Trefferwahrscheinlichkeit von Lenkflugkörpern

Diskutiere Trefferwahrscheinlichkeit von Lenkflugkörpern im Bordwaffen Forum im Bereich Grundlagen, Navigation u. Technik; Das beschreibt es ganz gut. Die ersten Shrikes liessen sich noch relativ leicht täuschen, reduzierten dabei jedoch die Effektivität der Bodenabwehr.

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Erdferkel schrieb:
Gerade bei AGM-88 und bei Alarm ist es schwer Erfolgsquoten auszugeben. Vielfach werden die ja "auf Verdacht" in den zu schaffenden Korridor reingeschossen, um das gegnerische Radar ausgeschaltet zulassen. Das gilt dann wohl eher als "soft kill" anstatt als "hard kill". Die Rakete segelt dann zu Boden ohne überhaupt ein Ziel getroffen zu haben. Ihren Einsatzzweck haben sie trotzdem erfüllt. Da kann man dann schlecht sagen, das von 100 Raketen X das generische Radar getroffen und zerstört haben
Das beschreibt es ganz gut. Die ersten Shrikes liessen sich noch relativ leicht täuschen, reduzierten dabei jedoch die Effektivität der Bodenabwehr.
 
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Mal von der anderen Seite betrachtet, was steht eigentlich als Gegenmittel gegen AAMs zur Verfügung.
Gegen Infrarotraketen helfen eventuell Leutchtkörper, aber neuste sollen da ja auch schon "schlauer" sein. Früher war ein Schwenk Richtung Sonne meist ausreichend (was ja auch nicht immer ganz passte).

Aber gegen radargelenkte Flugkörper? Kann man das Radar effektiv stören? Die Sendeleistung ist nicht sonderlich groß, aber man müsste ja schon die Radarfrequenz halbwegs treffen. Und bei halbaktiven ist man gänzlich gelackmeiert, da das abschiessende Flugzeug ja den Radarstrahl auf einen hält.

Und eine Frage beschäftigt mich schon länger: Wie bekommt man eigentlich mit, dass jemand eine Rakete nach einem schickt?
 

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Air Power schrieb:
Wäre es nicht theoretisch auch möglich, ELINT Flugzeuge einzusetzen, die vor bzw. während eines Einsatzes die genau Position des SAM Radars ermitteln, sie via Data-Link an die SEAD-Flugzeuge weiterleiten, die ihrerseits dann AGMs auf das Radar abfeuern können, ohne, dass sie jemals zu nahe an das Radar herankommen.
Es wird auch praktisch so gemacht. Früher war jene aufwendige "Aufklärungsarbeit" fast nur auf den WP und die SU beschränkt.
Erst seit dem ersten Irak-Krieg sind die USA dazu übergangen so etwas auch für andere Krisengebiete zu erstellen. Das Personal ist ja da und den WP und die SU gibt es nicht mehr. So liegt schon vor dem Beginn eines Konflikts eine Karte der Sensoren in jenem Gebiet vor. Falls genügend Vorwarnzeit bleibt wird sie noch aktualisiert und ansonsten permanent, weil auch der Opponent davon weis und alle "Register zieht" der vollständigen Kontrolle zu entgehen.
 

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Arne schrieb:
... der Istvan gibt sogar 3 an : 20.11. 71, 27.12.72, 28.12.72.

Bei der besagten vom 27.12. 72 gab es aber einen Zeugen - der andere MiG-Pilot. Dieser Abschuss wurde von den Vietnamesen anscheinend auch stark propagiert - das hat nun nicht viel zu sagen.
Aber ich weis nicht, warum hier der einen Seite weniger Vertrauen schenken soll als der anderen.
Ja, wo liegt da die Wahrheit :?!

