"Der Tausendfüßler", oder: Arado Ar 232

Diskutiere "Der Tausendfüßler", oder: Arado Ar 232 im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Angeregt durch einen Artikel in "Klassiker der Luftfahrt 1/06" wollte ich einen Thread über dieses interessante Transportflugzeug eröffnen, da der...
bregenzer

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Angeregt durch einen Artikel in "Klassiker der Luftfahrt 1/06" wollte ich einen Thread über dieses interessante Transportflugzeug eröffnen, da der Artikel noch ziemlich viele Fragen offen ließ.

Es hieß, das Bugrad konnte soweit eingeklappt werden, dass es mit diesen kleinen Ballonreifen unter dem Rumpf eine Linie bildete. Wie war das allerdings bei dem Hauptfahrwerk, welches seitlich in die Tragflächen eingeklappt wurde? Konnte dieses auch noch ein Stück vertikal eingefahren werden, damit auch dieses auf gleicher Höhe wie die Ballonreifchen war? Denn wenn es eingefahren bliebe, wäre die Maschine umgefallen, da die Reifen unter dem Rumpf praktisch alle auf einer Linie waren...

Es hieß weiters, dass eine Maschine bei einem Geheimeinsatz nahe Moskau veroren ging. Weiß jemand genauer bescheid um was für eine Mission es sich handelte?

Auch wurde erklärt, dass die Stützrädchen an Schleppschwingen montiert waren. Sind das solche Dinger wie auch an einem Einkaufswagen sind? Also frei beweglich?:?!
 

michael2005-3

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Leider keine Antworten! Nur neue Fragen!

Ist die Arado ein wettbewerbliches Gegenprojekt zur Messerschmitt "Gigant" gewesen, oder eine unabhängige Entwicklung?
 
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michael2005-3 schrieb:
Leider keine Antworten! Nur neue Fragen!

Ist die Arado ein wettbewerbliches Gegenprojekt zur Messerschmitt "Gigant" gewesen, oder eine unabhängige Entwicklung?
Soweit ich das mitbekommen habe, war sie eine von der Gigant unabhängige Entwicklung, da die Luftwaffe eine Maschine zwischen Ju 52 und Lastenseglern wollte, mit der sie auf unbefestigten Plätzen starten und landen konnte...

Wobei "unbefestigt" wohl eher noch untertrieben ist, denn anscheinend konnte sie 1,5 m breite Gräben mit kleinen Wällen davor überrollen und sogar darauf aufsetzen!:FFEEK: :FFEEK: :FFEEK:
 

michael2005-3

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bregenzer schrieb:
Soweit ich das mitbekommen habe, war sie eine von der Gigant unabhängige Entwicklung, da die Luftwaffe eine Maschine zwischen Ju 52 und Lastenseglern wollte, mit der sie auf unbefestigten Plätzen starten und landen konnte...

Wobei "unbefestigt" wohl eher noch untertrieben ist, denn anscheinend konnte sie 1,5 m breite Gräben mit kleinen Wällen davor überrollen und sogar darauf aufsetzen!:FFEEK: :FFEEK: :FFEEK:
Also eine "Offroad"-Arado? :)
 
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michael2005-3 schrieb:
Also eine "Offroad"-Arado? :)
So könnte man es auch ausdrücken...:)

Anscheinend wurde an der Maschine sogar eine Grenzschichtabsaugung installiert, um die Startstrecke nochmals zu verkürzen. Dazu wurde eigens ein mit Raketentreibstoff betriebenes Hilfsaggregat entwickelt. Auch wurde erst an ein Raupenfahrwerk gedacht. Unglaublich was die für einen Transporter so alles Entwickelten...

Dafür gab es aber keine BMW 801er Motoren, da diese unbedingt für die Fw 190 gebraucht wurden.:rolleyes:
 

michael2005-3

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bregenzer schrieb:
So könnte man es auch ausdrücken...:)

Anscheinend wurde an der Maschine sogar eine Grenzschichtabsaugung installiert, um die Startstrecke nochmals zu verkürzen. Dazu wurde eigens ein mit Raketentreibstoff betriebenes Hilfsaggregat entwickelt. Auch wurde erst an ein Raupenfahrwerk gedacht. Unglaublich was die für einen Transporter so alles Entwickelten...

