Luftnahunterstützung

Diskutiere Luftnahunterstützung im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; N'Abend, ich habe eine Frage bezüglich der Einsatztaktiken der Deutschen Luftwaffe. Es wird sehr oft geschrieben, dass die schnellen Vorstöße...
Schorsch

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N'Abend,

ich habe eine Frage bezüglich der Einsatztaktiken der Deutschen Luftwaffe. Es wird sehr oft geschrieben, dass die schnellen Vorstöße (Blitzkrieg) der deutschen Wehrmacht maßgeblich durch die Luftnahunterstützung durch die Luftwaffe ermöglicht wurde. Die Ju-87 wird dabei oft als wichtigste Waffe genannt.

Nun habe ich aber auch gelesen, dass die Ju-87 aus 3000m Höhe angreift und deshalb schwerlich Details auf einem Gefechtsfeld identifizieren kann.

Stimmt denn die Behauptung über die entscheidende Luftnahunterstützung oder ist es ein "Urban Myth" (wie so vieles über Wehrmacht und Co).

Danke für jedwede Aufklärung.
 
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Hotte

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Alien
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Zum einen sollten die Stuka Geschwader vor den eigenen Spitzen wirken,
also nicht unmittelbar in das Kampfgeschehen eingreifen.
Oft genug ist es aber auch vorgekommen, das man eigene Verbände angegriffen hatte. Man soll sich das jetzt nicht so vorstellen,
das während eines Panzerkampfes bei dem sich die Verbände auf nur eingen hundert Metern genähert haben die Ju 87 eingegriffen haben.

Hotte
 
mcnoch

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Nun habe ich aber auch gelesen, dass die Ju-87 aus 3000m Höhe angreift und deshalb schwerlich Details auf einem Gefechtsfeld identifizieren kann.

Stimmt denn die Behauptung über die entscheidende Luftnahunterstützung oder ist es ein "Urban Myth" (wie so vieles über Wehrmacht und Co).
Teils, teils, wie so oft.

Die Stuka-Piloten sind meist mit vorgegebenen Zielen aus der Einsatzbesprechung gestartet. Diese Einsatzziele waren zeitnah auf den täglichen Kampfraum abgestimmt, waren also unmittelbar auf den rollenden Angriff zugeschnitten, statt nur irgendwo im Hinterland des Feindes irgendwelche eher strategischen Ziele anzugreifen.

Die Wehrmachtstruppen zeigten - wenn möglich - ihren Vormarsch mit dem Auslegen von Fahnen auf den Straßen an, so dass die Stukas in diesen Fällen wußten, ob ihr Ziel noch in der Hand des Feindes war, oder schon von eigenen Truppen genommen war. Da die Kommunikation zwischen den frontnahen Verbänden und der Luftwaffe durch den Einsatz von Verbindungsoffizieren sehr gut und die Anflugzeiten teilweise sehr kurz waren, konnten die Einsatzbesprechungen meist sher kurzfristig an die Bedürfnisse der Wehrmacht angepaßt werden.

Das die Stukas aber direkt von den Verbindungsoffizieren an der Front neue Ziele zugewiesen bekommen haben, um unmittelbar auf die taktische Situation zu reagieren, ist zwar vorgekommen, war aber eher selten, da dass mit dem Funken und Übermitteln der Zielkoordinaten noch nicht ganz präzise war. Es kam aber oft vor, dass Stuka-Piloten zum Beispiel einen Panzervormarsch entdeckt haben und dann gemäß Standard-Erlaubnis sofort ihr Ziel geändert haben. Es kam auch vor, dass bei besonders geplanten Einsätzen, Stukas in Warteschleifen über dem Schlachtfeld hingen, um auf Anweisung des Verbindungsoffiziers zuvor abgesprochene und in den Missionsunterlagen entsprechend markierte Ziele anzugreifen. Dies war aber meist nur bei Bunkerfeldern und ähnlichen festen Stellungen möglich.

Gemessen an der sonst üblichen Praxis, dass die Luftwaffen losgelößt einen eigenen Angriffsplan verfolgten, war das schon taktische Luftunterstützung.
 
