von Anatol Johansen
Die amerikanische Northrop Grumman Corporation entwickelt einen vollautomatischen Kampfjet für den Einsatz auf Flugzeugträgern: Das unbemannte Flugzeug soll computergesteuert starten, ein fernes Ziel mit Raketen angreifen und selbständig wieder auf dem Mutterschiff landen können.
Zwei sogenannte Demonstratoren des unbemannten Flugzeugs sind derzeit im Bau. Dabei wird jede der beiden X-47B knapp zehn Meter lang und breit sein und knapp drei Tonnen wiegen. Damit erreichen diese unbemannten Maschinen durchaus die Ausmaße bemannter Kampfjets. Die Flügelvorderkante der X-47B wird um 55 Grad nach hinten geschwenkt sein, die Flügelhinterkante um 35 Grad nach vorn. Die Tragflächen des Fliegers werden faltbar sein, so dass die X-47B auch innerhalb des Flugzeugträgers auf kleinstem Platz geparkt werden kann.
Die Flugzeugzelle wird komplett aus Kohlenstoff-Faserverbundwerkstoff (Carbon) hergestellt. Sie kommt von der Firma Scaled Composites (Mojave, Kalifornien), die auch jene Carbon-Flugzeuge fertigt, mit denen schon im kommenden Jahr Touristen erstmals kurzzeitig auf mehr als 100 Kilometer Höhe aufsteigen und damit den Weltraum erreichen sollen. Die Avionik für die X-47B liefert die BAE Systems Platform Solutions (Johnson City, New York), der Antrieb, ein Turbofan-Triebwerk des Typs F100-PW-220, stammt von Pratt & Whitney Canada.
Northrop Grumman hatte den 636-Millionen-Dollar-Auftrag für die Entwicklung des ersten vollautomatischen, unbemannten Trägerflugzeugs vor zwei Jahren von der US-Navy erhalten. Sie konnte dabei auf eine Vorentwicklung eines landgestützten unbemannten Kampfflugzeugs zurückgreifen, das unter der Bezeichnung X-47A seit 2001 für 809 Millionen Dollar entwickelt, dann aber nicht bis zur Einsatzreife gebracht worden war.
Jetzt wird aus der X-47A die X-47B. Die erste ist inzwischen fertiggestellt und soll im November dieses Jahres die Flugversuche aufnehmen - allerdings noch nicht auf See, sondern auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien. Sechs bis acht Monate lang will man dort Testflüge durchführen. Daran anschließen werden sich weitere Überprüfungen auf der Naval Air Station Patuxent River (Maryland) und der Naval Air Engineering Station in Lakehurst (New York). 2011 kommt dann die Probe aufs Exempel. Von den nuklear angetriebenen US-Flugzeugträgern Harry S. Truman (90 000 Tonnen, 300 Meter Länge) und dem Schwesterschiff Dwight D. Eisenhower soll die X-47B erstmals starten und dort auch selbstständig wieder landen.
Die Vorteile der unbemannten Kampfmaschinen wären groß. Sie könnten den bemannten Träger-Flugzeugen in einigen Bereichen durchaus den Rang ablaufen. So können sie erheblich länger in der Luft bleiben und auch in weiterer Entfernung von ihren Flugzeugträgern eingesetzt werden. Vorteil: Die atomar angetriebenen US-Flugzeugträger der Nimitz-Klasse - die größten Kriegsschiffe der Welt, Stückpreis etwa vier Milliarden Dollar - könnten künftig gefährliche Ziele der Gegenseite schon über größere Distanzen hinweg angreifen, ohne selbst unmittelbar in die Gefahrenzone laufen zu müssen.
Man sei zuversichtlich, mit Auftanken in der Luft bis zu 50 Flugstunden (pro Einsatz) aus der Maschine herausholen zu können, heißt es bei der Herstellerfirma Northrop Grumman. Einem Piloten im engen Cockpit einer Kampfmaschine können dagegen kaum mehr als zwölf Stunden zugemutet werden. Auch das Warten und Instandhalten der X-47B sei leichter und schneller zu bewerkstelligen als bei den bisherigen, bemannten Jagdbombern, meint jetzt die Herstellerfirma.