( mir will erscheinen, ein gewisser von vornherein festgelegter Tenor herrscht hier schon ;) - aber die Verluste sind da und waren nicht alles Unfälle ...)
Indem Du versuchst, dich in jene Situation zu versetzten. Das ermöglicht es Dir einige der Aussagen zu überprüfen! Welche Reichweite hat eine R-13?
Welche Flugzeit hat sie dabei? Aus welcher Sphere und Entfernung mußten sie abgeschossen werden? Welche Abwehrmaßnahmen ergriffen die Heckstände der B-52? Was war die genaue Uhrzeit für den Waffeneinsatz? Gab es ein 'Schiessfoto'? Warum war es wichtig, dass eine B-52 durch eine einzelne MiG-21 abgeschossen wurde? Brauchte Vietnam zur Erhaltung der Kampfmoral einen Helden?
Für die Amerikaner war es relativ egal, von wem sie abgeschossen wurden, solange sie sich sicher sein konnten alle notwendigen Maßnahmen für den Einsatz samt Taktik getroffen zu haben. Unverwundbare Flugzeuge gibt es nicht!
 

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Und eine Frage beschäftigt mich schon länger: Wie bekommt man eigentlich mit, dass jemand eine Rakete nach einem schickt?

Zumindest bei den Radargelenkten AAM weis ich, das man da irgendwie durch die Auffassung der Radarstrahlen der zu lenkenden Rakete gewarnt wird. Da wird ja Radarenergie versendet, die kann aufgefasst werden.

Wie aber geht das bei IR-AAM ? - die sind ja nun absolut passiv ...
 

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Air Power schrieb:
Es geht eigentlich bei den ARMs eher weniger um die Zerstörung der SAM Ramper als um die Zerstörung des Radars. Ohne Radar ist jede moderne SAM auch nichts weiter, als eine ungelenkte Rakete. Auf welches Ziel soll man denn eine SAM abfeuern, wenn das Zielortungs- und -erfassungsgerät zerstört ist?
Das erinnert mich auch immer an das Auge des Zyklopen. Gegen die alten Meterwellen-Radare der Luftraumüberwachung waren und sind diese Raketen nicht zu gebrauchen. Während des Vietnamkrieges machte man sich auch nicht die Mühe diese Überwachungsradars zu stören. Wenn jener spezielle Warnton im Cockpit ertönte, dann hatte man die Gewissheit von der gegnerischen Luftüberwachung erfaßt worden zu sein und bereitete sich auf die kommenden "Dinge" vor.
 

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Schorsch schrieb:
Mal von der anderen Seite betrachtet, was steht eigentlich als Gegenmittel gegen AAMs zur Verfügung.
Gegen Infrarotraketen helfen eventuell Leutchtkörper, aber neuste sollen da ja auch schon "schlauer" sein. Früher war ein Schwenk Richtung Sonne meist ausreichend (was ja auch nicht immer ganz passte).

Aber gegen radargelenkte Flugkörper? Kann man das Radar effektiv stören? Die Sendeleistung ist nicht sonderlich groß, aber man müsste ja schon die Radarfrequenz halbwegs treffen. Und bei halbaktiven ist man gänzlich gelackmeiert, da das abschiessende Flugzeug ja den Radarstrahl auf einen hält.

Und eine Frage beschäftigt mich schon länger: Wie bekommt man eigentlich mit, dass jemand eine Rakete nach einem schickt?
Heute arbeitet man mit "Fotozellen" und "künstlicher Intelligenz", wobei die Rakete einen errechneten Zielpunkt anfliegt (hilft Angreifer und Verteidiger!), auch wenn der "quasi optische Kontakt" verloren geht. Schon die Shafrir 2 der Israelis flog einen "Vorhaltepunkt" an, während die Sidewinder sich auf einen immer "empfindlicheren" Zielsuchkopf "verliess", der später sogar Frontalangriffe und aus allen Richtungen zuließ. Aber hier gibt es ja genügend Spezialisten für weitere Anworten und es ist viel interessanter der Informationen kennen zu lernen.
Es macht mehr Freude die Antworten von ehemaligen Piloten zu lesen, als Antworten aus "Fachbüchern" zu formulieren.
 
