Ein Besuch im Raumfahrtmuseum von RKK Energia in Korolev City bei Moskau

Diskutiere Ein Besuch im Raumfahrtmuseum von RKK Energia in Korolev City bei Moskau im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Nachdem ich hier im FF schon von Airshows, Basebesuchen und Mitflügen berichtet habe, will ich Euch heute mal in ein interessantes Museum...
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Nachdem ich hier im FF schon von Airshows, Basebesuchen und Mitflügen berichtet habe, will ich Euch heute mal in ein interessantes Museum mitnehmen.;)

Die Firma RKK Energia ist eines der grössten Unternehmen in Russland im Bereich der Raumfahrt. Entstanden ist es aus dem bekannten OKB-1, das in den frühen 60er Jahren unter der Führung von Sergei P. Koroljow (engl.: Korolev) für die sowjetischen Raumfahrttriumphe verantwortlich war. Die Sputniks, die Vostok- und Voskhod-Raumschiffe sind ebenso hier entwickelt worden, wie die Raketen, die sie in den Weltraum trugen. Auch die Sojus-Raumschiffe, die russischen Raumstationen von Saljut bis Mir und viele weitere Raumfahrt-Hardware sind hier entstanden.
Auf dem Firmengelände befindet sich ein sehr interessantes Museum in dem viele der Original-Raumschiffe, wie auch Prototypen von Sonden und Satelliten als stumme Zeugen der sowjetisch/russischen Raumfahrtgeschichte ausgestellt sind.
Im August 2005, während einer Reise zur MAKS, hatte ich die Gelegenheit mit einer kleinen Reisegruppe dieses Museum zu besuchen und viele Fotos zu schiessen.

Da es hier im FF ja auch ein kleine Gruppe von Raumfahrtinteressierten gibt, will ich mal versuchen anhand meiner Bilder einen vertieften Einblick ins Museum und damit auch in die sowjetisch/russische Raumfahrtgeschichte zu geben.
 
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In der Nähe des Firmengeländes von RKK Energia weist einem dieses Monument auf einer Kreuzung den Weg.
Es zeigt ein Mockup einer ballistischen Rakete R-2. Die R-2 ist eine Weiterentwicklung der R-1, die ein Nachbau der deutschen A-4 (V-2) war. Die R-2 ist am 25. September 1949 das erste Mal geflogen.

Die Stadt Korolev hiess ursprünglich Podlipki, später Kaliningrad. 1997 wurde sie dann durch einen Erlass des damaligen russischen Präsidenten Jelzin umbenannt in Korolev, zu Ehren des genialen Chefkonstrukteurs Sergei Pavlowitsch Korolev, der als Baumeister der sowjetischen Raumfahrttriumphe gilt.
 
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In der Eingangshalle des Museums werden die Besucher von diesem Mockup von Sputnik empfangen.
 
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Das Museum umfasst mehrere Räume, wobei die Ausstellung der Hardware sich auf eine grosse Halle konzentriert. Ein kleinerer Raum beherbergt einige interessante Modelle und ein weiterer ist dem Leben und Wirken von S.P. Korolev gewidmet.

Die Haupthalle besteht aus zwei Ebenen. Eine Galerie erstreckt sich über die ganze Länge, bevor am Ende eine Treppe in die Haupthalle runterführt. Auf der Galerie geht es thematisch um die frühen Entwicklungen von Raketenantrieben mit flüssigen Brennstoffen und um die unbemannte Raumfahrt. Die Haupthalle ist der bemannten Raumfahrt gewidmet.
Hier mal ein Blick von der Galerie in die Halle hinunter.
 
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Rakete "Aviavnito"

Also starten wir mit dem Rundgang:
In den frühen 30er Jahren wurde das RNII (russ. Abk. sinngemäss für "Institut für die Erforschung des Rückstossantriebs") ins Leben gerufen. Ihm gehörten Leute an, die damals noch unbekannt waren, später aber eine tragende Rolle in der sowjetischen Raumfahrt haben werden, wie z.B. Korolev, Gluschko, Tichonravov u.a.
Das RNII führte unter anderem die Entwicklung von Raketen mit flüssigen Treibstoffen.
So entstand z.B. diese "Aviavnito" genannte Rakete. Sie hatte einen Antrieb auf Basis von Alkohol und flüssigem Sauerstoff (LOx). Der Erstflug fand am 06. April 1936 statt. Bei ihren Flügen erreichte die "Aviavnito" eine max. Flughöhe von rund 3000 Metern.
 
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R-03

Die R-03 starte im April 1937 zum ersten Mal. Bei insgesamt 10 Starts flog sie zwischen 4 und 6,8 km weit und erreichte dabei eine geschätzte max. Höhe von rund 3700 m, was höher war als alle bisher entwickelten russischen Raketen.
 
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"Objekt 212"

Der unbemannte Raketengleiter "Objekt 212" wird heute als Vorläufer der Cruise Missiles angesehen. Der Gleiter wurde von Korolev entwickelt und von einem ORM-65 Flüssigkeitstriebwerk von Gluschko angetrieben.
Gestartet wurde er von einem raketengetriebenen Schlitten, der auf Schienen lief. Es fanden zwei Flüge statt, am 29.01. und am 08.03.1939.
 
