Jetzt wirds schaukelig
Der Leistungshebel kann nun erst mal bleiben wo er ist. Ich bekomme Arbeit für die rechte Hand, darf nun den Stick übernehmen.
Der Fluglehrer hat schon vor dem Start gewarnt: Es geht hier nicht um Zentimeter, sondern um Millimeter. Die Hand liegt auf dem Knie, damit sie eine Stütze hat. Schon eine Bewegung aus dem Handgelenk ist für den Hubschrauber zu viel. Aus den Fingerspitzen sollen die Steuerimpulse kommen. Der Mann hat Recht! Selbst meine zaghaften Versuche sind schon ziemlich heftig – obwohl ich vom Modellbau eigentlich an Feinfühligkeit gewöhnt bin. Gefühl bekommt eine ganz neue Bedeutung!
Der Hubschrauber schaukelt immer wieder nach rechts und nach links. Wackelnd und schaukelnd versuche ich, die Kiste wenigstens einigermaßen gerade und auf Kurs zu halten. Es klappt anfangs mehr schlecht als recht. Die Richtung stimmt, aber wir schaukeln. Die Fingerspitzen sind immer noch zu viel. Fast habe ich das Gefühl, es reicht schon, „rechts“ oder „links“ zu denken.
Gleichzeitig muss immer ein gewisser Druck nach vorne auf den Stick ausgeübt werden. Gerade soviel, dass wir die Höhe halten. Kommt der Knüppel einen Millimeter zu weit nach hinten, steigt die Kiste, geht er einen Tick zu weit vor, verlieren wir Höhe und nehmen zusätzliche Fahrt auf.
Nun dürfen die Fingerspitzen leicht nach rechts drücken. Wir leiten eine Kurve ein. Auch hier geht es nur um minimale Steuerimpulse. Ein bisschen mehr als zum Geradehalten darf es aber schon sein. Fast habe ich mich schon an zu zaghaft gewöhnt.
Wir ziehen nun immer mal wieder ein Paar Kurven. Links – rechts – und wieder andersrum. Nach gut 35 Minuten Schaukelei habe ich fast schon etwas Mitleid mit dem ar-men Kerl neben mir, der das erleiden und erdulden muss. Aber ich bin ja sicher nicht der Erste, der den Hubschrauber zum Wackeln bringt.