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Schorsch schrieb:
Aber gegen radargelenkte Flugkörper? Kann man das Radar effektiv stören? Die Sendeleistung ist nicht sonderlich groß, aber man müsste ja schon die Radarfrequenz halbwegs treffen. Und bei halbaktiven ist man gänzlich gelackmeiert, da das abschiessende Flugzeug ja den Radarstrahl auf einen hält.

Also, Radar kann man trefflich stören.
Ich gehe mal wieder von SAM aus:

1. Bekannteste und älteste Störmethode ist der Einsatz von Düppeln- im einfachsten Fall Aluminiumfolie in Streifen, die vom Flugzeug abgeworfen wird. Die Streifen verteilen sich großflächig und erzeugen auf dem Radarschirm große leuchtende Flecken, hinter denen das Flugzeug verschwindet. Erstmalig von den Briten im zweiten Weltkrieg angewandt. Da sich die Düppel irgendwann mit Windgeschwindigkeit bewegen, können sie über die SBZ (Selektion beweglicher Ziele) ausgeblendet werden. Weiterhin kann durch Erhöhung der Auflösung die Beobachtbarkeit des Zieles verbessert werden. Dritte Gegenmaßnahme wäre es, die unterschiedliche Polarisation der reflektierten Signale zu nutzen. Alle Gegenmaßnahme müssen konstruktiv in die Funkmeßstation eingerüstet sein.
Eine Erweiterung dieses Prinzips ist der Täuschkörper, der eine gleichgroße oder eine größere Rückstrahlfläche wie das Luftziel aufweist.

2. Aktive breitbandige modulierte Störungen. Die Störung wird hierbei mit einem Rauschsignal moduliert. Wenn man breitbandig stört, muss man die genauen Frequenzen der Radarstation nicht kennen, wenn man sie kennt, kann man schmalbandiger stören und stört damit effektiver. Diese Störungen erzeugen auf dem Bildschirm einen Hintergrund, auf dem die Ziele nicht mehr zu erkennen sind (auch einfache Rechner wären mit dem Filtern überfordert). Die meisten sowjetsichen Radarstationen verfügten über die Möglichkeit des Frequenzwechsels, und auch die Beleuchtungsradare waren in der Frequenz veränderlich. Allerdings waren sie nicht durchstimmbar, die Anzahl der Wechselfrequenzen begrenzt und z. B. bei der SA-6 die Frequenz mit Quarzen nur sehr umständlich bei Montage der Rakete in der Technischen Batterie zu wechseln. Man könnte also breitbandig stören, oder, wenn man die zu störenden Radarstationen kennt, schmalbandig im konstruktiv möglichen Spektrum dieser Stationen.
Gegenmaßnahme ist das Umstimmen der Radarstation, wenn möglich, oder der Einsatz einer auf anderen Frequenz schießenden Batterie. Auch deshalb sollten sich Sektoren der Batterien überlappen. Konstruktiv müssen die Russen aber die SA-6 so modifiziert haben, dass die Raketen entweder durchstimmbar waren oder auf der Startrampe die Frequenz gewechselt werden konnte.

3. Antwortstörungen als tarnende Rauschstörungen. Man detektiert das empfangene Signal, ermittelt die Frequenz, stimmt den Störgenerator auf diese Frequenz ab und moduliert ihn mit einem Rauschen. Ist im Prinzip dasselbe wie unter 2). Ohne sowjetische AA dieser Zeit zu kennen, behaupte ich mal, dass diese im Flug auch nicht durchstimmbar waren und mit dieser Methode gestört werden konnten.

