Tschad

Diskutiere Tschad im Aktuelle Konflikte Forum im Bereich Aktuell; Die Frage ist doch eher, ob das gelieferte Flugzeug der Regierung einen riesigen Knüppel in die Hand gibt? Die Antwort ist klar Nein! Ob man jetzt...
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Die Frage ist doch eher, ob das gelieferte Flugzeug der Regierung einen riesigen Knüppel in die Hand gibt? Die Antwort ist klar Nein! Ob man jetzt mit einer PC-9 "angreift" oder der bekannte Sack Reis umfällt, es wird den Ausgang des Konfliktes kaum beeinflussen.
Natürlich immer Schade um die Toten, aber dort sterben ausreichend Menschen eines gewaltsamen Todes, das Bedauern der Fünfe, die nun mittelbar von einem schweizerischen Flugzeug aus umgebracht wurden, halte für sehr selbstgerechtes akademisches Lamentieren.

Der lustige Aspekt: Würden in einer Woche 200 Menschen (Zivilisten oder Soldaten) bei Kämpfen sterben, dann interessiert es keinen Menschen hier. Kommt aber einer durch die eine PC-9 um, kommt es in die Zeitung und vielleicht lässt sich sogar ein Oppositionspolitiker zu einer Äußerung hinreißen. Fakt ist, den meisten (ich inkl.) ist Afrika und deren Menschen egal, man möchte nur kein schlechtes Gewissen haben. Ist ja auch im Prinzip in Ordnung, Nationen müssen ihre Probleme in erster Linie selber lösen (das sagt ja auch das hochwohlgelobte Völkerrecht).

Graf Zahl schrieb:
Wie man jetzt aus vereinzelten Quellen liest, blieb eine "Warnung" der luftaufklärenden Franzosen dieses Mal aber -entgegen früherer Gepflogenheiten- aus, weil man (so die französische Auffassung) die mittels Waffengewalt ausgetragenen politischen Zerwürfnisse als "innertschadische" Angelegenheit betrachtet und sich in dem Konflikt "neutral" verhalten will.

So weit so gut ... aber könnte man angesichts der zivilen Opfer nicht argumentieren, das die französische Regierung mittelbar für den Tod der 100 Zivilisten in der Hauptstadt mit verantwortlich ist?
Gerne verbuchen viele ja auch heute noch jeden Toten in Afrika auf dem Konto der ehemaligen Kolonialmächte. Im Prinzip stützen die Franzosen durch ihre Präsenz die Regierung, weil sie so ein Mindestmaß an Sicherheit für Ausländer garantieren. Sonst wäre es dort wie in Somalia. 200 Franzosen sind in Punkto Kampfkraft mit 2000 bis 5000 Rebellen vergleichbar.

Graf Zahl schrieb:
Eine Rebellentruppe aus ca. 2000 Kämpfern in etwa 200 Fahrzeugen (unbestätigte Schätzungen) konnte die 800km über offenes Land aus ihren Lagern im Nachbarland Sudan bis zur Hauptstadt des Tschad 'unbemerkt' überbrücken, um den Präsidenten mittels AK-47 Argumentation zum Rücktritt zu bewegen. Dabei starben nach Rot-Kreuz Schätzungen über 100 Zivilisten.
Dazu zwei Fragen:
Wer kritisiert die Hersteller des AK-47?
Wer kritisiert die Hersteller der Fahrzeuge?
Ohne geländegängige Fahrzeuge wären bewaffnete Konflikte in Afrika viel weniger wahrscheinlich. Warum nimmt man ihnen nicht einfach alle Autos ab?
 
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Wer kritisiert die Hersteller des AK-47?
Wer kritisiert die Hersteller der Fahrzeuge?
Wieso? Wurden die auch in der SChweiz hergestellt?* :confused:

Die "wir-beliefern-jeden"-Länder und Händler werden oft für ihre Verkäufe kritisiert bzw. sind manche Personen die damit zu tun haben wegen Verstöße gegen Embargos in manchen Ländern nicht wirklich beliebt.

