Die Lagerhalle hatte an beiden Stirnseiten große Tore, die ein Durchfahren mit dem W50 ermöglichten. Die mittlere Spur war eigentlich immer freizuhalten (alle, die gedient haben, kennen sicherlich noch die weißen Markierungen auf dem grauen Fußboden, die Stellflächen von Fahrbereichen abtrennten). In diesem Gebäude wurden vor allem Raketenkisten gelagert. Für die grauen Holzkisten mit R-60 kann ich mich noch verbürgen, denn sie stapelten sich auf der Seite rechts/östlich der Durchfahrtsgasse. Diese Rakete war unser erklärter Liebling: leicht, wartungsarm, ja, man kann sagen wartungsfrei. Sie mußte nicht getestet werden. Einzig ein Silicagel-Tütchen mußte von Zeit zu Zeit gewechselt werden, um die Feuchtigkeit von ihr fernzuhalten. Erfreulicherweise mußte dazu nicht einmal der Deckel entfernt werden, denn es gab an der Stirnseite eine kleine Blechklappe mit einem Federmechanismus, hinter der sich dieser ziemlich kleine Beutel befand. Nebenbei waren wir schon an der Uffz.-Schule in Bad Düben von dieser Rakete beieindruckt (ob ihrer Überlastverträglichkeit), ohne sie je gesehen zu haben, bevor es nach Peenemünde ging. Und nun werde ich unsicher: Waren dort in der Lagerhalle auch die R-3S gelagert? Ich glaube, das wechselte immer mal. Vor allem muß dort auch der kleine Konvoi mit den Transportwagen für die Schreiberraketen gestanden haben. Es gab Schreiberraketenvarianten für die R-3S, die R-60 und die R-23 beider Versionen (korrigiert mich bitte, wenn ich mich hierin irre, denn die "Staffelknechte" haben sie ja zu Flugdienstbeginn entgegengenommen). Gezogen wurden diese Wagen (die darauf befindlichen Raketen waren bei jedem Wetter mit einer regendichten Plane abgedeckt) eigentlich immer von einem W50. Das Problem bestand darin, daß man mehrere (ich weiß gar nicht mehr wieviele hintereinander gekoppelt werden durften) dieser Transportwagen um einige enge Kurvenradien zu bewegen hatte - und sie ziemlich "ausgelassen" hinterherjuckelten (und das schon bei Schrittgeschwindigkeit. Wir waren auch die einzigen LKWs, die die Wasserdurchfahrt NICHT benutzen mußten
). Für die Zustellung der Schreiberraketen war unser eigenes DHS zuständig, das für eine Woche vergattert war und aus den anderen Diensten weitestgehend herausgehalten wurde (also an Flugtagen). Dafür mußten die beiden (der Fahrer des LKW und der Raketentechniker) aber - was für uns ungewöhnlich war - zu spätnächtlichem Flugdienstende noch mal raus auf den Platz. Bei DHS-Start hätten wir "scharfen" Nachschub zum Platz bringen müssen, aber zu meiner Zeit gab es dazu keine Veranlassung, weil die "Besucher" es nie darauf anlegten. Zu diesem Zweck war ein schönes, großes Funkgerät immer in unserem Fahrerhaus untergebracht. Die großen R-23 wurden in der Lagerhalle, aber auch in der großen Halle (Gebäude 4) aufbewahrt. Scharfe Raketen waren bei uns - außer wenn sie geprüft wurden - eigentlich immer in Kisten verpackt (Ölpapier und derber Foliensack; manchmal waren die Raketen nach erfolgter Farbgebung zu frisch ins Ölpapier eingeschlagen worden, sodaß selbst dieses daran kleben blieb. Schön für Vorführungen, weil wir dann die schönsten, also schneeweißen heraussuchen mußten: Kiste auf, Folie ab, Ölpapier ab, verdammt, eine verklebte, alles wieder in umgekehrter Reihenfolge eingepackt, und die nächste bitte - das Gewicht dieser Rakete kann jeder nachlesen ...). Der "erste Schuß" lag oder hing ja immer "greifbar" bei den Flugzeugen. Bei Alarm wären dann die Kistendeckel bei uns "weggeflogen", aber ansonsten wurden die Raketen eigentlich immer schön sorgfältig aufbewahrt.
Der von nobse24 gezeigte kleine Bunker beinhaltete R-3S-Kisten, aber da bin ich nicht mehr so sicher, weil ich nicht zu dem Trupp gehörte, der sich darum zu kümmern hatte. Da gingen auch die Truppangehörigen nur selten rein. Der kleine Schuppen - :?! Munition (gleich welcher Art) war da wohl nicht drin, aber was genau, weiß ich auch nicht mehr. Das wesentlich Interessantere war nicht IM, sondern NEBEN/HINTER diesem kleinen Gebäude. Zu meiner Zeit stand dort eine Nachbildung einer ALCM, die wohl mal als Anschauungsmodell benutzt worden war (mir ist allerdings unbegreiflich, warum das Ding den Flugzeugführern als "Bodenziel" dienen sollte, wo doch wohl kaum im Westen diese Cruise Missiles auf Air Bases herumstanden :D ).
In meinem Gedächtnis gibt es Unsicherheiten (schade, daß hier keiner aus meiner Truppe mitliest und ergänzt, berichtigt oder klarstellt), sodaß ich keine Gewähr für alle Angaben übernehmen kann. Seht es mir bitte nach.