4. Antwortsörungen als Impulsstörungen. Man detektiert das empfangene Signal, ermittelt die Frequenz, stimmt den Störgenerator auf diese Frequenz ab und sendet Impulse, die den Impulsen der zu störenden Radarstation ähnlich sind. Die Impulsfolgefrequenz weicht dabei von der Impulsfolgefrequenz der zu störenden Station ab, so dass die Impulse über den Bildschirm "laufen" und das reale Ziel nicht mehr erkannt wird. Funktioniert nur gegen Radarstationen, die mit Impulsen arbeiten, ist gegen Zielbeleuchter (Dauerstrich) wirkungslos.

Bei der Wirksamkeit von Störungen wäre zu beachten, dass eine Aufklärungsstation nie auf 360 Grad gestört werden kann, sondern nur in einem mehr oder weniger großen Sektor. Aber das kann ja taktisch schon entscheidend sein.
Weiterhin kann ich nie alle Frequenzen des Gegners gleichzeitig stören. Da sich die Physik "neutral" verhält, mache ich mir damit auch die eigenen Frequenzen zu. Deshalb ist es wichtig, sich schon vor Ausbruch eines Konfliktes gegnerische Frequenzen möglichst genau zu besorgen, und für die Gegenseite dies zu verhindern, deshalb durften in der DDR bei den meisten Radarstationen die Wechselfrequenzen nie in Betrieb genommen werden.
Gegen Störungen, besonders bei Aufklärungsstationen, kann ich als Funkorter, noch relativ viel unternehmen. Das ist eine Frage der Ausbildung. Dem Hörensagen nach waren die Amerikaner 1990 vom hohen Ausbildungsstand und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten unangenehm überrascht. Ich habe jedoch gut begründete Zweifel, dass sich libysche oder syrische Besatzungen auf gleich hohem Ausbildungslevel befanden.
Taktsich begegnet man Störungen am besten mit einem tiefgestaffelten System von Funkmessstationen, von denen die meisten die "Schnauze" halten und nur im Ernstfall aktiviert werden, so sind sie schwer aufklärbar und schlecht zu stören.

Für Flugzeuge kämen alle Arten von Störungen (außer passiven) in Frage, wenn es gilt, das gegnerische Bordradar zu stören. Daher kamen bei den Sowjets Bestrebungen auf, Jagdflugzeuge ohne Einsatz des Bordradars an das Ziel zu führen.

Wenn es darum geht, das Beleuchtungsradar zu stören, kämen Täuschkörper unter 1) sowie 2) und 3) für mich in Frage. Ich denke mal, diese Störmöglichkeit hat bei den LSK zur Bewaffnung eines Paares oder eines Flugzeuges mit Radar- und IR gleichzeitig geführt.


Gruß R.
 
derBruchpilot

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Das Es wird auch praktisch so gemacht. Früher war jene aufwendige "Aufklärungsarbeit" fast nur auf den WP und die SU beschränkt.
Erst seit dem ersten Irak-Krieg sind die USA dazu übergangen so etwas auch für andere Krisengebiete zu erstellen. Das Personal ist ja da und den WP und die SU gibt es nicht mehr. So liegt schon vor dem Beginn eines Konflikts eine Karte der Sensoren in jenem Gebiet vor. Falls genügend Vorwarnzeit bleibt wird sie noch aktualisiert und ansonsten permanent, weil auch der Opponent davon weis und alle "Register zieht" der vollständigen Kontrolle zu entgehen.

Ich habe 92 bei der ILA einen Demonstrator von Lockheed gesehen, der eine derartige Lagekarte digitalisiert aufbereitet, den zu fliegenden Kurs berechnete, Zonen im Bereich des gegnerischen Radars markierte und das Ganze in den Bordcomputer des Flugzeuges überspielte. Außerdem konnte man den Kurs noch in einer Art Flugsimulator auf dem Bilschirm in 3D und Echtzeit aus Cockpitsicht abfliegen. War schon faszinierend.

Dagegen hilft nur eins: Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung! Da habe ich begriffen, warum wir in der Ausbildung so auf Stellungswechsel fixiert wurden.

