@ Taylor Durbon:
Dass die Hülsen der MiG mit 500 m/s ausgestoßen werden, kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre Überschall und dürfte eher der Mündungsgeschwindigkeit der Geschosse entsprechen. Und die Hülsen werden doch querab zur Schuss-/Flugrichtung ausgestoßen!?
@ FastEagle107 & Praetorian:
Die Munition der Vulcan-Kanone von rund 640 Patronen incl. der Verbindungsglieder wiegt ca. 135 kg, die übrige Vulcan-Kanone ca. 245 kg. Beim Einbehalt der leeren Hülsen an Bord (ca. 70 kg) macht die verschossene Munition demnach einen Gewichtsverluste von ca. 65 kg aus, der in allen Flugzuständen problemlos trimmbar sein dürfte.
Die F-4E/F ganz ohne Kanone (also minus 380 kg) zu fliegen, davon wird nach Handbuch abgeraten, da insbesondere die Rotation beim Startvorgang (ohne einen Ersatzballast für das Gewicht der Kanone) als ‚abrupt’ beschrieben wird. Vielleicht haben wir hier einen Phantompiloten mit Erfahrung...
Dass die Luftwaffe verbietet, die F-4F ohne Bordmunition in den (engen) Luftkampf zu schicken, kann ich absolut nachvollziehen. Aber nicht wegen Trimmungsproblemen, sondern, weil man mit leerem Colt kein Duell gewinnen kann.
Was die Trimmung angeht, so muss die F-4 während eines Fluges mit wesentlich höheren Gewichtsveränderungen über die Hälfte ihrer Rumpflänge (d. h. zwischen ihren sieben rumpftinternen Treibstofftanks) klar kommen. Die Spritentnahme aus den Tanks muss wie bei eigentlich allen größeren Flugzeugen trimmungsneutral gesteuert werden. Das geht heuer sicherlich automatisch, und mit manueller Korrekturmöglichkeit. Dem sukzessiven Gewichtsverlust beim Schießen kann man doch durch entsprechendes ‚Abschlürfen’ des hinteren Rumpftanks entgegen wirken. Das Leergewicht der Bordkanonen wird bei der Schwerpunktberechnung ja ohnehin konstrukteursseitig einkalkuliert.
Das Sammeln der Hülsen hat also vorwiegend den Zweck, Beschädigungen zu vermeiden. Bei der Entwicklung der Hawker Hunter hat man z. B. diese externen Auffangbehälter (sog. „Sabrinas“) entwickelt, weil die Hülsen in die Einläufe gesogen wurden und für ordentlich „Blähungen“ im Triebwerk gesorgt haben. Aber schon die Kanonenabgase allein haben bei bei der Hunter den Triebwerksluftstrom gestört und den Konstukteuren Kopfzerbrechen bei der Kanonenentlüftung bereitet.
Die F-4E/F hat damit aber keine Probleme. Ihre Feuerstöße sind m. W. auf 3 sec begrenzt, dazwischen liegt 1 sec Pause zur Abkühlung. Derweil wird die Abluft im gesamten Kanonengehäuse von einem verschließbaren Lufteinlauf (oben in der Rumpfnase) aus aufgesogen und nach unten abgeleitet.
Durch hohe Reibung und Hitze werden die Hülsen (nicht nur) der Vulcan-Munition unweigerlich verformt, so dass eine Wiederverwendung ein viel zu hohes Risiko von Ladehemmungen mit sich brächte - falls so ein Recyling überhaupt wirtschaftlich wäre...
Von recycelter Munition habe ich (als Ex-Zivi) übrigens noch nix gehört. Also ab in die Vitrine mit den hübschen Souvenirs! ;)
@ Dr. Seltsam:
Ich weiß zwar nicht, wie sicher dieses System ist, aber ich würde solche Blindgänger lieber nicht an Bord sammeln, sondern über einen eigenen Auswurfschacht (zum Schrecken der Erdbevölkerung) vom Flugzeug abwerfen. Erschiene mir als das kleinere Übel gegenüber einem Kampfjet, der von einem Spätzünder womöglich noch vor Missionsende selbst zum ‚Fallobst’ gemacht wird.
@ ESPEZ et al
Anbei ein Beispiel für eine gut gefettete Kanonenmündung. Das gesamte Paneel ist dick mit kupferfarbener Schmiere eingekleistert. Die Kanonen der F-8E Crusader der VMF(AW)-235 wurden in Vietnam durch ständige Luft-Boden-Einsätze ziemlich in Anspruch genommen. [Foto von
www.vmf235.com, aufgenommen in Da Nang/Südvietnam ca. 1966/67]