dt. Selbstmordflieger

Diskutiere dt. Selbstmordflieger im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Durch den extrem uninformativen Bericht in "Frontal 21" frage ich mich, welche Einheit das war. Ich kannte bisher folgende "Totaleinsatz"...
Ritter

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Durch den extrem uninformativen Bericht in "Frontal 21" frage ich mich, welche Einheit das war.
Ich kannte bisher folgende "Totaleinsatz" einheiten:

- die Sturmstaffeln (z.B. IV(Sturm)/JG3)
Diese Flieger gingen mit Fw 190 mit Zusatzpanzerung und 30mm Kanonen von hinten in die amerikanischen Bomberverbände herein und schossen auf kürzeste Entfernung. Wenn der Viermot nicht durch beschuß runterging, so versuchten sie, daß Leitwerk mit dem Propeller abzusägen (ähnlich sowjetische "Taran" angriffe). Der Pilot (hinter sehr dickem Stahl und Panzerglas) sollte auf jeden Fall überleben, die Maschine eigentlich auch. Gegem Bomber waren diese "Sturmböcke" tödlich, aber die schweren 190er waren für Mustangs eine leichte Beute. Bei einem Angriff auf kassel schossen solche 190er über 20 US-Bomber ab, verloren jedoch selbst genausoviele Maschinen durch Begleitjäger. Die Piloten waren voll ausgebildete, oft kampferfahrene Männer

- "Schulungslehrgang Elbe"
Das war eine richtige "Rammjäger" Einheit, gebildet aus Flugschülern, die ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatten. Der Plan war, möglichst leichte 109er (ohne Bewaffnung) einzusetzen, die US-Bomber bewußt rammen sollten. Der Pilot sollte allerdings ebenfalls gerettet werden. Der "Lehrgang" bestand aus 120 Bf 109 und wurde von Hajo Hermann, dem Erfinder der "wilden Sau" taktik gebildet.
Diese Einheit flog einen einzigen Einsatz am 7. April 1945. Die Flugschüler rammten 13 Bomber (ein Fähnrich erziehlte zwei Abschüsse, als der von ihm gerammte bomber in einen zweiten flog, und überlebte dies sogar) begleitende Me 262 schossen drei weitere ab und sechs Mustangs. 53 109 gingen verloren, teils bei Rammangriffen, teils durch Mustangs (ein US-Pilot schoß sechs der wehrlosen 109er ab). Etwa 30-40 deutsche Piloten fielen.

- IV./KG200
Dies war wohl der ungewöhnlichste Verband. Lastenseglerpiloten hatten die Idee eines Selbstmordseglers mit Sprengladung aufgeworfen, und Hanna Reitsch und Otto Skorenzy hatten die Idee bei Hitler durchgesetzt. Einsatzflugzeug sollte die Fi 103 "Reichenberg" werden, eine bemannte Version der V1. Diese sollten von einer He 111 bis etwa 100 km vors Ziel getragen werden und dann ausgeklinkt. Versuche zeigten, daß die V1 sich von einem Menschen fliegen und sogar landen ließ. Etwa 60 Freiwillige wurden ausgewählt und zuerst auf Segelflugzeugen, dann auf einer zweisitzigen Schulversion ausgebildet. Diese freiwilligen waren keine Piloten, sondern stammten zum Teil aus der Waffen-SS. Es war tatsächlich offiziell vorgesehen, daß der Pilot sich sekunden vor dem Einschlag mit dem Fallschirm rettete, doch rechnete man mit einer Chance von 1:1000, rechtzeitig herauszukommen. Die meisten Freiwilligen wollten dies aber gar nicht. Kurz vor Kriegsende sollte der Verband tatsächlich eingesetzt werden, aber tatsächlich war es Hitler persöhnlich, der den Einsatz verbat. Hitler hatte merkwürdigerweise anscheinend immer etwas gegen Selbstmordwaffen. Der Verband wurde aufgelöst und die Reichenberg-Bomben wurden irgendwo auf halde gelegt.

Was gab es sonst noch? Laut Wehrmachtsbericht wurde die Remagen-Brück von einem Selbstmordpiloten gesprengt, aber das war pure Propaganda. Aber anscheinend gab es noch eine andere Selbstmordeinheit, die mit normalen Flugzeugen Bodenziele angreifen sollten. Ich schätze mal, daß die mit Fw 190 Jabos (G oder F) ausgerüstet waren.
Außerdem soll die Do 24, deren Rumpf in Speyer so dumm aufgehängt ist, auf dem Müritzsee für einen Selbstmordeinsatz (mit so nem Riesending?) vorbereitet worden sein. Russische Flugzeuge versenkten es jedoch vorher...
Wie hieß die Knoppsche Einheit nun?
 
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Es gab vor zwei Wochen was im TV über Kamikatzen -
mit Fw-190 an der Ostfront (naja, an der Oder).
Mit Bericht eines Piloten. Der erzählte, sie wurden ausgebildet, und erst kurz vor dem Einsatz erfuhren die das sie Kamikatze-Aktion fliegen sollten (gegen Brücke).
Der flog auch anfangs den Einsatz, brach aber dann in letzter Sekunde ab und zog wieder hoch - und machte Bruchlandung und anschließende Fahnenflucht damit er nicht wegen Befehlsverweigerung....
hat der zumindest so erzählt, darauf stützt sich glaub ich auch das Statement bei Spiegel (mit den 3 Wochen vor Kriegsende)
 

kodak

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War meines Wissens der selbe Beitrag wie der heute gezeigte!!! Die fangen auf ZDF auch schon mit dem Endlosrecycling ihrer Beiträge an --- nach Pro7-Vorbild :mad:
 
