Bleiente
Alien
Hier ein sehr interessanter Artikel aus der "Märkischen Allgemeinen" in dem es um die Waffenlieferungen (teilweise mit Flugzeugen) in das damalige "sozialistische Bruderland" geht:
Ironie des Schicksals oder doch eine Art von Rache ?
Dies späteren Hilfsflüge gegen die Hungersnot erscheinen so in einem anderen Licht, ebenso die "Hilfs-Konkurenz" aus dem Westen mit denen man dann wohl auch Seite an Seite geflogen ist.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10934062/492531/.... Ein viel zu früh verstorbener Hoffnungsträger also, der den sozialistischen Traum gerettet hätte? So lautet jedenfalls der Mythos, der sich bis heute um den 1978 bei einem mysteriösen Hubschrauberabsturz in der Wüste Libyens zu Tode gekommen Lamberz rankt.
Manche Fakten sprechen allerdings eine andere Sprache. Lamberz hat den kommunistischen Ex-Diktator Mengistu Haile Mariam, der verantwortlich für den Völkermord an mehreren zehntausend Menschen ist, mit Waffen versorgt. Mengistu, der von den Äthiopiern noch heute, 16 Jahre nach dem Ende seiner Herrschaft, "Schlächter von Addis" genannt wird, stürzt im September 1974 den feudalis tisch herrschenden Kaiser Haile Selassie vom Thron. Im Februar 1977 übernimmt er die drei wichtigsten Ämter im Staat: Er ist nun Staatsoberhaupt, Ministerpräsident und Oberkommandant der äthiopischen Streitkräfte in einer Person.
Im November ordnet der Diktator eine große "Säuberungsaktion" an, der zahllose politische Gegner zum Opfer fallen. ... Möglich war all das nicht zuletzt durch die Unterstützung von Werner Lamberz.
Lamberz lässt es sich nicht nehmen, am 11. Februar 1977 höchstpersönlich nach Äthiopien zu fliegen, um Mengistu Haile Mariam zur Machtergreifung zu gratulieren. .... Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Addis Abeba rührt Werner Lamberz bei den Genossen inner- und außerhalb der DDR die Werbetrommel für ein verstärktes Engagement in Äthiopien. ..... Auch das Politbüro kann sich Lamberz’ Begeisterung für den äthiopischen Diktator nicht entziehen. Es ist das zweifelhafte Verdienst von Werner Lamberz, dass Erich Honecker seinem kubanischen Amtskollegen (Anmerk: gemeint ist Fidel Castro) am 3. April 1977 berichten kann, dass bereits "vier Flugzeuge mit Waffenlieferungen der DDR" in Äthiopien eingetroffen seien. Darüber hinaus habe ein Vertreter des Ministeriums für Staatssicherheit mit Mengistu vereinbart, weiteres "Kriegsmaterial und Militärkader" zur Verfügung zu stellen.
Aus Sicht der SED sind die Waffenlieferungen aber nicht nur eine selbstlose Solidaritätsaktion mit einem sozialistischen Bruderstaat, sondern eine günstige Gelegenheit, die massiven Probleme im eigenen Land in den Griff zu bekommen. Anfang 1977 muss die DDR-Führung wieder einmal feststellen, dass sich die ökonomische Realität anders entwickelt hat als im Volkswirtschaftsplan vorgesehen. Es fehlen stolze 3,7 Milliarden DDR-Mark, die irgendwie wieder hereingeholt werden müssen. .... Pünktlich zur Politbürositzung am 28. Juni ist er wieder zurück – im Gepäck ein Handelsprotokoll, in dem Mengistu sich verpflichtet hat, in den Jahren 1977 bis 1982 je 5000 Tonnen Kaffee zu liefern. Weitere 5000 Tonnen sollen im Tausch gegen Waffen und militärische Güter aus der DDR bereitgestellt werden. Lamberz’ Verhandlungserfolg wird begeistert gefeiert, hatte man angesichts der von Schalck vorgeschlagenen Radikalkur doch schon mit einem zweiten 17. Juni gerechnet. .... Am 7. Juli 1977 schreibt er dem in der Sommerfrische weilenden Honecker einen Brief, in dem er von weiteren Waffen- und Kaffeelieferungen berichtet: "Alle Schiffe sind aus dem Rostocker Hafen mit den vertraglich festgelegten Lkw W50 und einem Teil der nichtzivilen Güter ausgelaufen. Der Transport nichtziviler Güter auf dem Luftwege erfolgt normal. Rückstände in der Lieferung militärischer Güter unsererseits (Stahlhelme und Munition) werden wir mit Heinz Keßler (von 1967-78 Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabs der Nationalen Volksarmee, d. Red.) klären. ....
Ironie des Schicksals oder doch eine Art von Rache ?
Lamberz’ Versuche, die Ostdeutschen von "Erichs Krönung", wie der Mischkaffee im Volksmund bald genannt wird, zu überzeugen, sind weniger erfolgreich als seine Waffengeschäfte mit Äthiopien. Die zentralen Beschwerdestellen der DDR werden allein in der zweiten Hälfte des Jahres 1977 mit 14 000 Briefen bombardiert, in denen die Bevölkerung ihrem Ärger Luft macht. So hieß es beispielsweise aus Weißenfels: "Meiner Meinung nach kann es nicht im Interesse der Beschlüsse des IX. Parteitages der SED sein, auf eine solche Art das Lebensniveau der Bürger zu erhöhen. Außerdem vermisse ich auf Ihrer Packung die genaue Angabe der Rezeptur."
Dies späteren Hilfsflüge gegen die Hungersnot erscheinen so in einem anderen Licht, ebenso die "Hilfs-Konkurenz" aus dem Westen mit denen man dann wohl auch Seite an Seite geflogen ist.
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