Suche Infos zur ehemaligen Segelflugschule Hummerich/Plaidt

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Flieger-Ass
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Suche Infos Segelflugschule Hummerich/Plaidt

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Hallo

Ich lag vor Wochen ja im Krankenhaus und schimmelte da so vor mich hin.
Ein Lichtblick war ein älterer Herr der mir seine Lebensgeschichte erzählte.

Ein Wendepunkt in seinem Leben war die Segelflugschule am Hummerich bei Plaidt (EIFEL).

Alles was ich bis dato dazu gefunden habe, ist das diese mit erscheinen des Flugplatzes Mendig geschlossen wurde und ein schlechtes Postkartenmotiv.
Geflogen wurden nach der Erzählung dort SG 38, Röhnadler (Privat) und Grunau Baby.

Würde mich freuen wenn ich etwas an Bildmaterial, Namenslisten oder ähnliches Auftreiben könnte, um mich nochmals mit dem Herrn zu treffen und ihn dann etwas vorweisen könnte.

Wenn also jemand eine Ahnung hat, wo ich diesbezüglich etwas herbekommen könnte, bitte an mich weitergeben. Danke.
 
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Flieger-Ass
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Hiho

Also meine Suche hat mich auch nicht viel weiter gebracht.

Leider kam von eurer Seite bis dato auch nix ...garnix.
Ja gibbet das den ?:FFEEK:

Immerhin habe ich inzwischen ein Bilddokument.
Es gab die Schule also doch :FFTeufel:
 
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do27398

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Hehe vom Hummerich habe ich auch schon so einiges von meinem frühern Fluglehrer gehört. Eigendich müsste man mal all seine Storys über den Segelflug auf dem Hummerich festhalten. Der gute Herr hat damals auf dem Hummerich in der Reichssegelflugschule das fliegen gelernt und ist mittlerweile 80 Jahre alt aber immer noch fitter Fluglehrer.

Also soweit ich mich erinnern kann flog man auch nach dem Krieg ab 1951 wieder auf dem Hummerich bis er zugungten des Tagebaus plattgemacht wurde. Danach sind sie dann in die Arche des Segelflugs ca 1956 nach Mendig umgezogen. Dort waren zu der Zeit der Neuwieder Verein (Später umgezogen nach Wienau), Boppard (mit Neuwied fusioniert), Koblenzer (Zeit zwischen schließung Fluplatz Kathause und neubau Winningen). Dort lebten sie wie ich gehört habe im Segelflug Paradies. Sie haben von der BW ein paar Do27 zum Schleppen zur Verfügung gestellt bekommen so nach dem Motto, ihr wisst wo die Tankstelle ist.
Als dann die CH53 nach Mendig kam wurden die Auflagen ziemlich hoch wodurch die Vereine Abwanderten. Der AC Andernach hat dann in Bad Breisig den Luftsportverein Mönchsheide Aeroclub Andernach gegründet und fliegt seit dem auf dem Ehemaligen Ausweichflugplatz Mönchsheide (oberhalb Bad Breisig) welcher nun zum Offiziellen Segelfluggelände wurde.
Die zurückgelassenen Mendiger fliegern haben dann 1972 die Sportflugruppe Mendig gegründet und sind auch heute noch in Mendig vertreten und wollen auch trotz schließung an ihrem Flugplatz festhalten.
 
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Flieger-Ass
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moinmoin

Es gibt also doch noch Hoffnung ;)

Ich dachte schon es seinen alle ausgestorben die was über den Platz wusten .....


DANKE für die Infos do27398
 

hd64

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Gib mal Segelflug Hummerich in die Suchmaschine ein. Haste was zu lachen.
 

do27398

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Ich habe auch mal gehört das es auch mal in den 70er Jahren ein Privates Flugelände zwischen Plaidt und Kretz gegeben haben soll.
Weiss einer was mehr darüber?
 