Die Schweiz will sich nur kaum, bzw. will die Mehrheit der schweizer Bevölkerung ihr Land warscheinlich nicht, in einer Liga mit "den da" sehen

Russland kann den Chad beliefern -> egal. Von ihnen erwartet man es irgendwie und außer NGOs die sich mit der Materie beschäften regt sich keiner auf. Bei der Schweiz das komplette Gegenteil.... (bei denen wird erwartet dass dort das Geld für die Waffen lagert... :FFTeufel: )

---

Der Alpenstaat hat da, wie schon wer in dem Thread geschrieben hat :?! , die gleichen Probleme wie ein guter Teil der europäischen Rustungsproduzenten. Man verkauft, fast immer mit Zustimmung der eigenen Regierung, Waffen an Länder und Gruppen in deren Händen die Bevölkerung des eigenen Landes am liebsten keine Waffen sehen will..

Die Moralvorstellungen passen oft schlichtweg mit dem Markt nicht zusammen.

Die Firmen müssen sich entscheiden, sie können diese Meinung nicht ignorieren. Flugzeughersteller wie Pilatus haben es da eh einfach, die meisten Regime zb: am Rande eines Bürgerkrieges sind keine Großkunden und irgendwelche Hinterhofrebellen können sich meistens keinen neuen Flugzeuge leisten. Sie können auf solche Aufträge recht leicht verzichten.

Bei Handfeuerwaffenhersteller schaut es schon anderes aus.... und sie gehen oft den anderen Weg. zb: der öst. Hersteller Steyr-Mannlich verlegt seine Produktion nach Asien....



*Nebenbei würde mich es interresieren wie alt die AK-47s und Fahrzeuge der Rebellen und woher sie kommen. Warscheinlich eine Sammlung aus den letzten 3 Jahrzehnten von 3 verschiedenen Ländern. Im Gegensatz zu der einen Pilatus ist es ja nicht so klar.

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EU must seek Chad ceasefire "rapidly" to avert crisis

Die britische Hilfsorganistion Oxfam sagt die EU muss ihren diplomatischen Druck erhöhen damit ein Waffenstillstand ausgehandelt und eine Krise verhindert wird

Wegen den Kämpfen haben die NGOs ihre meisten Mitarbeiter ausgeflogen, die Zufahrtsstraßen zu den Flüchtlingslagern sind gesperrt und es kommt eine neue Welle von Flüchtlingen aus Darfur.

Oxfam sagt es sind alle Zutaten für eine große "humanitarian crisis" da.
 
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Die Moralvorstellungen passen oft schlichtweg mit dem Markt nicht zusammen.
Und so vielem anderem auch nicht. In der Regel wird nur kritisiert, was irgendwie umbringt: Gewehr, Handgranate, Landmine und Kampfflugzeug. Dabei sind viele technische Dinge der westlichen wahre "Force Multplier" in solch einem primitiven (vom Wesen des Ausfechtens her) 3. Welt Konflikt. Funkgeräte, einfache Aufklärungsmittel und Ortungsgeräte können den Unterschied machen.


beistrich schrieb:
Russland kann den Chad beliefern -> egal. Von ihnen erwartet man es irgendwie
Jetzt bring mein Weltbild nicht aus den Fugen! :FFCry:
Mir wird hier im FF doch Russland immer als die moralische Instanz dieser Welt verkauft. Die können doch keine Waffen liefern ... oder etwa doch? Und wenn doch nur für den gerechten Kampf gegen den imperialistischen Klassenfeind?
 
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Jetzt bring mein Weltbild nicht aus den Fugen! :FFCry:
Mir wird hier im FF doch Russland immer als die moralische Instanz dieser Welt verkauft. Die können doch keine Waffen liefern ... oder etwa doch? Und wenn doch nur für den gerechten Kampf gegen den imperialistischen Klassenfeind?
Das täuscht nur. Beim Waffenverkauf liegen ja die beiden Großen ja fast gleichauf. http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/export/sipri2006.html

Das Problem mit der moralischen Instanz liegt wohl mehr am Image der beiden Präsidenten. Was kann Amerika dafür, dass es einen Präsidenten hat, dessen Arbeit z.B. von P. Scholl-Latour als "Strategischer Dilettantismus" bezeichnet wird ?
 
