Bei Betrachtung der neuen Identität von Finnair und trotz der Presseerklärung wird mir weiterhin nicht klar, warum eine Änderung umgesetzt wurde. Die Umsetzung ist relativ teuer, der Effekt ist austauschbar und nicht finnisch. Das Schema passt sich nicht allen Flugzeugformen an und ist sehr unpraktisch aufgrund der Billboard-Titel. Die Schriftart ist hart, das fliegende F nur noch ein verkrampftes Überbleibsel vergangener Zeiten und trotz Wiederholung auf Treibwerksverkleidungen überwiegt weiss. Der gewählte dunkelblaue Farbton hat ebenfalls sehr wenig mit finnischem Blau zu tun.
Nach nur knapp über zehn Jahren verändern somit Finnair ihren Auftritt. Ganze zehn Jahre Imagepflege in den Papierkorb geworfen. Dabei war der Wechsel Mitte 2000 schon ein dramatischer Schritt, weg von Traditionen, hin zu einer moderneren Version. Finnisch ist die Entwicklung aber keineswegs, es siegt die Uniformität. Ein Unternehmen, welches in solchen Zeitabständen ihre Identität anpasst, ist meiner Meinung nach nicht an zeitliche Anpassung interessiert, sondern leidet eher unter einer Identitätskrise.
Obwohl Meinungen im Internet keineswegs zu stark beachtet werden sollten, so war die Reaktion der (zuerst als Interimsversion) beurteilten A340 in internationalen Foren verheerend. Hier hätten Finnair moderne Kommunikationsmittel tatsächlich nutzen können und es gebührt eigentlich einer Finnair nicht, dass eine neu eingekleidete A340 vor dem offiziellen Termin gezeigt wird und dieses Schema mehrheitlich auf wenig Lob stieß und recht oft als Zwischenversion bezeichnet wurde. Hier hätten bei den verantwortlichen Personen die Alarmglocken schrillen müssen.
Finnair waren über viele Jahre eine relativ kleine Fluggesellschaft, die sich aber international in Fachkreisen einen guten Ruf hinsichtlich ihrer technischen Unabhängigkeit aufgrund ihrer europäischen Randlage, sehr zuverlässigem Flugbetrieb (extreme winterliche Winterbedingungen sind zumeist kein Hindernis für Skandinavien und Finnland) erflogen hat und es wächst bei mir der Eindruck, dass sich Finnair über eine sehr lange Zeit primär auf ihr Produkt konzentrierten und dieses Produkt schärften und nicht fundamentale Änderungen umsetzten. So war bis Mitte 2000 das finnische Kreuz Standard auf ihren Flugzeugen, mit perfekt gewähltem Farbton, kabinenseitig ebenfalls abgestimmt und auch hier von Landor entwickelt. Die Botschaften kamen an, nachdem man Mitte der 1980er die visuelle Wirkung des damaligen Anstrichs auf die Kabine übertrug. Das Image war fest verankert und Finnair konzentrierten sich auf das eigentliche harsche Geschäft. Die Identifikation mit Finnland mit Schnee und Seen wurde damals umgesetzt. Der aktuelle Auftritt kann auch für eine neue Seife sein oder Kühlschränke.
Ein gefestigtes Schema sollte meiner Meinung nach möglichst nicht oder nur minimal verändert werden. Lufthansa wird durch die aktuelle Entwicklung bei Finnair für mich abermals das beste Beispiel in Europa sein, wie man eine Marke pflegt: durch strikte Beibehaltung ganz bestimmter Elemente und keinen großen Änderungen. Viele andere Fluggesellschaften mögen noch so oft ihr Schema ändern, eine Flugzeug der Lufthansa erkennt man immer. Lufthansa können sich aufgrund dieser Haltung auf wesentliche Dinge konzentrieren und dabei ihr Image immer wieder einwirken lassen. Selbst wenn es vielen Menschen zu öde ist, die 300ste Boeing 737-300 von LH gesehen zu haben: eine 737-300 von Lufthansa wird auf ihre Weise immer zwischen den ganzen hippen, ultramodernen liveries hervorstechen – als optimal gepflegte Marke. Es existieren nur relativ wenige Marken, die eine ähnlich starke Wirkung haben und diese haben eins gemeinsam: sie wurden insgesamt fast unverändert belassen.
Gruss