Gruß R.
 

AM72

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Indem Du versuchst, dich in jene Situation zu versetzten. Das ermöglicht es Dir einige der Aussagen zu überprüfen! Welche Reichweite hat eine R-13?
Welche Flugzeit hat sie dabei? Aus welcher Sphere und Entfernung mußten sie abgeschossen werden? Welche Abwehrmaßnahmen ergriffen die Heckstände der B-52? Was war die genaue Uhrzeit für den Waffeneinsatz? Gab es ein 'Schiessfoto'? Warum war es wichtig, dass eine B-52 durch eine einzelne MiG-21 abgeschossen wurde? Brauchte Vietnam zur Erhaltung der Kampfmoral einen Helden?
Für die Amerikaner war es relativ egal, von wem sie abgeschossen wurden, solange sie sich sicher sein konnten alle notwendigen Maßnahmen für den Einsatz samt Taktik getroffen zu haben. Unverwundbare Flugzeuge gibt es nicht!

Das die Vietnamesen natürlich gern von einem B-52 Abschuss berichten/Berichteten, ist ja klar.

Zur R3S, Gerät 310A, alias AA-2 "Atoll" :

IR-Suchkopf, Einsatz aus hinterer Halbsphäre. Zwischen Ziel und Jäger dürfen keine Wolken liegen, und Lastvielfaches beim Abschuss max 2, Winkel zur Sonne darf 30 Grad nicht überschreiten. Zielverfolgung durch die Rakete 21 Sekunden. Abschussentfernung max. bis 2000m Höhe 1500m, ab 12000m Höhe 3500m.
In Zielnähe löst Abstandszünder den Gefechtskopf aus, der sich in über 1000 Splitter zerlegt.

Was ich kann da selber herauslesen ? :

Angriff natürlich von hinten - wobei das aber nicht direkt hinter den feindlichen Kanonen bedeuten muss. Günstigste Höhe dabei ab 10000m.
Die Splitter des nicht geraden großen Gefechtskopfes werden meiner Ansicht nach der Struktur einer B-52 nicht so lebensgefährlich werden können.
Zu bedenken aber sind Treffer der Triebwerke mit dadurch ausgelösten Bränden oder Treffer der Bombenladung.
Das Ganze setzt natürlich günstige Bedingungen und einen erfahrenen Piloten vorraus.

Die VPAF widerrum besass doch einige echte Asse : Ihre Abschusskönigs-Listen beginnen bei Piloten mit 5 Abschüssen und enden bei 8-9. Alles Luftsiege gegen damals moderne Typen wie F-8, F-4, F-105. Auch das gibt zu denken .
Die von der VPAF eingesetzte Technik war kein Wunderwerk und nichts Überragendes. Aber doch ein gleichwertiger und gefährlicher Gegner, wenn Ausbildung, Erfahrung und Taktik stimmten.
Und genau dies bestätigen Leute, die es nun wirklich wissen müssen - wie Robin Olds.
 
derBruchpilot

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Heute arbeitet man mit "Fotozellen" und "künstlicher Intelligenz", wobei die Rakete einen errechneten Zielpunkt anfliegt (hilft Angreifer und Verteidiger!), auch wenn der "quasi optische Kontakt" verloren geht. Schon die Shafrir 2 der Israelis flog einen "Vorhaltepunkt" an, während die Sidewinder sich auf einen immer "empfindlicheren" Zielsuchkopf "verliess", der später sogar Frontalangriffe und aus allen Richtungen zuließ. Aber hier gibt es ja genügend Spezialisten für weitere Anworten und es ist viel interessanter der Informationen kennen zu lernen.
Es macht mehr Freude die Antworten von ehemaligen Piloten zu lesen, als Antworten aus "Fachbüchern" zu formulieren.