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Waffenverkäufe sind doch alle staatlich legitimiert (Kriegswaffen). Damit verfolgt jeder Staat indirekt gewisse Interessen. Die Amerikaner unterstützen damit ihre Interssen genau so wie alle anderen. Wenn die Kommunisten Waffen geliefert haben, galt das auch nur einem Zweck: Macht und Einflussnahme, oder? Aber es werden ja nicht nur Waffen, sondern auch Geld geliefert, sozusagen als Darlehen, um Waffen kaufen zu können. Dies kehrt in der Geschichte immer wieder oder? Man denke nur an das grosse Darlehen aus gb an Onkel A.H. aus dem deutschen Reich. Von nichts kommt nichts und jeder braucht seine Bezugsquellen so oder so, die wiederum (Bezugsquellen) eigene Interessen vertreten. Läuft dem Sponsor die Sache aus dem Ruder, hauen alle mal kräftig drauf und sagen böööööööse, böööööse mach das nie wieder. Eventuell nennen sie sich dann Schutztruppe (früher hies das Alliierte) oder schieben jemanden dafür vor z.b. Bundeswehr um die sache halbwegs zu steuern und als humanitäre Hilfe zu verkaufen.
Das mit Pilatus sehe ich entspannt, da diese Flugzeuge nicht als Kriegswaffe gelten. Was andere damit machen.................selbst ein Flugmodell könnte als Waffe dienen. Mann muß die Urasache solcher Konflikte suchen und bekämpfen, aber nicht mit Waffen, sondern mit dem Kopf. Dass das keiner will, zeigt ja die Geschichte, auch die neuzeitliche...............

"Wir brauchen keine Opposition, wir sind doch schon eine Demokratie.”[Gerhard Polt]
 
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Der Tschad hat mit einem PC-9 Trainingsflugzeug der Stanser Pilatus-Werke bewaffnete Kampfeinsätze geflogen. Damit hat er gegen die unterzeichnete Endverwendungserklärung verstossen, wie der Bundesrat am Freitag erklärte. .... Inzwischen lägen auch Hinweise vor, dass das Flugzeug regelmässig in Kampfhandlungen im Grenzgebiet zwischen Tschad und Sudan verwickelt war, heisst es in einer Medienmitteilung. ....
http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/bund_bestaetigt_kampfeinsatz_einer_pc-9_in_tschad_1.676274.html
 

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Die ersten Teile des öst. Hauptkontingent (50 Personen) sind im Chad angekommen(mit einer 737) und mit C-130, Il-76 und An-124* wurde Material und "Sandvipern" (Puch-G im Sand), Dingo 2 und Unimog 4000 antransportiert.

Bilder: http://www.bundesheer.at/ausle/eufor_tschad/galerie.php?id=1387


derweil hat Dänemark 60 soldaten für den Einsatz zugesichert: http://africa.reuters.com/country/TD/news/usnL29358549.html



* alleine dieser Anfang der Versorgungsflüge nur von Österreich lässt erahnen wieso EUFOR Chad/CRA schon im voraus wegen den schlechten logistischen Möglichkeiten(eg. kein Meer in der Nähe) als teuerster Einsatz der Eufor überhaupt gegolten hat
 

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EU vehicle strays into Sudan

Ein franz. Eufor Soldat wird vermisst.

Er war einer von 2 die mit ihren Land Rover Aufklärer waren. Sie haben sich 3km in den Sudan verirrt und wurden dort von einem Grenzposten beschossen. Der zweite Mann konnte sich verwundet zu Fuss zu eigenen Truppen retten.

Eine Rettungsaktion musste wegen sudanesische Beschuss erfolglos zurückziehen

edit: http://africa.reuters.com/country/TD/news/usnL05289294.html

Die Behörden vom Sudan melden sie haben einen Toten gefunden wo sie glauben dass er der Soldat ist. :(
 
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Etwa sechs Wochen nach den heftigen Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen in der tschadischen Hauptstadt N'Djamena bereiten Rebellen nach französischen Medieninformationen einen neuen Angriff vor. Derzeit hätten sich Rebellengruppen mit etwa 200 Geländefahrzeugen im Osten des zentralafrikanischen Landes gesammelt, berichtet die Zeitung "Le Monde" in ihrer Donnerstag-Ausgabe.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass die im Tschad stationierten französischen Truppen die Rebellen bei einem weiteren Angriff aus der Luft angreifen würden, heißt es unter Berufung auf Militärkreise. .....
Nach Ansicht französischer Militärs könnte EUFOR bei einem weiteren Rebellenangriff den Einsatz der französischen Kampfflugzeuge anfordern, die dann unter EU-Flagge im Einsatz wären. Die französischen Flugzeuge hatten die Rebellen auf ihrem Weg von der sudanesischen Grenze bis in die Hauptstadt verfolgt, sie aber zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Deswegen seien nun zusätzlich drei Drohnen, unbemannte Flugzeuge, in N'Djamena stationiert, auf die die EUFOR zurückgreifen könne, schreibt "Le Monde". ....
http://derstandard.at/?url=/?id=3262251
 

