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Space Cadet
Die Embraer 195 ist ja schon beachtlich für das Land Brasilien. Was meint Ihr, wird es eventell durch weitere Beteiligungen SüdAmerikanischer Länder mehr aus dem Projekt? Ein Airbusunternehmen ala Südamerika?
Ich bin kein Experte, aber ich denke, mit so einem Projekt könnten sie die Zukunft von Embraer gefährden. Selbst wenn sie ein 320/737 Nachfolger ein paar Jahre früher auf dem Markt schmeissen. Der Druck von Boeing und Airbus wäre riesig. A und B geben weit mehr für Entwicklung aus, haben Jahrzehnte Erfahrung in diesem Segment, bieten ganze Flugzeugfamilien an und vor allem haben sie mehr feste Kunden.Was Embraer meiner Meinung nach für einen Erfolg eines A320/737-Konkurrenten braucht:
- Einen ordentlichen Kredit Brasiliens.
- Ein paar Jahre Entwicklungsvorsprung vor Airbus (Embraer-Produkt 3-4 Jahre vor Airbus auf dem Markt).
- Erfüllung der Erfordernisse des Marktes
- Dennoch (vor allem im Cockpit) große Nähe zur 170/190.
Genauso wie damals. Sie werden es nicht tun, wenn sie nicht den eigenen Laden an die Wand fahren wollen.Wie sieht die Lage eurer Ansicht heute aus?
Wenn es aber Fluggesellschaften tun, die unter "Scope Clauses" für größere Gesellschaften operieren, dann wird es nicht so einfach sein, dass eine (noch größere) Embraer einfach mainline-Dienste übernehmen. Diese "Gefahr" soll ja u.a. durch genaue Regelungen vermieden werden.Viele kleinere Fluggesellschaften setzen mittlerweile die 170 - 195 ein und wenn die wachsen, wären die wohl froh, eine Maschine zu kaufen, die zu dieser Familie gehört. Die kaufen dann nicht gleich eine A oder B.
Airbus bieten doch die A318 und A319, Boeing doch ihre 737-600 und 737-700 an. Ich finde nicht, dass diese Hersteller den Markt aufgegeben haben. Ersichtlich ist aber, dass aus verschiedenen Gründen der 100-Sitzer-Bereich problematisch ist. Sollen 100-Sitzer von Regionalgesellschaften betrieben werden oder doch von der Hauptgesellschaft...Ich glaube dass A + B den Markt für 130Sitzer bereits aufgegeben hat.
Manchmal frage ich mich ob diese "Macht" der Piloten nicht allzu weit geht! Diverse Grundentscheidungen dieser Größe sollten doch nicht an den wohlwollen der Piloten abhängen!Insgesamt glaube ich, dass die aktuelle Struktur vieler Luftverkehrsmärkte ein Vordringen von regional tätigen Fluggesellschaften in den Bereich von 130 bis 150-Sitze als eher unwahrscheinlich erscheint. Dann könnten ja gleich American Eagle 150-sitzige A319 einführen und einen Großteil des Flugbetriebs der American Airlines zu erheblich günstigeren Kosten übernehmen. Es gab sogar unbestätigt Gerüchte vor einigen Jahren, dass American Airlines ernsthaft die Möglichkeit untersuchte, wie man eventuell die gesamte MD-80-Flotte an American Eagle transferrieren könnte - geführt von Piloten, die erheblich weniger gekostet hätten. Dies konnte nicht umgesetzt werden, der Protest war schon beim Aussprechen dieser Idee enorm.
Darum wird es wohl auf absehbare Zeit eine imaginäre Grenze in dieser Flugzeugfamilie geben und eine Fluggesellschaft kann unter Umständen selbst beim Betrieb der Embraer 170 und 190, nicht automatisch auch eine Vielzahl 195 einsetzen, nur weil sich die Möglichkeit bietet, die Flotte nach oben abzurunden.
Gruss
Was macht Dich da so sicher?Man muss bedenken dass der Technologische Sprung von der ERJ-145 zur E-Jet-Familie ein bedeutend größerer war, als es einer von den E-Jets zu einem A oder B Konkurrenten wäre. Die technologischen Fähigkeiten ein Flugzeug in Konkurrenz zu A oder B zu bauen hat Embraer zweifellos.
