Rita Maiburg: Der erste weibliche Flugkapitän

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Leseprobe aus "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst:

Zum ersten weiblichen Flugkapitän der westlichen Welt im regulären Liniendienst hat sich trotz mancher Schwierigkeiten in den 1970-er Jahren die deutsche Pilotin Rita Maiburg (1951–1977) hochgearbeitet. Allerdings wussten die ihr anvertrauten Passagiere nicht, dass eine Frau im Cockpit saß. Denn per Durchsage hieß man sie nur im Namen von „Flugkapitän Maiburg“ willkommen. Die sympathische Fliegerin fand in jungen Jahren bei einem Autounfall den Tod.
Rita Maiburg kam am 23. Juni 1951 als ältestes von vier Kindern des Architekten Alois Maiburg und seiner Frau Gertrud in Bonn zur Welt. Sie besuchte von 1957 bis 1961 die Grundschule in Bonn und von 1961 bis 1968 das neusprachliche Mädchengymnasium in Hersel bei Bonn, wo sie mit der mittleren Reife abschloss. Als Schülerin träumte sie von weiten Reisen und vom Fliegen.
Die Flugausbildung von Rita Maiburg begann im August 1967 mit dem Beitritt in den „Segelflieger-Verein Vorgebirge e. V.“, wo sie die A-, B- und C-Prüfung ablegte. Im Frühjahr 1969 erwarb sie an der Luftfahrerschule Nordrhein-Westfalen in Bonn-Hangelar die Privatpilotenlizenz (PPL). Von Juni 1969 bis November 1970 absolvierte Rita Maiburg eine Ausbildung im mittleren nichttechnischen Betriebsdienst der „Bundesanstalt für Flugsicherung“ in Köln.

Danach ließ sie sich von Januar 1971 bis Mai 1972 an der Fachschule für Verkehrsluftfahrt in Mülheim/Ruhr zum Berufspiloten ausbilden.
Zwischen August 1971 und Januar 1972 arbeitete Rita Maiburg bei einem privaten Unternehmen in München als Copilotin und Bürokraft. Diese Beschäftigung verlor sie, als die Firma ihr Flugzeug verkaufte. Daraufhin meldete sie sich beim Arbeitsamt in Brühl als arbeitslos und blieb zwei Jahre ohne Job. In dieser schwierigen Lage strengte sie auf Anregung und mit finanzieller Unterstützung der Kölner Journalistin Barbara Schleich einen Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland und die Lufthansa an, mit dem sie eine Anstellung bei jenem Luftfahrtunternehmen erreichen wollte, das damals keine Frauen als Piloten ausbildete und fliegen ließ.

Im August 1976 fällte in zweiter und letzter Instanz das Oberverwaltungsgericht Münster die Entscheidung, die Klage sei abzulehnen. Als Rita Maiburg das Urteil zugestellt wurde, besaß sie bereits eine Stelle als Copilotin bei der DLT, die ihr das Arbeitsamt vermittelt hatte. Die DLT flog ab Ende 1975 für die Lufthansa von Frankfurt am Main nach Saarbrücken. In diesem Jahr bediente sie auch die Strecken Münster/Osnabrück-Frankfurt, Paderborn/Lippstadt-Frankfurt, Hof-Bayreuth-Frankfurt, Hof-Bayreuth-Nürnberg-Stuttgart, Bremen-Düsseldorf, Friedrichshafen-Zürich, Friedrichshafen-Stuttgart und Friedrichshafen-München-Nürnberg.

Bereits Ende 1976 stieg Rita Maiburg zum ersten und einzigen weiblichen Flugkapitän im regulären Liniendienst der westlichen Welt auf. Die Bulgarin Maria Atanasova kommandierte damals eine düsengetriebene Frachtmaschine, die Engländerin Yvonne Sintes war Captain bei einer britischen Chartergesellschaft.

Beim Flug von Saarbrücken nach Frankfurt am Main hörten die Passagiere einer 20-sitzigen „DHC-6 Twin Otter“ verwundert die Durchsage der Stewardess: „Im Namen von Frau Flugkapitän Rita Maiburg heiße ich Sie...“ Schon am nächsten Morgen wurde die Stewardess gebeten, nochmals auf den von der Geschäftsleitung formulierten Ansagetext „Im Namen von Flugkapitän Maiburg heiße ich Sie...“ verpflichtet.

Der Geschäftsführer von DLT, Christian von Kaltenborn-Stachau, erklärte das Verschweigen der Tatsache, dass es sich bei Flugkapitän Maiburg um eine Frau handelte, damit, dass diese wie die anderen 70 Angestellten seiner Firma ihren Dienst tue. Er wolle nicht, dass sie extra erwähnt werde.