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Au ja... die EU wider mal im Luftkrieg... super. :rolleyes:
 
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Was verstehe ich daran wieder nicht? Ruanda - (?) da haben sich die Französischen Streitkräfte auch sehr gut auf der Seite der Massenmörder geschlagen. Wird das hier wieder etwas ähnliches?
 

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Was verstehe ich daran wieder nicht? Ruanda - (?) da haben sich die Französischen Streitkräfte auch sehr gut auf der Seite der Massenmörder geschlagen. Wird das hier wieder etwas ähnliches?
Im Chad geht es nicht um einen ethnischen Konflikt zwischen Bevölkerungschichten sondern einen "typischen" Bürgerkrieg um politische Macht. Die Rebellen kann man sozusagen als (einzige) Opposition im Chad ansehen.

Die UFDD wird vom ehemaligen Verteitigungsminister und Verbündeten Debys angeführt, die zweitwichtigste Rebellengruppe, RFC, von einem Neffen Debys und ebenfalls früheren Regierungsmitgliedes und Mitstreiters.
 

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EU Chad mission says no threat from rebels

Die Rebeln stellen bis jetzt keine Gefährdung für die Eufor-Truppen da sagt Nash, Oberbefehlshaber der Eufor Tschad/RCA

Sie haben sich nicht in irgendeiner Weise in der Arbeit der Eufor eingemischt und es gab bis jetzt nichteinmal einen Kontakt "in the context of operations".

Gleichzeitig verneint Nash ebenfalls Berichte der Derby-Regierung dass Rebellenkonvois aus den Sudan in Vorbereitung einer neuen Offensive gekommen sind.

Zu dem Zwischenfall wo eine Eufor-Aufklärungseinheit sich in den Sudan verfahren und dort beschossen wurde sagt er es war ein Fehler beim lesen der Karten. Seitdem halten Eufor-Soldaten auch einen Sicherheitsabstand von 5km zur Grenze.

Zurzeit sind 1800 Soldaten der Eufor aus 11 Ländern im Einsatzgebiet, am Ende sollen es 3700 sein.

zu Derby:

"Deby's regime is significantly weakened, so whether or not he will continue, that is a political issue and there's a question mark there," said EUFOR's deputy chief of operations in Chad and Central African Republic, Colonel Cornelius McNamara.
 
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Es kann ja nicht unbedingt das Ziel sein, dass man herzenswarme Demokratie im Tschad etabliert. Es geht wohl eher darum, einen Putsch und die damit einhergehende Anarchie zu verhindern. Ne schlechte und korrupte Regierung mit einer dubiosen Polizei-Truppe ist besser als gar keine Regierung oder Polizei. Siehe Somalia.

200 Geländewagen. Was für eine ehrfurchtgebietende Streitmacht, könnte man den nicht 10 Panzer liefern, die sie an die Ausgangsstraßen der Hauptstadt stellen, und der Spuk wäre vorbei?

Übrigens: nimmt man 20000 EUR pro Fahrzeug an, 8 Mann pro Fz und 1000 EUR pro Mann (Sold und Waffen), kann man den Tschad für deutlich unter 10 Millionen Euro erfolgreich militärisch übernehmen.

200 * (20k + 8*1k) = 0.2k * 28k = 5.6 k*k = 5.6M
 
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Schorsch schrieb:
Übrigens: nimmt man 20000 EUR pro Fahrzeug an, 8 Mann pro Fz und 1000 EUR pro Mann (Sold und Waffen), kann man den Tschad für deutlich unter 10 Millionen Euro erfolgreich militärisch übernehmen.
Da könntest du recht haben, Schorsch. Und diese Rechnung hat vor dir schon jemand aufgemacht. Nein, es war keine der Rebellengruppen. Die hatten nicht genug eigenes Geld, und gemeinsam die Dinare zusammenwerfen scheidet bei verfeindeten Gruppen auch aus.