Trotz "Debakel" müssen A & B bei keinem ihrer nächsten Modelle den Laden verwetten ("bet the shop" wie der Amerikaner so schön sagt).MX87 schrieb:Das einzige Problem ist das Duopol von Airbus und Boeing und daraus resultierend ein potentieller Wirtschaftskampf dem Embraer wohl kaum standhalten könnte. Aus meiner Sicht ist das Problem eher in wirtschaftlichen Gefilden anzusiedeln. Eine starke Möglichkeit hätte Embraer mit einem Konkurrenzprodukt am ehesten wenn A und B in einer tiefen Krise stecken, noch schlimmer als die A380- bzw 787-Debakel.
Für Embraer mit einem Marktvolumen irgendwo bei 10% von dem von EADS oder Boeing wäre Demut und Vorsicht die angebrachte Leitlinie: Markt beobachten, und wenn sich Lücken ergeben diese entsprechend füllen. Wenn etwa A&B ihre Single Aisle Nachfolger definiert haben, eine neue Familie darunter ansiedeln. Und eine Zusammenarbeit halte ich für gar nicht so abwegig. Warum soll Airbus nicht etwa seinen neuen Single Aisle nach unten mit einer Familie abdecken, welche unter Federführung von Embraer gebaut wird, aber mit Segen und Support von Airbus.MX87 schrieb:Bei Embraer sehe ich allerdings ordentlich Potential wenn Embraer weiterhin in Nischen bleibt, was nicht heißen muss, dass Embraer nur kleine Flugzeuge bauen darf. Die C-390 könnte Lockheeds C-130 in einigen Märkten einige Kunden wegschnappen, mit dem jüngst vorgestellten neuen Entwurf der C-390 sogar erst recht.
Die ERJ-145 basierte auf dem Turboprop EMB-120 Brasilia und viele Teile sind sogar gleich (Rumpf, Leitwerk usw). Der Jet war im Grunde "nur" eine Weiterentwicklung des Turboprops. Die E-Jets waren allerdings eine von Grund auf neu entwickelte Flugzeugfamilie.Was macht Dich da so sicher?
Probleme steigen mit der Größe. Die E-195LR-IGW hat jetzt etwa 53t MTOW, und ist damit nach allen Regeln der Kunst "maxed out". Einen konkurrenzfähigen 150-Sitzer müsste MTOW-technisch etwa 30 bis 50% schwerer sein, und dass würde wiederum Dinge erfordern, die Embraer so noch nie gemacht hat. Ich behaupte nicht, dass sie es nicht hinkriegen, ich sage nur, dass das Ergebnis nicht besser ist, die Attraktivität nicht höher, der Preis nicht so viel besser ... ergo keiner will es haben.
Zumindest für Airbus ist der A400M allerdings ein wirtschaftlicher Klotz am Bein. Sowohl Airbus als auch Boeing haben in den letzten Jahren mit internen Problemen zu Kämpfen gehabt. Dass die "ihren Laden" schließen müssen schieße ich natürlich aus, allerdings schwächen interne Machtkämpfe (Airbus), Fehler von Zulieferern (Boeing bei der 787), Unentschlossenheit (Airbus A350) und andere Schwierigkeiten ein Unternehmen. Und diese könnten die Tore für ein weiteres Unternehmen durchaus öffnen.Trotz "Debakel" müssen A & B bei keinem ihrer nächsten Modelle den Laden verwetten ("bet the shop" wie der Amerikaner so schön sagt).
