speziell für diesen Zweck entwickelte Waffe mit der Bezeichnung TP-82. Diese Waffe hat drei Läufe: zwei glatte vom Kaliber 12,5 mm und einen gezogenen vom Kaliber 5,45 mm. Damit können neben normalen Patronen auch Schrotladungen und Leuchtsignalpatronen verschossen werden. Die Waffe soll somit den Kosmonauten, nach einer allfälligen Landung in der Wildnis, einerseits dazu dienen, z.B. nachts oder in dicht bewaldetem Gebiet die Suchtruppen auf sich aufmerksam zu machen, andererseits aber auch die Möglichkeit geben Wölfe, Bären und andere wilde Tiere abzuwehren.
Die TP-82, die rund 2,5 kg schwer ist, verfügt über einen abnehmbaren Kolben, der auch als Machete benutzt werden kann, und kann so ähnlich wie ein Gewehr angelegt und abgefeuert werden.
Die Waffe unterliegt übrigens immer dem Befehl des Kommandanten der Sojus, der ja immer ein Russe ist, im Gegensatz zur ISS, wo der Kommandant abwechslungweise ein Russe oder ein Ami ist. Die Waffe bleibt auch die ganze Zeit in der Ueberlebensausrüstung an Bord der Sojus.
Nach der Landung wurde die TP-82 oft als Souvenir dem Kommandanten geschenkt.
Beim Start von Sojus TMA-11 im vergangenen Oktober war zum ersten Mal eine normale Makarov Pistole der russischen Armee an Bord, da die noch verfügbare Munition für die TP-82 das Ablaufdatum überschritten hatte.
Die Handhabung der TP-82 war ein fester Bestandteil des Ueberlebenstrainings aller Sojus Besatzungsmitglieder. (Ob dies neuerdings auch für die Makarov gilt, weiss ich nicht ganz sicher, ich gehe aber davon aus.) Hier ein Bild vom südafrikanischen Weltraumtouristen Mark Shuttleworth beim Winterüberlebenstraining:
(Foto:
www.africaninspace.com )