Ich bin vor ein paar Tagen eher zufällig auf das ganze Schlamassel gestoßen, als ich diesen schönen Reisebericht über eine Safari durch das Tibesti-Gebiet gelesen habe. Gleich die erhellendste Passage anbei:
tlc-exped.net schrieb:
„Wir kommen an Wadi Doum vorbei, dem gigantischen Militärkomplex der Libyer, der von tschadischen Kämpfern einer libyschen Übermacht entrissen wurde. Hunderte von Toyota LandCruiser Pick-ups wurden für diese Operation den Tschadern gratis zur Verfügung gestellt, finanziert von der CIA. Dies alles erfahren wir von T[...], der als Hauptmann an den Kämpfen teilgenommen hatte. Die Piste führt mitten durch das Militärgelände, rechts und links des Pistenrandes, geschützt durch Stacheldrahtverhau, gut sichtbar Minenfelder. Überall Militärschrott jeglicher Art.“
Zur Vorgeschichte des Tschadkonfliktes gibt zum Beispiel dieses interessante Stichwort: ‚Toyota War

Zur Schuldfrage der bewaffneten Pilatusflugzeuge im Tschad:

Den Tschadern eine PC-7 oder PC-9 zu verkaufen und ihnen in den Vertrag zu schreiben, sie nur als (militärische???) Schulmaschine zu verwenden, ist jedenfalls so, als würde man einem Hund eine Wurst schenken – mit der Auflage, sie nur anzusehen oder höchstens mal daran zu schnuppern, sie aber keinesfalls zu fressen!

Es sind in der Tat nicht Flugzeuge, die töten, sondern Menschen. Die Schweizer und die Pilatus-Werke trifft m. E. keine Schuld. Wer stellt schon Flugzeuge her, die sich nicht bewaffnen ließen, wenn es fester Wille des Betreibers ist?

Und wer sich jetzt an der einen bewaffneten PC-7 im Tschad festbeißen möchte, dem sei zur Be(un)ruhigung gesagt: Pilatus bietet nicht nur eine delikate Version ihrer zivilen PC-12 auf dem Markt an, die PC-12/45 'Spectre', sondern es fliegen bereits sechs ähnliche Maschinen bei der USAF (dort als U-28A für das Special Operations Command) ganz speziell ausgerüstet für heiße Einsätze an den Krisenherden der Welt. Allerdings ohne auffälliges Pilatus-Firmenlogo oder irgendwelche Hoheitsabzeichen, dafür im dunkelgrauen Rundumanstrich, so dass sie des Nachts grau sind, wie alle Katzen...

Das Verhältnis Moral/Markt bei den Exporten sehe ich ganz genauso, beistrich. Haste schön erklärt! :TOP:

Graf Zahl, du meckerst so schön: Dann mach doch mal einen klugen Vorschlag, wie man solche Waffenexporte wirksam verhindern kann!
 
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Mein Senf zu den Ursachen des Konflikts:

Butschki hat es auf den Punkt gebracht, und es ist eine Tatsache, die man eigentlich gar nicht diskutieren muss:
Butschki schrieb:
Das liegt wohl (meines Erachtens) an der Vorgeschichte. Ich kann einfach keine Grenzen mit dem Lineal ziehen, wie es damals die Kolonialmächte gemacht haben. Wie sollen sich denn mehrere Dutzend Völker in einem Land auch einig werden. Das ist (fast) unmöglich.
Diese Erkenntnis zeigt sich im Tschad ebenso offensichtlich wie im Sudan, kürzlich in Ruanda, im Kongo, seinerzeit in Nigeria(/Biafra) und nicht zuletzt in Somalia. Die traditionellen, kleingliedrigen Herrschaftsstrukturen in diesen Ländern und ihr schwacher infrastruktureller und politischer Entwicklungsstand ermöglichen es lokalen und regionalen Machthabern nicht, ein Herrschaftsgebiet von der Größe der Staaten, die die ehemaligen Kolonialmächte zurechtgeschnitten haben, tatsächlich zu beherrschen. Daher darf es nicht verwundern, wenn stabile, benachbarte Staatsapparate wie Libyen die innere Schwäche und Zerrissenheit eines Nachbarlandes wie den Tschad zur Wahrung eigener Interessen ausnutzen und eine eigenständige staatliche Stabilität ansonsten nur durch ausländische Interventionskräfte (wie z. B. Frankreich im Tschad) aufrecht erhalten werden kann.