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Raketensegler RP-318

Der Raketensegler RP-318 entstand indem Korolev seinen Segler SK-9 mit einem Raketentriebwerk ausrüstete. Ursprünglich war dafür das ORM-65 von Gluschko vorgesehen. Nachdem aber Korolev und Gluschko im Zuge von Stalins Säuberungen verhaftet worden waren, wurde die Arbeit von einem neuen Team zu Ende geführt, das ein Triebwerk mit der Bezeichnung RDA-1-150 verwendete.
Nach vier Schleppversuchen fand am 28.02.1940 der erste Flug mit Antrieb statt.

Das Modell im Museum ist leider ziemlich beschädigt. Ausser Querruder und Klappen am linken Flügel fehlen auch Seitenleitwerk und Seitenruder fast vollständig.
 
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Sputnik

Nach diesen vier Exponaten aus den 30er Jahren machen wir als Museumsbesucher einen Zeitsprung zum Anfang des Raumfahrtzeitalters:
Was sich am 04. Oktober 1957 ereignete dürfte wohl den meisten Raumfahrtinteressierten geläufig sein, auch wenn sie, so wie ich jünger sind und dies nicht selbst miterlebten:
Der Start des ersten künstlichen Erdsatelliten "Sputnik".
 
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aviation-world

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Hallo AirtoAir

:TOP: Hallo AirtoAir,:TOP:

für dieses Thema wird es schon lange Zeit. Prima. :TD: Da gibt es doch ein Bild von uns 3 in der Kapsel. Da bin ich ja mal gespannt.

Grüße
aviation-world
 
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Wie bei den meisten unbemannten Satelliten und Sonden im Museum ist auch das Exponat von Sputnik ein Original-Prototyp.
Die Innereien von Sputnik bestanden aus nicht viel mehr als einem einfachen Funksender der auf zwei Frequenzen sein berühmt gewordenes Biip-Biip ausstrahlte, sowie drei Batterien und einem Ventilator. Sputnik funktionierte während 21 Tagen. Wegen des grossen Zeitdrucks soll er ohne technische Zeichnungen, also nur aufgrund von ein paar Skizzen und sozusagen "aus dem Kopf", nach den Anweisungen von Korolev gebaut worden sein.
 
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Sputnik 2

Am 03.11.57, also nur einen Monat nach Sputnik, setzen die Sowjets noch einen drauf und schicken an Bord von Sputnik 2 die Hündin Laika als erstes Lebewesen in eine Umlaufbahn um die Erde.
Laika wurde auch zum ersten Opfer der Raumfahrt, da eine Rückkehr zur Erde nicht vorgesehen und auch nicht möglich war. Lebenserhaltungssystem und Verbrauchsmaterialien waren eigentlich für einen siebentägigen Flug ausgelegt. Doch bereits kurz nach dem Start begannen Innentemperatur und Luftfeuchtigkeit unaufhaltsam zu steigen. Schon nach dem vierten Orbit konnten keine Lebenszeichen mehr festgestellt werden.
 
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Sputnik 3

Am 15. Mai 1958 wurde Sputnik 3 ins All geschossen. Seine Hauptaufgabe war das Sammeln von wissenschaftlichen Daten, weshalb er diverse Messinstrumente und Experimente an Bord hatte. Das Datenaufzeichnungsgerät war jedoch defekt, was zur Folge hatte, dass nur die Daten zur Erde übertragen werden konnten, die gesammelt wurden während der Satellit sich in Reichweite der sowjetischen Bodenstationen befand. Die restlichen Daten waren verloren weil sie nicht aufgezeichnet werden konnten. Eine Folge davon war, dass die USA anstelle der Sowjets den Van Allen Strahlungsgürtel entdeckte.
 
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Luna 2

Die Monsonde Luna 2 wurde am 12.09.1959 gestartet und schlug am 13.09.59 um 22.02 UTC auf dem Mond ein. Sie war damit das erste von Menschen gebaute Objekt, das auf einem ausserirdischen Himmelskörper "landete". (Wenn's auch eine sehr harte Landung war.:D )
 
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Luna 3

Luna 3 wurde am 04.10.1959 gestartet und übermittelte am 07.10. die weltweit ersten Bilder von der Rückseite des Mondes.

Hierzu gibt es übrigens eine nette kleine Geschichte: Ein französischer Weinbauer der einen recht bekannten und ansprechenden Tropfen herstellte, hatte unter dem Eindruck der ersten Satellitenstarts 1000 Flaschen seines besten Weines als Preis ausgeschrieben für denjenigen, dem es als erstem gelänge die Rückseite des Mondes zu fotografieren. Natürlich hielt er Wort und schickte den Sowjets je 500 Flaschen Rotwein und Sekt. Wer davon was gekriegt hat, weiss ich nicht, aber einige der inzwischen natürlich leeren Flaschen existieren immer noch.:TD:
 
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Luna 9 Lander

Am 31.01.1966 wurde Luna 9 in Richtung Mond gestartet. Am 03.02. führte sie als erste Sonde überhaupt eine weiche Landung auf dem Mond aus. Sie übermittelte auch die ersten Bilder von der Oberfläche des Mondes (im Hintergrund zu sehen).
 
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Luna 9 Airbags

Damit die Sonde die Landung auf dem Mond einigermassen unbeschadet überstand, war sie beim Aufprall komplett von solchen Airbags umhüllt, die nach der Landung abgeworfen wurden.

Dieselbe Technik wurde übrigens 2004 bei den Landungen der amerikanischen Mars-Rover "Spirit" und Opportunity" auf dem Mars angewandt. Die damals teilweise als "innovativ" bezeichnete Technik ist also alles andere als neu.
 
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Luna 9 - Darstellung der Landung

Eine Zeichnung die den Ablauf der Landung von Luna 9 zeigt:
 
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