Bundeswehr im kalten Krieg

Diskutiere Bundeswehr im kalten Krieg im Bundeswehr Forum im Bereich Einsatz bei; Nochmal zu den Pershings.... Guten Tag FF-Genossen. Nochmal zu den Pershing 1A in Kempten. Die Stellung hiess "Ochsenhof" und war eine sog...
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Nochmal zu den Pershings....

Guten Tag FF-Genossen.

Nochmal zu den Pershing 1A in Kempten. Die Stellung hiess "Ochsenhof" und war eine sog. QRA, also Quick Reaction Alert Stellung (Hab dort meinen Wehrdienst abgeleistet). Offiziell waren die Pershings innerhalb von 12 Minuten fertig zum Abschuss.
Da ich aber das Vergnuegen hatte mehreremale im "Redskin" (Deckname fuer die Gefechtsvermittlung) zu
arbeiten erfuhr ich beim zufaelligen "Zuhoeren" eines Gespraechs folgendes: Nach einem "Ace Check", also Gefechtsalarm - die Raketen wurden gelevelt und gecounted (waren also Schussbereit) - bekam der Flugkoerper-Trupp von einem der Abschuss Pads einen Anschiss (Pardon fuer den Ausdruck), da die Rakete erst in 11 Minuten fertig war anstatt der erwarteten 8(!) Minuten.
Soviel also zur tatsaechlichen Schnelligkeit ...
Sollte es von Interesse sein, kann ich gerne ein paar Fotos
von der damaligen, aktiven Zeit beisteuern.

So long aus Athen :TD:
 

Dr. Seltsam

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Offiziell waren die Pershings innerhalb von 12 Minuten fertig zum Abschuss....
...- bekam der Flugkoerper-Trupp von einem der Abschuss Pads einen Anschiss (Pardon fuer den Ausdruck), da die Rakete erst in 11 Minuten fertig war anstatt der erwarteten 8(!) Minuten.
Soviel also zur tatsaechlichen Schnelligkeit ...
Die Zeiten sind alle relativ. Bei den Hawk Batallionen/Geschwadern war zu Friedenszeiten immer eine der vier Batterien/Staffeln in der Friedensstellung im sogenannten "20 Minuten Status", musste also in 20 Minuten schussbereit sein. Das schafften die Kampfbesatzungen auch immer unter 15 Minuten, selten jedoch unter 10. Betrachtet man die im nordöstlichen Oberbayern stationierten Einheiten, dann benötigte ein potenzieller Feind in Form eines strahlgetriebenen Jagdbombers, der aus der damaligen CSSR anflog etwa 8 Minuten, um über deren Stellung zu sein und das Licht auszumachen. Das ganze unter Beachtung der Zeitabläufe in der Meldekette CRC (Conrol and Reporting Center) als Ersterfasser und Einstufung der Feindseligkeit -> BOC (Batallion Operation Center) als Kommandostelle des HAWK Batallions/Geschwaders -> Einsatzbatterie/staffel. Das CRC konnte über das Radar am Großen Arber den Flugweg praktisch ab dem Start in der CSSR verfolgen. Trotzdem hätte es im Friedensfall nie gereicht zeitgerecht in die Gänge zu kommen, auch wenn ein Massenstart beobachtet worden wäre.
 
Eugenia

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PHOTOS QRA-STELLUNG KEMPTEN

Hallo Leute,

hier nun das 1. Foto (von 5) der QRA-Pershing Stellung bei Kempten. Die Qualitaet ist lausig, gibt jedoch einen kleinen Eindruck von damals wieder.
Hier im Vordergrund das Wachlokal, dahinter die Auffahrten zum Alpha, Bravo und Charlie Pad. Jedes Pad hatte 3 mobile Launcher, also mobile Abschussrampen.
Hoffe man kann etwas erkennen...
 
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Eugenia

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Foto 2:

Unterkunftsgebaeude - vorderes Gebaeude die Unterkunft der Amerikaner. Dahinter unseres.
 
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Foto 3:

Der Technische Bereich: im Vordergrund der 1017'er MAN
mit meinem Tropo drauf. Ein wenig links die Aufbewarungsbehälter der einzelnen Stufen und Computer der Pershing. Im Hintergrund die Mannschaftsquartiere und
unser damaliger Fuhrpark...
 
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Eugenia

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4. Foto:

Das Charlie-Pad mit einer der Pershings auf ihrem Launcher. Aufgenommen vom Wachturm...
 
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Eugenia

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Foto 5:

Turm 4 von Turm 5 aus. Schön zu sehen der Sperrbereich in dem auch fleißig Hundestreifen unterwegs waren...
 
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Tiger53

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Mal ein Versuch die gängigen Angriffsverfahren von Jagdbombern darzustellen.
Ich hoffe man erkennt was.
 
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michael132

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EDJA
Foto 5:

Turm 4 von Turm 5 aus. Schön zu sehen der Sperrbereich in dem auch fleißig Hundestreifen unterwegs waren...
Wooohaaa! :HOT Danke für die Bilder.

Eine Frage: 3 Pads mit jeweils 3 Launcher macht 9. Wo standen die normalerweise? In dieser großen Halle, die nebendran steht? Und gab es auch Ersatzraketen? Oder war nach 9 Schuss der Ofen aus? Wenns welche gab, wo waren die gelagert?
 
Schorsch

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Alien
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So weit, so schön. Um dies einigermaßen erfolgreich zu machen, gibt es zwei Möglichkeiten:

M1:
Einsatz eines präzisen Navigationssystem inkl. exakt bekannter Zieldaten zur Berechnung des Abwurfpunktes unter Einbeziehung von Eigengeschwindigkeit und Höhe, am Besten mit rudimentärer Windkorrektur. Alternativ Entfernungsmesser (speziell bei nicht genau bekannten Ziel).