„Deutschlands fliegendes Geheimnis“, wie Rita Maiburg genannt wurde, war langhaarig, blond, grünäugig, 1,73 Meter groß und 62 Kilogramm schwer. Ab März 1977 flog sie ihre erste zweimotorige und 30-sitzige Turboprop-Maschine des Typs „Short 3/30“, für die sie als Kapitän in England ihr „Type-rating“ machte.

Als Flugkapitän bezog Rita Maiburg 1977 ein Tarifgehalt von 2700 Mark brutto, was 1800 Mark netto entsprach. Davon musste sie monatlich 300 Mark für ihren Ausbildungskredit zurückzahlen. Ihre Ausbildung zum Berufspiloten hatte 38000 Mark gekostet, wovon ihr Vater den größten Teil spendierte, 12000 Mark lieh sie von der Bank.

Zum Vergleich: Ein Lufthansa-Pilot, dessen Ausbildung von der Firma finanziert wurde, begann damals als 21-Jähriger mit einem Monatsgehalt von 2850 Mark. Im Alter von Rita Maiburg verdiente derselbe Mann als Copilot schon 4200 Mark. „Jumbo“-Kapitäne bezogen mit 14200 Mark das höchste Lufthansa-Gehalt.

Manch anderen deutschen Berufsfliegern ist es jedoch noch viel schlechter als Rita Maiburg gegangen. Die Copilotin Elisabeth Friske beispielsweise war an Bord der Unglücksmaschine „BAC 1–11“, die am 6. September 1971 bei Hamburg abstürzte, wobei 22 Menschen ihr Leben verloren. Sie blieb jahrelang arbeitslos, ehe sie wieder als Copilotin auf einem Lear-Jet der „Holsten-Flug GmbH“ starten durfte. Die Copilotin Sigrid Neuhaus wurde nach dem Konkurs der „Aviaction“ arbeitslos und fand keine ausbildungsgerechte Stellung mehr.

Trotz ihres Traumberufes konnte Rita Maiburg ihre Sehnsucht nach fernen Ländern kaum befriedigen. Als Pilotin einer regionalen Fluggesellschaft hatte sie kaum Möglichkeiten, internationale Ziele anzufliegen. Bis Mitte Mai 1977 war sie nur einmal im italienischen Brindisi und einmal im nordirischen Belfast.

Rita Maiburg verlor auf tragische Weise früh ihr Leben: Auf der Fahrt mit ihrem Auto zum Flughafen Münster-Osnabrück stieß sie am 2. September 1977 im dichten Nebel frontal mit einem Milchtankwagen zusammen. Sie war bereits am frühen Morgen um 6.30 Uhr in Greven bei Münster gestartet, um ihre Turboprop-Maschine „Short 3-30“ nach Frankfurt am Main zu fliegen. Nach ihrem Unfall lag die Schwerverletzte in der Intensiv-Station des Krankenhauses Greven. „Ich muss hier raus, die haben doch keinen Ersatz für mich“, waren ihre letzten verständlichen Worte. Obwohl die Ärzte verzweifelt um ihr Leben kämpften, erlag Rita Maiburg am 9. September 1977 im Alter von nur 26 Jahren einer Lungenembolie.

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Leute, Leute das waren Zeiten damals. :?!
 

GAF44-00

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Sie war eine erstaunliche Frau

Nach vielen Jahren wird man doch so wieder an alte Ereignisse zurückerinnert. In diesem kurzen Exerpt ist leider keine Rede vom damaligen Wohnort der lieben Rita. Ihr Vater hat ein Mehrfamilienhaus in Wesseling (zwischen Köln und Bonn gelegen) und sein Citroen DS 21 war für uns Jungs auf der Strasse (war es doch die Zeit der Phantomas-Filme) ein heißes Thema.

Dort sind die Eltern auch heute noch wohnhaft. Ja, ihre Karriere war durchaus ein Thema unter uns Jungs auf der Strasse (ich wuchs gerade einmal zwei Häuser weiter auf) und viele der älteren Jungs waren verknallt bzw. die Jungs meines Jahrganges bewunderten sie; was bei ihrem Aussehen mit langen blonden Haaren und wunderbaren Naturlocken kein Wunder war. Es war auf jeden Fall jedes Mal ein Ereignis, wenn sie wieder zu ihren Eltern zu Besuch kam.