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Flieger-Ass
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@ hd64

Sehr mager was da kommt.....
Sollte aber klar sein das ich das schon längst gemacht habe ..gelle:rolleyes:

@do27398

Das Gerücht habe ich auch mal vernommen ... vermute aber das da ein RC Modell Platz gemeint war.
 

do27398

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Nee Nee das soll ein richtiges Fluggelände gewesen sein. Nähe des EHL Werkes wurde mir mal diesbezüglich eine Feldparzelle aus der Luft gezeigt die außergewöhnlich lang ist und abrupt in einer ehemaligen Bimsgrube endet (Gelände Tiefer).
Koordinaten laut Google Earh 50°24'22.98"N 7°21'27.84"E
 

n/a

Guest
Meinst Du Franz privates Fluggelände, auf dem der immer mit seiner Dimona gelandet ist? Davon erzählt der immer... und sonst: Fragen kostet ja nix, Franz weiß bestimmt was darüber!
 

do27398

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Nee das soll glaube ich wieder etwas anderes gewesen sein nämlich auf Franz seinem Gelände. Ich meinte einen platz der laut Franz Ignatz Bernaher sein eigen nannte.
 

Styropor

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Reichssegelfugschule Hummerich

:cool:
Hallo Stop!

Ich habe im November 1944 einen Lehrgang ( B-Prüfung) in der "Reichsegelflugschule Hummerich´" mitgemacht und habe noch viele Erinnerungen daran. Gute und schlechte.
Ihr Leidensgenosse im Krankenhaus hat recht: Es waren einschneidende Erfahrungen, die ich dort gemacht habe.
Wenn Sie daran interessiert sind, geben Sie bitte Nachricht.

Hans Wingartz

h.wingartzATfreenet.de
 
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Styropor

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Zu meiner Verwunderung - aber auch großen Freude – stelle ich fest, das der Begriff „Reichssegelflugschule Hummerich“ in manchen Kreisen noch immer lebendig ist.
Was ist nun das legendäre an dieser Schule? Das zu beschreiben ist nicht einfach, aber ich versuche es. Als ich in Kruft ankam und das erstemal vor dem Schulkomplex stand, war ich sehr beeindruckt. So etwas hatte ich bisher (und auch später) nicht gesehen:
Da war zunächst das normale, mehrstöckige Hauptgebäude, in dem die Dienstelle, Büros und Verwaltung untergebracht waren. Daran seitlich angebracht ein riiiiiiiiiesenlanger, 2-geschossiger Anbau. Im Erdgeschoss waren Kantine und Essraum, Schulungs-, Mannschafts- und Waschraum untergebracht. Im Obergeschoss wohnten die Lehrer und das übrige Personal. In einem großen Raum befanden sich mehrere, lange Tische. An diesen wurde das Fallschirmpacken geübt.
Hinter diesem Anbau befand sich eine ebenfalls große Halle. Sie diente als Hangar,
Werkstatt, und Räume für den Fahrzeugpark. ( Die LKWs wurde mit Holzgas angetrieben und hatten deshalb hinter der Fahrerkabine einen „Holzgasgenerator“
eingebaut, der öfter nachgefüllt und „gestocht“ werden musste. Der Gestank war widerlich. Beladen kamen die LKWs den Anstieg auf dem Wege zur Schule aber nicht hoch und eine Handvoll Flugschüler wurden zum schieben abkommandiert.)

Nun aber das wesentlich: Das Flugfeld. Es war einzigartig. Der Hummerich mit seine 120m Höhe über Grund bot von Nord bis Süd in östlicher Richtung keine Flugmöglichkeit. Aber in Westlicher einsame Spitze. Ein kilometerlanges, fast ebenes Landefeld ohne Hindernisse, nur Grasbewuchs. Nach Norden fast ebenes Gelände. Im Süden, bis auf den Taleinschnitt zum „Koret“, lag ein Höhenzug. Zu diesem Landefeld hin war der Anstieg es Hummerich zu unserem großen Glück ziemlich sanft. Der gesamte Flugbetrieb wurde nur mit Muskelkraft ausgeführt. Nix Winde zum Hochbringen. Nix aller Käfer zum Fallschirm und Maschinerückholung.
2 Gummiseile ( je 1000Fäden) und die Zugkraft von 5-6 Flugschüler je Gummiseil brachten die Kisten in die Luft. Zurück ging es ebenfalls per Menschenkraft. Ein Kuller und 4 Schüler schleppten die Kisten zurück an den Startplatz. Im Laufschritt in der Ebene, denn wir wollten so oft wie möglich fliegen.
(Heute würde man das als Hochleistungssport bezeichnen.)
Geschult wurde überwiegend mit der SG 38, einige Mal mit Boot. Aber nur dann, wenn der Wind sehr kräftig war. Dann wurde der Flugbetrieb eingestellt und die beiden Fluglehrerinnen ( Barbara Birn 24, aus Berlin und Hildegard Kessel 28, aus Düsseldorf) stiegen in die Kisten und zeigten uns, wie man am Hangaufwind liegende Achten flog und dabei Höhe machte und das gekonnt.
Uns blieb die Spucke weg und „Die Weiber“ stiegen gewaltig in unserer Achtung.

