Nicht nur der Flughafen rüstet auf, auch seine Gegner. Seit einigen Monaten gibt es nun auch auf Sylt einen Verein gegen Fluglärm. Vorsitzender ist der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Gerd P. Werner, der sich sein Engagement zur Verwunderung der Vereinsmitglieder mit einer Aufwandsentschädigung von 400 € monatlich vergüten lässt. Dafür wurden dann auch Fluggäste zu Ostern in einem Zeitungsartikel als unerwünschte „grölende Ballermänner“ beschimpft.
Vor etwa zweieinhalb Jahren wurde der Westerländer Kurdirektor Peter Douven als Geschäftsführer der Flughafen GmbH eingesetzt. Er nahm diesen Posten zunächst widerstrebend an, bemühte sich jedoch sofort, um neue Linienverbindungen nach Sylt. Seit 2005 fliegen nun in den Sommermonaten neben LGW, Cirrus Airlines und Sylt Air auch Lufthansa, Air Berlin, TUI fly (ex HLX) und die kleine Hamburg Airlines planmäßig nach Sylt. Mit der Veröffentlichung des Flugplans 2005 war aber klar, dass es Widerstand geben würde. Grund dafür sind die späten Abflugzeiten von HLX nach 22 Uhr. Tatsächlich verspäteten sich die Abflüge manchmal sogar bis 24 Uhr. Bei den eingesetzten Typen handelt es sich meist um Fokker F100, Boeing 737, Airbus A320 und Bombardier Regional Jet 200 sowie Turboprops ATR 42 und 72, Dash 8, Do 328 und 228. Dabei landen an Wochenenden in der Regel nicht mehr als 4 Jets pro Tag. Von Dienstag bis Donnerstag ist dann meist eher tote Hose auf dem Flughafen und nur eine Do 228 von LGW zu sehen. Neu ist der Flugbetrieb mit Linienjets jedoch nicht. Bereits seit Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre flogen z.B. Laker, Dan Air und British Airways mit One Eleven von Berlin nach Sylt. Leider lässt sich heute nicht mehr demonstrieren, welchen Lärm der Donnervogel One Eleven beim Start verursachte.
Die Aktivitäten des Vereins richten sich gegen den Betrieb mit Jets, langfristig strebt man wohl eher die Schließung des Platzes an. Interessant ist, dass in der Presse nur gegen die Linienflieger Stellung bezogen wird, obwohl Businessjets den Platz häufiger anfliegen. Mit den „oberen Zehntausend“ will man es sich aber wohl nicht verscherzen.
In den letzten Monaten erschienen immer wieder Leserbriefe in der Lokalpresse. Den besten gab es am vorletzten Wochenende. Dort wurden folgende überwiegend falschen Behauptungen aufgestellt:
1. Es gibt auf dem Sylter Flughafen nur eine Bahn für Starts und Landung.
2. Starts und Landungen gehen inzwischen nur noch in eine Richtung, nach Westen. Das birgt, nach Meinung von Experten große Sicherheitsrisiken.
3. Sicherheitsstandards fehlen.
4. Es gibt ungefähr 8 400 Anfüge im Jahr.
5. Nur Frankfurt und Sylt haben eine Nachtflugerlaubnis; Sylt – eine Insel mit Kurorten entsprechenden Ruhezeiten.
6. Eine Einflugschneise existiert nicht.
7. Die Infrastruktur für den Katastrophenfall fehlt.
8. Die Wertminderung der Häuser und Wohnungen durch den Flugverkehr ist groß.
Zur letzen Behauptung sei noch angemerkt, dass insbesondere die Einflugschneisen in Wenningstedt, Keitum und Munkmarsch in den letzten dreißig Jahren dicht mit Ferienwohnungen bebaut wurden. So könnte man auch argumentieren, dass diejenigen, die in Flughafennähe Grundbesitz haben, durch Einschränkung des Flugbetriebs auf eine Wertsteigerung ihres Besitzes hoffen.
Und noch was: Heute beschwert sich jemand in einem Leserbrief nicht nur über den Fluglärm von „knatternden“ Kleinflugzeugen, sondern auch über die Kondensstreifen am Himmel.
http://www.flughafen-sylt.de/
http://www.fluglaerm-sylt.de
Foto: Flughafen Sylt GmbH