Genau - und hier das Ganze nochmal in Langfassung:
Im Ersten Weltkrieg waren Flugzeuge erstmals der Gefahr ausgesetzt, von der Infanterie mit Gewehren beschossen zu werden. Da kam man auf die Idee, schön große und gut sichtbare Hoheitsabzeichen einzuführen, um feindliche und freundliche Flugzeuge unterscheiden zu können.
Die Briten hatten anfangs den 'Union Jack' auf den Rumpfseiten, aber der war auf größere Distanz nur noch schlecht als solcher zu erkennen. Die Kokarde in den Landesfarben (Frankreichs und Großbritanniens) bot sich den Alliierten als augenfälliges Emblem an. Vielleicht waren ja Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge ein Ideengeber. Die Kokarde gab es in Frankreich ja auch schon als Abzeichen der Jakobiner während der frz. Revolution. Diese dreifarbige gekräuselte Kokarde hat dort jemanden an einen Hahnenkamm erinnert, darum coq -> cocarde (dt. Kokarde).
Die Franzosen haben also die Kokarde in ihren Nationalfarben rot-weiß-blau verwendet. Warum? Rot und Blau waren die Wappenfarben der Stadt Paris, und Weiß die Farbe des bourbonischen Königshauses. Et voilà!
Die Briten haben die Kokarde übernommen und einfach die Farben umgedreht. Et voilà. Denn die britische Flagge hat ja die gleichen Farben: Rot und Weiß aus der englischen Flagge (das ist die Flagge der Georgsritter, und St. Georg ist ja der englische Landesschutzpatron) und Blau und Weiß aus der schottischen Flagge (mit dem Andreaskreuz nach dem Apostel Andreas, der einem schottischen Heerführer einst im Schlaf erschien, und am morgen danach durch die gekreuzten Wolkenstreifen am blauen Himmel ein Zeichen gegeben haben soll).
Und jetzt endlich zu deiner Frage: die Heckmarkierung aus rot-weiß-blauen Längsstreifen bei den britischen (umgekehrte Folge bei den französischen) Flugzeugen diente ebenfalls der Identifizierung, und zwar auch aus Perspektiven, in denen die übrigen Hoheitsabzeichen nicht deutlich zu erkennen waren. Lange Zeit bedeckten diese Streifen das komplette Seitenruder der Flugzeuge, wo es bei den Franzosen immer noch sitzt.
Die Briten haben die Heckmarkierung um 1939 herum auf den vorderen Bereich der Seitenflosse vorgerückt, auch deshalb, weil seine übergroße Signalwirkung mit dem neu eingeführten Zwei-Farb-Tarnanstrich (grün-braun bzw. grau-grün) und seiner beabsichtigten Tarnwirkung im Widerspruch stand. So begann die Entwicklung von einem möglichst großen "Warn"-zeichen zu einem möglichst kleinen "Tarn"-Zeichen.