Ende Teil 1
 
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Styropor

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Das Grunau Baby II spielte zu meiner Zeit keine nennenswerte Rolle. Mit meinen 1,89m Körpergröße, hatte ich Kopfprobleme. Auch bei den anderen Flugschüler war sie nicht sehr beliebt, obwohl sie eine bessere Aerodynamik und damit besseren Gleitwinkel hatte.
Weitere Maschinen waren zu dieser Zeit nicht vorhanden . Gegen Ende des Lehrgangs bekam die Flugschule einen neuen „Kranich 2(?)“. Ich erhielt den Auftrag mit 3 weiteren Flugschüler das Flugzeug aufzurüsten. Es sollte beim nächsten Lehrgang zum Einsatz kommen. Erprobt werden sollte der Windenstart.
Mit einer SG38 die „C“ zu fliegen, wäre ja auch unmöglich gewesen.
Mit einem Kranich allerdings auch. Irgend eine Spitfire, Thunderbold oder Lightning P38 hätte sie zu dieser Zeit sicher schnell vom Himmel geholt.

Zurück zum Gelände:
Es kam -wenn auch nicht oft- vor, das der Wind aus Osten blies. ( Von wehen kann in der Eifel bekanntlich keine Rede sein) Dann wurde am Koret geschult. Das war eine Schinderei. Der Hang war sehr steil. So steil, das keine noch so große Mannschaft das Flugzeug den Hang hinaufzuschieben in der Lage war. Deshalb war oben an der Hangkante eine Umlenkrolle an einem Erdspieß befestigt, über die ein Stahlseil lief. Sechs Mann liefen mit dem Seil bergab und zogen so den SG mit dem Kuller hoch.
Aber dann kam das Problem für den Piloten! Platz nehmen und anschnallen.
Man stelle sich einmal vor: Eine SG38 steht mit der Schnauze nach unten auf einem Bahndamm. Der Neigungswinkel vielleicht 50°. Dann nehmen Sie Platz auf dem offenen Sitz und schnallen sich an. Dabei durfte man sich aber nicht auf die Pedale des Seitenruders abstützen! Dann kam der Sturzflugstart!
Die „Gummihunde“ liefen los – bergab und im richtigen Moment rief der Pilot „los“. Dann kam das, was kommen musste: Die komplette Seilmannschaft fiel auf die Nase und kullerte den Abhang hinab, bis man irgendeinen Halt fand um sich wieder aufzurappeln. E
Das war kein Sport für „Weicheier“. Aber auch der Pilot musste kämpfen. Startüberhöhung war strickt untersagt, war aber in diesem Fall
nicht immer einzuhalten. Bei der Beschleunigung und der großen EWD der SG38
ließ sich das Steigen über Starthöhe nicht vermeiden. Dann aber sofort in die Linkskurve, um zum Landefeld zu fliegen. Dabei bestand natürlich die Gefahr des
Strömungsabrisses. Den galt es zu vermeiden.
Schulung am Koret war Knochenarbeit. Aber Gottseidank blies der Wind aus NW oder West.

Ende Teil 2
 

Styropor

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Den Taleinschnitt vom Hummerich zum Koret nannten wir Düse, weil dort der Wind aus NW besonders heftig blies. Von dort bis zur gegenüberliegenden Schule fiel das Gelände rinnenförmig sanft ab. Der Wind blies also in einen halben Trichter. Dieser Effekt wurde für die Schulung der Neulinge ausgenutzt.
Sie kamen zuerst auf den „Wackeltopf“. Das war ein normaler SG38, der nahe des Schwerpunktes an einem galgenartigen Holzgerüst aufgehängt war. Er pendelte also frei im Wind. Aufgabe des Flugschülers war es , sich mit der Steuerwirkung des SG vertraut zu machen. Ich fand die Art der Ausbildung absurd und war überglücklich, das unser früherer Fluglehrer größeres Vertauen in unsere Flugkünste hatte: Es wurde sofort mit dem SG38 geflogen.