Klar, würde es mich als Flugzeugbegeisteter freuen wenn ein zusätliches Muster auf dem Markt kommen würde, aber realistisch gesehen würde ich die Brasilianer davon abraten. Es sei denn sie finden genug Sponsoren. Allen vorne Weg eine Garantie vom Staat. Aber auch dort fehlt sicher das Geld für soetwas.Zumindest für Airbus ist der A400M allerdings ein wirtschaftlicher Klotz am Bein. Sowohl Airbus als auch Boeing haben in den letzten Jahren mit internen Problemen zu Kämpfen gehabt. Dass die "ihren Laden" schließen müssen schieße ich natürlich aus, allerdings schwächen interne Machtkämpfe (Airbus), Fehler von Zulieferern (Boeing bei der 787), Unentschlossenheit (Airbus A350) und andere Schwierigkeiten ein Unternehmen. Und diese könnten die Tore für ein weiteres Unternehmen durchaus öffnen.
Alternativ wären aber auch genug Bestellungen in Verbindung mit guten Barreserven und Risikopartnern ausreichend um das Projekt zu launchen.Klar, würde es mich als Flugzeugbegeisteter freuen wenn ein zusätliches Muster auf dem Markt kommen würde, aber realistisch gesehen würde ich die Brasilianer davon abraten. Es sei denn sie finden genug Sponsoren. Allen vorne Weg eine Garantie vom Staat. Aber auch dort fehlt sicher das Geld für soetwas.
Embraer würde eine Krise wie bein A400M/A380/787 das Genick brechen. Man konnte es bei Grob gut beobachten. Obwohl genug Kunden da waren, haben den Konzern die Entwicklungsverzögerungen gepaart mit der Bankenkrise das Genick gebrochen.
Der Knackpunkt beim A320/B737-Nachfolger ist vor allem die Platzierung im Markt. Reichweite, Passagiere, Fokus auf welches Gebiet. Ne Menge Fragen sind offen und Erfahrungen werden gebraucht.Die ERJ-145 basierte auf dem Turboprop EMB-120 Brasilia und viele Teile sind sogar gleich (Rumpf, Leitwerk usw). Der Jet war im Grunde "nur" eine Weiterentwicklung des Turboprops. Die E-Jets waren allerdings eine von Grund auf neu entwickelte Flugzeugfamilie.
Der Knackpunkt mit einem A320/B737-Nachfolger ist derzeit eher die Triebwerkstechnik. Ein solches Flugzeug muss in erster Linie viel weniger verbrauchen als die heutigen Muster. Bombardier hat sich bei der CSeries schon jetzt für einen Getriebefan entschieden, obwohl diese Technologie noch einem ziemlich frühen Stadium ist und wahrscheinlich ist dies der technisch größte Poker an diesem Projekt (der Markt wiederum ein wirtschaftlicher).
Ich fordere nicht dass Embraer sofort ein größeres Muster anbieten soll, aber strategisch würde es in 3-5 Jahren durchaus Sinn machen.
Zur technischen Seite: Embraer machte 2007 einen Nettogewin von 489 Millionen Dollar. Im gleichen Jahr wurden 239 Millionen $ in Forschung und Entwicklung investiert (Quelle: Fliegerrevue 01/2009). Gleichzeitig besitzt die Firma u.a. noch mehrere E170, E190 und evtl E195 als Werksflugzeuge die ständig für Forschung und Entwicklung in der Luft sind. Im Vergleich zum Konkurrenten Bombardier kleckern die Brasilianer in diesem Feld nicht, sondern Klotzen. Außerdem besitzt Embraer in Gaviao Peixoto einen kompletten Werksflughafen mit - soweit ich weis - der längsten privaten Start-/Landebahn und dem größten Flugtestzentrum der Südlichen Hemisphäre.
Die E-Jets verfügen über Fly-By-Wire und auch Aerodynamisch hat man mit den E-Jets viele Grundlagen für ein größeres Flugzeug gelernt. Natürlich wäre ein A oder B Konkurrent nur mit Partnern auf wirtschaftlich risikominimierenden Weg zu stemmen. Technologisch allerdings sollte man die Brasilianer nicht unterschätzen.
Design-Freeze für jedwedes Airbus oder Boeing Projekt ist nicht vor 2012 zu erwarten. Daher meine Meinung: nein.Mich würde mal interessieren, ob A und B jetzt "in der Krise" ihre A320- und 737-Nachfolger etwas kleiner planen. Das würde die Marktnische für Embraer etwas enger machen.