Tester U3L schrieb:
...Zudem war die alleinige Fixierung auf Strahlflugzeuge mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden gewesen, da diese neue Technologie noch nicht in vollem Maße beherrscht wurde. Normalerweise versucht man einen Krieg mit den vorhandenen und erprobten Waffen durchzustehen. Oft wird schon die Entwicklung und der Produktionsstart der Fw-190 während der bereits laufenden Krieges als kritisch angesehen. Wie verzweifelt müßte man sein, seine komplette Luftfahrtindustrie auf solch eine neue Technologie umzustellen. Da ist es doch sicherer nebenher die bewährte und beherrschte Technik bis zum letzten auszureizen und an die Grenzen des damit technisch Machbaren zu gehen. Da weiß ich, was ich habe oder in akzeptablem Zeitrahmen frontreif erwarten kann.
Stimmt.
Ein positives Beispiel dazu: man kombiniert eine bewährte Flugzeugzelle (Fw 190 A) mit einem erprobtem Motor (Jumo 213), Ergebnis: die Fw 190 D-Baureihe (und mit Abstrichen die Ta 152).
Negativbeispiele gibt es in der deutschen Luftrüstung dieser Zeit zuhauf:
-Me 210, geplant als "Alleskönner", nur fliegen konnte sie anfangs nicht...
-He 177, eine gute Zelle wird durch "innovative" Motoren zum "Reichsfeuerzeug"
-Fw 190, wäre aufgrund gravierender Motorprobleme beinahe wieder verworfen worden.
-Ju 88, wurde vom fast unbewaffneten Schnellbomber wegen überflüssigen Forderungen zum (schlecht) bewaffneten Bomber und erst 1944 wieder zum fast unbewaffneten Schnellbomber (S-Serie). Anfangs sehr viele technische Probleme.
-Do 335, litt noch sehr unter Problemen mit der mangelhaften Kühlung des Heckmotors.
Bei den Strahlern:
-Me 262, die voreilig in den Truppendienst gestellte Me 262 litt den ganzen Krieg über an technischen Problemen (die nicht nur auf Rohstoffmangel bei den Triebwerken zurückzuführen sind, siehe M. Boehme, "Jagdgeschwader 7").
-He 162, ein eventuell brauchbares Flugzeug wird vorschnell zum Einsatz gebracht, das Resultat ist nachzulesen bei Prien, Jagdgeschwader 1 und 11, Band 3.
Die Arado Ar 234 war meiner Meinung nach das einzige strahlgetriebene Flugzeugmuster, welches (nach den zu erwartenden anfänglichen Problemen) wirklich frontreif war, erst Recht die nicht mehr eingeführte C-3-Variante.
Die Tendenz, noch nicht einsatzfähige Muster in den Fronteinsatz zu bringen, war aber nicht nur ein Problem der Luftwaffe. Genannt sei in dieser Hinsicht der verfrühte Einsatz der Panzerkampfwagen "Panther", "Tiger" und des Jagdpanzers "Ferdinand" bzw. "Elefant", doch das ist jetzt natürlich total "off Topic"...
@ Carlos G.: Zum ursprünglichen Thema sei Dir das Buch
"Luftwaffe ´45 - letzte Flüge und Projekte"
von Manfred Griehl, erschienen im Motorbuch-Verlag, empfohlen. Da findest Du viele Antworten auf Deine Fragen.
@ Wolfgang Henrich
Das habe ich auch nicht behauptet! Nur habe ich habe manchmal den Eindruck, als ob in Hinsicht auf den materiell verlorenen Krieg fast alles, was in irgendeiner Weise technische Überlegenheit versprach, in Betrachtung gezogen wurde, auch wenn die Realisierbarkeit schon bei der Entwicklung zweifelhaft war. Die endgültige Realisierung der vielen Projekte blieb daher oftmals den Siegermächten überlassen...
Gute Nacht und liebe Grüße,
Winter