Dafür gab es aber keine BMW 801er Motoren, da diese unbedingt für die Fw 190 gebraucht wurden.:rolleyes:
Was die damals für Energien in das generelle Thema gesteckt haben! Wen wir heute nur halb so viel "Antrieb" hätten...
 
bregenzer

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michael2005-3 schrieb:
Was die damals für Energien in das generelle Thema gesteckt haben! Wen wir heute nur halb so viel "Antrieb" hätten...
Stimmt! Wenn man sich ansieht, wielange man schon am Eurofighter "rumbastelt"...

Aber ich denke, das ist im Kriegsfall immer so, dort werden immer die größten Technologiesprünge gemacht.
 
mosquito

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michael2005-3 schrieb:
Gibt es die als 1/72er Modell in hinreichender Qualität?
Es gibt sie von Mach2.
Ob die Qualität hinreicht? Nun, es ist Mach2! ;)
Grundsätzlich mit viel Grat, Einsinklöchern und ziemlich gobe Teile :(
 

Winter

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Hallo zusammen!
@ bregenzer: Wie Du schon richtig vermutet hast, wurde das die Federbeine des Hauptfahrwerkes etwas verkürzt, so das alle Räder den Boden berührten.

Zu dem von Dir erwähnten Geheimeinsatz handelt es sich um eine Mission einer Ar 232 B der I./KG 200, manchmal als Operation "Zeppelin" bezeichnet (Zeitraum je nach Quelle 04.-06.09.44). Dabei wurden einige Agenten in der Nähe Moskaus abgesetzt, die den Auftrag hatten, J. Stalin zu töten. Die Maschine machte bei der Landung Bruch, die Besatzung wurde bis auf einen Gefallenen gefangengenommen, die Agenten flogen etwas später auf.

Ansonsten:
-Die Grenzschichtabsaugung mittels Gasstrahlpumpe wurde wohl nur mit der Ar 232 V2 erprobt.

-Die Enwicklung der Ar 232 hatte meines Wissens nichts mit der Me 321/323 zu tun. Gegenentwurf des reinen Lastenseglers Me 321 war die Junkers Ju 322, die später erfolgte Motorisierung der Me 321 (=Me 323) dürfte eher mit dem Mangel an geeigneten Schleppflugzeugen bzw. dem geändertem Aufgabenbereich zusammenhängen (vergleichbar der Motorisierung des Lastenseglers Gotha Go 242 zur Go 244).

-Als Bausatz ist auch mir nur der von Mach 2 bekannnt, laut Aussagen in der beschriebenen Qualität (Feilen, Spachteln, Neugravieren usw...).

Winter
 
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quarter

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Es gab auch mal einen Vakubausatz von Frank Modellbau von der Arado232; das ist aber locker 30 Jahre her und dürfte heute keine Rolle mehr spielen.
Selbst der Bausatz von Mach 2 ist ja heutzutage kaum zu bekommen.
Über das Unternehmen "Zeppelin" ist u.a. im Buch über das KG 200 was vermerkt. Auch meine ich in irgent einer Zeitschrift (Jet& Pro/ Flugzeug) mal was darüber gelesen zu haben.
 
jopro

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bregenzer schrieb:
So könnte man es auch ausdrücken...:)

Anscheinend wurde an der Maschine sogar eine Grenzschichtabsaugung installiert, um die Startstrecke nochmals zu verkürzen. Dazu wurde eigens ein mit Raketentreibstoff betriebenes Hilfsaggregat entwickelt. Auch wurde erst an ein Raupenfahrwerk gedacht. Unglaublich was die für einen Transporter so alles Entwickelten...

Dafür gab es aber keine BMW 801er Motoren, da diese unbedingt für die Fw 190 gebraucht wurden.:rolleyes:


Grenzschichtabsaugung ????:?! Wie soll das Funktionieren??:?!
 
Jemiba

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Laut FlugRevue (kann leider nicht mehr feststellen, welche) wurde eine
Ar 232 B-0 versuchsweise mit einer Grenzschichtabsaugung aus-
gestattet, aber nicht mehr im Flug erprobt. Die Anlage wurde mit Wasser-
stoffsuperoxyd betrieben, über die genaue Funktionsweise läßt sich der
Artikel allerdings nicht aus.
 