Geschult wurde am Hummerich in 4 Gruppen auf 4 Ebenen. Flugschüler der Gruppe 1 - die Neulinge- kamen zuerst auf den Wackeltopf.
Die Absolventen des Wackeltopfes starteten dann in Gruppe 2 am Fuße des Hummerichs und machten von dort aus geringer Höhe ihre ersten Sprünge. Danach ging es in Gruppe 3 zur Hangmitte. Von dort aus wurden die A- und B-Schulungsflüge geflogen.

Gruppe 4 startete von der Kuppe. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Flugaufgabe von dort oben. Gaaanz weit hinten war das Landefeld, 50X25m groß, abgesteckt durch 6 weiß-rote Fähnchen. Es erschien winzig klein von dort oben. Mein innerer Schweinehund sagte mir: „Auf dieser Briefmarke willst du landen und das bei Querwind? Das schaffst du nie!“ Aber ich schaffte es doch und landete mitten im Landefeld.

Wie groß das Gelände war, lässt sich aus folgender Geschichte ermessen. Das Wetter war erträglich. Alle Gruppen schulten. Plötzlich flog im Tiefflug eine ME 109 über den Platz, drehte eine Platzrunde und landete auf dem Platz in einiger Entfernung des Landefeldes. Der Pilot stieg aus, kletterte den Hummerich hinauf. Na ja, dachten wir, er erinnerte sich sicher an seine Ausbildung und sieht sich noch mal den Schulbetrieb aus der Nähe an. Wir standen mit dem Kuller am Landefeld und warteten auf „unseren SG“. Aber der landete weitab, was uns wütend machte, denn wir mussten nun weiter als nötig laufen. Wir setzten uns in Trab und ich rief schon von weitem: „X, wo landest Du denn?“. (Die Titulierung, die ich benutzte, möchte ich aus verständlichen Gründen hier nicht wiederholen.) Aber der Pilot schwieg. Als wir nahe genug heran waren, sahen wir den Grund: Es war kein Flugschüler, sondern ein Major der Luftwaffe. Eben der Pilot der ME 109! Ich wurde blass und stotterte eine Entschuldigung. Aber der Major lachte nur und sagte: „Ist schon gut Jungens. Ich wollte nur noch einmal so eine Kiste fliegen. Ich komme vom Feldflughafen Niedermendig“. Dann schnallte er den Gurt los, ging zu seiner Maschine, kletterte hinein und starte wieder, mitten im Schulbetrieb. Der ging ungestört und pausenlos weiter.
( Man stelle sich einmal vor, diese Geschichte würde sich heute -64 Jahre später- wiederholen!
Was würde wohl die Luftaufsichtsbehörde dazu sagen?)


Ende Teil 3
 

Styropor

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Bisher habe ich über die hellen Seiten der Reichssegelflugschule berichtet. Aber es gab auch Dunkele und eine dieser Unsympatischen war der Geist, der in dieser Schule herrschte. Doch auch darüber und über ein sehr schreckliches Erlebnis möchte ich berichten.
Blicken wir zurück. Es war das Jahr 1944. Der Krieg dauerte nun schon 4 Jahre an und die Verluste an Menschen und Material waren enorm. Die Luftwaffe brauchte unbedingt neue Piloten. Die relativ wenigen Reichssegelflugschulen schafften es nicht, den Bedarf zu decken. Also schritt die Luftwaffe zur Selbsthilfe. Sie richtete sogenannte „Fluglager“ ein und bildete die Angehörigen der Flieger-HJ mit aus. Natürlich nicht so komfortabel wie es die Schulen konnten. Das Fluglager, das ich als Anfänger besuchte, bestand aus 2 RAD-Baracken mit je 3 Räume. In der ersten Baracke waren die Küche, die beiden Ausbilder (Verwundete Feldwebel der Luftwaffe, zur Reha in die Heimat abkommandiert) und ein Magazin untergebracht. In der Zweiten waren wir Flugschüler untergebracht. 24 Mann. Wir schliefen in doppelstöckigen Feldbetten auf Strohsäcke.
Nebenan war der Aufenthalts- und Essraum.
Toiletten? Gab es nicht. Aber Beile. Und damit fällten wir einen Baum, sägten 2 Astgabeln ab und rammten sie in kurzen Abständen in den Boden. Den dünnen Baumstamm schälten wir ab und sägten ihn auf Länge und legten ihn auf die beiden Astgabeln. Fertig war der Donnerbalken.
Um unsere Verpflegung kümmerten sich 2 gutproportionierte Muttis aus dem nahen Dorf - und die kochten sehr gut.
Geflogen wurde von 7:00 – 19:00 Uhr, sofern es die Spitfire & Co. es zuließen.
Und diese erschienen rudelweise. Fast täglich. In ca. 10Km Entfernung lag der Flughafen Hangelar und von dort aus stiegen im 10min-Abstand eine V1 auf. Unverkennbar am röhrenden Geräusch der Pulsotriebwerke. Die unterirdischen Abschussrampen suchten sie, um sie zu zerstören. Fanden sie aber nicht, da diese sehr gut getarnt waren. In diesen Zwangspausen saßen wir oben auf dem Hang und schauten den ca. 100 Jägern beim Luftkampf zu.