Husar

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Nahunterstützung im klassischen Sinne als Schlachtflieger wie im 1. Weltkrieg wurde in Polen und Frankreich durch die II.(Schlacht)/LG 2 geflogen. Ausgerüstet mit dem Doppeldecker Henschel Hs 123 erzielten die Gruppe große Erfolge (trotz der geringen Bewaffnung von 2xMG 17 und vier 50kg Bomben) bei der Bekämpfung von mot. Kolonnen bzw. marschierende Infanterie, Artillerie u. a. Die Angriffe erfolgten im extremen Tiefflug, ab einer gewissen Motordrehzahl hörte sich dieser wie MG-Feuer an. Der erste Kommandeur der Gruppe, Major G. Spielvogel, ist bei einen solchen Angriff am
9. September 1939 gefallen. (Aufschlagbrand)
 
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Hallo,

bei allem was ich bis jetzt über den Luftkrieg gelesen habe, und da sind in den letzen 25 Jahren einige 100 Bücher zusammen gekommen denke ich darüber folgendes :

In den Feldzügen 1940 und 1941 hat der Stuka die gegnerischen Truppen am Boden sehr beeindruckt, verängstigt und auch oft demoralisiert.Aber genau genommen war der taktische Einsatz der Stukaverbände auf dem Schlachtfeld zu dieser Zeit wohl am schlechtesten. Es war neu so zu kämpfen und viele Variationen dieser Art des Angriffs in geringer Höhe über den Schlachtfeldern mußter erst erdacht, ausprobiert und perfektioniert werden.Aber im Rückblick gilt diese Zeit überall als die " Glanzzeit" der Suka's. Die Deutschen waren halt damals kriegerisch gesehen auf dem Gewinnerweg und da erscheint alles perfekter als es war und so wurde es damals und auch heute noch oft dargestellt. Und zwar im Inland und Ausland !

In der allgemeinen Literatur gilt die Ju 87, taktisch gesehen, ab 1942 als veraltet. Das ist für mich Unsinn. Ab da ist es ein Schlachtflugzeug gewesen und kein Sturzkampfbomber mehr im herkömmlichen Sinne. Da kann man keine Vergleiche mit Jägern was den Luftkampf betrift anstellen. Wer über dem Schlachtfeld die Luftherrschaft besitzt, der kann auch seine Schlachtflieger erfolgreich einsetzen. Egal ob Il 2, Stuka's oder FW 190 Jabo's.

Taktisch war bei den Deutschen 1942 und vor allem 1943 die Erfahrung sehr groß geworden.Wenn man die Erfahrungsberichte der Flieger aus dieser Zeit liest erkennt man schon, dass die Stukas überall an den Fronten als Feuerwehr in letzter Minute eingesetzt wurden und auch noch sehr wirksam waren. Es kam nur im gesamten gesehen nicht mehr so rüber. Man hätte wahrscheinlich das zehnfache an Ju 87G, Hs 129b sowie FW 190F und G gebraucht um überall auf den Schlachtfelder der Ostfront einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu können.

Die Il 2 der Russen gilt im allgemeinen als das Top Schlachtflugzeug des Krieges. Kampfstark, schwer abzuschießen und am Ende siegreich. Aber welche Massen davon mußten eingesetzt werden um das zu erreichen? Und welche fürchterlich hohen Verluste mußen diese russichen Schlachtflieger Verbände hinnehmen ?

Wie die Russen diese Maschinen in Verbindung mit den Erdtruppen taktisch lenkten und einsetzten würde mich auch mal sehr interessieren. Leider gibt es darüber auf dem deutschen Markt keine Bücher.

Abschließend gesagt und auf den Punkt gebracht denke ich, dass die Schlachtflieger, was den taktischen Einsatz über den Schlachtfeldern am Anfang des Krieges betrift weit weniger effektiv waren als in den Jahren 1943 und 44 in den Rückzugskämpfen an der Ostfront.

Aber dies ist nur die Meinung eines interessierten Bücherlesers. Ich lasse mich da von einem der das ganze selber erlebt oder gar mitgemacht hat gerne belehren...

Gruß

Bernhard
 
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Aber dies ist nur die Meinung eines interessierten Bücherlesers. Ich lasse mich da von einem der das ganze selber erlebt oder gar mitgemacht hat gerne belehren...

Gruß

Bernhard
Bernhard,
das klingt interessant. Ich denke nämlich, dass es hier tatsächlich eine gewisse Verschiebung zwischen Realität und Legende vorliegt. Dies speist sich hier (wie erstaunlich oft) anscheinend nicht aus deutscher denn aus alliierter Legende. Da werden Gründe für die Niederlage genannt, und klar, die Deutschen hatten so hervorragende Luftnahunterstützung. Möglicherweise war das auch etwas als Ausrede gedacht, weil die Leistung der alliierten Bodentruppen 1940 im Westen und 1941 im Osten (und bis Mitte 42 in Afrika) einfach mal eine komplette Katastrophe war, teilweise ohne erkennbare Gründe.
 
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