Ziviler Besuch auf dem Flugzeugträger
Kenneth schrieb:
Das Redaktionsflugzeug der englischen Zeitschrift The Aeroplane , eine Auster V J/1 Autocrat mit dem Kennzeichen G-AERO, landete in den 50er Jahren auf einem britischen Flugzeugträger. Habe in irgendwelcher Zeitschrift mal ein Bild davon gesehen.
Die Auster J/1 Autocrat war die erste zivile Nachkriegsversion der Taylorcraft Auster AOP Mk. V, von der zwischen Dezember 1945 und 1952 ca. 420 Stück (gesamte J/1-Baureihe) produziert wurden. Dieses recht erfolgreiche Modell war als J/1 mit einem 100-PS-Vierzylindermotor vom Typ Blackburn Cirrus Minor II ausgestattet und hatte eine Mindestfluggeschwindigkeit von rd. 47 km/h.
Unser „trägertaugliches“ Exemplar lief im Frühjahr 1946 unter der Werk-Nr. 1994 in den ‚Britannia Works’ bei der Auster Aircraft Ltd. in Thurmaston, Leicestershire/England, als dreisitziges Leichtflugzeug vom Band. Vor ihrem Verkauf wurde sie für wenige Wochen als G-AHHE auf das Herstellerwerk zugelassen.
Die Auster diente dem Londoner Verlag ‚Temple Press Ltd.’, der auch Herausgeber der Zeitschrift ‚The Aeroplane’ war, als Geschäftsreiseflugzeug. Mit ihrer auffälligen Kennung, die als erstes britisches Wunschkennzeichen im zivilen Luftfahrtregister gilt, war die G-AERO zudem ein idealer Werbeträger, und so verwundert es nicht, dass dieses Flugzeug benutzt wurde, um - werbewirksam für das Magazin - spektakuläre Schlagzeilen zu machen und dabei gleichzeitig Stoff für die eigene Heftreihe zu sammeln.
Im Oktober 1946 besuchte sie den britischen Ausbildungs-Flugzeugträger HMS Illustrious (R87) auf dem Ärmelkanal. Dies gilt als der erste Besuch eines Zivilflugzeugs auf einem Flugzeugträger, und 1948 folgte ein weiterer Trägerbesuch der G-AERO, diesmal auf der kanadischen HMCS Magnificent (CVL-21).
Robert Grenier, damals Leutnant der kanadischen Marine auf der HMCS Magnificent, erinnert sich wie folgt:
„One evening in the spring of 1949 we slowly navigating in the Atlantic not far from England. A small plane appeared and asked permission to land! Not equipped for this manoeuvre, and after discussion with the Air Commander it was agreed to accept, and the small aircraft stopped just before the barriers. To our surprise it was journalists from the BBC for a story about us. We had to put the Cessna at the hangar, and that’s how we proceeded on the photo that we have succeeded! Inimaginable!“
Quelle:
http://aircraft-carriers.webs.com/anecdotes.htm
Bereits im April 1950 stieß der Verlag die Auster J/1 ab, und sie war nur zwei Monate lang bei der Londoner Firma W. S. Shackleton Ltd. zugelassen, bevor sie im Juli 1950 in Neuseeland einen neuen Käufer fand. Auf der anderen Seite der Erdkugel flog diese Auster ab August 1950 als
ZK-AUX u. a. bei der ‚Wanganui Aero Work Ltd.’, und nach mehrfachem Halterwechsel flog sie zuletzt beim ‚New Zealand Vintage Aero Club’ in Whangaparaoa auf der Südinsel unter dem in doppelter Hinsicht passenden Namen „South Wind“, denn auch die Bezeichnung „Auster“ bezeichnet in der römischen Mythologie den Südwind unter den vier Windgottheiten.
Das Magazin ‚Aeroplane Monthly’ hatte der G-AERO in seiner Ausgabe vom Dezember 1992 einen Artikel gewidmet. Damals war sie noch flugtüchtig, aber seit einem Flugunfall im Jahre 1999 dämmert das beschädigte Flugzeug nun in Neuseeland seiner Restaurierung entgegen.
Ob dieses Foto nun an Bord des britischen oder des kanadischen Trägers geschossen wurde, konnte ich noch nicht feststellen. Es ist jedenfalls eine professionelle Fotografie. Es könnte durchaus von der Fotoabteilung des Flugzeugträgers gemacht worden sein, ebenso gut von der BBC oder einem Fotoreporter des ‚Aeroplane magazine’. Aber seht selbst: