Noch ein paar Bemerkungen zu dem von "beistrich" verlinkten Interview mit Kosmonaut Oleg Kotov:
Leider erzählt Kotov in diesem Interview im zweiten Teil auch einigen Stuss:
Zu den Rettungssystemen behauptet er, dass für die ganze Besatzung Schleudersitze vorgesehen waren, und dass die Crewmitglieder auf dem Mitteldeck seitwärts rausgeschossen worden wären. Mit Verlaub, aber das ist Unsinn.
Tatsache ist, dass die sowjetische Raumfähre, ähnlich wie das Shuttle, für die ersten bemannten Testflüge mit zwei Mann Besatzung geflogen wäre, die auf K-36RB Schleudersitzen gesessen hätten. Es sollen auch Testflüge mit vier Mann Besatzung geplant gewesen sein. Dabei wären die Schleudersitze der beiden zusätzlichen Crewmitglieder ganz vorne auf dem Mitteldeck eingebaut worden und hätten dann bei einem Notfall durch zwei Luken ausgeschossen werden sollen, die sich vor den Cockpitfenstern befinden sollten. Allerdings sind weder auf Zeichnungen, noch auf Fotos der verschiedenen Orbiter in den unterschiedlichen Bauzuständen, an der entsprechenden Stelle vor den Fenstern Luken zu sehen.
Sobald die Besatzungen nach den Testflügen aufgestockt worden wären, war geplant, ähnlich wie beim Shuttle, die Schleudersitze auszubauen und normale, leichtere Sitze für alle einzubauen.
Weiter behauptet Kotov, dass Buran, bzw. dessen Hitzeschutzkacheln, beim Start nicht durch herabfallende Schaumstoffisolation gefährdet gewesen wäre, weil er nicht auf einem Tank, sondern auf einer Rakete befestigt war, und diese Rakete keine Aussenisolation und nur ganz wenig Innenisolation benötigte, weil die Haupttriebwerke eben nicht am Orbiter sondern an der Rakete befestigt waren. Was soll denn das für 'ne Logik sein?
Grundsätzlich war auch der Blok Z der Energija ein grosser Tank (bzw. zwei Tanks) mit vier Triebwerken unten dran. Die RD-0120 Triebwerke wurden, ebenso wie die Shuttle SSMEs, mit kryogenen Treibstoffen LH2 (Flüssigwasserstoff) und LOX (Flüssigsauerstoff) betrieben. Diese mussten tiefgekühlt gehalten werden und zudem bestand die Gefahr von Eisbildung auf der nackten Metallhaut. Aus deisen Gründen brauchte es eine Aussenisolation. Tatsächlich war der Blok Z komplett mit einer Polyurethan Schaumstoffisolation überzogen, die ganz ähnlich aufgesprüht wurde, wie beim Shuttle. Zudem war an einigen Stellen ein ablativer Hitzeschutz angebracht, als Schutz gegen die kleinen Trennraketen der Blok A Booster und gegen die aerodynamische Schockwelle, die sich mit zunehmender Geschwindigkeit beim Aufstieg zwischen Orbiter und Blok Z bildete.
Urspünglich wollte man auf die Isolation an der Spitze des LOX-Tanks verzichten. Da man aber befürchtete, dass sich dort bildendes Eis abfallen und den Hitzeschild des Orbiters beschädigen könnte, hat man auch die Spitze komplett mit Schaumstoff überzogen.
Beim Space Shuttle ist ja beim Start herabfallender Schaumstoff, der den Hitzeschutz beschädigen könnte, spätestens nach dem Absturz der Columbia zu einem der grössten Risiken geworden. Ob dies auch bei Energija/Buran ein Risiko gewesen wäre, weiss man nicht, weil dies damals noch nicht im Zentrum des Interesses stand und man sich des Ausmasses der möglichen Probleme nicht bewusst war. Auch bei den Amis übrigens damals noch nicht.
Beschädigungen an den Hitzeschutzkacheln von Buran nach dessen unbemanntem und einzigem Flug wurden jedenfalls von der Energija und dem Startturm herabfallendem Eis zugeschrieben, aber nicht Schaumstoffstücken.