M2:
Atombombe.


Welche Möglichkeit schwebt den Autoren jener Zeichnungen vor?
 
bjs

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Ich habe die entsprechenden PAssagen selbst noch nicht ernsthaft gelesen (Das Buch stammt von einem Tapeziertischhndler vor der Mensa), aber ich habe auch mal die Berechnungsvorschriften eingescannt: (leider habe ich kein OCR-Programm, aber sowas würde die Formeln eh eher unleserlich machen)
 
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El Ringo

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So weit, so schön. Um dies einigermaßen erfolgreich zu machen, gibt es zwei Möglichkeiten:

M1:
Einsatz eines präzisen Navigationssystem inkl. exakt bekannter Zieldaten zur Berechnung des Abwurfpunktes unter Einbeziehung von Eigengeschwindigkeit und Höhe, am Besten mit rudimentärer Windkorrektur. Alternativ Entfernungsmesser (speziell bei nicht genau bekannten Ziel).

M2:
Atombombe.


Welche Möglichkeit schwebt den Autoren jener Zeichnungen vor?


M3 (in Verbindung mit M2): Wenn Du das Atomei untergehängt hast, hat dein Fighter dafür auch'n ganz bestimmtes Target. Anflugrichtung liegt fest, Fixpunkt in der Gegend als Hochziehpunkt wird vordefiniert - naja, und dann muß einer rechnen.

Dualtimer wird entsprechend voreingestellt und ab gehts, der Kutscher kennt den Weg. Den Fixpunkt fliegt er mit vorgegebener Höhe und KCAS an, drückt den Dualtimer und zieht mit vorgegebener Climb rate / Anstellwinkel hoch. Der Dualtimer wird wohl mit dem Releasebutton in Reihe sein, was braucht die Kiste sonst zwei Steckverbindungen? Also schön sauber hochziehen, Knöpsken gedrückt halten, der Dualtimer macht den Rest. Wenn das Ei ab ist, merkt man das deutlich und jetzt kommt der spannende Teil der mission: turn, Stachel rein, duck und wech, die zweite Skala auf dem Dualtimer läuft jetzt nämlich ab und zeigt mir an, wann's denn jetzt hinter mit hell und laut wird - und dann sollte ich schon 7 Horizonte weiter weg sein, das war nämlich Sinn von't Janze, Zeitgewinn zum Abhauen zu kriegen, bevor die Götterdämmerung einsetzt. Ansonsten hätte ich mir nämlich auch gleich OKHA auf die Mühle pinseln, das Sonnenbanner um die Stirn legen, Tenno hikha BANZAI! rufen und das Ei persönlich ins Ziel bringen können - einen großen Unterschied in der Lebenserwartung im Vergleich zum direkten Abwurf im Geradeausflug hätte es nämlich nicht gegeben!

So long
 
bjs

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In der Flugzeug Klassik zum B-47-Bomber stand auch drin, dass dieser Bomber eben diesen "Schleuderwurf" fliegen sollte. Der Effekt des Abwurfs während des Hochziehens wäre ja, dass man quasi schon in Gegenrichtung wieder wegfliegt, während die Bombe noch ihrer ballistischen Flugbahn folgt. Das bringt dann aus dem Tiefflug den größtmöglichen abstand zwischen Flugzeug und Detonation.

Allerdings war das eine zu große Belastung für die B-47 Flugzeuge, die Tragflächenwurzeln zeigten wohl Risse.
 
Eugenia

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Wooohaaa! :HOT Danke für die Bilder.

Eine Frage: 3 Pads mit jeweils 3 Launcher macht 9. Wo standen die normalerweise? In dieser großen Halle, die nebendran steht? Und gab es auch Ersatzraketen? Oder war nach 9 Schuss der Ofen aus? Wenns welche gab, wo waren die gelagert?
Mehr als 9 Pershings gab es in der Regel nicht (ausgenommen der "Ersatzstufen" welche im technischen Bereich lagerten. Das Triebwerkslager (die Triebwerke gehoerten den Deutschen) waren in Dornstetten unweit von Landsberg am Lech gebunkert. Die Warheads (welche den Amerikanern gehoerten) wurden auch in der Naehe von Landsberg gelagert - wo genau entzieht sich meiner Kenntniss.

Gruesse,

Eugenia
 

Bowser

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Neue Frage:
Es kennen sicher einige "Im Sturm" von Tom Clancy. Haltet ihr den dort geschilderten Kriegsverlauf, zumindest im Bezug auf das Kamfpgebiet Westeuropa für einigermaßen realistisch?

Oder hätte sich die NATO nach einem sowjetischen Angriff sofort hinter den Rhein zurückgezogen und dort für den Gegenangriff bereitgemacht?

War in irgendeinem NATO-Plan ein Präventivschlag vorgesehen, sollten der WP wirklich mobil machen und massiv Truppen an die innerdeutsche Grenze verlegen?
Also der Sohn von unseren Nachbarn war General bei der NVA, er meinte mal nach der Wende, man hätte in der DDR und im Ostblock kaum vorgehabt im Westen einzumarschieren.
Wenn es natürlich losgegangen wäre hätten die russen vorgehabt nach 2 Wochen am Rhein zu stehen.
Er meinte, als er dann bei der Bundeswehr war, die Russen hätten wohl höchstens eine gebraucht.
Man hatte ja im Osten richtig Angst vor dem modernen und kampfbereiten westen, was sich in vielen belangen dann als völlig überzogen herausstellte.
 
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