Dass die Interessengemeinschaft für weniger Fluglärm in der Alpenregion (IGF) in den letzten Wochen und Monaten vermehrt auf den Kurs von Franz Weber und seiner Fluglärm-Initiative eingeschwenkt ist, habe sich die Armee selbst zuzuschreiben, meinten IGF-Exponenten Peter Michel, Monique Werro und Christian Fotsch gegenüber dieser Zeitung. «Es ging uns eigentlich nie darum, den Flugplatz abzuschaffen», erklärt Fotsch. «Aber wir wurden nie als Gesprächspartner akzeptiert.» Es hats stets geheissen, die Bevölkerung stehe hinter dem Flugplatz. «Aber kam die Bevölkerung je zu Wort?», fragt Monique Werro. Um gleich selbst zu antworten: «Nein. Nur die Gemeindepräsidenten und -räte konnten sich äussern.»
Setzte sich die IGF bei der Gründung 2004 noch zum Ziel, die Anzahl Flugbewegungen auf dem Niveau des Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2003 einzufrieren, gehen sie nun weiter. «Es geht uns dabei um die Region. Wir sehen die Lebensqualität und wirtschaftliche Grundlage gefährdet», erklärt Michel. Die alpenregion.ch setze im Tourismus auf Familien und das Gästesegment 50+. «Ob diese Touristen bei diesem Lärm weiter in unsere Region kommen?» fragt Fotsch. «Der Gast reklamiert nicht, der Gast kommt nicht mehr.» Der Lärm setze nicht nur dem Tourismus zu, ist die IGF überzeugt. «Auch auf die Bodenpreise wird er Auswirkungen haben», sagt Fotsch. «Viele sind sich das noch nicht bewusst, das böse Erwachen kommt dann, wenn die Banken Wertberichtigungen vornehmen.» Auch für die Umwelt – die Hauptressource für den Tourismus – sei der Flugplatz ein Problem. Was die Luftwaffe auf dem Fliegerschiessplatz verschiesse, fliesse irgendwo ab und komme so in den Wasserkreislauf. Ein F/A-18-Einsatz verbrauche fünf Tonnen Kerosin. «Und wir haben ein schlechtes Gewissen, wenn wir alleine Autofahren», meint Fotsch.
Die IGF hat das Vertrauen in die Armee verloren. «Die Armeespitze tritt mit einer absoluten Arroganz auf und die Armee als Ganzes ist marode», lautet das harte Verdikt von Fotsch. Der Vorstand der IGF habe lange gezögert, auf eine härtere Gangart umzustellen. «Wir haben schliesslich alle Mitglieder angeschrieben und sie über die härtere Ausrichtung ins Bild gesetzt. Es hat keinen einzigen Austritt gegeben.» So gestärkt, stellt die IGF die Notwendigkeit des militärischen Flugbetriebs in Frage.
«Wir sind überzeugt, dass die Arbeitsplätze bei einer Umnutzung erhalten werden könnten», meint Fotsch. Es seien genügend Ideen und Visionen vorhanden, für Nutzungen, die das Oberhasli – «unsere einmalig schöne und vielseitige Ferienregion» – nachhaltig stärken würden. «Beispielsweise ein Fliegermuseum mit Nostalgieflügen. Das würde weiter Fachkräfte wie Flugzeugmechaniker, Schlosser, sowie andere Berufsgattungen benötigen.» Das Festungswachtkorps mit seinen Ausbildungsplätzen sei weiter willkommen. «Und auch der Jugend und der starken einheimischen Musikszene könnten wir mit Musikanlässen etwas bieten.» Die Situation in Unterbach sei anders als in Interlaken. Interlaken habe keine Kavernen und sei schon länger stillgelegt.