Zur Intervention ausländischer und internationaler Streitkräfte:


Wenn man also nicht bis in alle Ewigkeit in solchen Ländern regulierend eingreifen will, sollte man nicht erwarten, dass sie als ein in die Unabhängigkeit entlassener Kolonialstaat genauso weiterticken wie zuvor, sondern dass sie sich nach den tatsächlichen sozialen, politischen und ethnischen Verhältnissen neu gliedern. Die meisten afrikanischen Stämme kennen aus ihrer Geschichte und Tradition gar keinen anderen Weg als den des Krieges, nicht einmal von ihren Vorbildern, den britischen bzw. französischen Kolonialherren. Die haben sich ihre Vormachtstellung damals ganz genauso blutig erkämpft.

Mischt man sich nun ein, so unterstützt man entweder ein nach modernen westlichen Maßstäben korruptes und mehr oder minder dikatorisches herrschendes Regime, oder man unterstützt die Opposition (sog. „Rebellen“ oder „Aufständische“) und entfacht im zweiteren Fall mit ziemlicher Sicherheit einen (Bürger-)Krieg.

Graf Zahl schrieb:
Eingemischt hat man sich jetzt zwar irgendwie nicht ... aber trotzdem liegen da jetzt 100 tote Zivilisten im Dreck und die Hände sind schmutzig geworden ...
Die Franzosen sind im Tschad, um die Situation zu stabilisieren. Ihre abwartende, teils zögerliche Haltung dient der beabsichtigten Deeskalation. Sie sind sich der Bedeutung ihrer Anwesenheit bewusst, und mit ihrem Zögern resp. Zuschlagen beeinflussen sie das Schicksal von Millionen (!) Einwohnern. Es geht um die Bewohner des ganzen Landes, also um weit mehr als 100 Zivilisten. Das sollte man bei seiner Beurteilung nicht aus dem Auge verlieren.

Graf Zahl hat richtigerweise festgestellt, dass in einem Krieg niemand neutral ist. Nicht mal Mutter Theresa wäre das. Das sollten auch die Österreicher wissen. Man kann sich noch so ehrenhaft verhalten und für den neutralsten Menschen der Welt halten: für die eine oder andere Kriegspartei ist man womöglich ein arges Hindernis. Das vergisst man abseits der Krisenherde oftmals zu bedenken. Daher ist die Warnung, dass man österreichische Truppen mit den Franzosen verwechseln könnte, kein Ausdruck von völliger Farbenblindheit einiger Rebellen, sondern eine dezente Warnung, dass man ihren Interessen im Wege steht.

Sich aber als Europäer oder Weltgemeinschaft ganz aus der Sahelzone Afrikas zurück zu ziehen, würde ein Hauen und Stechen auslösen, bei dem – vom Sudan und Tschad ausgehend – sicherlich die Gefahr einer Ausbreitung auf andere nord-, west- und zentralafrikanische Staaten bestünde, und man am Ende in weiten Teilen Afrikas somalische Verhältnisse hätte. Gegenüber einem solchen Szenario sind die begrenzten Militäreinsätze in bestimmten Krisengegenden vermutlich das kleinere Übel, sowohl für die Industrienationen als auch für die Menschheit allgemein.

Zu sonstigen ‚Gassenhauern’ aus „Die Presse“:

Wem die Interventionstruppen nützen bzw. schaden - das ist vor Ort die zentrale Frage und nicht die Beinlänge der Uniformhose. Die ist so elementar wie die Frage, ob man im Tschad mit Messer und Gabel isst oder ob man als Offizier in einer tadellos gebügelten Uniform zu sterben hat.
 
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..Es geht wohl eher darum, einen Putsch und die damit einhergehende Anarchie zu verhindern. ...
Die Eufor-Mission ist nicht zum einmischen in den Kämpfen zwischen Derby und "den Rebellen"(sorry jetzt muss ich verallgemeinern auch wenn man es sich damit zu leicht macht) da und wie sich der letzte Angriff gezeigt hält sie sich dran. Ihre Aufgabe ist der Schutz von NGOs und Flüchtlingen im Osten des Landes, solange die Rebellen sich nicht da einmischen, keine Soldaten und Gerät angreifen oder auch nicht andere Dinge unter dem Eufor-Schutz angreifen (zb: wie während der letzten Offensive westliche Hotels) gibt es keine Zusammenstöße zwischen Eufor und Rebellen.

