Im Einsatz
Die Galaxy kam fast zu spät, um noch hilfreich für den Vietnamkrieg zu sein. Noch während man technisch in tiefen Schwierigkeiten steckte, flog die Galaxy die ersten Missionen nach Vietnam im Jahre 1971. Die Einsatzgeschwader erhielten die ersten Maschinen und erreichten in den Jahren 1972 und 1973 die Einsatzbereitschaft. In diesen Jahren flogen die Galaxys einige entscheidende Missionen in Vietnam. So konnten sie bei der Belagerung Da Nangs 1972 in nur 10 Flügen 750 Tonnen Nachschub bringen, im Durchschnitt standen sie dabei nur 32 Minuten auf dem Boden. In der Operation „Enhance Plus“ wurden 1973 hochwertige Waffen nach Südvietnam geflogen, welche nach Inkrafttreten des Friedensvertrages nicht mehr geliefert werden durften. So wurden zum Beispiel 32 F-5 nach Vietnam geflogen.
Einen tragischen Höhepunkt wurde im April 1975 erreicht, als bei einer direkt vom Präsident Ford angeordneten Aktion eine Galaxy kurz nach dem Start die Hecktür verlor und die Steuerung teilweise ausfiel. Ein struktureller Schaden an der Hecktür wurde angenommen, ebenso kann ein Raketentreffer nicht ausgeschlossen werden, in der anschließenden Untersuchung wurden wichtige Beweise vernichtet und nicht mal einen Monat später fiel Saigon. Von den 328 Insassen kamen 150 ums Leben, davon fast 100 Kinder.
Einen essentiellen Beitrag leistete die Galaxy ironischerweise zur Verteidigung eines anderen Landes, welches damals noch nicht lang auf der Verbündetenliste der USA stand. Im Oktober 1973 griffen Syrien und Ägypten mit nur sehr kurzer Vorwarnzeit gemeinsam Israel an. Dieser Konflikt wurde der westlichen Welt als „Yom Kippur“ Krieg bekannt. Die beiden arabischen Staaten hatten starke sowjetische Hilfe erhalten und wiesen numerisch eine große Überlegenheit auf. Trotz der traditionell besseren Qualität der israelischen Streitkräfte, gerieten diese an beiden Fronten in Bedrängnis. Die israelische Luftwaffe erlitt dramatische Verluste gegen die arabische Luftabwehr sowjetischer Herkunft. Die Vorräte an Munition leerten sich dramatisch schnell und die Israelis standen vor sehr tief greifenden Problemen.
Die USA zögerten fast eine Woche, bevor man entschied, Israel mit voller (logistischer) Kraft zur Hilfe zu kommen. Dann orderte Nixon simpel: „Send everything that can fly.“ Die europäischen Verbündeten waren weniger entschlossen und fürchteten die Androhung der Araber, bei Unterstützung Israels ein Ölembargo zu verhängen, so dass sie sowohl Nutzung von Basen als auch den Überflug untersagten. Portugal jedoch entschied bei seinem Azorenstützpunkt Lajes „in die andere Richtung zu schauen“. Auch zivile Frachtlinien verweigerten die Hilfe und die acht Langstreckentransporter von El Al konnten nicht ausreichend Nachschub heranschaffen. Es lag also am MAC. Die Operation wurde „Nickel Grass“ getauft.
Die Transporter (insgesamt 77 C-5A und 268 C-141 waren im Inventar) flogen von drei Basen im Osten der USA nach Lajes und von dort aus die schwierige Strecke über das Mittelmeer zwischen den gesperrten Lufträumen der Europäer und nordafrikanischen Staaten, die letzten Kilometer sogar unter der Gefahr eines Angriffs feindlich gesinnter Jäger. Die Navy und die Israelische Luftwaffe sicherten die Transporter, jedoch wussten die Araber selber sehr gut, dass das Angreifen amerikanischer Maschinen ihnen nicht weiterhelfen würde. Endpunkt war der Ben Gurion Flughafen bei Tel Aviv, weniger als 150km von der Frontlinie entfernt. Für das Navigieren auf der Mittelmeerstrecke wurde eigens ein Pool von Navigatoren geschaffen. Die Strecke von der Ostküste nach Lajes war im Schnitt 5300km lang, von dort nach Israel auf geschlungenen Wegen waren weitere 5500km zurückzulegen.
Die erste Galaxy setzte am 14. Oktober mit 97 Tonnen 105mm Haubitzenmunition im Bauch auf, kurz bevor die Israelis ihre letzten Reserven verschossen hatten. Von nun an erreichten täglich ein halbes Dutzend C-5 Israel, wobei stets nur eine Maschine am Boden war. Die Nutzlasten umfassten Artillerie-Munition, Ersatzteile, ECM-Pods, Panzerabwehrraketen, Radarsysteme, Shrike-Raketen, komplette Hubschrauber und 29 Kampfpanzer. Die Israelis konnten so großzügiger mit Munition umgehen und einen Abnutzungsfeldzug gewinnen, wobei am Ende auf Druck der Sowjetunion und der USA ein Friedensabkommen zustande kam. Dieser Krieg kostete etwa 28.000 Menschen auf allen Seiten das Leben, davon 11.000 Israelis. Für ein Land damals mit der Bevölkerung Berlins eine schwere Last.
Die Galaxy hatte sich bewiesen und in 145 Flügen insgesamt 10.800 Tonnen Nachschub geliefert, einiges davon schlicht zu groß für den Starlifter. Dieser flog fast dreimal soviel Einsätze (422), aber lieferte insgesamt nur 1.000 Tonnen mehr Fracht. Die Galaxy-Flotte brauchte ein Viertel weniger Treibstoff als die Starlifters, hatten jedoch etwas schlechtere Zuverlässigkeit.
Die Galaxy sollte ihren Wert anschließend noch in anderen Situationen beweisen (viele davon auch humanitärer Natur). Vor allem aber hatte die USA die Möglichkeit bewiesen, schnell schlagkräftige Verbände in eine entfernte Krisenregion zu verlegen. Die Erfahrung mit den Europäern 1973 blieb allerdings verhaftet, die Möglichkeit der Luftbetankung war essentiell für alle Transporter (und wurde bei der C-141 nachgerüstet). Den Anspruch globaler militärischer Schlagkraft war nur mit einer Galaxy zu halten.
Ein weiterer eindrucksvoller Beweis der Leistungsfähigkeit des strategischen Transports war der Aufmarsch am Persischen Golf nach der Invasion Kuwaits durch den Irak. Dort bewegte die Galaxy insgesamt 520.000 Tonnen Fracht und ein Drittel des Personals. Hier waren bereits die C-5B im Spiel, welche im folgenden Kapitel behandelt werden.
Die Erfahrungen im Yom Kippur Krieg hatten auch andere Auswirkungen: Die Sowjets, welche ihrerseits ihre arabischen Verbündeten mit Lufttransporten unterstützten, erkannten den Wert eines strategischen Lufttransporters der Größe einer Galaxy. Ihre Luftbrücke brachte in 935 Flügen (65% mehr) ein Drittel weniger Fracht ins Ziel, das trotz deutlich kürzerer Flugstrecken. Insgesamt transportierten die Sowjets pro Flug nur 16 Tonnen im Vergleich zu den 40 Tonnen bei der USAF. 9 Jahre nach „Nickel Grass“ flog die An-124 das erste mal, 3 Jahre später ging sie in den Dienst.