Jemiba

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Ja, die FlugRevue wärmt jeden Artikel mindestens zweimal auf, muß
nämlich in den Siebzigern schon mal erschienen sein :rolleyes:
 

AMX

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Eine Frage scheint noch nicht beantwortet worden zu sein (oder bin ich blind?), also mach' ich das...
bregenzer schrieb:
Es hieß, das Bugrad konnte soweit eingeklappt werden, dass es mit diesen kleinen Ballonreifen unter dem Rumpf eine Linie bildete. Wie war das allerdings bei dem Hauptfahrwerk, welches seitlich in die Tragflächen eingeklappt wurde? Konnte dieses auch noch ein Stück vertikal eingefahren werden, damit auch dieses auf gleicher Höhe wie die Ballonreifchen war? Denn wenn es eingefahren bliebe, wäre die Maschine umgefallen, da die Reifen unter dem Rumpf praktisch alle auf einer Linie waren...
In einem Wort: Ja.
Auf luftarchiv.de gibt's ein paar Bilder, die das zeigen.
 
jopro

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bregenzer schrieb:
Es steht in "Klassiker der Luftfahrt" ein kurzer Teil darüber.

Darf ich den mit Copyright Angabe hier reintippen? Wenn ja, mach ich das morgen!:TOP:

Wen ja ,wäre das super .Weil das würde mich wirklich interessieren ,wie das technich und aerodynamisch funktioniert.
 
bregenzer

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OK, hier ist der Bericht. Wie gesagt liegt das copyright bei FlugRevue. Wenn was nicht in Ordnung ist, soll man es halt löschen.:engel:

Grenzschichtabsaugung: Experimente mit der Ar 323

Bei einem für Schwerlasten konzipierten Transportflugzeug wie der Ar 232 stellt sich die Frage, wie sich einerseits die Startstrecke möglichst weit verkürzen und andererseits die Geschwindigkeit im Flug erhöhen ließ. Die Ar 232 V-2 wurde daher 1943/44 nach umfangreichen Vorversuchen mit einer Anlage zur so genannten Grenzschichtabsaugung ausgerüstet. Die der Grenzschichtbeeinflussung zugrunde liegenden Prinzipien waren spätestens seit der Jahrhundertwende bekannt, unter anderem durch die Grundlagenforschung Ludwig Prandtls. Seit den 1920er Jahren wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, die Erkenntnisse für die Luftfahrt nutzbar zu machen.

Die technische Umsetzung zielt im Wesentlichen darauf ab, Einfluss zu nehmen auf die laminare Luftströmung an den Tragflächen und so die Turbulenzen, die bei höheren Geschwindigkeiten zwangsläufig entstehen, zu vermindern oder zu verlagern.
Die kann geschehen, indem Luft auf der Innenseite des Flügels im Bereich der Landeklappen abgesaugt wird, während sie an den Querrudern ausgeblasen wird.
Die dafür erforderliche Energie muss entweder dem Motor entnommen, was dessen Leistung schmälert, oder von einem Hilfsantrieb erzeugt werden.
Der Hilfsantrieb stellte die Arado-Ingenieure zunächst vor ein Problem un erforderte aufwändige Untersuchungen, da kein geeignetes Gerät zur Verfügung stand. Gemeinsam mit den Walther-Werken wurde schließlich eine Gasstrahlpumpe entwickelt und getestet.
In der Ar 232 wurde je eine Gasstrahlpumpe pro Tragfläche installiert. Die Pumpe arbeitete mit Raketentreibstoff und besaß eine Zentraldüse und einen Kranz von acht weiteren Düsen, allesamt Überschalldüsen. Der Platzbedarf für die Anlage hielt sich in Grenzen, da sie nur für Start und Landung gebraucht werden sollte.
Zu einer Flugerprobung dieser Anlage kam es offensichtlich nicht mehr, möglicherweise aufgrund des Mangels an Raketentreibstoff.


So das wars, ich hoffe das konnte einige Fragen beantworten.
 
Jemiba

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Der für die Grenzschichbeeinflußung verwendete Treibstoff war ja wohl exakt
der gleiche, der z.B. bei der Me 163 verwendet wurde. Wenn man sich deren
Unfallquote aufgrund von Selbstentzündungen und Explosionen ansieht, war
es vielleicht eine kluge Entscheidung, dieses Zeug nicht im bestimmt recht
rauhen Betrieb eines Transporters einzusetzen ! :rolleyes:
 
FREDO

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Das Triebwerk war kein "heißes", sondern ein "kaltes" Walther-Triebwerk, das seine Energie nur aus einem Medium entnahm.

Grüße
FredO
 
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