FLIR PIRATE
Neben dem "Captor" als primärem Sensor zur Zielsuche, Zielverfolgung und Zielerfassung verfügt der Eurofighter "Typhoon" auch über den hochentwickelten Infrarotsensor FLIR PIRATE (Forward Looking Infrared Passive Infrared Airborne Tracking Equipment). Dieser bilderzeugende Infrarotsensor der zweiten Generation wurde vom EUROFIRST-Konsortium (FIAR aus Italien, Thales Optronics aus Großbritannien und Tecnobit aus Spanien) entwickelt.
FLIR PIRATE kann sowohl als IRST (Infrared Search and Track) im Luft-Luft-Betrieb als auch als FLIR (Forward Looking Infrared) im Luft-Boden-Betrieb verwendet werden. Es ist in einem kugelförmigen Gehäuse links neben dem Cockpit im Bug der Maschine untergebracht.
Das System verwendet Infrarot Charged Couple Device-Sucher (IR CCD; ladungsgekoppelte Geräte, infrarotempfindliche Fotodioden), einen Analog-Signalprozessor, einen beweglichen Spiegel sowie eine entsprechende Software und ist vollständig in das Attack Identification System (AIS) integriert sowie mit anderen Sensoren gekoppelt. Der Infrarot-Sensor arbeitet mit Wellenlängen von drei bis acht und von acht bis elf Mikrometern. Zur infrarotgestützten Zielsuche und Zielverfolgung (Infrared Search and Track - IRST) kann das FLIR PIRATE in einem großem Winkel passiv nach Luftzielen suchen und diese verfolgen, wobei der Infrarotsensor nach Wärmequellen sucht. Dabei werden verschiedene Luft-Luft-Betriebsarten geboten:
Multi Target Track (MTT);
Sector Acquisition;
Slaved Acquisition (SACQ);
Single Target Track (STT);
Single Target Track Identification (STT Identification).
Im Modus Multi Target Track sucht das FLIR PIRATE einen vordefinierten Bereich ab. Es ist in der Lage, bis zu 200 Ziele gleichzeitig zu verfolgen und zu priorisieren, während es nach weiteren Zielen sucht. Eine begrenzte Zahl von Zielen kann dem Piloten auch mit besonders hoher Priorität angezeigt werden.
Im Modus Sector Acquisition sucht das FLIR PIRATE einen (z. B. durch das Radar) definierten Bereich sehr genau nach Zielen ab.
Im Modus Slaved Acquisition sucht das FLIR PIRATE nach Zielen, die dem "Typhoon" von externen Quellen übermittelt werden.
Ist das Ziel entdeckt, wechselt das FLIR PIRATE sofort in den Modus Single Target Track, der der Einzelzielerfassung dient. Dabei werden die Informationen zum Ziel schnell aktualisiert und Zieldaten geliefert.
Es wird auch eine Single Target Track Identification, eine Identifizierungsfunktion, geboten, wobei das FLIR PIRATE ein Abbild des Objektes erstellt. Das ermöglicht eine visuelle Zielidentifizierung außerhalb des optischen Sichtbereiches. Des Weiteren ist es möglich, Bodenziele zu identifizieren.
Die infrarotgestützte Zielsuche und Zielverfolgung ermöglicht dem "Typhoon", Luftziele passiv (d. h. ohne eigene Abstrahlung) aufzuspüren, zu verfolgen, zu erfassen und zu identifizieren, zumindest der Einsatz infrarotgesteuerter Luft-Luft-Lenkwaffen ist damit möglich.
Die Reichweite des Systems liegt zwischen 50 und 80 Kilometern, könnte aber bis zu 150 Kilometern betragen. Die Zielidentifizierung kann aus mehr als 40 Kilometern erfolgen. Allerdings beeinflusst die Wetterlage die Leistung der infrarotgestützten Zielsuche und Zielverfolgung erheblich.
Die Ausrichtung kann auch über das Radar und das Helmvisier oder mittels Informationen externer Quellen auf Ziele erfolgen und ist eine wirkungsvolle Ergänzung des "Captor". Zudem werden verschiedene Luft-Boden Funktionen geboten. Wird das FLIR PIRATE als Vorwärtssichtinfrarotgerät (Forward Looking Infrared - FLIR) verwendet, kann es hoch aufgelöste Infrarotbilder der voraus liegenden Landschaft erzeugen, welche dann auf verschiedenen Displays dargestellt werden. Der Pilot sieht somit selbst in dunkelster Nacht oder bei schlechterem Wetter, was sich vor seiner Maschine abspielt. Das erleichtert Angriffseinsätze unter solchen Umständen, Landungen sowie das Fliegen allgemein, vor allem in geringen Höhen. Durch die Verbindung mit dem Helmvisier und dem Helmdisplay, auf dem das FLIR-Bild projiziert werden kann, und weil das FLIR entsprechend den Kopfbewegungen des Piloten ausgerichtet wird, sieht der Pilot das FLIR-Bild auch dann, wenn er beim Fliegen von Kurven den Kopf zur Seite dreht.