Mit Verlaub, der Vorhaltepunkt hat erst einmal nichts mit dem Verlust des "quasi optische Kontakt"es zu tun. Schießen mit Vorhalt ist eine übliche Lenkmethode bei FlaRaksystemen. Lenkmethoden mit Vorhaltewinkel führen zu einer Flugbahn mit geringerer Krümmung (und damit zu geringeren Beschleunigungskräften) als Methoden der direkten Lenkung.
Bei Ausfall des Zielsignals würde die Rakete bei entsprechender Auslegung selbsständig weiter auf den errechneten Vorhaltpunkt zufliegen, ein ähnlicher Effekt ergibt sich aber auch bei anderen Lenkmethoden, wenn bei Ausfall des Zielsignals das Fehlersignal "eingefroren" wird. Im Regelfall sind da Folgesysteme drin, die Geschwindigkeit und Beschleunigung des Luftzieles berechnen und den berechneten Treffpunkt ständig nachführen.

Gruß R.
 
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derBruchpilot schrieb:
Mit Verlaub, der Vorhaltepunkt hat erst einmal nichts mit dem Verlust des "quasi optische Kontakt"es zu tun. Schießen mit Vorhalt ist eine übliche Lenkmethode bei FlaRaksystemen. Lenkmethoden mit Vorhaltewinkel führen zu einer Flugbahn mit geringerer Krümmung (und damit zu geringeren Beschleunigungskräften) als Methoden der direkten Lenkung.
Bei Ausfall des Zielsignals würde die Rakete bei entsprechender Auslegung selbsständig weiter auf den errechneten Vorhaltpunkt zufliegen, ein ähnlicher Effekt ergibt sich aber auch bei anderen Lenkmethoden, wenn bei Ausfall des Zielsignals das Fehlersignal "eingefroren" wird. Im Regelfall sind da Folgesysteme drin, die Geschwindigkeit und Beschleunigung des Luftzieles berechnen und den berechneten Treffpunkt ständig nachführen.

Gruß R.
Alles richtig und ich möchte mich auch nicht mit jemanden der Raketenabwehr "anlegen." Ich bezog mich nur auf die Kurzstrecken-Lenkflugkörper für Jagdflugzeuge (AIM-9 und Shafrir 2). Die AIM-9/R-13 mit Infrarotsuchkopf hatte eine Brennzeit von ~2,2 Sekunden und die ersten Modelle folgten der "Hitzequelle" im Heck. So ein anvisierte Flugzeuge versuchte durch ein heftiges Manöver den Suchwinkel so vergrösserte, das es aus dem engen "Sichtwinkel" der Rakete "verschwand", dann konnte sie das Ziel nicht mehr erreichen. Jede Richtungsänderung vernichtete auch die knappe kinetische Energie der AIM-9 (die schnelle Rakete hatte dabei eine mehrfach höher G-Belastung zu verkraften), so dass bei hohen Geschwindigkeiten das Ziel nicht mehr erreicht werden konnte.
Die Israelis hatten mit der Shafrir 1 das gleiche Konzept aber auch einen deutlich schlechteren Suchkopf mit einem primitiven Aufschlagzünder, so daß diese Rakete fast erfolglos blieb.
Für die Shafrir 2 wählten sie ein anderes Konzept. Auch hier "meldete" sich der Suchkopf mit einem Signal im Cockpit, wenn er ein Ziel erfaßt hat. Doch im Gegensatz zur AIM-9 folgte die Rakete nach dem Start nicht dem Ziel sondern steuerte einen "errechneten" Punkt an wo sich das Ziel demnächst befinden würde, wenn es seinen Kurs fortsetzt. Sollte das Ziel noch kurz vor dem "Aufschlag" im Suchkopf erscheinen, so war noch ein "kleiner Schlenker" möglich. Diese "alles oder nichts Methode" funktionierte auffallend gut und ergab eine reale Trefferrate von mehr als 50%. Ein Wert der nur mit der AIM-9P erzielt wurde. Soweit zum Stand der Infrarot-Suchtechnik von 1956-1976.
Der Abschuß erfolgte aus der hinteren Bereich in einem engen Konus zum Triebwerk, relativ ähnlich einem Angriff mit der Bordkanone. Deshalb wurde auch hier die gleiche Vermeidungstaktik angewandet. Mann flog mindestens paarweise und überwachte gegenseitig den am meisten gefährdeten Heckbereich. Flugzeuge mit einer guten Rundumsicht waren da im Vorteil. Alle Anderen mußten sich da mehr auf die eigene Bodenleitstelle mit ihren Sensoren oder auf ein leistungsfähiges Bordradar. In den Anfangsjahren kam man mit einer "Infrarotsuchkopfrakete" nur zum Erfolg, wenn man sein "Opfer" überraschen konnte. (Eingeschränkte Sicht- und Manövrierfähigkeit der ersten Raketen) Die Atoll war dann am Erfolgreichsten, wenn der Abschußbereich etwas unterhalb des Hecks lag, da der Blick nach oben einen etwas besseren Wärmekontrast bot. (Natürlich durfte das "Opfer" nicht "in die Sonne" fliegen.) Später wurden die Filtertechniken immer mehr verfeinert, doch das nur am Rande. Im Prinzip wich man solchen Angriffen genauso aus wie einem Angriff mit Bordkanonen, wobei man jedoch beachten mußte, das mit jenen Lenkwaffen der mögliche Schuß- und damit Gefährdungsbereich sich teilweise mehr als verdoppelt hatte. Alles nur in Kurzform und sehr vereinfacht.
 
