Hallo Klaus,
danke für die Ergänzung. Aber deinen Beitrag versteht wahrscheinlich nur, wer sich ohnehin schon auskennt. :?! Nur, wer von uns ist schon Vermessungsingenieur oder Optroniker?
Darum versuch' ich mich mal: ein Theodolit ist ein optisches Winkelmessgerät, wie Vermessungstechniker es bei der Grundstücks- und Baustellenvermessung verwenden. Es bedient sich der optischen Entfernungsmessung und Triangulation.
Der Kinotheodolit wird seit seiner Erfindung 1925 zur optischen Verfolgung von Flugbahnen verwendet, und kann diese dreidimensional abbilden. Er bedient sich der Methode des sog. "räumlichen Vorwärtsschnittes". Dabei wird das Objekt von zwei (oder mehr) Messpunkten aus anvisiert und die Position des Flugobjektes nach den Regeln der Geometrie daraus errechnet.
Die Lage des Flugobjektes im Raum oder seine Beschleunigungsbewegungen kann ein Kinotheodolit jedoch nicht erfassen.
Auch bei der Flugbahnberechnung von Raketen wurden und werden Kinotheodoliten eingesetzt. Dies war bereits bei der deutschen "Aggregat 4" (V 2) der Fall. Dieser Rakete hat man von einem Turm auf den
Usedomer Dünen aus hinterher geschaut und -gemessen.
Ich zitiere einmal die Wehrtechnische Dienststelle 61 in Manching, bei der ein solcher Kinotheodolit eingesetzt wird:
"Die optischen Flugbahnvermessungen im Nahbereich bis ungefähr 8 Kilometer werden mittels einer Kinotheodolitanlage durchgeführt, die aus sechs Messstationen, drei auf dem Flugplatzgelände und drei auf dem Absetzplatz, besteht. Diese ist mit je einer Videokamera, einer elektrischen Winkelmesseinrichtung, einer Datenübertragungsmöglichkeit und einem Echtzeitauswertungssystem ausgerüstet.
Das System mit einer Messgenauigkeit im Dezimeterbereich eignet sich besonders gut zur dynamischen Vermessung des Luftfahrzeugs zum Beispiel bei An- und Abflugverfahren und wird bei der WTD 61 verwendet."
Die Reichweite der Theodolitvermessung ist allerdings begrenzt auf die Umgebung der bodengebundenen Messstationen. Flugbahnvermessungen über längere Strecken erfolgen deshalb mittels eines leistungsfähigen Radars.
Daten über die räumliche Lage des Flugobjektes und sein Beschleunigungsverhalten werden heutzutage an Bord gemessen und über einen Telemetriedatenlink in Echtzeit an die Messzentrale weiter geleitet. So ergänzen beiderlei Daten sich. Ob die s/w-Fotomarkierungen bei der Theodolitvermessung hilfreich sind, kann ich allerdings nicht erkennen. :?!
Die aus einem Begleitflugzeug heraus gemachten optischen Nahaufnahmen des Flugobjektes bedürfen für jede Aufnahme der räumlichen Rekonstruktion der Bildlage, die sich zwischen den Fotozeitpunkten ständig ändert. Um exakte Bildreihen zu erstellen, wird mit Hilfe der s/w-Markierungen die innere und die relative Orientierung der Bilder zueinander hergestellt. Mit diesen Methoden der Nahbereichsphotogrammetrie lässt sich Bild für Bild der Kamerapunkt aus den Bezugsachsen errechnen und jede Aufnahme in ein räumliches, dreiachsiges Koordinatensystem einordnen sowie anschließend in einem Simulationsprogramm als Bewegungsablauf darstellen.
In diesem Sinne kannste die Vorlesung ja fortsetzen, aber bedenke: wir sind lauter 'Erstsemester'. :engel:
Gruß
Olaf
Foto: so sieht ein Kinotheodolit aus.
Quelle: Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung