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Flugplatz-Chef fristlos entlassen
VON FRANK KIRSCHSTEIN
Rhein-Kreis/Mönchengladbach Bei der Gesellschafterversammlung war das Klima bereits eisig, was dann folgte jedoch war ein Eklat: Christoph Blume, Chef des Düsseldorfer Flughafens, forderte seinen Mönchengladbacher Amtskollegen Hans-Joachim Peters auf, Büroschlüssel und Dienstwagen abzugeben. Wenig später wurden auf Veranlassung des Flughafens Düsseldorf die Schlösser zu Peters Bürotür ausgetauscht und von der Mitarbeiterin des Geschäftsführers die während der Sitzung zuvor fürs Protokoll aufgezeichneten Tonbandmitschnitte einkassiert.
Der Hintergrund der Aktion: Als Mehrheitsgesellschafter des Flughafens Mönchengladbach hatte die Flughafen Düsseldorf GmbH gegenüber FMG-Geschäftsführer Hans-Joachim Peters eine fristlose Kündigung ausgesprochen. Wenig später wurde beim Amtsgericht Mönchengladbach die Bestellung eines so genannten Notgeschäftsführers beantragt. Der Airport Düsseldorf begründet seinen Schritt mit der Weigerung Peters, einen - aus Düsseldorfer Sicht - eigenmächtig gestellten Antrag auf Verlängerung der bestehenden Start- und Landebahn von 1200 auf 1850 Meter zurückzuziehen (die NGZ berichtete).
„Eine Unverschämtheit. Herr Peters wurde behandelt wie ein Verbrecher“, Friedhelm Kirchhartz, Vorsitzender des FMG-Aufsichtsrates und Vorstandsvorsitzender der Niederrheinischen Versorgung und Verkehr AG (NVV), die knapp 30 Prozent der Anteile an der FMG hält, tobte angesichts des Vorgehens der Düsseldorfer. Weder die Kündigung von Peters noch den verhinderten Zutritt zu dessen Büroräumen will Kirchhartz akzeptieren: „Wir sind der Auffassung, dass Herr Peters nach wie vor im Amt ist.“
Rhein-Kreis Neuss
„Menschlich inakzeptabel“
Die NVV glaubt, dass für eine Entlassung des Geschäftsführers eine Zweidrittelmehrheit nötig ist, die es in der Gesellschafterversammlung jedoch nicht gegeben habe. Die Mönchengladbacher Seite will deshalb juristisch gegen die Flughafen Düsseldorf GmbH vorgehen. Die Verantwortlichen in der Landeshauptstadt sehen dem offenbar gelassen entgegen: „Wir sahen uns zu diesem Schritt gezwungen, da Herr Peters alle vorangegangenen Weisungen ignorierte und nach wie vor nicht bereit war, den Antrag zurückzuziehen“, erklärt der Düsseldorfer Flughafen-Geschäftsführer Thomas Schnalke. Peters habe sich nicht über die Rechtsfolgen seines Handelns informiert und sei so zu Fehleinschätzungen gekommen: „Die Kündigung war alternativlos.“
Letztlich habe dem Flughafen Düsseldorf das Vertrauen in die Geschäftsführung der FMG gefehlt. „Das von der NVV unterstützte Vorgehen von Herrn Peters stellt eindeutig einen Verstoß gegen den Gesellschaftsvertrag dar“, so Schnalke, der auf dem Standpunkt steht, dass Peters angesichts der drohenden Ablehnung für eine neue 2320-Meter-Piste bei einem Neuantrag die Zustimmung der FMG-Gesellschafterversammlung benötigt hätte.
„Ein neuer Planfeststellungsantrag hätte sich mit den Argumenten der Bezirksregierung auseinandersetzen müssen, um Erfolgsaussichten zu haben“, erklärt Schnalke. Handlungsdruck, wie er aus Mönchengladbach unterstellt werde, habe es angesichts einer von der Bezirksregierung für eine Stellungnahme der FMG gesetzten Frist bis zum 26. September nicht gegeben.
Aus Mönchengladbacher Sicht stellt sich das anders dar: Ohne längere Bahn sei der Flugplatz zum Scheitern verurteilt. Das Planfeststellungsverfahren zur Verlängerung der Start- und Landebahn sei, so Kirchhartz, eine „zwingende und notwendige Konsequenz, um für die Zukunft die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb zu schaffen“. Bereits Anfang Oktober 2006 habe es beim Flughafen „MGL“ Überlegungen für eine Bahnverlängerung auf 1850 Meter gegeben, worüber die Düsseldorfer Seite informiert gewesen sei. Auch der Bezirksregierung seien die Alternativplanungen bekannt gewesen.