Vielleicht war ihre Karriere auch durch das Umfeld vorgezeichnet, wohnte im Mehrfamilienhaus der Eltern auch ein priv. Fluglehrer aus Bonn Hangelar, dessen Sohn ebenfalls (wie auch einige Nachbarjungs) vom Fliegervirus besessen waren (sind).

Da ich zu der jüngeren Generation (1968 geboren) der Bewunderer gehörte (vielleicht war ich ein ganz wenig verknallt ;-) ) war der direkte Kontakt zu ihr auf "Löcher in den Bauch fragen" und neue Flugzeugmodelle zeigen beschränkt - aber auf jeden Fall immer von einer Gänsehaut begleitet.

Zur Familie gehörte eines Tages ein wesentlich jüngerer Bruder von Rita (so der offizielle Sprachgebrauch) der oft mit Rita´s Schwester (übrigens auch eine wunderschöne Frau) in Wesseling unterwegs war - Ich sehe sie heute noch aus ihrer Ente aussteigen.

Ich wunderte mich doch etwas über den großen Altersunterschied zwischen der älteren Schwester (in der Zwischenzeit verstorbenen Rita) und diesem Jungen. Zur alten Frau Maiburg sagte er Mama, obwohl sie seine Großmutter gewesen sein könnte. In den 80er Jahren erfuhr ich dann von den Nachbarn, daß dieser Junge in Wirklichkeit nicht der Sohn, sondern der Enkelsohn von Frau Maiburg war. Seine Mutter soll Rita sein, doch nach ihrem Tod wurde er von den Großeltern als eigenes Kind aufgezogen. Irgendwann rutschte den Kindern natürlich beim Spielen die Wahrheit raus - es war aber keiner böse.

Die blonden lockigen Haare und die außergewöhnlichen Augen hat er wohl von seiner Mutter geerbt. Ich kann leider nicht sagen, welchem Jahrgang dieser Junge angehört - er ist aber ca. 6-7 Jahre jünger als ich. Mit zunehmenden schulischen Verpflichtungen, der Berufsausbildung etc. trennten sich die Wege und Interessen (man spielte kaum noch auf der Strasse), so daß man nur noch selten voneinander sah. Er besuchte wohl das Gymnasium, absolvierte m.E. Zivildienst (zumidnest lief er eine ganze Zeit lang in weißen Krankenhaus- / Pflegerklamotten rum) und ab und zu grüßt und sieht man sich auf der Strasse.

Ja, so wird man als FF-User unmittelbar wieder mit seiner eigenen Kindheit und Jugend konfrontiert und erhält sogar die Möglichkeit ein Mythos aus dieser Zeit zu klären.

Bitte entschuldigt, daß ich aus Schutzgründen hier keine genauen Strassennamen oder weitere Namen der Familie Maiburg bzw. derer Nachbarn genannt habe.
 
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@GAF44-00
Ja, es ist für mich immer wieder erstaunlich welche persönlichen Erinnerungen doch in einem schlummern können. :TOP:
 

GAF44-00

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@ Bleiente

Nun ja, als Kind wußte man halt nur, daß die Maiburg-Tochter eine der ersten weiblichen Flugzeugführer war. Das sie allerdings eine derartige Ausnahmepersönlichkeit war, wußten wohl nur die Erwachsenen.

Nach dem Tod von Rita wurde in der Straße ein Mantel des Schweigens über das Geschehen ausgebreitet - wohl zum Schutz des Sohnes, welcher nur von einer verstorbenen großen Schwester wußte. Wie gesagt, sie war wirklich eine tolle Frau (genauso wie ihre Schwester) - schade, daß man halt ein paar Jahre zu spät geboren wurde. Erst durch die von Dir eingestellte Leseprobe wurde ich nun wieder mit der Geschichte konfrontiert - und nun als Vater, wird einem erst die Tragödie dieses Schicksals so richtig bewußt.

Viel interessanter ist hierbei die Tatsache, daß wohl fast jeder Mensch interessante Persönlichkeiten in seinem Umfeld hat bzw. hatte; nur nimmt bzw. nahm man sie nicht zur Kenntnis. Eigentlich entsetzlich, wenn man bedenkt wie schnell die Zeit mit zunehmenden Alter vorbeifliegt. Ich glaube, daß von der ehemaligen Nachbarschaft nur noch 4-5 Familien in der Strasse wohnen, der Rest sind unbekannte Zugezogene. Selbst der Verbleib der ehemaligen Spielkameraden, Mitschüler usw. verschwindet im Nebel der Zeit...

Deshalb nochmals danke für dieses Posting.... :TOP:
 
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