Morgens um 7:00 hieß es: Antreten zum Appell. Der Fluglehrer ( Feldwebel Krupp) begrüßte uns: „Guten Morgen Jungens“ und wir grüßten zurück mit: „Guten Morgen Herr Feldwebel.“ Nach dem Abzählen hieß es weggetreten und wir gingen zum Hang und begannen mit dem Flugbetrieb.

Nachdem wir (Wir 3 Freunde, Heinz, Toni und ich) diesen Lehrgang absolviert hatten, kam zu unserer freudigen Überraschung die Einberufung zur Reichssegelflugschule Hummerich. Das war eine freudige Überraschung. Wir betrachteten es als eine Auszeichnung.
Die Freude schlug schnell ins Gegenteil um.
Betrieben wurde die Schule vom NSFK, dem Nationalsozialistischem Fliegerkorps. Schul- und oberster Fluglehrer war der Obersturmbannführer Plewe. Auch die beiden Fluglehrerrinnen waren Angehörige des NS-Fliegerkorps.
Das erste, was uns der Obersturmbannführer einpaukte war: Auf den Gängen der Schule herrscht Rechtsverkehr und jeder entgegenkommende Angehöriger der Schule ist mit dem Hitlergruß ( Rechter gestreckter Arm hoch, Fingerspitzen in Augenhöhe) zu grüßen. 3 Schritte vor und 2 Schritte nach der Begegnung. Dabei ist der Kopf nach links zu drehen und den oder die Führer anzusehen. Dieses Grüßen beschränkte sich nicht nur auf die erste Begegnung, sondern hatte bei Jeder zu erfolgen und das rund um die Uhr, egal wie oft und wann.
Mann, war das bescheuert!
Ich könnte noch mehrere, ähnliche Beispiele aufführen. Lasse es aber bei dem Einen, weil man schon an Diesem erkennen kann, welche Arroganz in diesen Kreisen und auf dieser Schule herrschte.

Zum Schluss noch das traurigste Erlebnis aus dieser Zeit: Es war Nacht und wie üblich gab es Fliegeralarm. Einen Luftschutzkeller oder Schutzbunker hatte die Schule nicht. Frühere Flugschüler hatten im Vorgelände Schützengräben ausgehoben in die wir bei Gefahr flüchten konnten, standen aber sonst im Freien.
Wir hörten sie kommen, die viermotorigen Bomber mit dem an- und abschwellenden Brummen der nicht synchronlaufenden Motore.
„Wo wollen die hin?“ fragten wir uns, als das Bombengeschwader Kurs auf uns zu nahm. Wir sollten es bald erfahren, den hinter dem Hummerich leuchtete und krachte es. Schnell stiegen wir zum Gipfel hoch,um zu sehen was da los war.
Vom Hummerich aus hatte man bei Tag einen wunderbaren Ausblick über Koblenz und Umgebung. In dieser Nacht war Koblenz das Ziel dieses Bombenangriffes. Die Erste Welle hatte Brandbomben abgeworfen. Als die Dachstühle richtig brannten kamen weitere Wellen und warfen Sprengbomben ab, die die Brände verteilten, bis ganz Koblenz in Flammen stand. Wir beobachteten mit ohnmächtiger Wut im Bauch das Inferno vom „Logenplatz“ aus. Unsere Gedanken möchte ich hier nicht beschreiben, wurden uns aber einig, das Krieg der größte Wahnsinn ist, den sich Menschen ausdenken.
Damit möchte ich meinen Bericht über die „Reichssegelflugschule Hummerich“ beenden und hoffe, das zukünftigen Generationen die Erfahrungen erspart bleiben, die wir dort machten. Hoffe aber auch, das dieser Bericht dazu beiträgt, das sich mehr Jugendliche –trotz allen zunehmenden Beschränkungen- für diesen wunderschönen Luftsport begeistern werden.

