Alle Details.
Hier noch einmal ganz detailiert was damals passiert ist. :
hier ein paar Details zum Unfall der CA+102 ( Serial Nr. 5035 ). Die Maschine startete am 16.01.1968 in Koeln/Bonn zu einem Überführungsflug ( Ferry ) nach Lemwerder. Der VFW-Werksflugplatz war damals nur nach Sicht - unter VFR ( Visual Flight Rules ) - anfliegbar da er keine Instumenten-Landesysteme hatte. Das Flugzeug flog bis zur Bremen VOR(Funkfeuer) nach IFR (Instrument Flight Rules ), das heißt nach zugewiesenen Höhen und Richtungen. Über der Bremen VOR wurde der Flugplan geschlossen und die Freigabe zu einem Sichtanflug nach Lemwerder erteilt.
Kurz zuvor hatte der Tower dem Schulflugzeug der LH-Flugschule ( Fluglehrer LH, Flugschüler Bw-Pilotenschüler) , einer Piaggio P.149 D die Startfreigabe für einen Ausbildungsflug nach VFR erteilt. Der Flug sollte für den Flugschüler ein simulierter Instrumentenflug sein, er trug deshalb eine sog. Hood, eine Sichtbehinderungs-einrichtung in Form einer besonderen Brille, die nur den Blick auf die Instrumente erlaubt. Da der Flug jedoch nach VFR erfolgte oblag dem Fluglehrer die Luftraumüberwachung, die er aber offenbar nicht ausreichend wahrnahm. Im Steigflug stieß die Piaggio von unten gegen die Jetstar die Rümpfe der beiden Maschinen waren dabei etwas seitlich versetzt, so daß das Triebwerk der Pi den Rumpf der Jetstar knapp verfehlte; der Prop schug noch in den Rumpf ein.
Aus dem Cockpit der Jetstar ist die Sicht nach vorne/unten sehr begrenzt, die Piaggio kam nicht ins Sichtfeld der Jetstar-Crew. Die Jetstar hingegen wäre aus dem Cockpit der Piaggio leicht zu sehen gewesen.
Genau genommen flog auch die Jetstar zu diesem Zeitpunkt unter Sichtflug-bedingungen.
Der Fluglotse der Bereichskontrolle, den den IFR Flugbetrieb überwacht, gab dem Towercontroller keine Trafic-Informationen über den ihm bekannten Flugweg der Jetstar, somit gab dieser der Pi die Startfreigabe ohne Information über möglichen conflicting traffic. Grundsätzlich sind alle Teilnehmer am Sichtflugbetrieb für sich selbst verantwortlich ( fliegen nach Sicht ), allerdings müssen alle Flugbewegungen innerhalb der Flughafen-Kontrollzone angemeldet und vom Bereichtslotsen und Tower koordiniert werden. Das Fehlen dieser Absprache wurde als Ursache des Flugunfalles festgelegt.
Die beiden Piaggio-Insassen hatten keine Chanche, die Jetstar war zwar schwer beschädigt ( Hydraulikausfall der Fahrwerksanlage, Beschädigung der Ruderanlage unter dem Cockpit so daß nur noch extremer Ausschlag des Steuerhornes die Ruder zu bewegen vermochte und der Ausfall eines Triebwerkes) konnte aber noch aus dem Sichtanflug ohne Funkkontakt in Lemwerder entgegen der vorgesehenen Lande-richtung neben der Betonpiste "gelandet" werden. Die Triebwerkskontrolle aller Triebwerke über die Leistungshebel war ausgefallen mit der Folge, daß sich nach der Bauchlandung neben der Runway die Triebwerke nicht abstellen ließen. Da die Besatzung mit dem Aufsetzen auch sofort die Stromversorgung abstellte, waren die Triebwerke auch nicht mehr mit dem Firehandle ( elektrisch über Brandhähne ) abzustellen. Die Feuerwehr könnte einen Entstehungsbrand sofort löschen ( die Aux-Tanks mit geringem Restkraftstoff waren unten aufgerissen ) und hat dann solange Löschschaum in die Triebwerke geschossen bis diese ausgingen. Kleine Story dabei: Als man glaubte die Triebwerke seien aus und man die Schaumkanone stoppte, fuhr ein Triebwerk wieder hoch. Die Tiebwerke wurden überholt und an die neue Jetstar 11+02 (S/N 5121) angebaut. Das neue Flugzeug war eine -8 aus laufender Produktion ( modernere Systeme und vor allen stärkere Triebwerke, eben die PW-JT12A-8A ), aus Gründen der Flottengleichheit und der Ersatzteilversorgung wurden im Werk die -6A Triebwerke angebaut.
Dieses Flugzeug wurde nach Ägypten verkauft und dort als Teil einer kleinen Executiv-Gesellschaft geflogen. Soviel ich weiß gibt es diese Gesellschaft inzwischen nicht mehr und dem Flugzeug geht es wohl so wie den Pyramiden, steht irgendwo rum und zerfällt.