Hydraulisches System für Leitwerke

Diskutiere Hydraulisches System für Leitwerke im Verkehrsflugzeuge Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Hat jemand genauere Informationen über das hydraulische System zur Steuerung der Leitwerke bei größeren Verkehrsflugzeugen ?:confused: Ich weiß...

specialistrene

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Hat jemand genauere Informationen über das hydraulische System zur Steuerung der Leitwerke bei größeren Verkehrsflugzeugen ?:confused: Ich weiß, dass meistens drei voneinander unabhängige hydraulische Systeme im Flugzeug eingesetzt werden, sie arbeiten mit ca. 200 bar. Was mich interessiert ist, wie die einzelnen hydraulischen Stellmotoren angesteuert werden, so dass z.B. die Höhenruder schnell eine bestimmte Lage anfahren bzw. einen bestimmten Winkel und dann stoppen. Eigentlich müsste der Druck überall im System gleich groß sein und der Volumenstrom unmittelbar vor dem Stellmotor je nach anzufahrender Position variabel einstellbar sein, oder ?:?!

Kann mir jemand sagen, ob dies evt. durch elektronisch angesteuerte Drosselventile realisiert wird oder vielleicht durch ein anderes System ?:?!

Gibt's eigentlich auch pneumatische Systeme im Verkehrsflugzeug ?

Danke schonmal für eure Antworten:D

Rene
 
Schorsch

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Alien
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Hier mal ein Überblick, was so an welchem System hängt. Man findet teilweise im Netz (wo auch dieses herstammt) bessere Darstellungen.



Durch Reservoirs ist glaub ich ein halbwegs konstanter Hydraulikdruck sichergestellt, auch wenn man viel fordert. Wenn man mal alte Filme sieht, kann man sehen, dass bei alten Kisten manchmal erst das rechte und dann das linke Fahrwerk einfährt.

Der A380 hat übrigens nur 2 Hydrauliksysteme und verfügt über einen Druck von 5000psi (345 bar) statt den üblichen 3000psi (208 bar).
 
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Acela

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Testpilot
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Beispiel A300. An einen Actuator gehen zwei Leitungen. Pressure und Return. Der Druck ist immer halbwegs konstant bei 3000 PSI. Willst Du jetzt die Steuerfläche bewegen, kommt per Steuerknüppel und Steuerseil die Eingabe an ein Ventil. Das ganze ist jetzt sehr vereinfacht, zwischen Steuerknüppel und Ventil liegen noch ein Dutzend anderer Subsysteme, Artificial Feel Unit, Interconnecting Spring Rod und und und. Je nachdem, wie sehr Du am Knüppel ziehst, öffnet das Ventil mehr oder weniger und lässt entsprechende Brühe in den Actuator, der dann entsprechend ausfährt - soweit, wie Du den Knüppel ziehst. Willst Du in die andere Richtung, schaltet das Ventil entsprechend Deinen Eingaben um. Die Flussrichtung in den Hydraulikleitungen ist immer die selbe.

Je nach System und Flugzeugtyp, geschieht der Input mechanisch oder auch elektrisch. Beim A300-600 werden die Primärsteurflächen (Höhen-, Seiten und Querruder) per Seil angesteuert, Spoiler elektrisch. Beim alten B4 hatten auch die noch Seilzüge.

Pneumatische Systeme gibt es auch. Für Primärstuerflächen sind mit keine bekannt, soweit ich weiss werden beim Jumbo die Slats pneumatisch gefahren.

Ansonsten wird zum Beispiel die Klimaanlage mit Druckluft betrieben

Durch Reservoirs ist glaub ich ein halbwegs konstanter Hydraulikdruck sichergestellt, auch wenn man viel fordert. Wenn man mal alte Filme sieht, kann man sehen, dass bei alten Kisten manchmal erst das rechte und dann das linke Fahrwerk einfährt.
Wenn die Triebwerke laifen, oder Du Bodenaggregate dran hast, bleibt der Druck immer recht nah an 3000 PSI. Hast Du z.B. beim A300 nur die grünen Pumpen an, und fährst Slats und Flaps gleichzeitig , kann der Druck mal schnell auf 2000 abfallen - die Klappen fahren dann extrem langsam, und im schlimmsten fall geht die Pumpe wegen Overheat aus...
 

phantomas2f4

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Pneumatische Systeme gibt es auch. Für Primärstuerflächen sind mit keine bekannt, soweit ich weiss werden beim Jumbo die Slats pneumatisch gefahren.
Hallo !