Ende
 
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Flieger-Ass
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Hallo Hans

Vielen Dank für den so vorzüglich geschrieben "Zeitsprung".
Du hast da ein Stück deines Lebensweges sehr interessant wieder gegeben.
Es wird hier gewiss viele Leser finden.

Bei Gelegenheit werde ich mich nochmals mit dir in Verbindung setzten.

Bis dahin alles Gute und wenn möglich eine Besserung deiner Gesundheit.
 
AE

AE

Alien
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Ich soll folgenden Beitrag hier bringen ohne das Geringste damit zu tun zu haben :) :

Hummerich

Hallo Stefan,

die Begeisterung über den Hummerich kann ich gut nachempfinden. Ich selbst habe ca. 10 Jahre meines Lebens dort verbracht.

Mein Vater Willi Eick war 1951 bei den französischen Streitkräften auf dem Hummerich als Zivil-Segelfluglehrer tätig und bezog dort im Hauptgebäude eine Dienstwohnung.
Windenfahrer war Leo-Klaus Fischer. Geschult wurde auf Ka II , Mü 13 und Grunau Baby.

An Wochenenden nahmen deutsche Fluginteressenten mit Begeisterung das Angebot an, das Segelfliegen zu erlernen. Einige Namen sind noch in meiner Erinnerung (falls Interesse besteht). Eindruck auf mich machte seinerzeit der Besuch vom Rennfahrer Prinz Bira von Siam. Da habe ich zum ersten Mal gesehen, dass man in ein Abzeichen auch Brillanten einsetzen kann. Warum er aber nicht die Erlaubnis zum Fliegen bekam, entzieht sich meiner Kenntnis.
Soweit mein Beitrag, was den Segelflug auf dem Hummerich betrifft.

Ich kann aber noch weitererzählen, was danach geschah.
Also, 1956 änderte sich die Zeit. Die Franzosen zogen ab, und die Fa. Deutscher Helikopter-Dienst Rietdorf KG wurde gegründet. Als junges Mädchen war ich dort als Büroangestellte beschäftigt. Erste Hubschrauberpiloten für die Bundeswehr wurden auf der Bell 47 G ausgebildet. Aufträge wie Schädlingsbekämpfung aus der Luft, Beförderung von Filmmaterial nach Fußballspielen ins Funkhaus und dergl. waren wohl vorhanden, doch es wurden weitere Fühler ausgestreckt, um neue Marktmöglichkeiten auszuloten. Hubschrauber-seminare wurden ins Leben gerufen. Sie wurden in regelmäßigen Abständen abgehalten. Nationale und internationale Gäste, die in der Fliegerei Rang und Namen hatten, wurden eingeladen. Der Wunsch, nach langer Zeit wieder unter seinesgleichen zu sein, war groß. Und es kamen viele: aus Frankreich, England, Schweden, der Schweiz und aus den USA. Pro Seminar fanden sich zwischen 100 bis 150 Teilnehmer ein. Alte Hasen wie Adolf Galland und Ludwig Hofmann fanden sich ebenso ein wie Sergei Sikorsky und sein Vater Igor, um nur einige zu nennen. Letzterer kam per Hubschrauber und wurde mit einem Blumenstrauß empfangen.

Soweit die Ära Hummerich, wie ich sie erlebt habe. Eine interessante Zeit, in der Tat.

Anfang der 60er Jahre übernahm die Kasseler Firma Henschel den Flugbetrieb für eigene Zwecke.
Eine Notiz noch am Rande. Anfang der 60er Jahre initiierte Otto Rietdorf auf dem Nachbarflugplatz Niedermendig die ersten deutschen Hubschrauber-Meisterschaften.

Für Einzelheiten stehe ich selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Frdl. Gruß
Karin
 

Airbasti

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hummerich !

hallo ! ich komme auch aus dem kreis und suche auch ein paar infos und gute daten zum hummerich ! bin dort zwar nur mit modell segler unterwegs aber der hang fasziniert mich einfach !! allein durch die fantastische geschichte ist es ein atemberaubendes gefühl dort oben zu stehen ! so jetzt meine erste frage : in welche richtung lässt es sich am besten segeln ?? richtung plaid runter oder mehr richtung fressenhöfe ?? und wie sieht es aus richtug kruft ?? über eine nette antwort würde ich mich sehr freuen !






:)
 
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