quarter

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SO Opfer

Na das wr ja wohl gestern so ein typisch, reißerisch aufgemachter Bericht wie man ihn sonst eigentlich nur von Sat 1,Kabel 1 o.ä. Sendern erwartet.
Gerade über das Sonderkomando Elbe und Bienenstock wurde und wird so viel Spekulatives und Müll verbreitet.
Ich denke mal das sich das alles mehr oder weniger auf die Aussagen einiger weniger stützt und immer wieder gebets-mühlenartig neu aufgewärmt wird. Siehe oben.
Ich kenne mehrere Piloten, u.a. vom Jg 2, 300, 301, keiner von denen hat außer der Rede und der freigestellten Wahl Flugzeuge nach leerschuß der Magazine zu rammen etwas von Selbstmordfliegern oder Kamikazen gehört
Ausgangspunkt dieser ganzen Aktion war doch meines Wissens die auf Schallplatte an alle Staffeln versandte Rede Herman Meiers, äh tschuldiging, Görings.
Vor ein paar Jahren habe ich mal ein recht gutes Buch über dieses Thema gelesen, aber direkte Ausbildung zu sogenannten Kamikazefliegern gab es meines Wissens nicht.
 
suchoi.net

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Ist zwar nicht mein Gebiet, aber...

Was mich mal interessieren würde sind Aussagen von ehemaligen Piloten wie gegen Ende die Motivation war. War man wirklich immer noch bereit für Führer und Vaterland durch Kamikazeeinsätze in den Tod zu gehen? Hätte es wirklich etwas gebracht, die wenigen guten Piloten noch zu opfern?

Was mich persönlich sehr interessiert, aber weniger hierher gehört, ist die Beantwortung der Frage wie ein System so groß werden konnte?! Einige Fragen lassen sich aus der Allgemeinbildung heraus beantworten. Was für mich aber zum Teil noch ungeklärt ist, sind die Strukturen die es damals gab. Die ganzen Organisationen, Parteien, Splittergruppen,... Welche Aufgaben hatten sie? Waren sich einige nicht wohlgesonnen, haben sich als Konkurrenz gesehen? Wurde jeder von jeden beschattet und hatte Angst? Hat jemand "Gladiator" gesehen?? Darin heißt es an einer Stelle: "Furcht und Ablenkung(?), eine perfekte Kombination!" ...

Aber zurück zum Thema! ...

Wie war das eigentlich mit den ungelenkten Raketen? Waren nicht das schon Selbstmordkommandos? Mußte man da nicht schon verdammt nahe heran und ruhig fliegen um zu treffen?! Da hatte sich sicherlich jeder Bordschütze eines Bombers "gefreut"? ...
 
Ritter

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Soweit ich das übersehe, waren die meisten Kandidaten sehr jung, entweder Flieger in der (damals schon extrem verkürzten) Ausbildung oder direkt von der Schule. Die werden entsprechend fanatisch gewesen sein.
Die meisten Piloten mit Kampferfahrung standen der ganzen Sache ziemlich skeptisch gegenüber. Anscheinend waren diese Freiwilligen so ein Gemisch aus fanatisierten Leuten aus der HJ und welchen, die wirklich dran glaubten.
Bei Peter Stahl, "KG200" gibt es einen ziemlich detailierten Bericht über die Entstehung und Planung für die IV. Gruppe und die "Reichenberg" Bombe. Außerdem ist ein großer Teil auch der Bekämpfung der Oderbrücken gewidmet. Der Kommodore des KG200, Baumbach, war nämlich "Brückenbeauftragter" und sollte die Zerstörung der Brücken koordinieren. Dazu wurden Mistel (Huckepackflugzeuge) und Bomber mit Hs 239 Lenkwaffen eingesetzt. Aber von Selbstmordfliegern gegen diese Brücken ist in Stahls Buch, daß eigentlich ziemlich kritisch ist, nicht die Rede. Und eine Mistel ist zwar auch eine Art von Kamikaze, aber ohne Tote;)

Was die Raketen angeht, so war das eigentlich eher eine Methode, NICHT Selbstmord zu begehen. Die Idee war, diese ausserhalb der Reichweite der Bordschützen auszulösen.
Mit Raketen ließen sich Bomber bekämpfen, ohne nahe rangehen zu müssen.
Zudem hatten die Raketen noch den Sinn, die Bomber dazu zu zwingen, ihre Formation zu verlassen.
Deutsche Jäger vermieden es normalerweise, von hinten an in Formation fliegende Viermots ranzugehen. Sie griffen Frontal an oder von hinten mit Raketen. Nur die "Sturmstaffeln" griffen von hinten an. Bomber, die nach Beschuß aus der Formation fielen wurden dann erledigt.
Das Problem war, daß Raketen (die WfGr 21 wurde in zwei ziemlich sperrigen Startrohren mitgeführt) die Flugleistungen ziemlich einschränkten. Als die Mustangs auftauchten, wurde es ziemlich ungemütlich mit Raketenstartern unter den Flächen.
 
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Maik

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Bei der "Konkurrenz" also http://www.luftwaffe-forum.de taucht des öfteren Dr. Fritz Marktscheffel auch, der selbst am Schulungslehrgang Elbe teilgenommen hat, aber nicht zum Einsatz kam. Außerdem war er nach dem Krieg im Rahmen des Unternehmens "Paperclip" in den USA, hat also so einiges erlebt. Wenn euch das Thema sehr interessiert schreibt ihn doch mal an, er ist recht auskunftsfreudig. In dem o.g. Forum hat er auch schon einiges zu diesem Thema geschrieben.
 
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