80 Jahre Belpmoos: Ein leben auf dem Flugplatz
Von Christian Liechti.
Am Dienstag feiert der Flughafen Bern-Belp seinen 80. Geburtstag. Ein Jahr jünger ist Heinz Tschannen. Er ist auf dem Flughafen aufgewachsen und hat am Montag zum 375. Mal Besuchern den Flugbetrieb gezeigt.
Die Flugzeuge im Hangar kennt Heinz Tschannen alle. Während 54 Jahren ist er mit einigen von ihnen geflogen. Flughafen Bern Belpmoos wird 80-jährig: Heinz Tschannen hatte bereits seine Kindheit auf dem Flugplatz verbracht.
Heute über 400 Arbeitsplätze
Der Flughafen Bern-Belp hat bewegte Jahre hinter sich: Am 6.März 1929 gründete ein Aktionskomitee die Flugplatzgenossenschaft Alpar. Der Name Alpar steht für die nahen Alpen und die Aare. Am 8. Juni 1929 konnte der Flugbetrieb mit einer Fokker F XI aufgenommen werden. Dreimal pro Woche beflog die Alpar die Strecke Bern–Biel–Basel. Die Eröffnungsfeier fand erst am 14. Juli 1929 statt. Heute bietet der Flughafen über 400 Arbeitsplätze an. Standbeine sind der Linien- und Charterverkehr, die private Fliegerei sowie Flüge für den Bund. Neben dem Flughafen feiert auch der Berner Aeroclub sein 80-Jahr-Jubiläum. cho
Er habe sich «selbst gegroundet», sagt Heinz Tschannen, bevor er die vorgeschriebene Gesundheitskontrolle beim Arzt nicht mehr bestanden oder ihm das Bundesamt für Zivilluftfahrt die Pilotenlizenz entzogen hätte. 54 Jahre war Tschannen Pilot, hat 146 Mal das Matterhorn und 45 Mal den Montblanc umflogen. Zu seinen Flügen ist Tschannen immer im Belpmoos gestartet. Er kennt den Flughafen so gut wie sein Wohnzimmer an der Chutzenstrasse in Bern.
Im Belpmoos ist der heute 79-Jährige aufgewachsen, hat zwischen dem Bider-Hangar und der Graspiste seine ersten Schritte ins Leben gemacht und an Auffahrt 1977 beim Landen diesem beinahe ein jähes Ende gesetzt. Damals wurde die Zufahrt zum Flughafen noch mit einer Barriere am Pistenrand geregelt. Just als Tschannen landen wollte, blieb die Barriere oben, und ein Auto überquerte die Flugpiste. «Ich habe nur noch einen ‹Chlapf› gehört», erzählt das Urgestein. Das Bugrad drückte das Autodach ein und wurde von der Unterseite des Flugzeugs gerissen. Mit Mühe habe er die Kiste ohne Vorderrad neben der Piste zum Stillstand gebracht.
Sieben Direktoren erlebt
Diese und zahlreiche weitere Episoden weiss Heinz Tschannen zu erzählen. Er hat in der 80-jährigen Geschichte des Flughafens alle sieben Direktoren kommen und gehen sehen. Nur er ist geblieben. Sein Vater war in den 1930er-Jahren Chefmechaniker auf dem Flughafen. Neben ihm arbeiteten damals noch ein Chauffeur, ein Handlanger, eine Sekretärin und der Direktor auf dem Flughafen. Klein Heinz half seinem Vater, mit der Handpumpe die Flugzeuge zu betanken und diese im Hangar zu parken. Die Familie des Chefmechanikers wohnte erst in einer Baracke, gleich hinter dem Flughafenrestaurant. Später zügelte sie in die Räume über der Halle 6, wo sich heute die Büros der Direktion befinden.
«Die Leute sagten immer, ich würde einmal ein Flugzeug heiraten. Ich habe mich dann doch für meine Frau Liselotte entschieden.»
Blick hinter die Kulissen
Auch wenn Tschannen seine Fluglizenz abgegeben hat, ist er noch häufig auf dem Flughafen anzutreffen. Seit 1994 führt er Gäste über das Flugplatzgelände und lässt sie einen Blick hinter die Kulissen werfen. Diese Woche hat Tschannen seine 375. Führung absolviert. «Der Flughafen ist heute topmodern und braucht einen Vergleich nicht zu fürchten», so Tschannen.
Nur die verschärften Sicherheitskontrollen ärgern den ehemaligen Piloten. Seit Anfang Monat muss auch er seine Hosentaschen leeren, Sackmesser und Flüssigkeiten abgeben und sich scannen lassen. «Vorschrift ist Vorschrift», sagt er, «denn beim Fliegen geht die Sicherheit eben vor.»
(Berner Zeitung)