Das wissen auch die Rebellen und sie schrecken, wie vor ein paar Wochen in der hauptstadt und anscheind auch jetzt in "ihrem" gebiet, davor zurück die Eufor Truppen ,oder auch die anwesenden franz. Militärs, direkt anzugreifen.
Das heißt nicht das die Eufor für die Rebellen "sch****egal ist", im Gegenteil sie sind die Verlierer dieses Einsatzes. Wieso? Aus zwei Punkten:

- Das Einsatzgebiet, wo die Flüchtlingslager sind, ist neben Teilen von ZAR der Osten vom Chad. DAS Gebiet der Rebellen und auch ihr Durchzugsgebiet wenn sie aus dem Sudan heraus im Chad irgendwas angreifen wollen

- Wenn jetzt die Eufor im Osten und ZAR für Stabilität sorgt könnte Derby die Sitaution ausnutzen um die Reste seiner Armee und Polizei die dort stationiert sind, und streng genommen diese Aufgabe hatten aber nicht schaften, ausnutzen um sie gegen die Rebellen einzusetzen

Der Versuch vor ein paar Wochen Derby zu stürzen war nicht von ungefähr an dem Zeitpunkt. Man wollte die Eufor-Mission noch im letzten Moment verhindern bzw. vor vollendeten Tatsachen stellen ohne sie direkt anzugreifen.

Was für eine ehrfurchtgebietende Streitmacht, könnte man den nicht 10 Panzer liefern, die sie an die Ausgangsstraßen der Hauptstadt stellen, und der Spuk wäre vorbei?
nee. Gerade in der Stadt verlieren Panzer einen guten Teil ihrer Vorteile und am Land (große Entfernungen) gehen sie eher ein. Die Armee des Chad hat Panzer (T-55 und T-62?) und sie auch eingesetzt aber sie sind kein Allheilmittel und die Kosten-Nutzen-Rechnung, die ja du immer liebst :D , ist bei biligen Kämpfern, ein paar Aks und RPGs auf einem Toyota(er fährt und fährt und fährt..) besser

Den Begriff "Toyota War" hab ich erhrlich gesagt heute das erste mal gehört aber ich glaube er ist eine gute Bezeichung nicht für die Kämpfe im Chad sondern überall auf der Welt wo Konfliktparteien wenig Geld, viele handfeuerwaffen, billige Kämpfer und große Entfernungen über schlechtes Gelände bei gleichzeitig wenig techn. Support haben



...

Zur Intervention ausländischer und internationaler Streitkräfte:

...
Sehr gutes Kommentar :TOP: (und endlich mal was zum lesen :FFTeufel: )

Ich traue mir in dem Zusammenhang mal UN-Friedenseinsätze in zwei Sorten einzuteilen:

- die die schnellstmöglich die Folgen von Konflikten eindämmen/mildern sollen

- die die eine endgültige Lösung bringen


Die Eufor Chad/RCA ist endeutig und ohne Zweifel ersteres. Man kann man machen was man will, man kann alles so gut machen wie man will, dieser Einsatz alleine ändert nur kurzfristig etwas.
Ein endgültige Lösung kann nur mit dem Ende des Darfur-Konfliktes und der Stabilasierung des Chad (und wenn man noch träumen darf: von ZAR auch) erreicht werden.

Etwas was die Pläne der Uno erreichen sollen aber wenn nicht, und auch sonst Aktionen sprichwörtlich im Sand verlaufen, dann ist alles (europäische) Geld, der ganze Aufwand und vieleicht das (europäische) Blut das fließen wird für die Katz.
 

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Verteidigungsminister Norbert Darabos strebt eine Verlängerung des Einsatzes des Bundesheeres im Tschad an. Der Minister könne sich eine Verlängerung bis März 2009 vorstellen, berichtete die Parlamentskorrespondenz nach dem Verteidigungsausschuss des Nationalrats. Er sei in dieser Frage in Gesprächen mit Außenministerin Ursula Plassnik, sagte Darabos. Das Mandat für den Einsatz des Bundesheeres im Tschad läuft mit 30. Juni aus.

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3858&Alias=wzo&cob=337304
 
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