Fliegerdenkmal wieder zurück
Der Propeller-Flügel ist wieder da! Erwin Höhne, Horst Naumann und Manfred Weber steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Der gemeine Diebstahl - jemand hatte das Fliegerdenkmal vom Friedhof geklaut - hatte die drei Rentner sehr beschäftigt. Nun sind sie sichtlich zufrieden.
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Ein Tag später klingelte das Telefon im Polizeirevier. "Es meldete sich ein 25-Jähri-ger aus Wittenberg. Er habe das Teil in Torgau auf dem Schrott in der Nähe des Wasserturms gefunden", gibt Michael Dorenberg, Leiter des Ermittlungsdienstes, wieder. "Er habe nun den Bericht in der Torgauer Zeitung gelesen und wolle das Propeller-Teil zurückbringen", teilte der junge Mann den verdutzten Beamten mit. Die Polizei hielt sich in den letzten Tagen absichtlich sehr bedeckt. "Wir wollten die Ermittlungen nicht gefährden", betont Michael Dorenberg und verweist darauf, dass die Untersuchungen noch laufen. Bisher konnten die Ordnungshüter keinen Täter überführen. "Der Wittenberger, der örtlichen Bezug zu Klitzschen hat, lieferte das Flugzeugteil wie angekündigt bei der Dienststelle ab. Schäden wurden nicht festgestellt", so der Leiter des Ermittlungsdienstes.
Extra für den TZ-Redakteur haben sich Erwin Höhne, Horst Naumann und Manfred Weber in dieser Woche getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. "Es herrschte große Freude im Dorf, als Pfarrer Baer mit dem Propeller-Flügel nach Mockritz zurückkehrte. Nach Abschluss der Spurensicherung hatte die Polizei das Teil freigegeben", sagt Erwin Höhne. Seitdem liegt es bei ihm in der Diele. Es soll auf jeden Fall wieder an seinen ursprünglichen Platz auf den Friedhof zurück. "Wir werden den Propeller-Flügel anschweißen und fest einbetonieren", meint Manfred Weber. Als gelernter Schmiedemeister hat er schon im Hinterkopf, wie man das Metallstück so befestigt, dass es keiner mehr so leicht stehlen kann. Eigentlich war das Flugzeugteil mit einem Zapfen in eine Sandsteinfassung eingelassen. Aber wahrscheinlich hatte der Zahn der Zeit genagt. 61 Jahre stand das Wrack-Stück auf dem Friedhof. "Als der Gräberdienst die sterblichen Überreste des Piloten nach der Wende umbetten wollte, haben wir uns gewehrt", pflichtet Horst Naumann bei.
Die Angehörigen hätten sich nie darum gekümmert. Die Mockritzer hingegen pflegten das Areal bis heute. Am 16. April 1945 - diesen Tag werden die älteren Einwohner nicht vergessen - war es über dem Ort zu einem Luftkampf gekommen. Zwei Amerikaner feuerten aus allen Rohren, der Deutsche stürzte getroffen in die Alte Elbe. Erwin Höhne, Horst Naumann und Manfred We-ber, damals zwischen 7 und 12 Jahre alt, können sich gut an die Knallerei und an die gewaltige Rauchwolke erinnern. "Wir rannten schnell ins Haus, denn es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte", so Erwin Höhne. "Für uns Kinder war es eine Messerschmidt", lächelt Horst Naumann mit Anspielung auf die Maschine. Mit Hilfe eines Brühtroges und einer Wäscheleine zog der Vater von Manfred Weber den Piloten an Land. "Da war nichts mehr zu retten. Der Fallschirm hatte sich über die ganze Wasserfläche ausgebreitet." Horst Naumann sieht die Bilder noch vor sich. "Der Pilot hatte keinen Kopf mehr, er trug Uniform und Stiefel." Der Vater von Manfred Weber übernahm die Gravur des Propeller-Flügels. Ursprünglich besaß die Maschine drei solcher Flügel, doch einer war stark verbogen und der andere hatte einen Durchschuss. Der Bürgermeister und der Gendarm sicherten die Brieftasche des Piloten, stellten die Personalien fest. Es handelte sich um einen jungen Fähnrich namens Adolf Strohmaier, gerade mal 23 Jahre alt, aus der Steiermark/Österreich. Sonst kümmerte sich damals keine Behörde mehr darum, es war schließlich kurz vor Kriegsende. Der Tote wurde in seinem Fallschirm ein-gewickelt beigesetzt. Die Verwandten reagierten nicht auf ein Anschreiben. Erst nach der Wende stellte ein Fachmann fest, dass es sich bei dem Flugzeug gar nicht um eine Messerschmidt, sondern um eine Focke Wulf Fw 190 gehandelt hatte.
Dass ein Schrotthändler das Mockritzer Fliegerdenkmal geklaut haben soll, können die drei Rentner nicht glauben. "Am unteren Ende des Propeller-Flügels ist die Seriennummer freigeschliffen worden. Das waren garantiert Sammler, die sich damit auskennen und denen die Sache nach dem Pressebericht zu heiß geworden ist", versichert Erwin Höhne. Er selbst hat Strafanzeige wegen Diebstahl und Grabschändung gestellt und hofft, dass die Polizei den Richtigen zur Verantwortung ziehen kann.
http://www.torgauerzeitung.com/NewsDetails.asp?ID=23329