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Danke für die ausführliche Aufklärung. Bei fleißigem Studieren wird es dann eventuell doch noch was mit dem Job in der Rüstungsbranche (die in Koblenz scheinen ja stets auf der Suche zu sein).

Ich habe gehört, dass man mit Ultraviolett-Sensoren einen Raketenabschuss detektieren kann. Deswegen haben Hubschrauber zum Teil so eine Diskokugel montiert. Stimmt das?
 

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Meinst Du Infrarot-Jammer ? - gibte zb. auch bei der Su-24.
 
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Schorsch schrieb:
Danke für die ausführliche Aufklärung. Bei fleißigem Studieren wird es dann eventuell doch noch was mit dem Job in der Rüstungsbranche (die in Koblenz scheinen ja stets auf der Suche zu sein).

Ich habe gehört, dass man mit Ultraviolett-Sensoren einen Raketenabschuss detektieren kann. Deswegen haben Hubschrauber zum Teil so eine Diskokugel montiert. Stimmt das?

Die Bezeichnung "Diskokugel" kommt daher, weil der Jammer in den verschiedensten Farben schillert. Liegt am verwendeten Material. Das ganze ist primär ein IR-Jammer, in wie fern mit diesem Gerät Abschüsse festgestellt werden können weiß ich nicht. Solche Geräte werden aber auch hergestellt. Nur in den meisten Fällen muss sich der Pilot noch auf die "situational awareness" von sich und seiner Rottenflieger verlassen
 
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Schorsch schrieb:
Ich habe gehört, dass man mit Ultraviolett-Sensoren einen Raketenabschuss detektieren kann. Deswegen haben Hubschrauber zum Teil so eine Diskokugel montiert. Stimmt das?
Der bekannteste disco ball gehört zum AN/ALQ-144, einem Infrarotstörgerät, und ist u.a. bei Apache, Kiowa Warrior und diversen Cobra-Varianten zu finden. Gibt allerdings inzwischen einen ganzen Haufen dieser Systeme.
Mit FK-Annäherungswarnsystemen (Missile Approach Warner) haben die nichts zu tun, auch wenn sie beide Teil eines Selbstschutzsystems sein können. Ein Systembeispiel für einen MAW wäre AN/AAR-60 MILDS, das u.a. beim NH90 und beim Tiger zu finden ist.
 
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