Pneumatische Systeme für die Primärsteuerung ( Höhe, Quer ) werden aufgrund der Krompressibilität des Arbeitsmediums Luft nicht eingesetzt.

Klaus
 
tigerstift

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Hat jemand genauere Informationen über das hydraulische System zur Steuerung der Leitwerke bei größeren Verkehrsflugzeugen ?:confused: Ich weiß, dass meistens drei voneinander unabhängige hydraulische Systeme im Flugzeug eingesetzt werden, sie arbeiten mit ca. 200 bar.
Korrekt. Bei Airbus ist es das Grüne, Blaue und Gelbe Hyd. System. Bei Boeing ist es Left, Center und Right. Hydraulikdruck liegt bei 300PSI ca. 200bar

Was mich interessiert ist, wie die einzelnen hydraulischen Stellmotoren angesteuert werden, so dass z.B. die Höhenruder schnell eine bestimmte Lage anfahren bzw. einen bestimmten Winkel und dann stoppen.
Bsp: Fly-By-Wire
Steuereingabe durch den Piloten -> Flugsteuerungs- und Argumentationscomputer -> Solonoidventile (Magnetventil) am Actuator steuern den Hydraulikdurchfluss.

Eigentlich müsste der Druck überall im System gleich groß sein und der Volumenstrom unmittelbar vor dem Stellmotor je nach anzufahrender Position variabel einstellbar sein, oder ?:?!
Der Druck "sollte" immer gleich sein. Dies wird z.B. durch Stickstoffakkumulatoren ermöglicht. Diese funktionieren wie Stossdämpfer und fangen somit Druckschwankungen ab. Ein variabler Volumenstrom wird durch sogenannte "Axial-Kolben-Pumpen" ermöglicht oder auch einfach Vickers Pumpen.

Kann mir jemand sagen, ob dies evt. durch elektronisch angesteuerte Drosselventile realisiert wird oder vielleicht durch ein anderes System ?:?!
Wie gesagt: Durch Vickers Pumpen

Gibt's eigentlich auch pneumatische Systeme im Verkehrsflugzeug ?
Ja gibt es.
Das ganze nennt sich Bleed Air und wird meist von den Triebwerken bzw. der APU "abgezapft". Diese Luft wird für den Triebwerkstart, die Druckkabine bzw. Klimatisierung, intern an den Triebwerken für Ventile usw... genutzt. Zudem wird sie meistens auch für die Enteisung der Tragflächen und Triebwerke genutzt.
Zudem gibt es noch die RAM Air oder auch Stauluft. Diese kann zur Kühlung und auch für die Klimatisierung der Kabiine benutzt werden.

Bin leider ein bisschen zu Müde um dir jetzt eine Ausführliche Antwort zu Schreiben. Bei weiteren Interesse kann ich dir heut Nacht dies noch ausführlicher beschreiben.
 

Oberbayer

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Bsp: Fly-By-Wire
Steuereingabe durch den Piloten -> Flugsteuerungs- und Argumentationscomputer -> Solonoidventile (Magnetventil) am Actuator steuern den Hydraulikdurchfluss.
Stimmt so nicht ganz, nicht Solonoid-Valves ermöglichen das Auslenken sondern Servo-Valves!
 
tigerstift

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Durch Reservoirs ist glaub ich ein halbwegs konstanter Hydraulikdruck sichergestellt, auch wenn man viel fordert.
Falsch!
Die Druckbeaufschlagung von Hyd. Reservoirs dient zur verhinderung eines Aufschäumens der in den Behälter zurücklaufenden Flussigkeit. Die eigentliche kompensation von Druckstößen wird durch Stickstoffakkumulatoren bewerkstelligt.


Der A380 hat übrigens nur 2 Hydrauliksysteme und verfügt über einen Druck von 5000psi (345 bar) statt den üblichen 3000psi (208 bar).
Fast richig:D :engel:

Der A380 verfügt nurnoch über das Grüne und Gelbe Hydrauliksystem im klassischen Sinne. Das Blaue System wurde durch zwei Elektrische Back-Up Systeme ersetzt.
Dabei besitzt jeder Actuator ein Reservoir und eine elektrische Hydraulikpumpe. Díese nennen sich EBHA -> Electrical Back Up Hydraulic Actuators

Hier noch ein Bild
 
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tigerstift

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Space Cadet
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